Kapitel 17

Schweigend lief ich zu meinem Tisch und holte die Bücher raus, die ich für die Stunden brauchen werde. Im Hintergrund konnte ich meine Mobber hören, doch ich versuchte sie zu ignorieren. Dann endlich war die Stunde um und natürlich kamen die zwei Idioten zu mir und fragten mich wegen Felix aus. Böse Wörter wurden in den Raum geworfen, die sehr verletzend waren und die Felix traurig machen könnten, wenn er sie hören würde. Ich biss mir auf die Unterlippe, versuchte meine Wut abzuflauen, sie in Ketten zu halten, damit ich ihnen nicht das antun will, wie ich es mit Chan vorhab. Meine Wut auf die fake Welt war so rasend, dass es wirklich schwer war. Am Ende verwandelten sie meine Wut in Trauer, als sie neue Blumenblätter auf meinen Schreibtisch ablegten. Zerrissenen Magnolien. Ein letzter Hauch von ihrem traumhaften Geruch. Meine Wut verlor sich, Trauer stieg hoch in mein Kopf. Wieso schafften die beiden meine Welt immer zu zerbrechen? Wieso konnte ich mich dagegen nicht wehren? Für Felix würde ich alles tun, aber für mich kein bisschen. Fühlte ich so, weil ich mich nicht wert genug führe irgendwas daran zu ändern? Den Blumen zu liebe auf jeden fall aber ich? Wer war ich? Ich hab sogar Felix verletzt, sein Leben kaputt und ich war der Grund, wieso so viele schöne Blumen sterben mussten. Wäre ich nicht hier, würden sie alle gerettet sein und leben können und Felix wäre nicht verprügelt worden. Nein, so fängst du erst gar nicht an, ermahnte ich mich, während er mir den Kopf schüttelte. Felix braucht mich eh denn je. Ich muss auf ihn aufpassen. Aber was wenn ich mir wünsche, Felix würde auf mich aufpassen und mich vor meinen Mobbern retten?

Es gibt immer nur einer, der auf den anderen aufpasst. Nie können sich zwei gegenseitig aufpassen. Der eine wird Schwäche zeigen und einstürzen und sich nach Hilfe sehnen. Es können nicht zwei auf Knien fallen und betteln. Das wäre das bittere Ende von Felix und mir. Ich muss auf Felix aufpassen und meine eigenen Probleme ersticken. In der Mittagspause saß ich wieder bei Jeongin. Irgendwie wirkte er leicht verändert. Er redet viel mehr mit mir, ist so nett, dass ich mich schon wundere, was los mit ihm ist. Er schaut kein einziges Mal auf sein Handy, sucht den Augenkontakt mit mir, will, dass ich seine Fragen beantworte. Es macht mir leicht Angst, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich es genieße Jeongin für mich zu haben. Meine Angst ihn zu verliehen lässt mich in Ruhe aber wer weiß wie lange noch. Freunde sind nie eine Sache für die Ewigkeit.

Trotz Innies extra Aufmerksamkeit wurde ich nervös, geradezu ungeduldig. Felix war nicht aufgetaucht, obwohl wir ausgemacht haben, dass wir uns in der Mittagspause treffen. Wo steckt er? Ich schaue mich um, doch ich kann nur die Mottenjungs und Yuqi sehen. Komischerweise sitzen Minho und Jisung wo anders. Das macht mich etwas stutzig. Dann wanderten meine Gedanken wieder zu Felix und ich stand auf. Bereit den Jungen zu suchen. „Ich bin kurz weg, okay?" Jeongin nickte. Sofort lief ich los und suchte Felix. Wo war er nur? Wenn Chan ihn nochmal verprügelt, dann kann er was erleben. Zum Glück traf das nicht zu, denn ich sah Felix mit einem Kühlpack, welches er sich an die angeschwollene Wange hielt, auf mich zu kommen. Erleichtert atmete ich aus und lief zu ihm hin und ohne es wirklich zu bemerken, zog ich ihn in eine rasche Umarmung, um einfach sicher zu gehen, dass er wirklich da ist. „Ich dachte schon, dass ich dich nicht mehr sehen werde." Felix konnte mich nur mit einem Arm umarmen, da der andere den Kühlpack hielt. Vorsichtig löste ich mich von ihm. Felix blieb still, wusste anscheinend nicht, was er darauf antworten soll. Musste er nicht. Hauptsache er war bei mir.

Mit ihm lief ich zurück in die Cafeteria, um mich wieder bei Jeongin zu sitzen. Augenpaare wurden auf mich gerichtet und für einen Moment war Felix und ich die einzige Sache, die Aufmerksamkeit bekam. Unter anderen Umstände würde ich mich geschmeichelt fühlen, so ganz im Mittelpunkt zu stehen und Felix neben mir zu haben, doch genoss es keine Sekunde. Es fühlte sich eher so an, als würden die ganzen Schüler Geier sein, die um ihr Abendessen kreisten. Die Mottenjungs drehten den Blick zu uns und sogar Chans Augen funkelten uns böse an. Minho und Jisung schauten schüchtern drein, während sie unter den Tisch Händchen hielten. Als wir uns tiefer in die Cafeteria begaben, warf jemand seinen Pfirsich auf Felix. „Schlampe!" Der Pfirsich traf Felix Kopf mit voller Wucht und das süße Fruchtfleisch blieb an seinen Haaren hängen. Felix Lippe bebte. „Achte nicht drauf", flüstere ich ihm zu und verringerte den Abstand zwischen ihm und mir. Er zitterte.

Wir erreichten Jeongins Tisch und setzten uns hin. Jeongin schaute uns, vor allem Felix, mit großen Augen an, als würde Felix nur eine Erscheinung sein. „Hey...Jeongin", begrüßte er den Kleinen mit null Emotionen. Seine Lippe bebte immer noch. Jeongins Miene verdunkelte sich. „Ist alles okay, Felix?" Besorgnis breitete sich aus. Keine Zeit um mich auszufragen, wieso ich auf einmal mit Felix sprechen kann. Felix nickte stumm, während er einfach nur da saß und auf den Tisch vor sich hin starrte.  

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