Kapitel 2 - Der trotzige Blick
Soo hier ist Kapitel 2 - Viel Spaß beim Lesen.
Ich trat aus dem Zelt und entdeckte Miss Oz, die schon vor ihrer Hütte auf mich zu warten schien. Als sie mich bemerkte kam sie gut gelaunt auf mich zu. »Miss Morgan. Schön sie zu sehen. Wie geht's ihnen? Haben sie sich schon ein wenig eingelebt?« Ich lächelte. »Bis auf, dass ich den Jetlag zwar immer noch spüre geht's mir eigentlich ziemlich gut.« »Das freut mich. Kommen sie. Ich würde ihnen gerne einen alten Freund von Theodore vorstellen. Er war ebenfalls Verhaltensbiologe und ist mittlerweile im Ruhestand. Als er davon gehört hat, dass Theodore Recherchen zur Evolution des Verhalten verschiedener Tiere in der Savanne machen lässt, hat er sich sofort bereit erklärt, zu helfen. Er erwartet uns im Nachbarcamp ungefähr zwanzig Minuten entfernt von hier.« Ich stimmte ihr zu und wir liefen gemeinsam hinter ihre Hütte, wo bereits ein Jeep mit Fahrer wartete. Während Miss Oz vorne einstieg und auf dem Beifahrersitz Platz nahm, verkroch ich mich auf die Rückbank.
Miss Oz unterhielt sich während der Fahrt mit dem Fahrer. Es ging anscheinend um ein paar organisatorische Dinge im Camp. Da ich dazu nicht viel beitragen konnte, hörte ich einfach mit halbem Ohr zu und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft. Botswana war ein faszinierendes Land, dass die Schönheit verborgen in den kleinen Dingen des Lebens trug. Diese Schönheit trugen auch die Leute die hier lebten auf irgendeine Art und Weise in sich. Ich meine in Amerika hätte ich in so kurzer Zeit nie so viele Bekanntschaften gemacht. Als ich an die Unterhaltung mit Jackson dachte, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Er hatte irgendwas an sich, denn es passierte nicht gerade oft, dass mich irgendwelche jungen Männer ansprechen. Gut, normalerweise versuche ich ja auch solche Situationen irgendwie zu vermeiden. Am liebsten ziehe ich mich ja mit einem Buch in die Bibliothek zurück, an der ich noch vor drei Jahren mein Studium beendet hatte. Aber hier...
Ich wurde je aus meinen Gedanken gerissen, als wir mit dem Jeep über eine sehr holprige Brücke fuhren. Wir wurden gut durchgeschüttelt, ehe der Jeep anhielt. »So da wären wir.« Ich stieg nach Miss Oz aus dem Wagen und folgte ihr. Wir gingen gemeinsam auf das Msisimko Camp zu.
»Elizabeth!«, ein älterer Mann, gestützt auf einem Gehstock eilte herbei um uns herzlich zu begrüßen »Schön, dass ihr endlich da seid. Ich habe euch schon erwartet, dann kannst du, Elizabeth dir ja kurz meinen Fuß anschauen. Ich glaube, die Schwellung ist um einiges zurückgegangen. Und bevor du mir nicht dein Okay gibst, lässt Simon mich nirgendwo hingehen. Der wollte eigentlich auch hier sein. Aber der musste die Truppe neugieriger Franzosen in die Savanne begleiten, da David kurzfristig ausgefallen ist. Ich sag dir, diese Franzosen sind vielleicht ein mürrischer Haufen.« Er machte große Augen und eine mahnende Bewegung mit seinem Finger.
