Kapitel 20 : Fortschritt
Zwischen all den Offiziersmännern fühle ich mich wie ein kleines Mädchen, die nichts anstellen kann. Getrampel ertönt durch den Flur und der Maestro kommt, umzingelt von drei weiteren Offiziersmännern. Er bleibt vor der Tür stehen, die nach draußen führt.
Gebannt warten wir alle und starren auf die Tür, bis diese von einem Wachmann von außen geöffnet wird. Zuerst kommt nur kühle Luft durch die Tür, doch dann tritt Gordon hinein, dichtgefolgt von fünf Offiziersmännern.
Ich atme auf, als ich erkenne, dass er aussieht wie immer, abgesehen von seinem längeren Bartwuchs, und ihm nichts zugestoßen ist.
Gordon begrüßt seinen Vater und beide tauschen sich aufgeregt aus, bis Gordons Augen durch den großen Flur gleiten und vor der Tür liegen bleiben, die in den Saal führt, denn davor stehe ich.
Von seinen Mundbewegungen kann ich erahnen, dass er sich bei seinem Vater entschuldigt, obwohl dieser noch am reden ist. Verwirrt schaut der Maestro seinem Sohn hinteher, während er mit großen Schritten auf mich zu kommt.
Luftanhaltend starre ich ihm in die Augen, bls er bei mir ankommt, seine Hände zügig um mein Gesicht legt und seine Lippen auf meine legt. Automatisch lege ich meine Hände um seine Hüfte und geniße die wärme seiner Lippen auf meinen.
Ein schüchternes "Hi" entkommt meinen Lippen, als wir mit dem Kuss aufgehört haben.
"Ich habe dich vermisst.", haucht er und streicht mit seinem linken Daumen über meine Lippe, während seine Hände immer noch mein Gesicht umfassen.
Der Druck ihm dasselbe zu erwidern steigt in mir auf, aber im sleben Moment schweifen meine Augen von ihm ab und erblicken die neugierenden Blicke aller Personen in dem Raum.
"Die starren uns alle an.", flüstere ich und lasse meine Hände von ihm sinken.
Gordons rechter Mundwinkel hebt sich und seine Augen funkeln mich an. "Das ist mir egal."
Einen weiteren Kuss gibt er mir auf die Lippen, jedoch nur ein flüchtiger, da er sich schnell zu den anderen umdreht und mein Gesicht loslässt, allerdings nach meiner rechten Hand greift.
"Vielen Dank für den Empfang! Ich muss mich erstmal ein wenig ausruhen und werde in Kürze die wichtigen Informationen weitergeben.", verkündet er laut.
Zügig dreht er sich erneut zu mir um und leuchtet mich mit seinen braunen Augen an. Ein Lächeln verziert seine Lippen, womit er "Wollen wir?" ausspricht.
Nickend bildet sich ebenfalls ein Lächeln auf meinen Lippen und gemeinsam gehen wir die elegante Treppe mit dem roten Teppich hinauf.
Eilig gelangen wir ins Gordons Wohnung, welche er mit großen Augen bretrachtet, während er weiter hineingeht.
"Was ist?", frage ich und überkreuze die Arme vor der Brust.
"Ich habe ehrlich gesagt nicht so eine... Ordnung erwartet."
Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue nach oben. "Wieso dass denn nicht?"
Schulterzuckend geht er auf mich zu. "War nur so ein Gefühl."
Ich lege meine Arme auf seine Schulter und seine Hände berühren meine Taille.
"Wie war's?", möchte ich wissen, wobei ich genau auf seine Körperhaltung achte. Ganz zu meiner Überraschung beginnt er zu grinsen.
"Sehr, sehr gut."
"Und das heißt...?"
Ungeduldig spiele ich mit meinen Finger hinter seinem Hals. Ich hasse es, wenn er nicht direkt mit der Sprache herausrückt.
"Ich habe Kontakte zu Deketiven und FBI Agenten aufgenommen. Aus dem Grund musste ich auch ein paar Tage länger bleiben, hoffe es hat dich nicht zu sehr belastet. Dafür waren die Gespräche sehr erfolgreich.", spricht er voller Zuversicht und streicht mir eine blonde Strähne hinter mein Ohr, die nach vorne gefallen ist. "Wir kommen dem ganzen immer näher."
