Kapitel 21 : Die Schuldtragende

Schweigend gehen Alina und ich nebeneinander, in die Richtung unseres Schlafplatz's. Wir tragen wieder unsere grauen Kleider und haben unsere Decke auf dem Arm. Der Boden ist von dem Rrgen total matschig und nass. Ständig spritzt matsch hoch und mein graues Kleid fängt an unten braun zu werden.

Die Erinnerungen an gestern Abend kreisen immer noch in meinen Gedanken. Judith ist vorhin wieder gekommen. Sie sah so erschöpft aus. Die Strafen zu ertragen ist schon schwer, aber wenn man ein Kind hat ist es bestimmt noch schwerer.

Die Trompete ertönt und ich und Alina legen einen Zahn zu. Wir sind schon kurz vor unserem Schlafplatz angekommen, da erkenne ich plötzlich 5 Menschen, die dort stehen. Zuerst überlege ich, ob es Offiziersmänner sind, aber je näher wir kommen, desto deutlicher werden die grauen Klamotten. Das sind unsere Freunde.

Voller Freude laufe ich los und schmeiße meine Decke auf die nächstgelegene trockene Stelle. Cole sieht mich und läuft ebenfalls los, bis wir uns in die Arme laufen. Er ist total durchnässt und meine Kleidung fängt an seine nässe aufzusaugen, aber das stört mich gerade wenig. Vorsichtig streicht er über meine Haare. Im Hintergrund höre ich Alina mit den anderen reden und erklärt ihnen, wo wir waren.

Ich hebe meinen Kopf und schaue in Coles grüne Augen, aus denen ich Besorgnis ablesen kann. "Ich dachte dir ist etwas passiert.", beginnt er zu sprechen und streicht eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Ich schüttele meinen Kopf. "Nein, mir geht es gut. Judith hat uns unterkommen lassen." Er gibt mir einen behutsamen Kuss auf die Stirn.

Die anderen machen sich auf zur Scheune und wir beide folgen ihnen.

Die Türen der Scheune sind wieder offen, was aber nicht der Grund ist, warum diese mir so fremd vorkommt. Der Regen scheint die Scheune echt mitgenommen zu haben, denn sie sieht heruntergekommener aus, als vorher. Die gelbe-beige Farbe, die dem Boden sehr ähnelt, ist an manchen Stellen gar nicht mehr auffindbar.

Die Scheune scheint auch ein paar Löcher in der Decke zu haben, da der Boden hier drin ebenfalls nass ist und die Bänke und Tische ein paar nasse Flecke aufweisen. Leider ist das Brot allerdings genauso trocken wie sonst auch.

Gemeinsam sitzen wir am Tisch mit unseren Broten und unserem Becher Wasser. Es ist schon lange her, dass wir alle gemeinsam gefrühstückt haben, weil sonst irgendwer immer einer eine Strafe bekommen hat.

"Ey, ihr da!" ruft ein Wachman, der gerade auf unseren Tisch zukommt. Ich wollte gerade mein letztes Stück Brot essen, doch ich lege es zurück auf den Teller. Wir schauen uns alle fragend an, bis wir den Mann erwartungsvoll anschauen. "Ihr werdet heute die Scheune streichen!", bestimmt der Mann. "Wir? Warum?", hakt Alina nach. "Frag nicht so dumm und nehmt es einfach hin.", erwidert er und zeigt auf zwei Männer vor dem Eingang. "Geht gleich zu den Männern. Die werden euch die Farbe und Pinsel geben." Schnurstraks dreht er sich um und verschwindet wieder.

