Kapitel 14

Mondfeder atmete erleichtert aus. "Gut. Ich laufe vor und du mir einfach nach." Damit schlüpfte er aus dem Bau. Mottenflügel tat es ihm gleich und sog die frische Luft ein. Die Sonne stand inzwischen sehr tief am Himmel, als ob sie jeden Moment hinabstürzen könnte. Mondfeder war beim Weidentunnel angelangt und sie hatte Mühe mitzukommen.

Gemeinsam liefen sie über festen Moosboden, steile Hänge und felsige Hügel. Wie groß ist dieses Territorium? Mottenflügel ließ den Blick kurz über die Landschaft schweifen. Nadel- und Laubbäume bedeckten größtenteils den Himmel, der sich blutrot gefärbt hatte. Kleine Bäche schlängelten sich durch den Boden und liefen zu einem gewaltigen See zusammen. Seine Wasseroberfläche glitzerte im Sonnenlicht.

"Wann sind wir endlich da?", rief die Kätzin Mondfeder zu, der über ein paar Baumwurzeln hinwegsetzte. "Da vorne ist es schon.", antwortete er und deutete mit den Ohren in die Richtung eines gigantischen Felsens. Mottenflügels Augen weiteten sich. In dem Gestein klaffte ein tiefer Riss, der sich direkt durch die Mitte zog. Plötzlich strömte ihr der saure Geruch von Blut in die Nase. Sie fauchte und sah sich suchend um. Zu ihren Pfoten lagen mehrere ausgerissene Fellbüschel und rote Pfützen, die langsam vom Moos aufgesaugt wurden. Blut., schoss es Mottenflügel durch den Kopf.

Mondfeder, der ein paar Schwanzlängen vor ihr stand, berührte mit einer Kralle vorsichtig die glänzende Oberfläche einer der Pfützen. "Es ist noch warm." Mottenflügel stellte nervös ihr Fell auf. Von wem ist das Blut? Vom Fuchs oder von Feldkralle? Sie spähte durch einen der Brombeerbüsche und meinte, graues Fell zu sehen.

In dem Moment sprang Mondfeder vor. "Feldkralle. Komm schnell, Mottenflügel! Er ist hier.", rief er. Mottenflügel tat, wie ihr befohlen und eilte zu dem silbergrauen Kater. Zu seinen Füßen lag ein grauer Kater. Aus einer Wunde am Bauch floss Blut und seine gelben Augen starrten in Richtung Himmel.

Sie fröstelte. Mondfeder hat recht. Er hätte diese Reise nicht überstanden. Sie umkreiste den reglosen Körper des Kriegers langsam. "Tu doch etwas.", flehte Mondfeder, aber seine Stimme war verzweifelt, nicht wütend. Mottenflügel nickte und hockte sich hin. Sie spüre sofort eine Welle der Hitze, die von Feldkralle auskam. "Die Wunde ist entzündet.", erklärte sie Mondfeder und deutete auf eine gelbe Flüssigkeit, die mit dem Blut vermischt austrat.

"Und jetzt?" Der Kater setzte sich neben sie. "Ich brauche Spinnenweben und ein paar Mohnsamen.", wies Mottenflügel an. Der Kater gehorchte sofort. Wenn die Schüler auch so artig wären. Der Gedanke versetzte ihr einen Stich. Ihr Heimweh war schlimmer als gedacht, also freute sie sich, als Mondfeder mit einem Bündel Spinnenweben wieder kam.

"Und Mohnsamen?", hakte sie nach. Er schüttelte den Kopf. "Ich habe keine gefunden. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, wie die aussehen. Sind das Blätter oder Stängel?"

Mottenflügel schnaubte belustigt. "Nichts von beiden. Es sind Beeren.", miaute sie. "Warum hast du sie denn gesucht, wenn du sie nicht einmal kennst?" Mondfeder starrte auf seine Pfoten. "Ich wollte dich nicht enttäuschen.", flüsterte er, aber laut genug, dass Mottenflügel es hören konnte. Er sah wieder auf. Seine durchstechenden Augen durchbohrten die goldene Kätzin förmlich und sie hielt die Luft an. Ich muss etwas unternehmen!

