Kapitel 4

Mottenflügel tappte langsam durch den Wald. Seitdem sie aus dem Lager gegangen war, ging es ihr viel besser. Ein Schauer durchfuhr ihren Rücken bei dem Gedanken an ihre wütenden Clangefährten.

Streunerin...Dieses Wort hatte sich in ihren Kopf gefressen und sie wurde es einfach nicht wieder los. Vor allem, weil es stimmte. Sie war früher eine Streunerin, aber nur als Junges. Ihre Mutter Sasha war keine Clankatze, aber ihr Vater Tigerstern. Doch er war alles andere als ehrenhaft. Ihr Vater war ein mordlustiger Kater mit keiner Gnade gewesen. Und Mottenflügel war seine Tochter. Habichtfrost war sein Sohn, allerdings war er schon tot.

Auch wenn Tigerstern ebenfalls tot war, lastete sein Vermächtnis schwer auf ihren Schultern. Wer an ihn und seine Taten dachte, dachte auch an Mottenflügel.

Die goldene Kätzin schüttelte sich. Sie wollte die Vergangenheit ihres Vaters einfach nur loswerden. Das ist allerdings unmöglich. Sie seufzte. Ich werde niemals in Ruhe ich sein können. Egal, was ich tun werde. Meine einzige Chance ist es, meine Loyalität zu beweisen. Mottenflügel schob diese Sorgen beiseite. Wenn wenigstens das klappen würde.

Niedergeschlagen beobachtete sie einen Spatz, der von einem Baum zum anderen flog und Äste sammelte. Ein weiterer Spatz flog an seine Seite. Ein Weibchen, wie Mottenflügel vermutete. Was für eine schöne Familie. Mottenflügel schloss ihre Augen. Sie würde niemals eine haben. Keine Jungen, kein Gefährte. Sie versuchte, diesen Gedanken zu verdrängen. Es war ihre Entscheidung gewesen, sich auf den Weg einer Heilerin zu begeben.

Dabei glaubt mein Clan sowieso, dass der Sternenclan mich nicht wollte. Zorn stieg in ihr auf. Warum musste Habichtfrost dieses Zeichen nur selbst heraufbeschwören? Warum konnte er nicht warten?

Mottenflügel bohrte ihre Krallen in den Boden, um ihren Frust herauszulassen. Plötzlich raschelte es hinter ihr und sie fuhr herum.

Zwischen den Büschen konnte sie schwarzes Fell entdecken. Sie prüfte die Luft. Doch außer dem schalen Geruch von Beute und Pflanzen konnte sie nichts wittern. Das schwarze Fell bewegte sich entlang der Büsche, bis es vor einer Lücke ankam.

Zuerst konnte Mottenflügel den Kater nicht identifizieren. Dann funkelte er sie durch seine eisblauen Augen an. Schilfbart! Mottenflügel wich erschrocken zurück. Schilfbart machte ein paar Schritte auf sie, dann blieb er stehen und verzog verächtlich das Gesicht. "Was für ein erbärmlicher Anblick.", knurrte er. Die goldene Kätzin sträubte wütend ihr Rückenfell und starrte ihm trotzig entgegen.

"Verzieh dich, du Mäusehirn!", konterte sie. "Wie kannst du es wagen, du nutzlose Streunerin?", fauchte er sie an und fuhr die Krallen aus. Entsetzt versuchte Mottenflügel, noch ein paar Schritte zurück zu gehen, doch die harten Äste der Büsche hielten sie zurück.

"Hier hilft dir keiner.", fuhr Schilfbart knurrend fort. "Niemand würde es bemerken, wenn ich dich beseitige." Mottenflügel zuckte zusammen. "Du-du willst mich töten?", keuchte sie und riss die Augen auf.

Der schwarze Kater grinste höhnisch. Es schien ihm zu gefallen, dass sie sich fürchtete. Langsam und mit gebleckten Zähnen beugte er sich vor. "Du bist ein nichts.", zischte er ihr ins Ohr.

Mottenflügel spürte seinen heißen Atem und unterdrückte den Drang, davonzulaufen. Bleib ruhig, Mottenflügel., schärfte sie sich ein. Er wird dir nichts tun. Doch insgeheim war sie sich nicht sicher. Schilfbart war unberechenbar. Ihr Herz pochte so laut, dass sie Angst hatte, er würde es hören.