Ich versuchte ein Kichern zu unterdrücken und mich so im Hintergrund zu halten. Ich wollte die Unterhaltung keineswegs stören, denn ich war einfach jemand, der die Aufmerksamkeit nicht gerne auf sich zog. Doch der Mann schien mein Kichern gehört zu haben. »Mhh wen haben wir denn da?« Nun trat ich vor und reichte ihm die Hand. »Casey Morgan. Ich bin die Vertretung für Professor Jameson.« »Theodore, der alte Knabe! Da bleibt der doch lieber in seiner Universität in Pittsburgh, mit den ganzen besserwisserischen Studenten, statt mich zu besuchen. Stell dir das vor Elizabeth. Schickt mir seine Sekretärin, die mir sehr jung erscheint.«, lachend drückte er meine Hand. Ein überaus sympathischer Mann, mit einem äußerst kräftigen Händedruck für sein Alter. »Na dann komm Arthur, ich schau mir den Fuß mal an und Miss Morgan kann ja auch mal einen Blick drauf werfen.«
»Die Zerrung ist zwar verheilt, aber du solltest ihn trotzdem noch schonen und nicht allzu stark belasten. Also von mir aus hast du dein Okay.« Er krempelte seine Hose runter und sprang auf. Seinem Gehstock schenkte er keinerlei Beachtung mehr. »Gott sei Dank!«, meinte er mit viel Enthusiasmus, möglicherweise etwas zu viel. »Endlich kann mich Simon hier nicht mehr festhalten und wie einen seiner Touristen behandeln. Das war furchtbar sag ich euch.« Während er Freude strahlend und ohne Gehstock durch die Gegend ging, um jedem zu demonstrieren, dass sein Fuß wieder in Ordnung war, verabschiedete sich Miss Oz kurz um nach den anderen Patienten des Camps zu schauen.
»Ich habe ein paar meiner alten Unterlagen rausgesucht, die ich während meiner Anfangszeit in der Universität gesammelt habe. Damals habe ich angefangen meine Doktorarbeit über das Wanderverhalten zu schreiben. Ich bin viel durch die Savanne gestreift. Einmal sind meine Leute und ich einer Elefantenherde drei Wochen lang von Wasserloch zu Wasserloch gefolgt. Wir waren nächtelang draußen. Ich sage ihnen, da lernt man viel über die Natur und sich selbst.« Wir setzten uns in seiner Hütte an einen Tisch. Er hatte frischen Tee gekocht und brachte mir eine Tasse. Dankend nahm ich sie an und trank einen Schluck. Interessiert schlug ich eines der alten Notizbücher auf. Der Ledereinband war brüchig und die Seiten trugen bereits einen leichten Gelbstich. Vorsichtig blätterte ich darin herum, darauf bedacht nichts kaputt zu machen. Ihr Besitzer sah mich prüfend von der Seite an. »Sie müssen diese Materialien nicht mit Samthandschuhen anfassen. Die haben schon so einiges ausgehalten. Wie oft bin ich mit denen schon durch Flüsse gewatet, sodass ich sie danach an Leinen zum Trocknen aufgehängt habe. Das eine oder andere Mal musste ich sie auch aus den gierigen Mäulern der Tiere ziehen, als wir einer Nashornaufzuchtstation geholfen haben, die Tiere wieder auszuwildern«, schmunzelte er. Ich sah ihn beeindruckt an. Der Mann hatte definitiv großartige Arbeit geleistet, was das Studieren der Tiere anging und verlieh seinem Titel als Professor alle Ehre.
Auf den letzten Seiten des Buches entdeckte ich mehrere Zeichnungen. Neugierig schlug ich eine der Seiten auf und sah mir das Bild genauer an. Sie zeigten mehrere Pupillen. Der Art nach zu urteilen, mussten sie von einem Löwen stammen. Aber sie waren anders. Mit jedem Bild änderte sich der schwarze Fleck im Augeninnern. Fast so, als würde sich von Bild zu Bild das Stadium der Veränderung steigern.