Seine verlängerte Abwesenheit hat mich zwar nicht begiestert, aber umso mehr erfreue ich mich über die positiven Neuigkeiten, die er mitgebracht hat. Einen flüchtigen Kuss presse ich auf seine Wange, ehe ich mich aus seinem Griff befreie und die Zettel hole, die ich für die Planung in den letzten Tagen gezeigt habe.
Während ich bereits beginne zu erzählen woran ich die letzten Tagen gefeilt habe lege ich die große Karte von Mountry aus, sowie die Namen der Offiziersmänner und die Sektoren in denen sie sich befinden.
Voller Elan zeige ich ihm meinen bisher ausgeklügelten Plan, der aus 3 verschiedenen besteht, da Gordon mir defintiv noch weiter helfen muss. Immerhin kennt er sich viel besser aus mit Mountry.
"... und dann habe ich mich gefragt in wie fern die Notausgänge eventuell hilfreich für uns sein könnten.", beende ich meinen Redefluss und zeige auf die Notausgänge auf der Karte, auf die ich letztens gestoßen bin.
Genaustens sieht Gordon sich die Karte und die ganzen Zettel an, weshalb sich ein paar grübelnde Falten auf seiner Stirn bilden. Dabei beugt er sich mit dem Oberkörper nach vorne und stützt sich mit den Handflächen am Tisch ab.
Nach einigen Sekunden stell er sich wieder Gerade hin und nickt leicht.
"Die Ideen sind generell gut, aber ich würde sagen, dass wir deinen zweiten Plan rausschneiden sollten. Da sehe ich eine sehr große Gefahr, insbesondere durch die zu vielen Dinge dir korrekt laufen müssen. Ich kann dir nie sagen, dass die Personen zu 100% an diesem Tag um diese Uhrzeit an dieser Stelle stehen werden. Wir müssen mit vielen verschiedenen Möglichkeiten ausgehen."
Ich werfe noch einmal einen Blick auf den Plan und Stimme ihm zu.
"Okay, aber an den anderen können wir arbeiten?", frage ich noch einmal um sicherzueghen, dass ich das so richtig verstanden habe.
Gordon nickt erneut und schat mich direkt an. "Damit können wir definitiv etwas anstellen.", erwidert er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Zufrieden lächle ich ebenfalls. Wir einigen uns die sämtlichen Zettel wieder zurückzuräumen, falls jemand unangekündig hereinplatzt.
"Möchtest du etwas essen? Es ist ja erst so früh, da hattest du bestimmt keine Zeit zu frühtsücken, oder?", frage ich besorgt. Als Antwort bekomme ich ein Geräusch von seinem Magen, weshalb wir beide anfangen zu lachen. "Ich kann dir gerne etwas machen."
Einen langen, bedeutesamen Kuss hinterlässt er auf meinen Lippen, ehe ich mich in die Küche bewege, um ihm einen leckeren Yoghurt zuzubereiten.
Währenddessen erzählt er mir von seinen erkundungen in dem neuen Mountry. Anscheinend sind die bauarbeiten da schon voll im Gange, allerdings ist die Umgebung komplett anders im Vergleich zu diesem Mountry.
"In einem Wald?", hake ich noch einmal nach, als ich Gordon sein Essen reiche.
"Ja. Frag mich nicht, was sich mein Vater dabei gedacht hat. Das Klima ist auf jeden Fall anders. Der Unterschied ist halt, dass es dort viel öfter regnet."
Ich starre vor mich hin und überlege, wo es mir lieber wäre. In einem Wald oder in der Wüste? Im Wald würde die Sonne nicht so stark scheinen, aber bei so viel regen ohne Dach kann das sehr unangenehm werden.
"Und was hast du die Tage gemacht?", fragt er mich nach ein paar Sekunden der Stille, in denen er eifrig sein Frühtsück gegessen hat.
"Hm?" Etwas überfordert reiße ich die Augenbrauen nach oben.
"Was du die Tage ohne mich gemacht hast.", wiederholt er seine Frage.
Langsam nicke ich, während ich versuche die passende Antwort zu formen.
Als ich gerade antworten will klopft es an der Tür. Genervt rollen wir beide die Augen und Gordon macht sich auf den Weg die Tür zu öffnen.
Neugierig folge ich ihm um zu sehen, wer sich vor der Tür befindet.
