Schlag 2


Mutter: Casey Walters

Vater: Albertus Wellington

Die Zeilen brennen sich ein in sein Gehirn und lassen ihn nicht mehr los. Er hat nur kurz auf seine Geburtsurkunde geschaut und sie danach gleich in der hintersten Ecke seines Büros vergraben, aber doch sind die Worte wie ein Fluch in seinem Kopf.

Egal, ob er isst, arbeitet, schläft, unter der Dusche steht oder selbst versucht zu masturbieren. William lässt es nicht los.

Die Namen seiner leiblichen Eltern.

Die Personen, die ihm nichts bedeuten, aber die Beziehung zu dem wundervollsten Menschen in seinem Leben zerstört haben.

Und als er dann den Kontakt zu Matthew sucht, um alles wieder halbwegs in Ordnung zu bringen, funktioniert es nicht und Matthew sagt ihm klipp und klar, dass das zwischen ihnen der Vergangenheit angehört.

William hat also zwei Halbbrüder. Einer heißt Joshua und wohnt bei Casey. Er ist ein paar Jahre jünger als er.

Und der andere heißt Matthew Wellington und ist sonst wo. Was weiß William schon.

Als es an der Tür klingelt, hört das ewige Rauschen seiner Sorgen und Gedanken kurz auf und als er Alison umarmt, fängt es langsam wieder an.

Matthew ist sein Bruder. Zwar sein Halbbruder, aber sein Bruder.

Und er fragt sich, ob sie so eine Anziehung zueinander hatten, weil sie es sind oder trotz dieser genetischen Komponente.

Und immer wenn dieser Gedanke anfängt, hat es kein Halten mehr und William stürzt sich in eine Existenzkrise, in der er sich fragt, ob es überhaupt so schlimm ist. Ob es überhaupt zur Sache tut.

Denn sie sind nicht zusammen aufgewachsen und Kinder zeugen, geht ja sowieso nicht.

Und dann will er zu seinem Handy greifen und Matthew anrufen, aber dann wird ihm am Telefon gesagt, dass der Benutzer seine Nummer geblockt hat.

Und William ist traurig, denn anscheinend hat er Matthew nicht sonderlich viel bedeutet, wenn er ihn gleich blockt.

Wahrscheinlich hat Matthew schon einen neuen Dom gefunden.

„Ich will dir jetzt mal eines sagen und ich bin ehrlich", beginnt Alison. Sie sitzt auf einem Stuhl an der Kochinsel, auf dem auch Matthew schon etliche Male saß.

„Nach all dem Stress kannst du froh sein, dass du ihn los bist."

„Bitte?" Williams Augen, die seit Tagen verschleiert und teilnahmslos sind, werden kurz wieder lebendiger.

„Ja, sieh es doch mal so: Bis jetzt war alles mit ihm so dramatisch. Das bist du nicht. Das passt nicht zu dir. Es sollte eben einfach nicht sein und du findest sicher einen besseren."

„Matthew ist kein Fahrrad, dass ich auswechseln kann, Alison", zischt William. „Und es war nicht immer alles dramatisch mit ihm. Es war perfekt."

„Ach, perfekt, ja? Wenn er etwas mit dir zu tun haben wollen würde, würde er sich dann nicht melden? Würde er dann nicht versuchen mit dir zusammen zu sein?"

„Das war eben auch ein Schock für ihn." Williams Stimme wird schwacher, denn Alison hat Recht.

Es war vielleicht alles perfekt mit Matthew, aber ihn so radiakal aus seinem Leben zu sperren, ist nicht sehr erwachsen.

Oder ist er der kindliche? Ist Matthew in Wahrheit der Verantwortungsbewusste?

Der Kaffee schmeckt grausam. Also verzieht William das Gesicht und schüttet den Rest in die Spüle.

„Was machst du normalerweise, wenn es mit einem Sub nicht klappt?", fragt Alison aufheiternd.

„Nichts?"

„Falsch. Du gehst in diesen Club, in den du immer gehst und suchst dir einen neuen. Lass uns zusammen gehen. Ich unterstütze dich." Sie haut kurz mit der Handfläche auf den Tisch und ihre kleinen Zöpfe wippen dabei nach oben.

William beäugt sie skeptisch. „Bitte was?"

„Es sind zwei Monate vergangen. Du musst wieder unter Menschen, William. Wirklich. Ich will meinen Bruder wieder haben."

Als dieses Wort, dass sonst nur ein Wort war, nur ein Ausdruck, nur ein Fakt, fällt, wird William ein klein bisschen übel.

„Vielleicht hast du doch Recht." Er nickt und zuckt mit den Schultern, nicht sicher, ob er es will oder es nur macht, um sich im Club die Kante geben zu können, um Matthew zu vergessen.

