Kapitel 38

"Wo kommt ihr her?"
"Kennst du deinen Namen?"
"Warum seid ihr zu zweit? Kennst du die andere Kätzin?"

Die Fragen prasselten auf Adlerpfote in wie ein Sturm aus Hagelkörnern. Ängstlich wich er einem schwarzweißen Kater aus, der ihn durch seine gelben Augen misstrauisch anstarrte. Was wollen die alle von mir? Eine kleine schwarze Kätzin mit weißen Pfoten und weißem Bauch trabte neugierig auf ihn zu und blinzelte. "Kommst du auch von den Verstoßenen wie die Goldene?"

Adlerpfote warf ihr einen verwirrten Blick zu. Das war nicht das erste mal, das jemand sie auf die Verstoßenen ansprach. Ich weiß nicht, wer diese Katzen sind! Und ich kenne auch keine goldene Kätzin!

Plötzlich stellte sich ein weißbrauner ihm in den Weg. "Stell dich zu der Kätzin. Gleich werdet ihr von Schwinger und Schwinge willkommen geheißen.", miaute er barsch und deutete auf die hellbraune Kätzin mit dunkelgrauen Streifen. Adlerpfote wollte dem Fremden am liebsten sagen, dass er sie nicht kannte und auch nicht näher kennenlernen wollte, doch der Kater sah ihn mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldete.

Seufzend trottete Adlerpfote zu der Kätzin. Ihre gelben Augen waren weit aufgerissen und ihr Fell gesträubt.

Als sie ihn sah, schluckte sie. "Wer sind diese Katzen?" Adlerpfote zuckte kaum merklich mit den Schultern, aus der Angst, jemand könnte es sehen. "Ich weiß es nicht.", flüsterte er betrachtete die Menge, die sich nun zu einer Traube um die beiden Katzen herumbildete. "Und wer bist du?"

Auf einmal neigten die Unbekannten ihre Köpfe. Überrascht sah Adlerpfote sich um. Was passiert jetzt? Dann teilten sich die Katzen an der rechten Seite und ein Kater und eine Kätzin tauchten auf.

"Das besprechen wir nachher.", zischte die hellbraune Kätzin mit den dunkelgrauen Streifen noch schnell als Antwort, ehe die beiden Katzen, dich inzwischen auf einem hohen Felsen standen, anfingen zu sprechen. Der Kater hatte graues Fell und sein langer Schweif streifte über den Boden. "Hört mich an, Adler der Lüfte und der Tiefen!", jaulte er. Sein Echo hallte in der gesamten Höhle wider. "Ich, Schwinger, wurde von der Sonne geschickt, um diese Katze auf einen neuen Weg zu führen."

Adlerpfote musterte ihn skeptisch. Was für ein seltsamer Name...Aber immer noch besser, als keinen zu haben., erinnerte er sich frustriert.

Die Kätzin, sie hatte glattes getüpfeltes Fell und weiße Pfoten, fuhr fort. "Hört mich an, Adler der Wellen und der Flammen. Ich, Schwinge, wurde von dem Mond geschickt, um diese Katze auf einen neuen Weg zu führen."

Warum sagen sie das gleiche, nur mit ein paar getauschten Worten? Reicht es nicht, wenn einer alles und dann nur einmal sagt?

Auf einmal richteten sich Schwinges blaue Augen direkt auf die Kätzin neben Adlerpfote. "Dein Fall hat die Farbe der Erde. Es ist genauso rein und klar wie die Kraft, die in dir ruht. Deine Augen selbst sehen aus wie ein Stern, der vom Himmel fiel, um dir das Leben zu schenken."

Adlerpfote sog einmal tief die Luft ein, um nicht laut loszulachen. Was erzählt diese Verrückte denn da für einen Fuchsdung? Sterne fallen vom Himmel und klare Erde! Neben ihm schien die hellbraune Kätzin mit den dunkelgrauen Streifen ebenfalls bemüht, Schwinge nicht direkt ins Gesicht zu sagen, wie lächerlich das war.

"Ich sehe dein Schicksal, deine innersten Wünsche. Du träumst von Dingen, die du nicht haben kannst. Deine Tapferkeit zollt von Mut und Stärke, doch hinter dieser Fassade weilt ein kleiner Samen, der es nicht erwarten kann, zu sprießen.", fügte Schwinger hinzu.

Nun ergriff die getüpfelte Kätzin erneut das Wort. In ihrem Blick lagen so viel Weisheit und Wissen, dass Adlerpfote fast eine Gänsehaut bekam. "Ich sehe bei dir einen Weg, er teilt sich nicht nur einmal. Aber er findet erneut zusammen und wird auf seiner Reise stärker."

Für einige Herzschläge sagte niemand was. Adlerpfote starrte die beiden Katzen gebannt an und wartete, dass sie etwas sagten. Schließlich nickte Schwinger der hellbraunen Kätzin mit den dunkelgrauen Streifen zu. "Wir heißen dich willkommen, Brennnessel." Die Menge jubelte laut ihren neuen Namen und auch Adlerpfote ließ sich mitreißen. "Brennnessel! Brennnessel!"

Dann drehte sich Schwinge zu ihm um. Sofort verstummte alles. Dem braun gescheckten Kater wurde plötzlich ganz mulmig zumute. Werde ich jetzt auch meinen Namen bekommen? Wie ich wohl heißen werde?

"Die Farben in deinem Fell sind durcheinander, dennoch sind sie geordnet. Du überlässt nichts dem Zufall. Das Feuer in dir drin brodelt schon dein gesamtes Leben, doch bald soll es endlich sein volles Potenzial entwickeln und sich verbreiten, wie der Wind die Blätter.", miaute Schwinge mit bestimmtem Ton.

Ehe Adlerpfote überhaupt Zeit zum Denken hatte, fuhr Schwinger fort. "Ich sehe deine Zukunft und jeden Schritt, der dich zu ihr bringt. Dein Leben, gestückt von so vielen Geheimnissen, liegt dir offen."

Mit einem zustimmendem Nicken übernahm die getüpfelte Kätzin erneut das Reden. "Dein Weg ist gleich der vielen. Schon bald wird er sich kreuzen, doch am Ende führt er dich stets nach Hause zurück.", rief sie mit gespenstisch klarer Stimme.

Jetzt bekomme ich meinen Namen. Aufregung kribbelte in seinen Pfoten, auch wenn er immer noch nicht verstanden hatte, warum er ihn nicht selbst aussuchen durfte.

Schwinger lächelte und nach einer kurzen Pause entschied er: "Wir heißen dich willkommen, Löwe."

Löwe. Ich heiße Löwe! Ein warmes Gefühl durchströmte den Kater, als die Katzen seinen Namen jubelten. "Löwe! Löwe!" Er warf Brennnessel einen Blick zu, die ihn mit einem begeisterten Schimmern erwiderte.

Plötzlich durchbrach ein lauter Schrei die Willkommensrufe. "Adlerpfote?! Blütenpfote?!"

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