Kapitel 20

Hyunjins POV

„Du bist wunderschön", sagte ich zu ihm und das meinte ich wirklich so. Felix so natürlich in den Schlabbersachen, mit verloffenen Make-Up, das er nicht mal brauchte, weil seine Sommersprossen das waren, was sein Gesicht so hübsch machte, war so viel besser als eine Fakeversion von ihm, die andere gefallen sollte. Auf Felix Gesicht breitete sich ein kleines, schüchternes Lächeln aus. Dieses Lächeln war ein Traum. „Ich liebe es, wenn du lächelst." Ich legte meine Hand auf seiner schmalen Taille ab. Auch durch den dicken Stoff des schwarzen Pullis spürte ich sie. Langsam legte ich meine Lippen auf seinen, um ihm einen Kuss zu schenken. Er zog den Kopf zurück, als würde er meine Lippen entweichen wollen.

Geknickt schaute ich ihn an, suchte eine Antwort für seine plötzliche Abweisung. Felix Miene verdunkelte sich. „Hab ich was falsch gemacht?", fragte ich, lies aber meine Hand auf seiner Taille liegen. „Nein...ich frage mich nur...wieso du mich jetzt erst küssen wolltest....was, wenn du es gar nicht willst? In der letzten Zeit hast du...mich nicht geküsst." Seine Wangen färbten sich rot, doch ich lies seine Worte nicht kalt. Felix hat Angst, dass ich ihn nicht küssen will. Er hatte Angst, dass ich ihn verlasse. Ich legte meine Hand in sein blondes Haar ab. Liebevoll blickte ich in seine wunderschönen Augen. „Glaub mir, ich wollte dich jeden Tag küssen aber ich will nicht, dass du in noch mehr Schwierigkeiten kommst. Diese Leute...die sind voller Ideale geblendet... und ich lasse nicht zu, dass du darin noch weiter ertrinkst." Nachdem ich das gesagt habe, küsste ich ihn nochmal und dieses Mal erwiderte er meinen Kuss. Erst schüchtern, dann mutiger. Er klammerte sich an mir fest, bis ich sein schlagendes Herz spüren konnte. Wie es für mich alleine schlug.

Wir schauten irgendeine Serie an, während wir in Felix Bett lagen. Ich überredete ihm Süßigkeiten zu essen, was er erst zögerlich verneinen wollte, dann doch die ersten Gummibärchen in seinen Mund stopfte. Ein Schritt zur Besserung. Ein Weg aus der Fakeheit. Während wir so nebeneinader saßen, Felix in seinem Schlabberpulli, gelbe Gummibärchen in seiner kleinen Hand, wie er gebannt auf den Bildschirm starrte, schmolz mein Herz dahin. Das war so ein süßer Anblick. 

Die Schule war am Montag wieder anstrengend. Sanha und Eunwoo schmissen wieder zerfetzte Blüten vor die Augen. Verletzte Lilien. Blumen für die Toten. Ein Andenken an alle toten Blüten, die die beiden getötet hatten? Vielleicht. Es machte mich wieder so traurig, so verdammt traurig, dass mein Hals zu einem Kloß wurde. Schmerzen. Dann iemand, der ins Klassenzimmer kam. Felix. Und dieses Mal hatte er Kleidung an, die er sonst nie an hatte in der Schule. Ich musste leicht lächeln. Er hatte meinen Rat nicht vergessen und das angezogen, was er anziehen wollte. Als er die zerstörten weißen Blutenblüter sah, starb sein Lächeln. Sanha und Eunwoo sahen ihn und beleidigten Felix sofort, was er aber in dem Moment zu ignorieren versuchte, weil sein Blick auf die Blumen gebannt war. Sie zogen ab, als Felix nichts sagte. Sein Gesicht war immer noch nicht ganz verheilt von Chans Schlägen und sein süßes Gesicht sah etwas angeschwollen aus, aber für mich war er immer noch wunderschön. „Hey Hyunjin.... ich sehe, dass das nicht aufgehört hat." Ich nahm die armen Blumenblätter in meine Hände. „Nein...und ich denke nicht, dass es jemals aufhören wird...". Ich lief zum Mülleimer, doch Felix hielt mich am Handgelenk fest. „Nicht! Gib sie mir." Ich gab ihn und er lächelte etwas. „Okay, dann sehen wir uns in der Mittagspause, okay?"

Er lief aus dem Klassenzimmer und ich wollte ihm folgen, weil ich wissen wollte, was er mit den Blumenblätter machen wollte, aber die Klingel ertönte und der Lehrer kam sofort rein. Ich hatte keine andere Wahl als mich wieder hinzusetzen und dem Unterricht zu folgen. Kaum konnte ich es zur Mittagspause erwarten und schaute immer wieder auf die Uhr. Dann war es endlich Zeit. Ich packte schnell mein Zeug und verließ mein Klassenzimmer, um bei meine zwei liebsten Leute in der Cafeteria zu setzen: Jeongin und Felix. Jeongin war wieder da und auch Felix saß bereits an unserem Standartplatz. Felix sah besser aus, er wurde immer noch beschimpft, aber er versuchte sich auf Jeongins Konversation zu konzentrierte. Als er mich sah, erhellte sich seine Miene. Felix erzählte mir, dass er schon etwas länger mit Jeongin hier saß, weil er die vorige Stunde frei hatte und Jeongin montags immer zwei Stunden Mittagspause hatte. „Ich wusste nicht, dass Felix so nett ist. Am Anfang hatte ich gedacht, dass er total arrogant ist. Sorry Felix", sagte er und Felix Mundwinkel zuckte. „Schon okay."

Menschen hören nicht auf Vorurteile zu haben. Auch Jeongin war nicht anders und ich auch. Am Anfang hätte ich nie geglaubt, dass Felix je an unserem Tisch setzen könnte und mich so anlächelte wie jetzt. Es fühlte sich an wie ein Traum. Erst später bemerkte ich den roten Fleck auf Felix Shirt. Ich schaute ihn an und Felix schien mein Blick zu folgen. „Ach das. Nur etwas Tomatensaft. Es ist mir egal...." Also war Felix wieder mit Lebensmittel beworfen worden. Wann hörte das endlich auf? „Ist es dir wirklich?", flüsterte ich ihn weil ich durch seine Maske sehen konnte. Er versuchte seine Verletztheit zu verstecken, ich holte sie hervor. „Du musst nicht länger so tun, als würde es dir nichts ausmachen, denn ich weiß, dass du daran kaputt gehst." Er schluckte schwer und nickte leicht, versuchte zu lächeln. „Danke....ich hab ein Geschenk für dich."

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