Schlag 11
Es ist wirklich ein ganz besonderer Schmerz, wenn Salz in eine Wunde kommt. Es ist ein sehr besonderer und unnötiger Schmerz, den wirklich keiner braucht und der gut verhindert werden könnte.
Zum Beispiel, indem man nicht kocht, wenn man eine Wunde am Daumen hat.
William ist sich nicht einmal sicher, wie diese Wunde da hin gekommen ist, aber er weiß, dass er sie jetzt doppelt so intensiv spürt, wo er Salz in den Topf gegeben hat. Er hätte es einfach direkt hinein streuen sollen, anstatt auf Showmaster zu machen und die Körner zwischen besagtem Daumen und Zeigefinger zu zerreiben und sie elegant in den Topf gleiten zu lassen.
Denn der Effekt, den das ganze eigentlich auf Matthew, den er beeindrucken wollte, haben sollte, hatte es nun nicht, als William vor Schmerzen aufquietscht und seine Augen zusammenkneift.
Matthew teilt seinen Schmerz mit einem zusammen gezogenen Mund und einer geballten Faust. Er spürt den Schmerz quasi bei sich zur gleichen Zeit.
Und wie es doch wehtut.
„Vielleicht sollte ich das Kochen übernehmen, Will", schlägt er vor und drängt sich weiter an den Kochtopf. Er würde sich nicht als schlechten Koch beschreiben. Er würde sich eher als unerfahrenen Koch beschreiben. Als jemand, der noch nie so richtig kochen musste, um durch den Tag zu kommen.
William schüttelt sprachlos mit dem Kopf und rührt im Gericht herum. Es sind Penne mit einer leckeren Soße und sie sind fast fertig.
Es fehlte eben nur noch das Salz.
„Du darfst de letzte Prise über das ganze geben", murmelt William. Denn er ist vielleicht stur, aber er ist kein Masochist.
Matthew nickt, nimmt sich ein paar Körner zwischen die Finger und lässt sie über dem Kochtopf fallen.
„Willst du mich ärgern?", fragt William und sieht in Matthews Richtung.
„Nein?"
„Was war das dann? Nimm dir noch mal ein paar und reib sie diesmal in den Topf."
Matthew rollt mit den Augen. William kann beim Kochen ein richtiger Nerd sein.
Aber er macht es dann.
„Zufrieden?"
„Aber sehr doch!", nickt William überschwänglich.
William lässt vor dem Essen noch Wasser über seine Hand laufen und dann setzt er sich neben Matthew auf die Couch, wo der Fernseher läuft.
Während eine Drag Queen nach der anderen über den Laufsteg stolziert, essen die beiden ihre ersten Bissen.
Plötzlich steht William auf und lässt seinen Teller auf dem Couchtisch stehen.
Matthew runzelt die Stirn und macht sich dann aber nichts draus. William ist manchmal komisch und er hat sich daran gewöhnen. Er steht eben manchmal mitten beim Essen auf oder hat „wichtige" Ideen, wenn sie gerade Autofahren, weswegen Matthew dann eine Notiz auf seinem Handy verfassen muss.
Manchmal beziehen sich Williams Blitzgedanken auf seine Arbeit. Es ist schon öfters vorgekommen, dass Matthew Strategien oder Adressen aufschreiben musste.
Manchmal geht es bei Williams Ideen nur ums Kochen. Neue Rezeptideen, die Matthew auch schon ein paar Mal aufschreiben durfte.
Es macht auf ihn manchmal den Anschein, dass wenn William am stillsten ist und am inaktivsten scheint, bei ihm die Räder im Kopf nur so rattern und fantastische und manchmal weniger fantastische Ideen produzieren.
Er denkt nur ungern daran, dass ihn das an seinen Vater erinnert.
Als William wieder kommt, hat er seine Hände hinter dem Rücken wie ein schüchterner Schuljunge. Aber als er dann nach einem fragenden Blick von Matthew, seine Hände nach vorne streckt, sieht Matthew das Seil und das ganze scheint eher das Gegenteil von unschuldig.
Matthew beschließt, William nicht den Wow-Moment zu geben, den er sich erhofft hatte und schaut auf die Drag Queens im Fernsehen, die sich gerade lauthals streiten. Nebenbei isst er seine Pasta.
William setzt sich wieder neben ihn und grinst ihn an. „Bitte stell das kurz hier auf den Tisch."
„Ich esse gerade. Kann das nicht bis nach dem Essen warten?"
