Kapitel 19
Wie gestern kümmerte sich Hyunjin um mich. Wie die nächsten Tage auch. Er war immer bei mir, nie wich er meiner Seite. Rettete mich vor den ganzen Hassattacken. Die ganze Zeit war ich unerreichbar für alle gewesen, sie konnten mir nie das Wasser reichen, doch jetzt war ich gefallen und jeder wollte mein Untergang sehen, ein Teil davon sein, wenn etwas hübsches zerbrach. Es war einmal so schlimm geworden, dass mir Hyunjin die Tränen aus dem Gesicht wischen musste. Seit dem einen Kuss, als ich von Chan verprügelt wurde, war kein weiterer traumhafter Kuss zwischen uns geschehen und ich hatte einfach nicht den Mut wie damals, seinen Kopf in meinen Hände zu nehmen und ihn zu küssen, mein Herz etwas anderem füllen, dass keinen bitteren Nachgeschmack hatte. Hyunjin selber küsste mich ebenfalls nicht. Mochte er mich nicht mehr? Kann gut sein. Er hat sicher hinter meiner glitzernden Hülle geblickt und war nicht zufrieden mit meinem grauen Inneren. Er wird gehen.
Ich will nicht das Hyunjin geht. Deswegen bat ich ihn mich am Wochenende zu besuchen. Er war froh darüber. Die ganze Zeit überlegte ich, was ich anziehen könnte, deswegen zog ich einer meiner schönsten Sachen an. Extra für Hyunjin und auch etwas für mich. Auch wenn ich es hasse zuzugeben, ich glaubte wieder dem verdrehten Bild das ich vor dem Spiegel sah, den hübsche Felix. Mein Inneres blendete ich aus, wollte es nicht haben, denn ich wollte Hyunjin zum Bleiben bringen und das ging am besten, wenn ich gut aussehe. Es klingelte und ich machte die Tür auf. Hyunjin sah umwerfend aus, so hübsch und attraktiv. Ich lächelte leicht und lies ihn rein. „Hoffe dich stört nicht, wenn meine Eltern da sind." Er winkte ab. „Okay, gut. Willst du was trinken?", fragte ich während ich um ihn laufe und das unangenehme Gefühl der engen Lederhose ertrage, das sich mit meinen kratzenden schwarzen Seidenoberteil gegen mich verbündet hatte. Ebenfalls goldener Ohring in meinem Ohr. Schminke auf dem Gesicht. Hyunjin wollte nichts und deswegen liefen wir in mein Zimmer.
Als ich die Tür hinter uns schloss, kam er mir etwas näher. „Du siehst übrigens richtig hübsch aus, wow, aber du hättest auch in einer Jogginghose und Schlabberpulli bleiben können." Ein warmes Lächeln. Nein, hätte ich nicht! Dann würde er mich verlassen und das ertrage ich nicht! Ich liebe ihn zu sehr, um ihn vor meinen Augen gehen zu sehen, nur weil ich nicht genug für ihn bin und weil diese Gedanken endlich raus wollten, weil sie nach Befreiung schreien und alles in meinem Körper zitterte, klammerte ich mich an Hyunjins weißem Hemd fest. „Gefällt es dir? Das freut mich....sehr", meine Stimme bebte unkontrolliert. Hyunjin nahm meine Hand und bemerkte mein starkes Zittern. „Alles okay?"
Und zum ersten Mal sagte ich die Wahrheit.
„Nein, es geht mir nicht gut. Ich hab Angst, dass du mich verlässt. Ich kann das nicht ertragen...wenn du mich aufgibst....nur weil ich nicht hübsch genug für dich bin....nur weil ich nichts besonderes bin....nur eine hübsche Hülle...du wirst gelangweilt sein... wie jeder andere auf dieser Welt." Meine Augen wurden wässrig aber das bemerkte ich nur im Hintergrund. Viel wichtiger waren die Worte, die ich ausgesprochen hatte. Sie machten Hyunjin traurig, denn er nahm mich wortlos in den Arm, strich mir über den Rücken, spürte meine Schulterblätter, die sich zusammenzogen, während ich versuchte nicht zu weinen. „Ich mag dich nicht wegen deiner Schönheit oder deinem Ruhm. Das interessiert mich nicht. Das sind Nebensachen. Du bist der Hauptpreis. Du alleine, okay?" Er löste sich von mir und nahm ein Gesicht sanft in seine Hände. Sein Fingerspitzen umschmeichelten meine Wangen. „Und jetzt sag mir es nach: Ich bin der Hauptpreis."
„Ich bin der Hauptpreis."
Hyunjin lächelte. „Gut und jetzt zieh das an, was DU willst." Ich blieb stehen, schaute Hyunjin nur verdutzt an, als würde er die Wörter lesen können, die in meinen Gedanken auftauchten. Ich kann nicht. Immer hab ich mich an den anderen gerichtet, nicht nach meinen eigenen Wünschen. Nie hab ich mich für meine Gefühle für Hyunjin stark gemacht, nie das angezogen, was ich wollte und nie das gesagt habe, was tief in mir raus wollte. Ich war in Hochstapler. „Soll ich dir helfen?", bot Hyunjin an. Seine dunklen Augen strahlten Freundlichkeit aus. Ich schüttelte den Kopf, wollte nicht, dass Hyunjin meinen viel zu dünnen Körper sah obwohl er ihn bestimmt schon gesehen hatte. Er wird sicher etwas sagen. Ich klammerte an meinen schwarzen Seidenoberteil, berührte langsam die Knöpfe, die das Kleidungsstück zusammenhielten, aber ich hielt inne. „Ich hab Angst, dass du was sagen wirst....". Immer noch dieser sanfte Blick in Hyunjins Augen.
„Ja, ich werde was sagen, weil du damit aufhören musst. Hör bitte auf dich wegen anderen Leuten kaputt zu machen. Hör auf deinen hübschen Körper mit deinem falschen Idealen zu beschmutzen. Als ich deinen Körper gesehen habe....da hatte ich Angst um dich...du brauchst das nicht. Sei einfach Felix, der Felix der du sein willst." Noch für einen Moment zögerte ich, als ich mein Oberteil aufknöpfte und es dann fallen lies. Jetzt stand ich vor Hyunjin mit nackten Oberkörper und es musste aussehen, wie der Anfang von einer heißen Nummer zwischen mir und ihm, wäre ich im Moment nicht zu tief in meinem Zweifeln. Hyunjin hob das Oberteil auf, berührte mich nicht, ging einfach nur in mein begehbarer Kleiderschrank und gab mir sehr bequeme Sachen, die ich eher für ein Serienmarathon anziehen würde. Es war so verlockend aus meiner Hülle aus Fake und falscher Schönheit zu steigen und in mein wahres Ich reinzusteigen. Felix, der einfach nur jemand wollte, der bei ihm war und ihn so mochte wie er war. Ich zog die Sachen an und endlich fühlte ich mich besser.
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