33. Das Geschäftstreffen
Mein Ehemann führt mich durch ein paar Gänge, bis in einen recht gemütlich wirkenden Raum, in dem drei Sessel und ein Sofa im Kreis angeordnet stehen. In der Mitte befindet sich ein eleganter Glastisch, auf dem bereits drei Wassergläser warten. Auch hier besteht eine Wand komplett aus Fenstern, sodass man keine zusätzliche Lichtquelle benötigt.
Wir sind alleine und haben noch etwa eine Viertelstunde bis Adler und Seb hier eintreffen sollen.
"Ist alles in Ordnung bei dir?", hakt Jim nach, als wir uns gemeinsam auf das graue Sofa mit dem Stoffbezug setzen und ich zucke mit den Schultern.
"Ich denke schon", antworte ich ausweichend, da nimmt er meine Hand in seine. Was wie eine nette Geste aussieht, hat aber noch einen anderen Zweck: sein Zeigefinger liegt auf meinem Puls.
"Jim, bitte, hör auf damit."
Seufzend entziehe ich ihm meine Hand.
"Dann sag mir warum du mich anlügst", fordert er, da schaue ich ihn an. Würde er es verstehen?
Doch sein Gesichtsausdruck gibt mir darüber keinen Aufschluss.
"Ich glaube nicht dass du mich verstehen würdest, außerdem ist es nicht wichtig. Wahrscheinlich übertreibe ich einfach, oder meine Hormone spielen verrückt."
Meine Antwort scheint ihn nur teilweise zufrieden zu stellen, denn er schaut mich unverwandt an mit einem Blick, der deutlich macht, dass er zu gerne etwas sagen würde. Doch er schweigt. Wir sitzen da, schweigen, schauen uns an. Bis Jim auf die Uhr schaut und seufzt.
"Sie kommen gleich."
Für einen Moment lang habe ich das Gefühl, dass er mir noch etwas sagen will, wahrscheinlich irgendeine Anweisung, doch er schweigt. Stattdessen mustert er mich mit einem Blick, der sogleich besorgt aber auch misstrauisch ist.
"Okay."
Ich nicke und rücke ein Stück von ihm ab. Nicht viel, aber gerade genug um eine Art berufliche Distanz zwischen uns aufzubauen. Irene Adler werden wir damit nicht täuschen können, aber es hilft mir, mich ein bisschen zu beruhigen. Auch wenn ich beginne meine Finger zu kneten und auf meiner Unterlippe rumzukauen als Jim kurz wegsieht.
"Du weißt dass ich dich liebe, egal was passiert, oder?", fragt er mit gedämpfter Stimme. Klar weiß ich das. Glaube ich zumindest. In letzter Zeit gab es da nicht ganz so viele Gelegenheiten mir das zu zeigen, wenn er so lange arbeitet.
Bevor ich antworten kann, öffnet sich plötzlich die Tür und Sebastian tritt ein. Hinter ihm kommt die Frau, wegen der ich heute hier bin: Irene Adler. Auch dieses Mal ist sie elegant gekleidet, aber ihr schwarzes Outfit zeigt verboten viel Haut für ein Geschäftstreffen. Es sei denn, ich habe einen neuen Trend verpasst.
"Miss Adler."
Mein Mann erhebt sich zusammen mit mir um die Frau zu begrüßen. Er nimmt ihre Hand und deutet einen Handkuss an, während sie leicht lächelt.
"Es freut mich sie wiederzusehen", meint er.
"Mich auch, Mister Moriarty, mich auch", antwortet sie, dann heftet sich ihr Blick auf mich. Sie mustert mich von oben bis unten auf eine Art, die mir nicht gefällt. Als würde sie mich bewerten.
"Melody Moriarty, wie schön Sie endlich richtig zu sehen."
Ihr Lächeln wirkt so übertrieben, so falsch. Das und der Fakt, dass sie mich ohne Zögern 'Moriarty' nennt, machen sie irgendwie gruselig.
"Irene Adler, das kann ich nur erwidern", antworte ich mit fester Stimme. Normalerweise würde ich einer neuen Bekanntschaft die Hand reichen, doch weder Irene noch ich machen das. Wir sind definitiv nicht hier um Freundschaft zu schließen.
"Nun, dann lassen Sie uns zum Geschäftlichen kommen", schlägt Jim vor und wir setzen uns alle hin. Irene sitzt dabei auf meiner Seite in einem der Sessel.
