Kapitel 7

Felix POV

Ich war satt. Dabei hab ich am Abend nichts gegessen. „Hyunjin! Du musst aufstehen!" Sofort riss ich meine Augen auf. Wer war Hyunjin? Ich bin doch Felix und doch war ich mir da nicht sicher, als ich mein Zimmer betrachtete. Anstatt meine Engelbilder zu sehen, sah ich Rosen. Sie waren in einer hübscheren Gläsernen Vase neben dem Bett gestellt. Rosen erinnert mich immer an den Rosenjungen. Ein stilles Lächeln huschte mir über das Gesicht. Meine Augen juckten nicht wie sonst, wenn ich mich in den Schlaf weinte. Komisch. Ich muss wohl nachts ins Bad gelaufen sein und mein Gesicht gewaschen haben. Trotzdem war alles seltsam. Ich fühlte mich nicht wie ich. Gesünder, ausgeschlafen. Ich stand auf und stellte fest, dass ich nur mit Boxershorts geschlafen hab. Mit Boxershorts, die ich nicht kannte, aber das viel mir erst später auf, denn als erstes sah ich, dass ich nicht mehr so dünn war, wie sonst. Meine Hüften waren nicht so schlank, und meine Taille hatte nicht mehr den starken weiblichen Touch, aber sie waren trotzdem hübsch. Meine Beine sahen auch kräftiger. Ich wusste, dass dieser Körper mir nicht gehörte aber wem dann? War das ein Traum? Je länger ich mich in dem Raum befand, desto deutlicher konnte ich den intensiven Rosengeruch darin verspüren und sofort musste ich wieder an den Rosenjungen denken. Ob er auch heute sich um seine Rosen kümmerte?

Zuerst wollte ich ins Bad um mein Gesicht zu waschen, fand aber keins hier im Zimmer. Musste wohl draußen vom Zimmer sein, deswegen begab ich mich auf der Suche nach dem gewünschten Raum. Hier war alles fremd. Noch nie war ich hier. Mir fielen schwarze Strähnen ins Haar und ich konnte schwören, dass sie den Rosenduft angenommen haben, der in dem einen Zimmer herrschte, wo ich aufgewacht war. Dann endlich fand ich den Raum und sah mich sofort in den Spiegel. Ich schaute in die Augen des Rosenjungens. Das war sein Körper oder? Wieso war ich dann in ihm? War das ein Körpertausch wie in diesen alten Filmen? Bedeutet dass, dass er in meinem Körper war? Zu viele Fragen griffen meinen Kopf an. Fragen, die ich leider nicht beantworten konnte. Was sollte das bedeuten?

„Hyunjin!", rief eine Stimme. Hyunjin. So hieß der Rosenjunge also. Hübscher Name. Genau so hübsch wie er. Ich lächelte. Immer wenn ich an Hyunjin denken muss, dann wird alles ein wenig leichter. Okay, wenn ich also Hyunjin war, musste ich also als er leben. Die Frage ist wie lang. Noch mehr Fragen. Okay, Felix. Erstmal musst du dich umziehen und danach in die Schule gehen. Hyunjin hat im Gegensatz zu mir kein begehbaren Kleiderschrank und ich fand seine Klamotten in einem Schrank. Mein Herz klopfte schneller, als ich Hyunjins Sachen anzog. Irgendwie beruhigte ich mich etwas. Mein Traum war in Erfüllung worden. Ich konnte als Hyunjin leben. Als ich nach Hyunjins Rucksack greifen wollte, sah ich, dass auf seinem Schreibtisch Schreibblock aufgeschlagen war. Kurz lugte ich rüber. Eigentlich sollte ich es nicht lesen, da es Hyunjins privater Block war, aber ich als meinen Namen erhasche, konnte ich nicht anders. 'Wie sehr wünsche ich mir, dass ich Felix von meinen Gefühlen erzählen kann'. Der Satz rührte mich irgendwie. So sehr, dass ich meine Finger verkrampfte. Hatte mich Hyunjin lieb? Hatte jemand mich wirklich lieb? Das ist das schönste Geburtstaggeschenk, was mir jemand gemacht hatte.

Die Wörter Hyunjins blieben tief in meinem Kopf verankert. Blieben präsent. Ich suchte die Küche auf und fand sie auch. Hyunjins Haus ist nicht so groß wie meins. Mich begrüßte seine Mutter, die mich strahlend anschaute. „Morgen, Schatz. Setz dich gleich hin. Ich hab dir schon Essen gemacht." Für mich eine vollkommen neue Erfahrung. Ich esse nie zum Morgen, damit ich so schön dünn bleiben kann. Damit ich immer hübsch bin. Nachdem ich gegessen habe, fühle ich mich sogar noch besser. Gestärkt und frisch. Ganz anders als zuhause, wo ich mich mit leichten Schwindel immer aus dem Bett abkämpfen musste. Ich fuhr mit dem Bus zur Schule und überlegte mir, wo Hyunjins Klassenzimmer war. Er war ja in meiner Parallelklasse. So konnte ich einfach seinen Mitschülern folgen und sie führten mich schon in das richtige Klassenzimmer. Auf den Weg begegnete ich Jeongin, der mich mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. Seine nette Aura war so anders als die meiner Freunde. Sie war echt.

In der Pause kam Herr Park zu uns, der Schulgärtner. „Hyunjin? Du musst mitkommen. Jemand hat dein Beet zerstört". Mein Beet? Hat Hyunjin ein eigenes Beet in der SchulAG? Langsam fühlte sich mein Herz schwer an, als ich an das Beet denken musste. Ich nickte und folgte ihm. Je weiter ich lief, desto schwere wurde mein Herz und es tat weh. Im Freien schmerzte mein Herz so sehr, dass ich mich sanft an Hyunjins Brust fasste. Es fühlte sich an, als würde ich etwas verloren haben. Etwas dass Hyunjin verloren hatte. Und als ich am Beet stand, die Rosenstängel zerschnitten, hatte ich Tränen in den Augen. Fühlte ich mich so schrecklich, weil Hyunjin sich so fühlte?

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