-

„Wow, deine Arme sind so muskulös. Trainierst du?"

„Ich mach nicht oft Sport, nein."

„Hmm, interessant. Willst du noch einen Drink?"

„Bitte", nickt William und starrt in die Richtung der vielen Flaschen, die hinter der Bar stehen.

Der Mann neben ihm, der ihn mit diesem verträumten Lächeln ansieht, hat vielleicht nur ganz vielleicht, Matthews Haar- und Augenfarbe.

Aber sonst ist er überhaupt nicht wie Matthew.

Er ist aufdringlich, versucht immer das richtige zu sagen und William zu beeindrucken. William scheint es, als habe er eine Maske auf und er will nicht sehen, was sich dahinter befindet.

„Danke", sagt er dem Barkeeper, nachdem dieser ihm den nächsten Drink vor die Nase stellt.

Der Sub neben ihm rückt näher an ihn heran, schmiegt sich versucht schüchtern an ihn und kichert.

William muss sich dazu zwingen, nicht mit den Augen zu rollen.

„Ist das mit Matthew und dir vorbei?", fragt der Barkeeper.

„Bitte was?"

„Weil du hier allein bist und er letztens mit Kyle hier war", zuckt dieser mit den Schultern.

„Mit Kyle?", runzelt William die Stirn. „Da musst du irgendjemanden verwechselt haben."

„Nee, bin mir sicher", murmelt er gegen den Lärm der Musik und wäscht ein paar Gläser in der Spüle ab.

William hat eine dicke Falte in seiner Stirn, als er versucht diese Information zu verarbeiten.

Kyle.

Kyle und Matthew?

„Weißt du was?", richtet er sich an den Mann neben sich. Rt zieht ihn an seinen Haaren in sein Blickfeld.

Der Sub schaut ihn erwartungsvoll an. „Ich glaube, du warst wirklich böse heute. Ich muss dich jetzt bestrafen."

Die Augen des anderen leuchten auf und dann zieht William ihn in den hinteren Teil des Clubs in eines der Zimmer.

-

Am Abendbrotstisch ist es leise. Man hört nur das Geschirr und das Besteck klappern, als alle drei das Essen auf ihren Tellern, ohne Hochzugucken, schneiden, auf die Gabeln nehmen und essen.

Das geht jetzt schon eine Weile so. Und wie sollte es auch anders gehen?

Das Haus ist mit einer unangenehmen Kälte gefüllt, einer Leere, die doch alles ausfüllt.

Jedes Essen, das Vincent kocht, schmeckt bitterer als erwartet und jede Nacht, wenn Albertus im Bett liegt, zieht ein eisiger Wind an seinem Kopf vorbei und bereitet ihm Kopfschmerzen.

Und jeden Morgen wenn er aufwacht, schafft es Matthew kaum aus dem Bett.

Denn alles scheint vergebens.

Und die Scham ist bei jedem Wortwechsel präsent.

„Könntest du mir bitte den Wein geben?", fragt Albertus an Matthew gerichtet.

Er hebt nur kurz seinen Kopf, schaut dann wieder in sein leeres Glas, was er in der rechten Hand hin und her dreht.

„Den Wein", wiederholt Matthew. „Sicher doch. Aber vorher sagst du mir, ob ich vielleicht noch eine Schwester habe. Wer weiß, vielleicht bin ich ja bi und schlafe aus Versehen auch mit ihr."

Albertus hat darauf nichts zu sagen. Er beißt sich auf die Unterlippe.

Vincent seufzt und steht auf. Dann stellt er die Weinflasche neben seinen Ehemann.

Dieser bedankt sich kaum hörbar bei ihm.

Albertus hätte so vieles sagen können, aber es hätte nichts geholfen.

Wieso hatte er es Matthew nie gesagt, dass er einen Bruder irgendwo da draußen hatte? Aus dem gleichen Grund, aus dem Vincent ihn nun nicht mehr so ansieht wie noch vor dem dramatischen Dinner: Scham und Wut.

Albertus hatte damals einen Fehler gemacht und auch wenn er sich nicht sicher war, ob dieser Fehler, dieses eine Mal ein abgelaufenes Kondom zu benutzen oder William wegzugeben, war, so hatte er die Tatsache, einen zweiten Sohn zu haben, sehr lange in die hinterste Ecke seiner Erinnerungen gedrängt.

Es war so viel einfacher gewesen, sich auf Probleme anderer zu stürzen. Und all die Wut, die er in sich hatte, im Gerichtssaal und bei Besprechungen zu verwenden, wo er anderen Menschen ihre Fehler aufzählen konnte.