»Was ist das?«, fragte ich verwundert und deutete auf die beiden Striche, die wie herunter tropfende Farbe in die Iris flossen und hinter der Bindehaut verschwanden. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. »Ja, ja, das ist der sogenannte trotzige Blick«, meinte Mister McKenzie seufzend neben mir und ließ sich in den Sessel fallen. »Entschuldigung? Der trotzige Blick?« »Theodore und ich haben damals in Boston mit Robert Oz zusammengearbeitet.« Davon hatte Theodore nie etwas erwähnt, auch, wenn ich diesen Namen schon mal irgendwo gehört oder zumindest mal gelesen hatte. »War dieser Robert Oz Wissenschaftler?« Arthur sah mich nachdenklich an. »Ja. Und es ist grausam, was aus ihm geworden ist. Er war immer der Überzeugung, dass die Tiere das alles irgendwann nicht mehr mitmachen. Dass sie sich irgendwann gegen die Demütigungen durch die Menschheit wehren würden. Aber seine Theorien sind nie so richtig aufgegangen. Das hat ihn verrückt gemacht. Ich glaube heute, dass Theodore einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass er nicht komplett durchdrehte.« Ich fand die Geschichte über den verrückten Wissenschaftler mit den abartigen Tierverschwörungstheorien ziemlich interessant und hakte nach »Und was hat es jetzt mit diesem Blick auf sich?« Arthur lehnte sich ein Stück nach vorne. Seine Stimme wurde leiser und glich fast einem Flüstern. »Dieser trotzige Blick soll der unwiderrufliche Beweis sein, dass seine Theorien stimmen. Sie sollen beweisen, dass sich die Tiere endlich wehren.« Das Ganze klang für mich eher wie eine schlechte Horrorgeschichte. Aber diese Augen. Es wollte mich nicht loslassen. »Haben sie was dagegen, wenn ich mir das kurz abfotografiere?« Er verneint. Ich holte mein Handy hervor und fotografierte die Bilder. »Aber bitte mein Kind, verrenn dich nicht in diese Hiobstheorien.«, er legte mir seine Hand auf die Schulter. Sein Blick strahlte eine gewisse Traurigkeit aus. Ich nickte ihm zu.
»Da seid ihr ja!« Ein Mann mittleren Alters kam mit Miss Oz in die Hütte und stellte sich als Simon Burke, Leiter des Camps, vor. »Wie geht's Theodore? Unterrichtet er immer noch an der Stanford? Seine Vorlesungen waren immer die Besten«, gab er begeistert von sich. »Oh ja, das macht er bis heute noch.« »Schön zu hören. Und sie hat er jetzt also für die Recherchen geschickt. Ich hoffe sie kommen zurecht und Arthur hat ihnen nicht nur von seinen ewigen Abenteuergeschichten erzählt.« Arthur, der bis jetzt noch immer in seinem Sessel saß, kam erhobenen Hauptes zu uns und begann sich vor Simon zu rechtfertigen. »Ihr Jungspunde von heute wisst doch gar nicht mehr, was es heißt ohne die neuste Technik durch die Wildnis zu wandern. Ohne eure Smartphones und eure Hochleistungsgeräte würdet ihr doch nicht einmal eine Woche überleben. Außerdem sind alle meine Geschichten wahr.« Er warf mir einen eindringlichen Blick zu.
»Also, wie kann ich ihnen helfen? Hat Theodore spezifische Wünsche?« Mister Burke und ich waren nach draußen gegangen. Wir schlenderten durch das Camp. »Genaugenommen hat Crawford sich auf nichts Bestimmtes festgelegt. Er möchte das Verhalten nicht allzu sehr konkretisieren und den wissenschaftlichen Teil mehr mit Beispielen aus der Savanne erklären. Er meinte, sie würden sich recht gut mit dem Wanderverhalten der Löwen und Elefanten auskennen.« Vor meiner Abreise hatte Theodore mir alles im Detail erklärt, damit ich wusste, nach was ich Ausschau halten sollte. Löwen gab es in der Savanne nur zu genügend. »Nun, dass Wanderverhalten der Löwen ist von der Nahrung abhängig. Wenn sie in ihrem Gebiet keine Nahrung mehr finden und die Beutetiere den Wasserlöchern folgen, folgen auch die Löwen ihnen. Sehen sie«, er reichte mir eine Karte, auf der die bisherigen Routen dieses Jahres verzeichnet waren. Sie fingen weit oben im Norden an und kamen dann immer näher. Mit meinem Finger fuhr ich die Strecke nach und stockte. Die Standorte der letzten beiden Monate waren gleich. »Wieso sind sie hier nicht weitergezogen? Sie nähern sich dem Campgebiet.« Mister Burke lief zum Fenster und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Blick gen Osten gerichtet. »Eins der Rudel, die wir in den letzten Wochen beobachtet haben, hat sich verändert.