Zuerst erscheint Walter, der Gordon kurz zunickt, bis er einen Schritt zur Seite macht, wodurch ein weiterer Mann zum Vorschein kommt, jedoch mit traditioneller Kleidung eines Offiziermannes.
"Verzeihung, Meister, falls ich Sie störe," beginnt er zu sprechen, wobei sein Blick kurz zu mir wandert, ehe er Gordon wieder ansieht, "aber der Maestro möchte Sie dringend sprechen."
Ich höre Gordon laut ausatmen und er lässt seine Schultern ein wenig hängen. "Na gut."
Bevor er jedoch mit dem Offiziersmann losgeht dreht er sich nochmal zu mir um.
"Ich versuche schnell wieder hierzusein, okay? Tut mir wirklich leid."
"Alles gut.", erwidere ich bloß mit einem schwachen Lächeln.
Liebevoll streicht er mit seiner Hand über meine Wange, bis er schon fortgeht. Dabei lässt er die Tür auf, weshalb ich ihn solange beobachte, bis er so weit in dem Gang ist, dass ich ihn nicht mehr sehen kann.
Nun bin ich diejenige, die laut ausatmet.
"Hast du mit ihm geredet?", erkundigt sich Walter. Fragend sehe ich ihn an. "Über deine Ereignisse in den letzten Tagen."
Niedergeschlagen schüttele ich meinen Kopf und schaue auf den Boden. "Ich wollte es ihm gerade erzählen, aber dann hat es an der Tür geklopft." Ich hebe meinen Kopf wieder an und schaue zu Walter. "Meinst du der Maestro wird ihm davon erzählen?"
Walters mitfühleder Gesichtsausdruck spricht Bände.
"Dann kann ich nichts anderes tun als warten, bis er wiederkommt. Mal wieder." Zügig schließe ich die Tür.
...
Das Geräusch der Tür lässt mich zurück in die Realität bringen. Vorsichtig stehe ich von dem Sofa auf und gehe auf Grdon zu, der nun Mitten im Raum steht.
Sprachlos sehen wir uns an.
"Ich nehme an, dein Vater hat dir von den Vorfällen erzählt?", spreche ich und versuche dabei tapfer zu wirken.
"Ja, ja das hat er.", entgegnet er, während er seine Hand auf die Küchentheke abstützt. "Nur weil ich nicht da bin heißt es nicht, dass du hier einfach herumschleichen kannst."
Ungläubig reiße ich die Augen auf. "Wie bitte? Willst du mir sagen, dass das alles meine Schuld war?"
"Du warst doch diejenige, die im Keller herumgeschnüffelt hat, sich rausgeschlichen hat und sich mit Offiziersmännern geprügelt hat."
Ein bitteres Lachen entfährt mir.
"Dein Ernst?", äußere ich mich wütend. "Du hättest mir doch wenigstens einmal sagen können, dass dieser Ort noch mehr Geheimnisse hat. Du warst es doch sogar, der mich zum trainieren in den Keller mitgenommen hat, der direkt neben diesem Folterkeller ist. Ist es dir nie eingefallen mir davon zu erzählen?"
"Nein, ist es mir nicht!", schreit er.
Der Reflex, dass ich einen Schritt nach hinten gehe macht sich deutlich, doch ich halte dagegen an.
"Warum nicht? Vertraust du mir immer noch nicht genug?"
"Es geht nicht nur darum!"
"Worum denn dann?", rufe ich, jedoch mit einer brüchigen Stimme.
Dieser Mann bringt mich noch zum verzweifeln.
"Nicht einmal ich darf diesen Teil des Kellers betreten.", sagt er und schaut mich direkt an.
Eine meiner Augenbrauen erhebt sich, weil ich darüber nachdenke, ob ich das gerade wirklich verstanden habe.
"Ja, ganz richtig.", spricht er weiter. "Ich, der Meister, hat keinen Zugang zu dem Folterkeller, aber ganz ehrlich, das will ich auch gar nicht. Es reicht mir schon, dass ich die Strafen übernehmen muss."
"Machst du die Strafen immer noch?", frage ich. Enttäuscht muss ich feststellen, dass er mir nicht antwortet, sondern auf den Boden guckt.
"Machst du die Strafen immer noch?", schreie ich nun.
"Ja!", erwidert er endlich, aber nicht mit der Antwort, die ich hören wollte. "Ja, ich mache sie immer noch."
