an unexpected offer
*Sara's Sicht*
Jenny und ich waren nun schon seit zwei Wochen auf Hogwarts und gingen tagtäglich unseren Aufgaben nach. Ich überlegte noch, wie ich die Besenflugstunden möglichst gut koordinieren könnte, während ich zudem einen Spielplan für die Quidditchspiele im kommenden Schuljahr entwarf. Dabei versuchte ich zu berücksichtigen, dass gerade zum Ende eines Schuljahres immer relativ viele Prüfungen anstanden. Zu meiner Schulzeit war auch ich im Quidditchteam meines Hauses gewesen und kannte daher die Situation, dass man vor lauter Training keine Zeit mehr fand, um für die Prüfungen zu lernen. Ich wollte den Stress für die Schüler möglichst gering halten. Bei der Planung war mir auch Minerva eine große Hilfe. Sie als ehemalige Quidditchspielerin hatte ebenfalls gute Einwände zu äußern, die mir bei meinen Planungen durchaus weiterhalfen. Was aber vermutlich den größten Teil meiner Zeit in Anspruch nahm, war meine Vorbereitung auf den Verwandlungsunterricht. Ich war nie schlecht in Verwandlung gewesen, meine wirklichen Stärken lagen aber wohl eher bei Quidditch und Zaubertränke. Letzteres zählte auch immer schon zu Jenny's besten Fächern. Nachdem ich mich allerdings in der Bibliothek mit einigen Büchern bewaffnet hatte und freundlicherweise auch einige Unterlagen von Minerva ausleihen durfte, waren meine Verwandlungskenntnisse wieder soweit aufgefrischt, dass ich mich bereit fühlte die Schüler, die bereits in drei Tagen anreisen würden, zu unterrichten.
Da ich am Nachmittag schon fertig mit allem war, was ich mir für heute vorgenommen hatte beschloss ich, mir vor dem Abendessen nochmal meinen Besen zu schnappen und ein bisschen durch die Gegend zu fliegen. Kaum hatte ich diesen Beschluss gefasst, befand ich mich auch schon weit über dem Erdboden. Gemütlich flog ich so meine Runden über die Ländereien Hogwarts. Wie ich das vermisst hatte. Der leichte Wind, der einem ins Gesicht flog, die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut. Es gab kaum einen Ort an dem ich so gut entspannen und abschalten konnte wie auf meinem Besen, hoch in der Luft. Hogwarts war wunderschön, vor allem im Spätsommer. Die hohen, sicheren Türme und die vielen Fenster, die das Sonnenlicht wiederspiegelten, gaben einem das Gefühl, die Welt sei in Ordnung und nichts könne diesen Frieden jemals zerstören. Bald würde sich jedoch zeigen, dass dieser Friede nicht von großer Dauer sein sollte. Darüber dachte ich in diesem Moment aber nicht nach.
Wieder zurück am Boden, machte ich mich, immer noch von Glück erfüllt, auf den Weg zur Großen Halle. Mitten im Essen, erhob sich Dumbledores Stimme und er bat uns um unsere Aufmerksamkeit. "In nur drei Tagen werden diese Mauern wieder voller junger Hexen und Zauberer sein. Dieses Jahr, wird ein ganz besonderer junger Zauberer unter den Erstklässlern sein. Ich möchte Ihnen dies schon jetzt mitteilen, damit sie Bescheid wissen. Ihre Überraschung soll sie nicht dazu verleiten, diesen Jungen anders zu behandeln als seine Mitschüler", sprach Dumbledore und ließ sich etwas Zeit damit, auf den Punkt zu kommen. Auch Professor Snape, der mir schräg gegenüber saß, schien diese Tatsache etwas zu stören. Vermutlich lag es aber nicht daran, dass er so unheimlich neugierig war wie ich. Ein mürrisches Grummeln seinerseits vermittelte mir eher den Eindruck, dass er genervt davon war, dass Dumbledore sich nicht einmal in seinem Leben kurzfassen konnte. Doch im nächsten Moment sprach eben dieser auch schon weiter. "Bei dem Jungen handelt es sich um Harry Potter, 'den-Jungen-der-überlebt-hat', Sohn von Lily und James Potter." Jeder einzelne Lehrer hatte einen überraschten Gesichtsausdruck. Na gut ich will ehrlich mit euch sein, jeder außer Professor Snape. Allerdings veränderte sich bei Dumbledores Worten auch sein Gesichtsausdruck. Eine