Der kleine Roboter
Ein kleiner Roboter hatte einen Wunsch. Er wollte einmal nicht funktionieren. Er wollte versuchen, nicht perfekt zu sein. Doch das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Er konnte doch nichts anderes, als sich so anzupassen, damit er für die anderen passte. Eines Tages ging er spazieren, auf seinem Weg kam ihm eine Verrückte entgegen. ,,Wie funktioniert man nicht?", fragte er sie. Sie schaute ihn mit großen Augen an. ,,Was meinst du damit?" ,,Ich möchte lernen, nicht zu funktionieren", antwortete er ihr, ,,Wie geht das?" ,,Da kann ich dir nicht weiterhelfen", meinte die Verrückte und ging weiter. Auch der kleine Roboter setzte seinen Weg fort. ,,Andere können also nicht helfen...", überlegte er laut. ,,Helfen womit?", fragte eine Stimme. Der Roboter hob seinen Blick und stand einem Dieb gegenüber. ,,Ich will wissen, wie man nicht funktioniert", sagte der kleine Roboter. ,,Ganz einfach!", rief der Dieb aus. ,,Man funktioniert nicht, wenn man vorher schon kaputt war." ,,Aber ich bin nicht unverletzt, ich habe seelische Narben und bereits viel durchgemacht und funktioniere trotzdem", gab der Roboter zu bedenken. ,,Aber du willst es nicht", erwiderte der Dieb, ,, Jetzt musst du nur mehr anfangen, nicht zu funktionieren." ,,Ich weiß doch nicht wie!", rief der kleine Roboter verzweifelt. Der Dieb zuckte mit den Schultern und ging weiter. ,,Wenn ich nicht funktionieren will, muss ich also einfach damit anfangen, es nicht zu tun...", dachte der kleine Roboter bei sich. Er war schon eine Weile unterwegs, auf dem Waldweg konnte er in Ruhe seinen Gedanken nachhängen und nach den beiden Begegnungen hatte er eine ganze Menge davon. ,,Hey, kleiner Roboter! Warum wanderst du so gedankenverloren durch die Gegend?", rief ihm ein Mechaniker zu. Der Roboter blickte auf und schrie zurück:,, Mechaniker, weißt du, wie ich nicht funktionieren kann?" Der Mechaniker lachte. ,,Na klar, ich hole nur schnell meinen Schraubenschlüssel!"
,,Hilft das wirklich?", flüsterte der kleine Roboter.
- Diese kleine Erzählsequenz entstand als mir die Welt zu viel geworden war. Der kleine Roboter ist ein Sinnbild für mich und da ich bei der Entstehung der Geschichte in entsprechender Stimmung war, hat sie auch kein Happy End, eher ein offenes, irgendwie hoffnungsloses Ende. Ich spielte mit dem Gedanken, sie weiter auszubauen und ein glücklicheres Ende zu schreiben, dass ich sie möglicherweise mal Kindern vorlesen könnte, aber beim Überarbeiten dachte ich mir, ich belasse sie so, wie sie ist. Es muss ja nicht immer alles funktionieren und den anderen passen. Nicht wahr, kleiner Roboter? -drachenelfe
P.S.: Manche haben diese Geschichte schon wohl gelesen, aber sie war eine dieser "Nackten", weshalb sie hier ein neues Heim findet. Eure Kommentare und Gedanken dazu bleiben mir im Herzen und in Erinnerung!
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