Schlag 5


Matthew geht in Richtung des großen Universitätsgebäudes und ertappt sich dabei wie er sich über seine Handgelenke fährt. Diese tun nicht weh, aber er bemerkt, dass sie etwas sensibler als sonst sind. Er ist normalerweise nicht der Typ dafür, bei dem Gedanken an vergangene sexuelle Aktivitäten rot zu werden, aber heute scheint das anders zu sein. Also wird sein Gesicht heiß, als er errötet.

„Du hast mich nicht zurückgerufen! Nicht einmal eine kurze Nachricht!" Die Stimme, die neben seinem Ohr auftaucht, lässt Matthew kurz zusammenzucken.

„Bleib mal locker, es war Sonntag! Dachte nicht, dass du sonntags auch noch arbeitest."

Miranda schnauft und rückt den Gurt ihrer Umhängetasche zurecht. „Natürlich arbeite ich sonntags. Die Präsentation ist heute. Ich hoffe, dass du alles vorbereitet hast." Sie beäugt Matthew skeptisch von der Seite.

Er will so vieles in diesem Augenblick sagen. Dass er keine Zeit hatte, dass er keine Lust hatte oder dass er ein Date hatte.

All diese Sachen wären nicht gelogen und auf jeden Fall typisch Matthew, aber er kann sich nicht dazu bringen, Miranda Halbwahrheiten aufzutischen.

„Ich habe ein Problem."

„Oh, sag bitte nicht, du hast es nicht geschafft! Matthew, ich reiß dir die Haare aus, wenn du das sagst!" Obwohl sie wirklich wütend zu sein scheint, zieht Matthew sie näher an sich heran und umfasst ihre Taille mit seinem Arm. „Ich brauche deine Meinung."

„Zu was?" Miranda bemerkt, dass Matthew nicht locker lassen wird und dass das, wobei er ihre Meinung braucht, nichts mit der Uni zu tun hat. Sie gibt offiziell auf und seufzt.

Sie erreichen die Eingangshalle, die mit lauter Gesprächen gefüllt ist. Gruppen von Freunden, die sich nach dem Wochenende wiedersehen und gemeinsam lachen, diskutieren oder sich zusammen auf eine Prüfung vorbereiten. Matthews und Mirandas Gespräch ist nur eines unter vielen.

„Du kannst dich daran erinnern, dass ich in einen BDSM-Club gehen wollte, oder?"

„Ja."

„Ich habe jemanden gefunden."

Mirandas Gesichtsausdruck verändert sich und sie sieht ihn nun mit gemischten Gefühlen an. Sie weiß nicht, was sie von diesem Ton halten soll. Ist Matthew in Gefahr?

„Und es funktioniert gut, aber das letzte Treffen, das gestern war, lief anders als gedacht."

Miranda hebt eine Augenbraue. „Ist das der Punkt, wo ich sage: Bitte keine Details?"

„Nein. Das ist der Punkt, an dem du ruhig bist und mich weiterreden lässt", zickt Matthew ungeduldig.

Miranda grinst.

„Er... versteht, glaube ich etwas anderes unter dem, was wir vereinbart haben und ich weiß nicht, ob ich das auch will."

„Anders? Inwiefern?"

Nach einem Blick auf die Uhr, die über ihnen hängt, machen sie sich, zusammen mit vielen anderen, auf, in Richtung eines Hörsaals, in dem sie die erste Vorlesung haben.

Miranda und Matthew finden gemeinsam Plätze und bemühen sich nun leise, ihre Konversation fortzuführen.

„Ich weiß nicht, ob du wissen willst, was ich mit anders meine...", nuschelt Matthew und klappt seinen Laptop vor sich auf.

Miranda räumt ihre Sachen aus und verzieht das Gesicht. „Okay, vielleicht hast du Recht... Also, was soll ich jetzt sagen?"

„Soll ich es beenden?" Matthews Ausdruck ist verzweifelt und ernst. Er sieht hilflos aus. So sieht Miranda ihn nie.

Nie. Matthew Wellington ist nicht verzweifelt. Matthew Wellington weiß immer, was zu tun ist.

„Wenn du es nicht willst, dann lass es bleiben", meint sie deswegen und drückt kurz Matthews Hand, um ihre Unterstützung noch deutlicher zu machen.

Matthew scheint zu überlegen. Dann sagt er: „Und was wenn ich genau das brauche, was er will?"

Miranda schaut nach vorne. „Wieso fragst du mich überhaupt?"

„Weil ich mir nicht sicher bin! Ich weiß wirklich nicht weiter, Miranda!", zischt Matthew und vorne baut der Professor seine Sachen auf und räuspert sich.