„Nein, kann es nicht."
„Wieso nicht? Essensentzug steht nicht bei den Softlimits", protestiert Matthew.
Er wird etwas rot, denn so vor William den Vertrag zu erwähnen, den sie vor einer gefühlten Ewigkeit beschlossen hatten, fühlt sich komisch an.
„Du kannst gleich weiter essen", winkt William ab. „Jetzt dreh dich aber bitte mit dem Rücken zu mir und nimm deine Hände hinter den Rücken."
Matthew stöhnt und schaut sehnsüchtig zu seiner Pasta. Es hatte eine halbe Stunde wie im Himmel in der Küche gerochen und sein Magen hatte zwanzig Mal geknurrt und jetzt soll er sie da einfach stehen lassen?
Das ist Quälerei.
Er fühlt ein Seil an seinen Handgelenken. Es schlingt sich ein paar Mal um seine sensible Haut, bevor William eine Art Knoten macht.
Es fühlt sich fest an, aber nicht so fest, dass er etwas abschnürt.
Sie haben noch nicht oft Bondage in den Sessions genutzt, aber er weiß, dass das so ziemlich der einfachste Knoten ist, den es gibt.
Er würde William gern damit aufziehen, aber um ehrlich zu sein, will er nichts lieber als seine Pasta weiter essen.
Williams Hände greifen seine Schultern und drehen ihn dann schließlich wieder so herum, dass Matthew wie vorher auf der Couch sitzt.
„Wie findest du die Idee, von mir abhängig zu sein?" Er fragt dies, als wäre es eine ganz normale Frage, die man eben beim Abendessen stellt.
„Bitte?" Matthew hebt eine Augenbraue und zerrt hinter dem Rücken an seinen Fesseln. Natürlich bekommt er sie nicht auf.
„Ich habe dich jetzt gefesselt, also bist du jetzt quasi in meiner Kontrolle", zuckt William mit den Schultern und lächelt zufrieden.
„Aha", murmelt Matthew und blickt zu seinem Teller, der immer noch dampfend dort auf dem Tisch steht. Entschieden zu weit weg für ihn.
Als William seinen Blick sieht, nimmt er sich Matthews Teller und die dazu gehörige Gabel und pickst ein paar Nudeln auf.
Dann führt er das Besteck an Matthews Mund.
„Und jetzt?", schnaubt Matthew.
„Willst du essen oder nicht?", fragt William ernst.
„Natürlich will ich essen. Nur nicht so."
„Pech." William stellt den Teller wieder auf den Tisch. Von Matthew kommt ein Grunzen.
William nimmt sich daraufhin wieder seinen eigenen Teller und isst seine Nudeln genüsslich. Seine Aufmerksamkeit hat der Fernseher und er scheint Matthew nicht zu beachten.
Matthew rutscht ein paar Zentimeter auf der Couch vor und versucht irgendwie an seinen Teller zu kommen, aber die Fesseln hindern seine Arme daran, auch nur die Position zu wechseln.
„Scheiße", murmelt Matthew. „Komm schon, William. Mach mich wieder los."
„Ich habe dir die Wahl gelassen."
„Essensentzug ist ein Hardlimit."
„Ich weiß. Ich will dich ja füttern."
„Ich will nicht gefüttert werden!"
„Dann musst du warten, bis ich fertig bin. Dann mache ich dich wieder los."
„Nein", protestiert Matthew. „Mach mich sofort los. Ich habe Hunger und ich will essen!"
William stellt wieder seinen Teller auf den Tisch und nimmt sich den von Matthew. Erneut pickst er eine Nudel auf die Gabel und führt sie zum Mund seines Subs.
Matthew gibt auf. Er hat wirklich Hunger. Also umschließt er die Nudel mit seinen Lippen und notiert in seinem Kopf nun endgültig, dass er seine Würde an der Tür lässt, wenn er William besuchen kommt.
Es geht ein paar Gabeln gut, bis Matthew wirklich genug hat und versucht sich wieder aus seinen Fesseln zu lösen.
„Was wird das?"
„Wonach sieht es aus? Ich esse jetzt wieder wie ein Erwachsener", zischt er griffig.
Nein, tust du nicht", schüttelt William den Kopf. „Ich habe schon vermutet, dass dir es nicht gefallen wird. Aus genau dem Grund mache ich es auch."
„Aha, seit wann ist unsere Beziehung auf diesem Prinzip erbaut?"