« Ich wurde hellhörig und hakte nach. »Verändert? Sie meinen ein anderes Männchen hat die Führung übernommen oder wie meinen sie das?« »Die Struktur hat sich verändert. Es besteht komplett aus Männchen.« Was? Das gibt es eigentlich nie. »Löwen sind zwar Rudeltiere, aber in einem Rudel befinden sich höchstens zwei Männchen, wenn überhaupt«, meinte ich. »Ja, das habe ich mir auch gedacht. Ihr Verhalten ist ansonsten völlig normal und solange sie den Camps nicht zu nah kommen, sehe ich da keinen Grund zur Sorge. Aber ich kann ihnen die Karten mit den Routen der letzten Monate mitgeben. Damit Jameson sie analysieren kann.«
PoV Jackson
»Dieses Flussdelta ist tatsächlich eine Oase direkt hier im Trockengebiet. Es wurden über 70 verschiedene Fischarten in dem Delta hier aufgelistet. Also beim Spitzmaulnashorn darf man eins nicht vergessen: Sie sind sehr schwer aufzuspüren, weil sie sich in Übergangslebensräumen aufhalten.« Während die Schweden die an der Wasserstelle trinkenden Säugetiere begeistert fotografierten, entdeckte ich am Horizont ein einzelnes Nashorn. Ich griff rasch nach meinem Fernglas um zu schauen, ob noch weitere in der Nähe waren. Hinter mir räusperte sich Abe. Ich drehte mich fragend um. Er deutete nur wortlos in die Ferne. Ich folgte seiner Geste. Ein weiterer Jeep näherte sich uns und hielt bei einem der alleinstehenden Bäume. Zwei Typen stiegen mit Gewehren in der Hand aus. Den Einen kannte ich nur zu gut. Wir waren uns hier draußen schon öfters über den Weg gelaufen. Das war doch Jonny, der Sohn von dem Vorsitzenden des Jagdvereins. Der so wies aussieht wieder so einen reichen Schnösel hergeschleppt hatte. Der mir unbekannte Mann zeigte auf das Nashorn und legte sein Gewehr an. Ich drehte mich wieder zu Abraham um und gab ihm ein Zeichen. Er fing an zu grinsen, holte unter seinem Sitz einen Rekorder hervor und gab ihn mir. Ich stieg aus, drückte auf die Playtaste und hielt ihn über meinen Kopf. Es dauerte kurz, bis aus dem alten Teil endlich Musik ertönte. Das Nashorn schreckte hoch und rannte davon. Die Männer drehte sich erzürnt zu uns um.
»Was soll das verdammt nochmal?« rief der Schnösel erbost. »In dieser Gegend haben wir was gegen Leute die Tiere abknallen.« »Ich hab eine Lizenz Nashörner abzuknallen!« Er deutet auf einen Fetzen Papier, der an seinem Gürtel hing. »Kann schon sein, aber das macht es nicht besser«, antwortete ich ohne auf das Papier einzugehen. »Wollen sie mich verarschen, die hat mich 200 Dollar gekostet.«, redete er sich in Rasche. »Das Basecap hat mich 9 Dollar gekostet. Da hat man uns wohl beide abgezockt«, sagte ich und deutete darauf. Der Mann machte einen bedrohlichen Schritt auf mich zu. »Irgendein Problem hier?« mischte sich Abraham in das Gespräch ein und sah die Jäger eindringlich an. Der Typ vor mir lief rot an und das kam definitiv nicht von der Hitze. »Nein überhaupt nicht Rafiki«, stotterte der jüngere Jonny eingeschüchtert. »Was heißt hier überhaupt nicht?« Der Mann schaute den Jungen verwirrt an, der ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter legte. »Vertrauen sie mir Mister Webber, es gibt kein Problem.« Wir hielten noch kurz den Blickkontakt und wandten uns zum Gehen. »Genießen sie den schönen Tag«, sagte ich trocken und ging zurück zu den Schweden, die das Schauspiel neugierig mit angesehen hatten.
Pünktlich zum Mittagessen kamen wir zurück zum Camp. Die Schweden stiegen aus dem Jeep und strömten zum großen Zelt, aus dem es schon herrlich nach Essen roch. Eine der Schwedinnen sah Abraham auffordernd an und deutete mit dem Kopf in Richtung Essenszelt. Dieser sah mich grinsend von der Seite an. »Eine Frau lässt man nicht warten.« Ich schüttelte lachend den Kopf. »Ich schau noch kurz bei meiner Mutter vorbei.« »Manche Männer schauen bei ihrer Mutter vorbei, manche lernen neue Frauen kennen.« »Halt die Klappe Abe.«
Bei der Hütte meiner Mutter angekommen, stürmte ich geradewegs in ihr Büro. Als ich die Tür mit Schwung aufriss, schauten mich zwei Gesichter überrascht an.
Wen sieht Jackson dort???
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