"Ernsthaft? Die Scheune streichen? Können die selbst das nicht selber machen?", fragt Dennis in die Runde und beißt wütend von seinem Brot ab. "Aber was ist mit unseren Stoffen? Müssen wir dann weniger machen?", erkundigt sich Jennifer, doch wir alle zucken mit den Schultern. "Ich denke nicht, dass wir dafür weniger machen müssen, sondern genauso viel, wie die anderen. So eine ähnliche Situation hatte ich schon mal und... und es wurde trotzdem keine Rücksicht genommen.", erzähle ich, während ich an die Situation zurück denke, die sich vor ein paar Wochen abgespielt hat. "Das ist total unfair!", protestiert Jennifer. "Nichts hier ist fair.", sage ich monoton und kaue auf meinem letzten Stück Brot herum. Mein Blick ist geradeaus gerichtet, wobei ich Leonie mit ihrer Gruppe entdecke. Neben ihr sitzt das andere blonde Mädchen aus der Gruppe, welche allerdings ein großes blaues Auge hervorweißt. Eine Gänsehaut überkommt mich, wenn ich daran denke, was man mit ihr wahrscheinlich angestellt hat. Leonie daneben scheint sich kein Stück für den Zustand ihrer Freundin zu interessieren, da sie mit den anderen an ihrem Tisch fröhlich vor sich hin lacht. Was gibt es in Mountry so freudiges zu bereden?

"Wollen wir dann mal?", fragt Cole, als wir alle aufgegessen haben. Gemeinsam stehen wir von den Bänken auf, bringen unser Geschirr auf den dafür vorgesehenen Tisch, ehe wir uns zu den Männern stellen, auf die der Wachmann vorhin gezeigt hat. Die anderen Leute ziehen an uns vorbei und machen sich auf den weg zu ihrer Arbeitsstelle.

"Seit ihr die Gruppe, die die Scheune streichen soll?", fragt einer der beiden Männer. Er ist breit gebaut, trägt eine Sonnenbrille und hat ein paar Bartstoppel an seinem Kinn. "Ja.", antwortet Dennis. Irgendwas erzählt der Typ, doch ich höre nicht genau hin, weil ich zu beschäftigt bin, ihn zu mustern. Ich glaube er ist neu. Er hat erst zwei Abzeichen, die auch noch total glänzen. Außerdem wippt er auf seinen Füßen von vorne nach hinten während er redet. "...und deshalb solltet ihr präzise arbeiten. Wenn nicht, dann wisst ihr ja, was euch droht." Der andere, wesentlich dünnere, Offiziersmann schmunzelt, als der breitere seinen Satz beendet hat. Beide Männer treten zur Seite und hinter ihnen, an der Scheune angelehnt, sind Eimer mit gelben Farbe und mehrere Pinsel, in mehreren Formen und Größen. "Ihr habt zwei Stunden Zeit.", verkündet der Mann mit Sonnenbrille und beide Männer gehen etwas weiter weg, aber sind immer noch so nah, dass sie uns beobachten können.

...

"Noch eine Stunde!", ruft der dünnere Mann. Wie, nur noch eine Stunde? Wir haben nicht mal die Hälfte der Vorderseite geschafft, und wir müssen auch noch die linke Seite machen, an denen der Abwasch gemacht wird.