Matthew schluckt kurz, nachdem er das Wort „Beziehung" über die Lippen gebracht hat. Denn das mit William und Ihm ist vieles. Aber ist es eine Beziehung? Ist nicht gerade dieses Wort viel zu altmodisch für sie?
„Seitdem ich es sage", meint William und steht wieder auf. Er lässt Matthew zurück, der zu beschäftigt ist, sich in seinem Kopf andere Bezeichnungen für sie auszudenken.
Partnerschaft. Nein.
Seelenverwandte. Zu schnulzig.
Kompliziert. Das passt. Denn das sind sie: Kompliziert.
Nach ein paar Minuten kommt William wieder herunter und hält ein paar Utensilien in den Händen. Das, was Matthew sofort ins Auge fällt, ist das seidene Tuch, welches an einem Band hängt. Die Partie des Tuches hat die perfekte Größe für seine Augen.
Eine Augenbinde.
Na klasse. Er kann sich ja nicht einmal dagegen wehren, dass er gleich nichts mehr sehen kann.
William ist nicht sonderlich dezent, als er summend zum Sofa kommt und genau dieses Tuch über Matthews Gesicht zieht und ihm somit die Sicht auf alle Dinge der Welt nimmt.
„Hallo? Werde ich nicht einmal gefragt?", fragt Matthew.
„Ich frage dich nicht. ich mache einfach. Das ist mein neuer Stil."
„Ich mag deinen neuen Stil nicht", murmelt Matthew zurück.
„Mach den Mund auf, Baby."
„Nicht, wenn du mich Baby nenn..." Und schon hat Matthew Essen im Mund und kaut auf ihm herum.
„Ich nenne dich, wie ich will, Schätzchen", sagt William in sein Ohr. Und bei Matthew zieht sich ein warmer Schauer den Rücken herunter und endet in seinem Schritt.
Vorher hatte er schon eine Erektion, aber jetzt ist er so hart, dass es wehtut und aus seiner Eichel Vorsamen tropft. Nur ein bisschen, aber genug, um es zu merken.
„Iss brav, was ich dir gebe", fügt William hinzu und ganz von allein öffnet Matthew wieder seinen Mund, nachdem er das andere aufgekaut hat.
Er sagt nichts mehr.
„Ich dachte wirklich nicht, dass ich erneut über die Regeln gehen muss, aber du lässt mir keine Wahl", seufzt William. „Du hast mir zu gehorchen." Eine weitere Fuhre der Pasta landet in Matthews Mund und nimmt ihm nun endgültig die Möglichkeit zu sprechen.
„Du hast genau das zu tun, was ich dir sage. Wenn nicht, werde ich dich bestrafen."
Eine weitere Fuhre.
Matthew merkt, dass er nicht mehr kann, aber er traut sich nicht etwas zu sagen. Also lässt er sich weiter füttern, während William ihm weiter in einer leisen aber gefährlich determinierten Tonlage erklärt was er zu tun und was er zu lassen hat.
„Wenn ich sage, dass wir spielen, dann spielen wir. Wenn ich dich bestrafe, dann lässt du es zu. Wenn ich andere Menschen hier habe, benimmst du dich."
Es ist kurz still und dann gibt William Matthew noch mehr von der Pasta.
„Hast du das verstanden, Prinzessin?", flüstert William in Matthews Ohr.
Matthew nickt.
Als er aufgekaut hat, bittet er kleinlaut um etwas zu trinken.
„Aber natürlich bekommst du das", säuselt William und Matthew hört wie sein Dom vom Sofa aufsteht und in die Küche geht.
Er lehnt sich währenddessen zurück und lauscht den Geräuschen des Fernsehers.
William kommt wieder und pickst mit einem Strohhalm Matthews Lippen.
Matthew öffnet die Lippen und trinkt.
Es ist Limonade. Wenigstens quält William ihn nicht mit etwas Langweiligem wie Wasser.
„Trink alles aus. Wenn nicht, bestrafe ich dich", murmelt William. Eine seiner Hände liegt in Matthews Haaren und massiert seine Kopfhaut leicht.
Das warme und wohlige Gefühl breitet sich auf seinen ganzen Körper aus. Matthew kann nicht mehr, er ist voll, aber er trinkt trotzdem alles aus, weil er wirklich nicht will, dass Daddy ihn bestraft.
Er ist doch eigentlich ein guter Junge.
Wie findet ihr die etwas andere Dynamik der beiden?
Wie fandet ihr das Kapitel?
Jasper
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