Meine Augen fangen an zu brennen, weil ich versuche die Tränen zurückzuhalten. Wohin soll das alles mit ihm führen?
"Madeline...", spricht er meinen Namen und kommt einen Schritt auf mich zu, wodurch ich allerdings zwei nach hinten gehe. "Ich möchte sie nicht machen. Glaub' mir, für mich ist das ebenfalls schlimm, aber ich versuche mein bestes um daraus zu kommen!"
So viele Emotionen kommen in mir hoch. Verzweifelt beginne ich wieder an meinen Fingern zu spielen.
"Nein, du weißt nicht wie schlimm es ist.", hauche ich nach einer Weile, wobei mein Blick auf den Boden gerichtet ist. Als von Gordon kein Ton kommt fahre ich fort. "Hier drin vergisst man das schreckliche Leben da draußen. Nicht einmal der kurze Gang nach draußen gibt einem nicht das, was diese unschuldigen Leuten da unten erleben. Was ich erleben musste."
Erwartungsvoll sehe ich zu ihm hoch, um einen emotionslosen Gordon aufzufinden. Einige Sekunden vergehen, in dem er sich auf die Unterlippe beißt und dabei anscheinend nachdenkt, bis er auf mich zu kommt und seine Jacke auszieht.
Die Angst kommt zum vorschein und ich wandere immer weiter nach hinten, so weit ich nur kann. Hilfesuchend klammere ich mich an den weißen Regalen und den Fenstern fest und sehe Gordon mit großen Augen an.
Als er nun vor mir steht, sein Brustkorb stark hebend, halte ich die Luft an. Es fühlt sich so an wie damals, weshalb die Bilder zurückkommen aus den Containern.
Mein Körper fängt an zu zittern.
"Ich musste auch etwas erleben, denn ich habe ebenfalls ein schreckliches Leben.", knirscht er zwischen seinen Zähnen hervor und zieht sich seinen dunkelgrünen Pullover aus.
Verwundert atme ich tief ein, weil er nun Oberkörper frei vor mir steht. Noch nie habe ich seinen nackten Oberkörper gesehen. Er hatte immer sein T-Shirt an, auch bei den Strafen.
Jedoch erkenne ich nicht, was er mir damit sagen will. Sein Oberkörper ist muskolös und sieht makellos aus.
Ich horche wie er schwer atmet, bis er sich langsam umdreht und mir seinen Rücken zuwendet, weshalb ich scharf die Luft einziehe. Automatisch halte ich meine Hand auf meinen Mund, während ich die viele Narben auf seinem Rücken ansehe.
Große, lange, dicke rote Streifen verzieren seinen Rücken, die mir eine Gänsehaut verschaffen.
"Mein Vater wollte, dass ich perfekt bin und dass ich keine Zweifel zeige.", beginnt er zu sprechen, auch wenn es ihm schwer fällt.
Behutsam lege ich meine Hand auf seinem Rücken und fahre einige Narben nach, weshalb er kurz zusammenzuckt, ehe er weiter spricht.
"Als ich 15 war begann er mit mir die Strafen zu trainieren. Ich hatte keine Ahnung, was das heißen sollte, aber ich hatte sowieso keine Wahl. Zum üben bekam ich ein Mädchen aus Sektor 12. Ich hatte mindestens genausoviel Angst wie sie." Er schluckt schwer. "Mein Vater sah zu und wenn ich ihm nicht stark genug oder mächtig genug vor kam, hat er mich ausgepteischt. Der schlimmere Schmerz war aber anzusehen, wie er das selbe mit dem Mädchen gemacht hat. Er war so lange und so oft dabei, bis es ihm gepasst hat. Bis ich mich in eine andere Gestalt verwandelt habe."
Vorsichtig lege ich eine Hand auf seine Schulter und gebe einen leichten Druck dazu, damit er sich zu mir umdreht.
"Das tut mir so leid.", flüstere ich und streiche mit meinem Daumen über seine Wange.
"Mir tut es leid, dass du das alles erleben musstest.", haucht er und legt seine Stirn auf meine.
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Ich bin wieder back my friends! Habt ihr mich vermisst?
Ich brauchte eine kleine Pause - hoffe ihr könnt es mir verzeihen.
Schon Kapitel 20? Wie ist das denn passiert? Wir kommen immer näher an den Schluss uii
Bis nächste Woche, I promise !
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