Schilfbart zog den Kopf wieder zurück. "Es ist furchtbar, so eine Katze wie dich im Flussclan zu haben." Die letzten Worte spuckte er förmlich aus und seine Augen loderten vor Zorn und Verachtung.

"Was hast du nur gegen mich?", fragte Mottenflügel zittrig. Es fiel ihr schwer, nicht zu wimmern.

"Das weißt du nicht?", fuhr Schilfbart sie an. "Du bist Abschaum. Es ist eine Schande, dich allein zu sehen." Mottenflügel zuckte zusammen. Ein Schnurren drang aus der Kehle des Kriegers und ein Frösteln durchzog Mottenflügels Körper bis zu ihren Krallen.

"Eigentlich schade...", miaute Schilfbart gelassen und ließ seine Muskeln spielen. "Früher dachte ich, du würdest zu uns passen."

Mottenflügel starrte ihn an. "Was hat deine Meinung geändert?", miaute sie vorsichtig. "Du bist einfach nicht würdig genug.", entgegnete Schilfbart so scharf, dass seine Stimme die Lift zerschnitt. "Selbst für den Schattenclan bist du zu wertlos." "Was willst du von mir?", brachte Mottenflügel mühevoll hervor.

Schilfbart kniff seine Augen zusammen. "Ich möchte dich schreiend am Boden sehen, windend vor Schmerzen. Du sollst um Gnade flehen und dann eines furchtbaren Todes sterben. Genau wie dein Vater, genau wie dein Bruder, genau...wie deine Mutter."

Mottenflügel erstarrte. "Meine Mutter ist nicht tot.", knurrte sie und fuhr ihre Krallen aus. Doch Schilfbart war schneller.

Mit seinen langen Krallen fuhr er ihr einmal über die Nase. Ein stechender Schmerz durchschoss Mottenflügel und sie jaulte auf. Blut tropfte auf den Boden. "Was hast du denn?", spottete Schilfbart. Er hob erneut seine Pfote und rammte die Krallen in Mottenflügels Schulter. Sie kreischte auf, als die Spitzen sich in ihr Fleisch bohrten.

Unerträgliche Qualen durchzogen sie. Schilfbart riss seine Krallen wieder aus ihr heraus. Blut spritzte aus der Wunde und befleckte sein Fell mit roten Sprenkeln.

Mottenflügel neigte flehend den Kopf. "Bitte nicht.", flüsterte sie. Pures Entsetzen machte sich in ihr breit, als Schilfbart nur lachend den Kopf zurück warf. Dann zog er ihr mit den Krallen über den Rücken, bis zum Nacken hoch.

Mottenflügel wand sich unter seiner Kraft, aber er war stärker. Mit entsetzlichen Schmerzen ertrug Mottenflügel das Geschehen. Mit seinen Pfoten drückte Schilfbart sie zu Boden. Anschließend riss er ihr die Flanke auf und bohrte seine Krallen in ihren Nacken. Mottenflügel schrie auf. Schilfbart zog seine Krallen bis zu ihrem Bauch und und biss ihr in den Nacken.

Mottenflügel schlug um sich, doch ihre Kraft schwand. Schilfbart ließ schnurrend von ihr ab. "Jetzt hast du deine gerechte Strafe.", fauchte er und strich ihr mit dem Schweif über die blutenden Wunden. "Niemand wird je erfahren, dass ich es war."

Damit wischte er das Blut von seinen Krallen im Gras ab. Mottenflügel stöhnte. Schilfbart warf ihr noch einen feindseligen Blick zu, dann stolzierte er davon.

Mottenflügel spürte, wie heißes Blut an ihr herunterfloss und ihr Fell rot färbte. Schmerzen durchschossen sie immer wieder neu. Es war schwer für sie, nicht aufzuschreien. Warum ich...Ihre Glieder wurden schlaffer und der Schmerz ließ nach.

Überrascht weiteten sich Mottenflügels Augen. Doch ihre Sicht verschwamm und wurde immer dunkler, bis sie in pechschwarze Finsternis getaucht war. 

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