Kapitel 9
Mottenflügel starrte Krähenfrost entsetzt an. Die Streuner? Was wollen sie? Greifen sie an? "Die Streuner sind gefährlich, oder?", zischte sie Kleinwolke zu und ärgerte sich über sie selbst, weil sie zuerst diese Frage gestellt hatte. Doch so viele wirbelten ihre Kopf rum, sodass sie keine klar fassen konnte.
Kleinwolke jedoch ignorierte sie und steuerte auf Krähenfrost zu. Rostfell sprang von dem Steinsims, wobei sie Mottenflügel einen scharfen Blick zuschleuderte. "Was genau ist passiert?", fragte sie den schwarz-weißen Kater ruhig, aber bestimmt. "Sie...sind...beim alten Zweibeinernest.", keuchte er zur Antwort. "Zu...viele. Patrouille...braucht Hilfe." Mottenflügel tauschte einen Blick mit Kleinwolke. Der Heiler nickte ihr ernst zu.
"Ich schicke ihnen einen Hilfstrupp.", beschloss Schwarzstern und hob sein Kinn. "Schlangenschweif, Rostfell, Olivennase, Knotenpelz, Efeuschweif, Zahnsprung, Fleckenpelz und Kratzpfote. Außerdem werde ich diesmal selber diesen Fuchsherzen das Fell über die Ohren ziehen. "Ja, ja!", jaulten die Schattenclan-Katzen.
Nur Krähenfrost schnappte nach Luft. "Das reicht nicht.", brachte er hervor. Das Jubeln verstummte und alle Blicken wandten sich zu dem Kater. "Es-es sind mehr als sonst. Sie sind in Scharen gekommen.", fuhr dieser fort.
Schwarzstern knurrte abweisend. "Wir sind der Schattenclan. Uns können sie nicht besiegen." "Und was, wenn doch?", warf eine zierliche Kätzin mit rotem Fell vorsichtig ein. "Sei kein Mäusehirn, Rotpfote.", fauchte ihr ein grauer Kater wütend zu. Mottenflügel vermutete, dass er der Mentor war. "Aber sie hat Recht, Rauchfuß.", stimmte eine weiße Kätzin mit ein. "Wir wissen nicht einmal, was sie wollen." "Aber wir lassen uns nicht von ein paar Streunern unterkriegen.", blaffte ein dunkelbraun bis schwarzer Kater.
"Ruhe!", rief Schattenstern. "Wir werden kämpfen. Aber passt auf ihre Krallen auf. Kleinwolke wird ebenfalls mitkommen." "Mottenflügel könnte auch mitkommen.", schlug Kleinwolke schnell vor und machte sich groß.
Mottenflügel starrte ihn erschrocken an. Ich? "Warum nicht.", grunzte Schwarzstern, dann sprang er von den Steinsims und führte seine Patrouille aus dem Lager. Die goldene Kätzin blieb stehen. Plötzlich streifte Kleinwolkes das ihre. "Komm schon. Alles wird gut gehen.", murmelte er. Sie schüttelte sich. Wirklich?
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Lautes Kreischen und der Gestank von Blut erfüllte die Luft, als Schwarzsterns Kampftrupp sich auf die Angreifer stürzte. Mottenflügel und Kleinwolke beobachteten das Geschehen aus sicherer Entfernung. Zur Sicherheit hatten sie Kräuter und Spinnenweben dabei. Neben ihnen lief Olivennase, eine junge Kriegerin, die der Anführer ihnen zum Schutz zugeordnet hatte.
Vorsichtig spähte Mottenflügel durch die Zweige des Busches, hinter dem sie sich versteckten. "Uns darf niemand entdecken.", zischte Kleinwolke ihr zu. Sie seufzte. "Ich weiß, aber ich werde hier noch verrückt." Die goldene Kätzin entdeckte Schlangenschweif, der mit zwei großen Streunern zu gleich zu kämpfen versuchte. Die beiden Angreifer wichen seinen Schlägen geschickt aus und arbeiteten in solcher Harmonie zusammen, dass Mottenflügel meinte, sie hätten es einstudiert.
Ein paar Schwanzlängen weiter drosch Fleckenpelz auf einen großen Kater ein, der verzweifelt versuchte, sich zu befreien. Auf einmal kam eine schildpattfarbene Kätzin angesprungen und riss den Krieger von ihm herunter. Krallen flogen. Ein Kreischen später ließ die Kätzin von Fleckenpelz ab. Ist er...? Mottenflügel wagte es nicht, diesen Gedanken fortzusetzen.
"Es sind zu viele.", hauchte sie verzweifelt. "Wie kannst du es wagen, den Schattenclan zu unterschätzen?", fauchte Olivennase sie aufgebracht an.
Mottenflügel wich erschrocken zurück. "Lass dein Fell glatt.", sagte Kleinwolke entspannt und warf der Kätzin einen genervten Blick zu. Diese knurrte noch etwas, legte sich dann aber wieder auf die Lauer.
Auf einmal löste sich eine kleine, hellrote Kätzin aus dem Kampf und tappte auf das Versteck zu. Mottenflügel schnappte nach Luft. Auch Kleinwolke schien sie bemerkt zu haben, denn er gab Olivennase ein Zeichen. Die Kriegerin sprang mit ausgefahrenen Krallen vor und bleckte die Zähne. Die hellrote Kätzin kam hinter dem Busch zum Vorschein. Sofort stürzte Olivennase sich auf diese und bohrte ihr die Krallen in die Schulter.
Die fremde Kätzin jaulte kurz auf. Dann ließ sie sich zu Boden fallen und trat Olivennase mit den Hinterpfoten in den Bauch. Die schildpattfarbene Kätzin fuchtelte mit den Krallen. Mottenflügel beobachtete das Ganze mit aufgerissenen Augen. Furcht machte sich in ihr breit. Die hellrote Kätzin schleuderte Olivennase zu Boden und bis ihr ins Hinterbein. Diese heulte auf. Die fremde Kätzin ließ nicht locker, stattdessen stieß sie Olivennase den Abhang hinunter.
Dann drehte sie sich zu Kleinwolke und Mottenflügel um. Der Heiler sprang auf und raste davon. Mottenflügel jedoch blieb versteinert stehen. Die Hellrote näherte sich ihr langsam, in ihren Augen schimmerte Neugierde. Mottenflügel löste sich aus ihrer Starre und sprang auf. Die Kätzin wich zurück. Überrascht blinzelte sie Mottenflügel an.
"Du" Sie stockte. "du bist es." Die Kätzin setzte sich hin und warf den Kopf in den Nacken. Dann stieß sie ein ohrenbetäubendes Jaulen aus. Erschrocken fuhr Mottenflügel ihre Krallen aus. Ihr Herz fing an zu rasen und ihr Rückenfell sträubte sich.
Auf einmal hörte das Geschrei auf dem Kampffeld auf. Die Streuner stimmten in das Jaulen mit ein, bis sie schließlich alle davonliefen. Die Schattenclan-Katzen blieben verdutzt stehen, dann rannten sie mit triumphierenden Miauen zu Schwarzstern, der sich auf einen Baumstamm gestellt hatte. "Der Schattenclan hat gewonnen. Wir können zurück ins Lager.", rief dieser.
Mottenflügel wollte es ihnen gerade gleich tun, als die hellrote Kätzin nach vorne schnellte und ihr auf den Kopf schlug. Eine Schmerzenswelle durchströmte sie. Mit einem leisen Wimmern brach sie zusammen.
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