Der Rucksack, meine Heimat
Ich packe meinen Rucksack und nehme mit
Eine Prise Zufriedenheit.
Endlich strebe ich nicht mehr weit-er,
es ist so und darf so sein.
Ich darf und kann weinen, lachen, schreien und wüten
Und mich auch entzücken.
Dafür brauche ich keinen Ort mehr,
führe eh viel zu oft fort von hier.
Ich packe meinen Rucksack und nehme mit
Eine Wenigkeit an gemeinsamer Zeit.
Die die Einsamkeit vertreibt.
Lange dachte ich, zuhause bist du nur an einem Ort,
traute mich darum auch nicht fort, bis es nicht mehr ging
und mir die Langeweile und das Alleinsein nachhing.
Jetzt weiß ich, dass es kein Ort, sondern Zustände und Menschen sind,
mit denen ich mich zu Haus befind.
Ich packe meinen Rucksack und nehme mit
Einen Hauch von Traum,
den ich mich nun auch trau
mit heimatlicher Unterstützung im Rücken
zu verfolgen, auszuprobieren
und wenn es nicht der richtige auf neuen Wegen zu experimentieren.
Ich packe meinen Rucksack und nehme mit
Einen Tropfen Wehmut, weil die Entscheidung, etwas hinter sich zu lassen,
wehtut.
„Doch ganz verlassen hab ich dich nicht und werde ich auch nie, dafür bin ich dir viel zu dankbar für alles und hab dich zu sehr lieb. Auch wenn mir dieser Ort allein nicht mehr das Gefühl gibt, zu Haus zu sein."
Ich packe meinen Rucksack und nehme viel zu vieles mit,
trage viel Last mit mir herum.
Doch wer wär ich heute ohne meine Erinnerung? Jemand anders.
Der Rucksack ist mein Superheld, der meine Welt im Innersten zusammenhält.
Faust suchte ihn vergeblich und ich muss mich nun nicht mehr fragen,
was gäb ich-
für eine portable Heimat?
Der Rucksack ist mein Superheld, der mich beschützt,
wenn mir der Himmel auf den Kopf fällt.
Von Majestix gefürchtet, von mir schon erlebt,
hab ich in dem Rucksack
bei all seinem Schutz das Ausmaß erspäht
und mich wie ein Phönix aus der Asche erhoben.
Der Rucksack ist mein Superheld, der mich von hinten festhält
und mir nicht erzählt, dass alles gut wird,
denn was ist schon gut?
Nein, er nimmt alles mit, fängt alles auf, das ich meine,
ich brauch,
trägt es solange in sich,
bis ich feststell':
„Das ist unwichtig"
Der Rucksack ist mein Superheld, der sich nicht verstellt.
Er War, ist und wird mein ledernes Zuhause sein.
Mit Beulen, Ecken, Kanten und Flecken,
doch ich brauch mich mit meinen
Flecken, Kanten, Ecken und Beulen
Nicht vor ihm verstecken.
Und das ist für mich Heimat.
-
Ohne angeben zu wollen, aber dieser Text in einem Kurzvideo hat mir den ersten Preis bei dem YoungImpulsFilmAward eingebracht. Ich bin ziemlich stolz darauf, vor allem, da das Video in zwei Tagen auf meinem Handy entstand und ich überhaupt nicht mit dem Sieg rechnete XD. Ich war so perplex, dass ich dort stand vor den Moderator*innen, Zuseher*innen und anderen Teilnehmer*innen und bei der Frage, ob ich noch etwas sagen möchte, nur stammeln konnte: "Danke an meinen Rucksack. Der ist zwar grad nicht da, weil er das Outfit ruinieren würde, aber danke" ^^' Anstatt mich bei meiner Mutter oder ihrem Freund zu bedanken, die mich auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht hat und der mir bei den technischen Problemen geholfen hat. Oder meinem Regisseur und meinen Theaterkolleg*innen, die die Probe vorverlegen ließen und dann auch noch als Überraschung bei der Siegerehrung auftauchten. Nein, ich habe einem Objekt gedankt, aber hey ... er ist wirklich immer dabei!
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