"Danke für die Hilfe, ich muss mich jetzt um Feldkralle kümmern." So schnell wie sie konnte packte sie das Bündel mit den Krallen, zog es zu sich und breitete es auf der Wunde aus. Mondfeder blieb verwirrt neben ihr stehen. Mottenflügel fühlte, wie ihr heiß wurde. Sein Blick brannte auf ihrem Pelz, was ihr die Konzentration erschwerte.

Lass dich nicht beirren., ermahnte sie sich. Aber warum eigentlich? Was empfinde ich für ihn? Vorsichtig presste Mottenflügel die Spinnenweben auf die Wunde. Warmes Blut befleckte ihre Pfoten und durchtränkte die Fäden. "Stoppst du die Blutung?", fragte Mondfeder interessiert. Sie schaffte es nicht, zu antworten. Also nickte sie nur knapp.

Als sie das Gefühl hatte, die Blutung gestoppt zu haben, ließ sie von Feldkralle ab und horchte an seiner Brust. Zu ihrem Entsetzen hörte sie keinen Herzschlag. Sie fing an zu zittern. Ist Feldkralle bereits tot? Ängstlich strich Mottenflügel über seine Flanke. Sie hob sich nicht und sein Fell war ganz kalt.

"Was ist los?" Mondfeders Miauen riss sie aus ihren Gedanken. "Ich glaube..." Sie hielt inne. Was würden die Verstoßenen mit ihr anstellen, wenn sie einen ihrer Krieger nicht retten konnte? Da fiel ihr ein, dass die Katzen ja gar nicht sterben konnten. "Stirbt er?", fragte Mondfeder weiter. Sie wirbelte zu ihm herum. "Er kann doch nicht sterben.", erwiderte sie und musterte ihn prüfend.

Der silbergraue Kater riss die Augen auf. "Na ja...Wenn der Sternenclan beschließt, dass-" "Heißt das, der Sternenclan lässt ihn sterben?", unterbrach Mottenflügel ihn. In ihrem Kopf begann es sich zu drehen. Der Sternenclan tötet wirklich Katzen?

"Es stimmt.", antwortete Mondfeder und suchte ihren Blick. Sie sah weg. Kostete es wirklich den Tod einer Katze, dass sie den Verstoßenen glaubte? Da durchfuhr sie ein Gedanke. "Wenn ihr wusstet, dass er stirbt, warum habt ihr mich dann gerufen?" Sie kniff misstrauisch ihre Augen zusammen. Mondfeder trat von einer Pfote auf die andere.

Da durchschnitt ein Jaulen die Luft. Der entsetzliche Gestank von Fuchs strömte Mottenflügel entgegen. "Lauf!", rief Mondfeder ihr zu. Doch da tauchte auch schon das feuerrote Fell eines Fuchses hinter den Bäumen auf. Stück für Stück zeigten sich seine scharfen, langen Zähne und seine spitze Schnauze. Dann sah die Heilerin seine gelben Augen, die ihr verächtlich und gierig entgegenfunkelten.

Mit einem weiteren Jaulen schoss er vor. Seine Krallen verfehlten sie nur um Haaresbreite und sie sprang kreischend zurück. Der Fuchs hob seine Tatze. Sie riss die Augen auf. Ist es gleich soweit? Trete ich auch dem Sternenclan bei? Ob er mich auch töten lässt?

Auf einmal flog der geschmeidige Körper von Mondfeder vor ihr entlang. Er fuhr dem Fuchs mit den Krallen über die Schnauze und landete fauchend. Der Angreifer heulte auf, dann schlug er nach dem Kater. Dieser wich geschickt aus und bohrte seine Krallen in seine Seite. Ein letztes Mal jaulte der Fuchs noch auf, dann lief er wimmernd davon.

Mottenflügel sackte keuchend zusammen. "Geht es dir gut?" Besorgt sprang Mondfeder zu ihr. Er berührte ihre Nase mit seiner und eine angenehme Wärme durchzog ihren Körper. "Ja.", hauchte sie als Antwort. Sie schloss die Augen. "Ich bin einfach nur erschöpft."

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Hallo, ich melde mich mal. Ich habe noch so viele Ideen für das Buch und weiß nicht, wo ich die alle umsetzen soll. Also überlege ich, entweder einen zweiten Band zu schreiben (z.B. Mottenflügels Schicksal) oder den Klappentext etwas zu ändern. Was findet ihr besser?

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