Seltenheit, würde ich behaupten. Ich beobachtete ihn ganz genau. Im ersten Moment, sah man Wut in seinen Augen, dann für einen noch kürzeren Augenblick Trauer und am Ende puren Hass. Das alles geschah innerhalb einer Sekunde, dann saß die perfekte, emotionslose Maske des Severus Snape wieder und man konnte keine Regung mehr in seinem Gesicht erkennen. Schnell wandte ich meinen Blick von ihm ab, damit er nicht bemerkte, dass ich seinen minimalen Emotionsausbruch mitbekommen hatte. Dann dachte ich selber über das nach, was Professor Dumbledore kurz zuvor gesagt hatte. Ich hatte davon gehört. Jeder in der Zauberwelt hatte davon gehört. Der kleine Junge, den Voldemort nicht getötet hatte. Die Gründe dafür kannte wohl niemand außer Voldemort selbst und vielleicht würden wir es nie erfahren. Eine Tatsache, die meine Neugier selbstverständlich weckte. Trotzdem hatte ich nicht vor, den jungen Zauberer anders zu behandeln als seine Mitschüler. Nicht besser und nicht schlechter. Mir war schließlich vollkommen bewusst, dass er der Sohn von dem James Potter war, der sein Selbstwertgefühl gepusht hatte indem er andere nieder machte. Lily war da etwas harmloser gewesen, hatte aber auch nichts gegen die Taten ihres Freundes getan . Es hatte mich trotz allem erschüttert, als ich im Tagespropheten von ihrem Tod gelesen hatte. Aber all das würde mein Verhalten Harry gegenüber nicht beeinflussen. Das versprach ich mir.
Als ich aus meinen Gedanken wieder in die Realität zurückkam, hatten sich die anderen Professoren auch schon wieder von der Überraschung erholt. Zögerlich begannen nun wieder die ersten Gespräche und nach wenigen Minuten war alles wieder so, wie vor Dumbledores kurzer Ansprache. Zumindest schien es nach außen so.
Nach dem Essen, hatte ich mich auf mein Zimmer zurückgezogen und noch etwas gelesen. Dann hatte ich bettfertig gemacht und so lag ich nun in meinem überaus bequemen Bett und wollte nur noch schlafen. Der heutige Tag und besonders mein Besenflug hatten mich dann doch mehr erschöpft, als ich erwartet hätte. Zufrieden schloss ich also meine Augen, kuschelte mich noch etwas tiefer in mein Kissen und schlief ungewöhnlich schnell ein. Allerdings nicht, ohne vorher noch einmal an Dumbledores Worte beim Abendessen zu denken. 'Der-Junge-der-überlebt-hat.'
========================================== nächster Tag ========== ================================
*Jenny's Sicht*
Gerade saß ich mal wieder in der Großen Halle beim Mittagsessen und unterhielt mich währenddessen mit Sara, als Professor Snape sich räusperte und mich daraufhin ansah. "Ist etwas Professor?", fragte ich ihn deshalb, woraufhin dieser allerdings nicht antwortete und mir lediglich einen Zettel herüberschob, auf dem mal wieder einige Kräuter standen, die er anscheinend benötigte und die ich ihm daher besorgen sollte. "Es wäre sehr nett, wenn sie mir die Zutaten später im Klassenraum für Tränke vorbeibringen könnten", wandt sich Snape dann aber doch noch mal mit Worten an mich. "Kein Problem", erwiderte ich daraufhin nur und packte den Zettel ein. Dann wurde ich auch schon wieder von Sara in Beschlag genommen, die unbedingt wissen wollte, welches Buch ich denn zur Zeit lesen würde. Ja Bücher waren dann doch häufiger ein Gesprächsthema bei uns. "Ich habe gerade erst das letzte Buch über Kräuterkunde-Unterricht fertig gelesen, damit ich auch wirklich vorbereitet auf den kommenden Unterricht bin. Eigentlich würde ich jetzt gerne mehr über Kräuter als Zaubertrankzutaten lesen, dafür fehlt mir aber leider die richtige Lektüre. Natürlich gibt es in der Bibliothek einiges dazu, aber kein Buch, das ich nicht schon zu unserer Schulzeit gelesen hätte. Wenn dir also noch ein interessantes Buch über dieses Thema in die Hände fällt, sag mir gerne Bescheid." "Das werde ich machen", stimmte Sara lachend zu.