Auch als dieser anfängt zu sprechen, führt Miranda die Unterhaltung weiter. „Tief in deinem Herzen weißt du sicher schon, was du willst."

„Ach, verarsch mich nicht."

„ich meine das ernst!", verteidigt sich Miranda empört.

„Wirklich? Ich habe letzte Nacht intensiv nachgedacht und ich..."

Matthew wird unterbrochen. Sein Handy, das in seiner Hosentasche steckt, vibriert zwei Mal.

Eine SMS.

Miranda wartet immer noch auf das Ende des Satzes, aber Matthew vergisst diesen und holt sein Handy hervor.

Es ist William.

Sei brav, schreibt er.

Matthew weiß, was er machen muss.

Ohne zu antworte, steckt er das Handy wieder zurück und sieht zu Miranda.

„Ich weiß, was ich machen sollte."

„Und was?", drängt Miranda neugierig.

Matthew sieht kurz nach vorne und öffnet dann seine Notizen auf seinem Laptop. „ich glaube, ich werde dem Ganzen eine Chance geben."

Er spürt, wie er noch in diesem Moment heiß wird. Wie er vergisst wo er ist und er einfach nur William vor sich sieht.

Er sieht sich dort am Fenster stehen und er fühlt sich so erniedrigend. Daddy versohlt ihn und er kann nur da stehen und es geschehen lassen.

Als William fertig ist, beugt er sich nach unten und küsst die rote Haut an Matthews Arsch, bis er seine Backen spreizt und über das Loch leckt.

Matthew zittert. Seine verschwitzten Hände greifen nach der Fensterbank. Er schaut nach draußen auf den Springbrunnen und drückt William seinen Hintern mehr ins Gesicht.

William schlägt ihn noch einmal.

Dann nimmt er kurz seine Lippen von Matthews Loch, um die Worte „Sei brav" zu murmeln. Nur um danach weiter zu machen.

-

William ärgert sich. Er sitzt im Garten, vor seinem Springbrunnen und ärgert sich. Er hält einen Eiskaffee in der Hand, trägt nur eine kurze Hose und eine Sonnenbrille und ist auf der Liege ausgespreizt. Seine Haut ist heiß und etwas braun gebrannt und seine Lippen schmecken nach kaltem Kaffee. In der anderen Hand h#lt er sein Handy.

Er hat es gelesen. Ganz klar gelesen. Matthew ist jetzt in einer Vorlesung und hat die kurze und anzügliche SMS gelesen. William sieht sogar die Uhrzeit, um die er sie gelesen hat. 11:58 Uhr.

Wieso antwortet er nicht? Wieso schreibt er nicht zurück? Nicht einmal ein bescheuerten Smiley?

Der Grund ist unmöglich, dass Matthew sich auf die Vorlesung konzentriert. Sie haben schon oft während dieser geschrieben. Auch wenn es nur kurz war. William erwartet nur eine kurze Antwort. Keinen verdammten Roman! Ist das so schwer?

Er nippt an seinem Kaffee und setzt gerade an, um zu schreiben, da erscheint ein Symbol auf seinem Display.

Matthew schreibt.

Nö.

Das ist alles.

William beißt sich auf die Lippen. Na warte, denkt er sich dann und trinkt den restlichen Kaffee aus.

Er stellt diesen neben die Liege und lehnt sich zurück. Das Gesicht in der Sonne, Augen geschlossen, plant er das nächste Treffen. Matthew wird was erleben.

Es braucht dann nur weitere zwei Stunden. William ist gerade wieder in seinem Wohnzimmer und arbeitet, da vibriert sein Handy erneut und lässt ein Ping! durch den Raum hallen.

Das Ping ist für Matthew. Alle anderen haben einen anderen SMS-Ton. Matthew hat ein helles Ping, was William an seine Stimme erinnert. Matthew hat eine helle und leicht kratzige Stimme.

Er nimmt sich das Telefon vom Couchtisch und starrt auf das Display. Matthew hat ein Bild gesendet.

Schnell entsperrt William sein Handy um dann das gerade entstandene Foto zu betrachten. Es wurde wahrscheinlich in der Toilette der Universität aufgenommen und es zeigt Matthew. Es wurde in Vogelperspektive geschossen. Matthew hat die Lippen zu einem unschuldigen Oh geschürzt und am unteren Rand des Bildes hält er sein Penis in der Hand, die nicht sein Handy hält.

William beißt sich verzweifelt in die Wange. Was soll das denn jetzt? Er weiß ja mittlerweile, dass Matthew gern neckt und die Regeln bricht, aber diesen Blick hat William noch nie absichtlich auf Matthews Gesicht gesehen. Dieser Blick entsteht, wenn William sich gut um ihn kümmert, aber Matthew ist zu stolz, um so einen Blick einfach... zur Schau zu stellen.