Denn hier wusste keiner von seinem.

Aber vielleicht hatte Albertus sich auch all die Jahre eingeredet, dass William und Matthew sich eh nie kennenlernen würden, denn was für ein Zufall wäre das? Er hatte nicht damit gerechnet eines Tages einen verlorenen Sohn auf der Türschwelle stehen zu haben, denn immerhin bestand sein Sohn zur Hälfte aus ihm.

Albertus ist nicht einmal verwundert oder wütend darüber, dass William nichts mit ihm zu tun haben wollte und jetzt erst recht nicht will.

Er hatte nichts anderes erwartet.

Was ihn jedoch zu schaffen macht, ist Matthews kalte Aura.

Sein Sohn war schon immer zynisch und sarkastisch. Wenn er sich verletzt oder schwach fühlte, griff er schon als Kind darauf zurück, sich einfach gegenteilig zu verhalten.

Fake it, until you make it.

Aber so wie Matthew sich jetzt verhält, hat er sich noch nie verhalten. Es ist nun keine schützende Kälte mehr, sondern wirkliche Kälte, die er seinem Vater gegenüber zeigt.

Albertus vermutet, dass Matthew ihn nun wirklich nicht mehr leiden kann und auch wenn er es versteht, will er es nicht akzeptieren.

„Es tut mir leid, Matthew. Ich hätte es dir eher sagen sollen", murmelt er dann in die Serviette, die er sich zum Schutz etwas übers Kinn hält.

Matthews Kopf schnellt nach oben. Vielleicht etwas unerwartet, so einen Satz aus Albertus' Mund zu hören. Vielleicht aber auch nur, weil er nicht damit gerechnet hat, dass in den nächsten zehn Minuten irgendwer noch etwas sagt.

Von Matthew folgt daraufhin nur ein abweisendes Kopfschütteln.

Dann nimmt er sich sein Besteck und seinen Teller.

„Ich esse das in meinem Zimmer."

Er geht durch die Tür raus in den Flur und biegt um die Ecke. Albertus schaut ihm hinterher, tief in Gedanken.

„Er wird sich wieder beruhigen. Du kennst ihn doch langsam", meint Vincent schulterzuckend und blickt kurz zu Albertus.

Für einen kurzen Moment ist das zwischen ihnen wieder normal.

Ein normaler Moment wie früher, als Matthew auf dieses eine Konzert mitten in der Woche wollte und die beidem ihm es verboten hatten, weil er den Tag darauf eine Prüfung schreiben musste.

Albertus nickt. Auch wenn er nicht glaubt, dass ihn Matthew jemals wieder ohne Verachtung ansehen wird.

-

„Bist du auch schön brav, Matthew?"

„Ja, Daddy."

„Zeig mir, wie brav du bist. Nimm Daddys Schwanz in deinen Mund."

„Ja, Daddy."

Ein Schaudern, der durch seinen gesamten Körper geht.

Dann ein Wimmern.

Die Decke und sein Bauch sind voller Sperma.

Matthew schlägt die Bettdecke um und greift sich die Taschentücher von seinem Nachttisch. Er säubert seine Hände und den Rest von Sperma. Dann wirft er die Tücher neben sich auf den Boden und starrt zur Seite.

Seine Atmung ist schwer und schnell. Seine Beine sind nass mit Schweiß.

Er wollte doch nur masturbieren.

Zu Kyle.

Oder zu einem Porno, den er irgendwann mal gesehen hat.

Aber um zu kommen, hatte er gerade Williams Schwanz gedanklich im Mund und als das Bild in seinem Kopf war, ging das mit dem Kommen ganz schnell.

Matthews Herz klopft stark. Das Blut pulsiert durch seinen Körper wie Feuer.

Dann deckt er sich mit der sauberen Seite der Decke zu und dreht sich um.

Er schließt die Augen.

Und hier bin ich mal wieder! Nein, ich habe diese Geschichte nicht plötzlich aufgegeben, ich hatte nur einfach keine Zeit. Aber jetzt geht es weiter. 

Ihr wisst vielleicht, dass ich ein Fan davon bin Prisen an Drama in meine Geschichten zu bringen, aber das Ganze nicht Soap Opra mäßig aus den Fuhren gleiten zu lassen und das habe ich auch hier vor. Also, für alle die, die denken, das hier wird eine dieser Geschichten, in denen dann einer im Koma liegt, wieder aufwacht, schwanger ist und Krebs hat, keine Sorge. So schreibe ich nicht.

Haha, aber natürlich will ich euch nicht sagen, was alles noch passieren wird. Seid nur gewarnt: Es wird kinky, smutty und vielleicht auch etwas frustrierend.

Jasper

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