Als ich fertig mit essen war, machte ich mich also direkt auf den Weg, um die Kräuter für Snape zu sammeln. Mit jedem Mal, dass ich dies tat, kannte ich die Stellen an denen ich die bestimmten Kräuter suchen musste immer besser.
Nach einer Weile, in der ich die Kräuter gesammelt hatte und vielleicht etwas getrödelt hatte, weil ich auf meinem Spaziergang einigen magischen Geschöpfen begegnet war, die ich selbstverständlich erst ausgiebig bestaunen musste bis ich weitergehen konnte, machte ich mich dann auf den Weg zurück zum Schloss. Als ich dieses durch das große Eingangstor betreten hatte, machte ich mich auf den Weg in Kerker um Professor Snape die Zaubertrankzutaten vorbeizubringen. Ich betrat also den dunklen Gang, der zum Klassenzimmer für Zaubertränke führte. Die Kerker Hogwart's erschienen mir immer noch so mysteriös und auch etwas unheimlich, wie es früher schon immer der Fall gewesen war. Obwohl ich Sara, da sie ja eine Slytherin war, oft in den Kerkern besucht hatte, fühlte ich mich in diese kalten Gemäuern immer noch etwas unwohl und besonders fremd. Sara hatte ihr kühles Zimmer besonders im Sommer immer abgöttisch geliebt, wobei es auch ihr dort im Winter schnell zu kalt geworden war.
Während ich so meinen Gedanken nachging merkte ich überhaupt nicht, dass ich schon längst vor dem Raum für Zaubertränke angekommen war und nun vor der Türe stand. Obwohl ich mich immer noch in den Kerkern befand, erschien ein Lächeln auf meinem Gesicht. Dieser Raum strahlte für mich immer noch etwas besonderes, warmes aus. Zaubertränke war mein Lieblingsfach gewesen und ich würde diese Begeisterung dafür, vermutlich niemals verlieren.
Als ich gerade an die Tür klopen wollte, um Professor Snape mitzuteilen, dass ich da war, öffnete sich ebendiese auch schon und Snape stand direkt vor mir. Einen kurzen Augenblick sah er mich überrascht an, da er vermutlich nicht damit gerechnet hatte, dass ich vor der Tür stehen würde, doch im nächsten Moment hob er auch schon eine Augenbrauen und schien auf eine Reaktion meinerseits zu warten. Kurz schüttelte ich also mit dem Kopf um wieder in der Realität anzukommen und übergab Professor Snape dann die Kräuter die ich auf seinen Wunsch hin besorgt hatte. Er nahm diese an sich und wartete wahrscheinlich darauf, dass ich wieder verschwand und er die Tür hinter mir schließen konnte, allerdings sahen meine Pläne etwas anders aus. Ohne es selber richtig zu bemerken, wand ich mich nämlich an Snape vorbei und betrat das Klassenzimmer. "Sicher, fühlen Sie sich wie zu Hause, Professor!", reagierte Snape mit einem sarkastischen Unterton auf mein Tun, was ich allerdings überhaupt nicht mehr wahrnahm. In Erinnerungen an meine Schulzeit schwelgend, lief ich direkt auf den Tisch zu, an dem ich damals mit Sara gesessen und unserem Zaubertranklehrer gelauscht oder Tränke gebraut hatte. Sachte strich ich mit meinen Fingern zuerst über die Stuhllehne und danach über den Tisch. Nicht mal Kräuterkunde kam an Zaubertränke heran. Es gab nicht besseres als... "Was genau tun Sie da, wenn ich fragen dürfte?", unterbrach Professor Snape in diesem Moment schließlich meine Gedanken und schaute mich etwas abschätzig und immer noch mit hochgezogener Augenbraue an. "Verzeihung Professor, ich wollte Sie nicht bei ihrer Arbeit stören, es ist nur so, dass Zaubertränke schon immer mein liebstes Fach war und ich... Verzeihung ich habe wohl in Erinnerungen geschwelgt. Ich werde sie dann jetzt nicht weiter