William starrt noch eine Weile auf das Bild und hofft, dass gleich eine SMS kommt, in der sich Matthew darüber lustig macht, dass William sich wahrscheinlich gerade die Palme wedelt.

Aber es kommt nichts weiter.

Nur das Bild.

Das Bild steht allein für sich selbst.

William ist in Schockstarre verfallen und in seinem Kopf rattert es. Was heißt das jetzt? Er hat etwas gewagt, Mathew schien erst nicht sehr begeistert und William ist davon ausgegangen, dass Matthew noch einmal über das Ganze reden will. Aber anstatt eines Gesprächs, drückt Matthew ihm dieses Foto auf und lässt William hängen.

Was heißt das jetzt? Ist die Sache für Matthew geklärt? Kann William sich um ihn kümmern? Oder ist Matthew gerade dabei eine letzte E-Mail an ihn zu verfassen, in der er für immer Auf Wiedersehen sagt, weil er sicherlich nicht so beknackt ist und sich so behandeln lässt.

William hat schon so viel gehört von seinen ehemaligen Subs, dass er eigentlich fest davon überzeugt ist, dass Matthew genau das Gleiche sagen wird.

Entweder Age Play und dann richtig oder nur „normales" BDSM. Nicht dieser Mix zwischen den beiden Varianten.

Doch es folgt nichts. Auch die Stunden darauf, die William weiterhin arbeitet, sich mit einem Klienten in einem Café trifft und dann wieder nach Hause fährt.

Matthew meldet sich nicht.

-

„Kommt ein Matthew in seine Wohnung, fragt Miranda: Wieso ziehst du so ein langes Gesicht?"

Stille.

„Oh mein Gott, was soll ich denn noch alles tun, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen?"

Miranda sitzt Matthew gegenüber. Dieser sitzt auf seinem Bett und starrt auf das Display seines übergroßen Handys. Miranda sitzt auf seinem Schreibtischstuhl, Laptop vor sich auf dem Schoss. Sie versucht schon seit einigen Minuten die Aufmerksamkeit ihres Freundes zu bekommen und sitzt immer noch dort und fühlt sich ignoriert.

„Hä?", zuckt Matthew mit dem Kopf hoch und guckt Miranda irritiert an. „Hast du was gesagt?"

„Was ist nun? Wieder dein... Freund... Dom... Herrscher, was auch immer? Antwortet er nicht? Was hast du ihm geschickt? Diesen bescheuerten Affen-Emoji, der sich die Augen zuhält? Auf den antworte ich nämlich auch immer nicht."

Matthew schüttelt den Kopf. „Nein. Ein Foto von mir..."

Miranda seufzt. „Oh man, jetzt spricht es und jammert nur."

„Ich jammere nicht! Aber wieso antwortet er denn nicht?", protestiert Matthew und wechselt seine Pose zu einem Schneidersitz.

„Vielleicht ist er beschäftigt? Ist er nicht reich und schwerbeschäftigt?"

„Ja, aber er schreibt immer gleich..."

„Vielleicht war das Foto merkwürdig?"

Miranda hätte das besser nicht gesagt. Denn nun starrt Matthew sie eindringlich an. „Denkst du echt, ich schicke ihm ein Foto, das merkwürdig aussieht? Denkst du, ich sehe auf Fotos merkwürdig aus? Denkst du, ich schicke ihm ein Bild, dass ich nicht sofort mit der ganzen Welt teilen würde?"

„Komm runter", murmelt Miranda. „Wahrscheinlich weiß er nicht, was er schreiben soll."

„Er weiß immer was er schreiben und sagen soll. Er ist so ein Mensch, der immer weiß, was er sagen muss. Er ist extrem eloquent", gibt Matthew zurück und schaut wieder aufs Handy.

Miranda hebt eine Augenbraue. „Na nu..."

„Was?" Matthew schaut nicht einmal hoch, sondern wischt auf seinem Bildschirm rum.

„Bist du ein bisschen verknallt?" Miranda kann sich das Grinsen nicht verkneifen. Es scheint ihr, sie habe die Zeit gerade zurück gedreht und auch, wenn sie Matthew erst seit ihren Unitagen wirklich kennt, so waren sie doch auf der gleichen High School und haben das ein oder andere Gespräch geführt. Und es erscheint ihr, als wäre die Zeit zu einer dieser Partys zurück gedreht, auf denen sie miteinander geredet und gelästert hatten.

„Verknallt? Das ist kindisch", schnaubt Matthew. „Ich würde eher sagen, dass ich ihn auf eine perverse Art und Weise vergöttere."

Miranda lacht und schüttelt den Kopf.

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