"Verdammte scheiße! Das werden wir nie rechtzeitig schaffen!", flucht Dennis und greift sich durch seine braunen Haare, die ihm mittlerweile schon die Ohren verdecken. "Beruhig dich, Dennis.", versucht Lucy ihn zu beruhigen, , doch Dennnis schaut sie einfach nur wutentbrannt an. "Beruhigen? Wie denn? Sag mir das mal bitte! Wie soll ich mich hier beruigen? Es hat doch eh alles kein Sinn!", schreit Dennis herum, weshalb die Wachmänner um uns herum etwas näher treten. "Lasst uns jetzt alle schnell weitermachen und dann schaffen wir das zusammen. Jetzt zu streiten hilft nicht.", versuche ich die Situation zu schlichten und möchte gerade den Pinsel wieder ansetzen, da sehe ich den mehr als wütenden Dennis, der seinen Finger zu mir ausstreckt. Ein wenig Angst überkommt mir. So hat er mich noch nie angesehen. Sein Brustkorb hebt sich schnell und man kann ihn laut atmen hören. "Du kannst erst recht leise bleiben, hast du mich verstanden?", fährt er mich an. Geschockt sehe ich ihn an. Was ist bloß in ihn gefahren? Klar, die Umstände hier sind nicht die tollsten und sie verändern uns, aber dann muss er nicht mit mir so reden. "Dennis, bitte...", spricht Cole mit ruhiger Stimme und tritt mir zur Seite. "Was Cole? Was, bitte? Ich glaube, wir haben alle den selben Gedanken, nicht wahr?", fragt Dennis in die Runde und schaut jeden an, doch keiner rührt sich. Dennis schüttelt den Kopf und lacht auf, bis er mich wieder fixiert. "Du bist es, Madeline, weshalb wir überhaupt hier sind. Wegen dir müssen wir uns das alles antun. Du bist Schuld daran, dass wir hier drin stecken und unser Leben im Arsch ist!", schreit er mich an. Geschockt schauen die anderen fünf abwechselnd zwischen mir und Dennis hin und her. Bitte, was? "Meine Schuld?", spreche ich unglaubwürdig, "Dennis, das ist lächerlich. Wie kommst du bitte auf diesen scheiß? Woher sollte ich denn wissen, dass wir verdammt nochmal entführt werden und hier rein gesteckt werden, um zu arbeiten oder bestraft zu werden." Zum Ende hin schreie ich aus frustration, weil ich nicht glauben kann, was hier gerade passiert. Schäbig lacht Dennis wieder bis er anfängt zu reden, "Das vielleicht nicht, aber darf ich dich vielleicht daran erinnern, dass wir wegen dir in dieses verdammte Hotel gegangen sind? Wir wollten alle in ein anderes, aber nein! Madeline wollte unbedingt in dieses, weil es so viel günstiger ist. Nur weil du nicht so viel Geld hast sind wir dahin gegangen und am Ende sind wir hier gelandet. Ohne dich wären wir schon längst wieder zurück in Deutschland und würden unser normales Leben leben." Ja, wir sind wegen mir in dieses Hotel gegangen, doch ist es wirklich nun meine Schuld, dass wir hier sind? "Dennis, es reicht!", bestimmt Cole, doch Dennis hört nicht auf ihn. "Warum denn, Cole? Es ist doch die Wahrheit und wir alle haben das selbe Gedacht, oder?" Dennis guckt erneut jeden an und ich verfolge deren Blicke, die sich allerdings auf den Boden richten. Alle Sicherungen brennen bei mir durch. Das kann doch gerade nicht deren scheiß ernst sein. Bin ich wirklich daran Schuld? Nein. Das ist absurd. Wütend werfe ich meinen Pinsel auf den Boden und stampfe rüber zu Dennis, um ihm eine Ansage zu machen, wie dämlich seine Erklärung ist. Jedoch habe ich die Eimer vergessen, die in der Mitte stehen und kippe diese aus versehen um. Erschrocken weiche ich zur Seite, während sich die Farbe auf dem Boden ausbreitet. "Oh oh, hat die Maddy etwa die Farbe umgekippt?", sagt Dennis spöttisch und ich merke schon, wie die Wachmänner auf mich zukommen. Nun bin ich diejenige, die einen wutentbrannten Gesichtsausdruck hat. "Ihr sollt hier konzentriert arbeiten und nicht tollpatschig sein!", ruft der dünnere Mann und richtet seinen Blick auf mich. "Du... Mitnehmen und in Container 3 packen." Unglaubwürdig sehe ich den Mann an. "Ich habe doch nichts schlimmes gemacht...", erwidere ich, während der Mann ganz nah auf mich zukommt, bis er schließlich direkt vor mir steht. "Es geht darum, dass du lernst deine Arbeit ernst zunehmen.", spricht er mit ruhiger, rauer Stimme, die immer noch dominierend klingt. Zwei kräftige Hände packen mich an meinen beiden Armen an und ziehen mich mit sich mit, um mich wieder zu meinem schlimmsten Albtraum zu führen.
———————
Was glaubt ihr? Ist es wirklich die Schuld von Madeline, nur weil sie nicht genug Geld hatte, für das andere Hotel oder? Oder spinnt Dennis?

Ich habe übrigens ein neues Buch veröffentlicht. Es heißt „Die Mitbewohnerkatastrophe". Es würde mich sehr freuen, wenn ihr vorbeischauen würdet. :)

Aber keine Sorge; ich werde Mountry für das andere Buch auf keinen Fall vernachlässigen!!

Übrigens freue ich mich riesig aufs nächste Kapitel skskskss
Bis nächste Woche <3
Bleibt alle gesund!!!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top