stören", brachte ich eilig hervor und wollte daraufhin auch schon den Raum verlassen, als mich Snape's Worte davon abhielten und mich dazu brachten mich wieder umzudrehen. "Ich hätte um ehrlich zu sein nicht erwartet, dass sie sich so für Zaubertränke interessieren würden", wand sich Snape an mich. Völlig erstaunt darüber, dass der Professor scheinbar gerade eine Konversation mit mir führen wollte, brauchte ich einige Augenblicke um mich zu sammeln bevor ich ihm antworten konnte. "Eh.. ja, ich liebe das Tränkebrauen. Dass man so genau arbeiten muss damit der Trank gelingt. Ich finde das faszinierend. Auch die ganzen Zutaten sind unglaublich interessant, deswegen bin ich ja auch so froh, jetzt die Stelle als Lehrerin in Kräutertränke bekommen zu haben", ich verlor mich schon wieder in diesem Thema. Reiß dich zusammen Jenny, Snape will nicht deine ganze Lebensgeschichte hören. Als ich jedoch aufgehört hatte und den Professor anblickte, schien dieser nicht genervt von meiner Erzählung gewesen zu sein. Er räusperte sich kurz, als er bemerkt hatte, dass ich wohl nicht mehr weiter sprechen würde. Erneut stellte ich mich also darauf ein mich von Snape zu verabschieden und ihn weiter arbeiten zu lassen, doch erneut überraschte mich dieser sonst so wortkarge Mann. Ich hatte schon 'Tschüss' gesagt und mich der Tür zugewandt, als Snape sich dann doch nocheinmal an mich wand. "Sollten Sie tatsächlich einmal ein Ihnen unbekanntes Buch zu Kräutern oder Zaubertränken lesen wollen, sagen sie Bescheid, ich denke sie kennen noch nicht alle Bücher, die ich in meiner Privatbibliothek besitze." "Vielen Dank", brachte ich noch überrascht hervor, trat dann entgültig aus dem Klassenzimmer in den Gang und hörte, wie sich die Tür hinter mir schloss.
Auf dem Weg in Richtung Gewächshäuser, wo ich noch ein paar letzte Vorbereitungen für das nun wirklich kurz bevorstehende Schuljahr treffen wollte, wurde mir auf einmal bewusst, was Professor Snape kurz zuvor eigentlich gesagt hatte. Er hatte mir tatsächlich angeboten mir einige seiner Bücher auszuleihen, weil er wohl meine Konversation mit Sara beim Mittagessen gehört haben musste. Ich würde sicher auf dieses Angebot zurückkommen und hoffte daher wirklich, dass es auch ernst gemeint war. Bis jetzt hatte ich nämlich nicht gedacht, dass ein Severus Snape mit anderen teilte. Zumal ich glaubte, dass er Bücher ähnlich sehr liebte wie Sara und ich. Meine Bücher würde ich auch nicht einfach mit jedem teilen. Also fühlte ich mich ziemlich geehrt, dass Snape mir, einer praktisch Fremden, scheinbar seine Bücher anvertrauen würde. Diese Erkenntnis freute mich und doch fragte ich mich, woher Snape's Vertrauen mir gegenüber kam.
Als ich abends im Bett lag, musste ich immer noch an die, für Professor Snape's Verhältnisse, lange Konversation von heute Nachmittag denken. Ich hatte mich nach dem Abendessen noch einmal mit Sara in ihrem Zimmer getroffen und ihr auch von meiner Unterhaltung mit dem Professor erzählt. Auch sie schien sehr überrascht zu sein und konnte gar nicht richtig glauben, was ich ihr erzählte.
Meine Gedanken wurden immer unklarer und bevor ich noch eine Erklärung für Snape's heutiges Verhalten gefunden hatte, fiel ich einen erholsamen und traumreichen Schlaf.
Hat dann doch wieder etwas länger gedauert mit dem neuen Kapitel. Ich mache also keine neuen Versprechungen. Das nächste Kapitel kommt nun mal wenn es kommt. Bis dann! :)
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