Kapitel 1 - Kituko
PoV Casey
Meine Augenlider flackerten im grellen Sonnenlicht, das durch die schmalen Schlitze des Rollladens in die kleine Blockhütte fiel. Verschlafen blinzelte ich und hob schützend meine Hand hoch. Die Sonne war wirklich ausgesprochen hell heute Morgen; so kam es mir zumindest vor. Ich richtete mich langsam und noch halb schlafend auf und sah auf meinen Untergrund. Oh Mann, der Schreibtisch war definitiv kein geeigneter Schlafplatz. Seufzend streckte ich mich und dehnte meine verkrampften Muskeln. Mein Genick knackte und als ich es mit meiner Hand stützen wollte, spürte ich etwas Kaltes an meiner Wange. Leicht angewidert wischte ich meine angetrocknete Spucke weg und befreite sie von einem der Post-it, die sich, vollgeschrieben mit Ideen, vor mir zu tummeln schienen.
Ich stand auf und lief zu dem kleinen Waschbecken, über dem ein kleiner Spiegel hing. Ich erschrak, als ich mich darin erblickte. Meine Haare waren völlig zerzaust und mein Gesicht war käseweiß. Fast schon unheimlich. So konnte ich definitiv nicht unter die Leute gehen. Schnell wusch ich mich und wechselte meine Klamotten. Meine zerzausten Haare zu bändigen und von Knoten zu befreien dauerte zwar länger als gedacht, aber nachdem ich sie zu einem längeren Zopf geflochten hatte, war ich fertig. Ich schnappte mir mein Notizbuch und machte mich auf den Weg zum Frühstück.
Draußen kam ich an einem der Jeeps vorbei mit dem sie Lebensmittel aus dem Nachbarcamp geholt hatten. Ich grüßte den jungen Mann der bereits dabei war die vollen Kisten abzuladen und ging weiter in das Frühstückszelt. Es waren keine anderen Gäste anwesend, nur ein paar Einheimische, die in der Küche zugange waren. Ich ging mit einem Teller voll Obst zu einem der am Rand stehenden Tische und setze mich. Während ich hungrig in meinen Apfel biss, schlug ich mein Notizbuch auf und ging die Informationen durch, die ich seit meiner Ankunft gesammelt hatte.
PoV Jackson
»So, du bist die Letzte für heute«, meinte ich zu der Kiste gefüllt mit Bananen und stellte sie auf den Boden. Eigentlich war das ja Abrahams Aufgabe, aber der hatte ja besseres zu tun. Wo steckt der überhaupt? Die Safari zum Flussdelta sollte in einer halben Stunde losgehen und ich hab noch nichts gegessen.
»Guten Morgen«, ertönte es plötzlich zu meiner Linken. Ich wand meinen Blick und sah eine der neuen Gäste, die Derek gestern vom Flughafen abgeholt hatte. Sie lächelte mir freundlich zu. »Guten Morgen«, murmelte ich leise vor mich hin und schaute ihr nach, als sie durch den Zelteingang lief. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und biss mir leicht auf die Unterlippe. Kurz spielte ich mit dem Gedanken ihr hinterherzulaufen. Sie war mir schon gestern aufgefallen, denn während die Gruppe Schweden, die mit ihr gekommen war, zur offiziellen Begrüßung ins Gemeinschaftszelt gegangen war, machte sie sich auf den Weg zu ihrer Hütte. Anscheinend war sie nicht nur zum Vergnügen hier. »Na Rafiki? Bist du mit den Kisten fertig?« Ich zuckte zusammen, als ich Abrahams Stimme hinter mir hörte und drehte mich um. »Da bist du ja endlich. Ich dachte schon ich muss einen Suchtrupp losschicken.« »Tja, die Frauen lässt man eben nicht warten.« Ich verdrehte die Augen. »Lass uns was essen gehen«
Ich drehte mich um und lehnte mich an den Tresen. Als ich meinen Blick durch das leere Zelt schweifen ließ, blieb ich an einem Tisch in der hinteren Ecke hängen, an dem die junge Frau von vorhin saß. Sie beugte sich über den Tisch und schien sehr vertieft zu sein, in einem Buch oder etwas dergleichen. Ich muss sie wohl ein paar Sekunden zu lange angestarrt haben, denn Abraham klopfte mir lachend auf die Schulter. »Mhh, eine ausgesprochen gute Wahl. Du solltest sie ansprechen, Rafiki«, sagte er und zeigte verschwörerisch nickend über meine Schulter in ihre Richtung. »Ich halte dir solange die Schweden vom Hals.« Ich ließ meinen Löffel zurück in die Schüssel fallen und sah meinem besten Freund fassungslos hinterher und schüttelte den Kopf. Wie macht er das nur immer? Abraham hatte diese eine ganz besondere und erstaunliche Eigenschaft, für die ich ihn immer bewundere. Er wusste Dinge über die Menschen, die ihm nahestanden, lange bevor man selbst nur die leiseste Ahnung davon hatte. Deshalb habe ich es auch noch nie geschafft etwas wirklich Lange vor ihm geheim zu halten. So wie auch jetzt nicht. Aber wenn ich ehrlich war, hatte er ja Recht und es war einen Versuch wert. Mein Griff um die Schüssel verkrampfte sich als ich den ersten Schritt auf sie zu machte.
PoV Casey
Ich hörte Schritte näherkommen und sah auf, als ein Schatten auf meine Notizen fiel. Der junge Mann, der vorhin mit den Kisten beschäftigt war stand da und lächelte freundlich. »Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte er und zeigte auf den leeren Platz gegenüber von mir. »Sicher.« erwiderte ich leicht verdutzt und sammelte meine verteilten Blätter ein, die verstreut über dem Tisch lagen und zog meinen mittlerweile fast leeren Teller ein Stück zu mir.
»Bist du schon fertig mit den Kisten?« Natürlich ist er schon fertig Casey, sonst würde er ja nicht hier sitzen. Manchmal könnte ich meine Verpeiltheit echt verfluchen. »Ja, obwohl das eigentlich nicht meine Aufgabe gewesen wäre. Das macht meistens Abraham.« »Arbeitet er auch hier?«, hakte ich nach um den Smalltalk aufrecht zu halten. »Ja, ja das kann man glaube ich so sagen. Er leitet mit mir zusammen die Safari.« »Dann kann ich mich ja an euch wenden, wenn ich die Tiere sehen will.« sagte ich und zwinkerte ihm grinsend zu. Wir fingen beide an zu lachen. »Wir stehen dir immer zur Verfügung. Allerdings sind die normalen Touren in letzter Zeit immer ziemlich ausgebucht und dann sind die Busse auch sehr voll...« Ich konnte nicht anders als zu schmunzeln und zog peinlich berührt mein Handy aus der Hosentasche um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Es war schon fünf vor zehn. In fünf Minuten war ich mit Elizabeth Oz, der Leiterin des Camps verabredet. »Also«, meinte ich und steckte mein Handy weg, »ich würde mich echt noch gerne weiter mit dir unterhalten, aber ich habe gleich eine Verabredung und da sollte ich nicht zu spät kommen.« Seufzend stand ich auf und griff nach meinem Zeug. Er tat es mir gleich. »Also...dann sehen wir uns hoffentlich...?«. Er sah mich fragend an. Ich erwiderte seinen Blick. »Achso ja, tut mir leid...Casey Morgan.« Ich streckte ihm meine Hand entgegen. »Ich habe immer wieder solche Aussetzer«, versuchte ich mein zögerndes Verhalten zu rechtfertigen, aber ihn schien es kaum zu stören. Er griff nach meiner Hand. »Jackson Oz.«
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