Ab da beginnt eine zeitintensive Unterhaltung zwischen Adler und Jim, der ich nicht genau folgen kann. Anscheinend hat Adler ein paar heikle Bilder von einer prominenten Persönlichkeit aufgenommen und lässt sich jetzt beraten was sie damit machen soll. Ich werde während des Gesprächs von beiden ignoriert, auch wenn ich ab und zu Adlers Blick auf mir spüre.
"Was würden Sie denn machen, Mrs Moriarty?", werde ich von Adler plötzlich angesprochen und schaue sie leicht verdattert an.
"Verzeihung?"
Ein Lächeln umspielt ihre roten Lippen und sie lehnt sich entspannt in ihrem Sessel zurück.
"Wenn Sie diese Fotos hätten, was würden Sie mit ihnen machen?"
Ich zögere. Soweit ich mitbekommen habe, beinhalten die Fotos einige sexuelle Aufnahmen einer Person aus der königlichen Familie, sie sind also sehr wertvoll für manche.
Jetzt muss ich aber mit meiner Antwort aufpassen, denn Jim beobachtet mich ganz genau. Eine falsche Antwort könnte ungünstig für mich sein.
"Nun ja, ich würde...", beginne ich zögernd, stocke aber. Da lehnt Adler sich vor und legt eine Hand auf mein Knie, eine Geste, die ich zutiefst beunruhigend finde. Ich will nicht dass sie mich anfasst, und ihr Lächeln jagt mir einen Schauer über den Rücken.
"Haben Sie überhaupt schonmal Fotos dieser Art gemacht oder gesehen?", erkundigt sie sich bei mir und ich starre sie verwirrt an. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie an meinen Antworten nicht wirklich interessiert ist, vielmehr will sie mich provozieren.
"Das spielt meiner Meinung nach keine Rolle", antworte ich kühl und verändere meine Sitzposition ein wenig, sodass ihre Hand nicht mehr auf meinem Knie liegt. Am liebsten würde ich ihr gehörig die Meinung geigen, aber sie ist nunmal Jims Klientin. Außerdem spüre ich den Blick meines Mannes auf mir, der die ganze Situation beobachtet.
"Ganz ruhig Ladies, wir wollen uns doch nicht streiten", meint er schließlich mit einem Grinsen, das deutlich macht, wie sehr ihn das hier amüsiert. Fast schnaube ich während ich mich wieder zurücklehne und mich bemühe, meine Gesichtszüge zu entspannen. Einen Moment lang beobachtet Adler mich noch, doch dann widmet sie sich erneut meinen Mann zu.
"Sie haben vollkommen Recht, verzeihen Sie."
Als wäre nie etwas gewesen, fahren die beiden mit ihrem Gespräch fort, ohne mich mit einzubeziehen. Allerdings merke ich wie Adler Jim anschaut, wie sie lächelt, ihren langsamen Wimpernschlag. Alles an ihr macht deutlich was sie will: Jim.
Bei jedem ihrer Signale kocht die Eifersucht in mir weiter hoch, zusammen mit der Angst, dass Jim ihr eventuell doch nachgibt, auch wenn er etwas anderes gesagt hat.
Doch nicht nur mein Mann wird angeflirtet, nein, ich auch. Zu meinem Leidwesen scheint sie enormes Interesse an mir zu hegen.
Während einer kleinen Pause fragt sie mich aus, über mich, was ich so mache. Doch als ich ihre Fragen ausweichend oder knapp beantworte, wird sie neugieriger. Immer intimere Fragen stellt sie mir, bis ich irgendwann am liebsten die Augen zukneifen und schreien möchte. Diese Frau bringt mich noch um den Verstand. Noch dazu kommen heftige Kopfschmerzen, die mir jegliche Geduld rauben. Mein Wasserglas ist als einziges vollständig geleert worden.
Nachdem Jim eine Weile lang mit Adler geredet hat, wobei er versucht hat, wieder aufs eigentliche Thema zurückzukommen, sie sich aber nicht von ihrem Flirten hat abbringen lassen, halte ich es nicht mehr aus.
"Wenn Sie mich für einen Moment entschuldigen würden, ich möchte mich frisch machen", sage ich im Aufstehen und gehe zur Tür. Jim bedenkt mich mit einem merkwürdigen Blick, nickt dann aber.
So schnell es geht, ohne aber zu hastig zu wirken, verlasse ich den Raum und renne dabei fast in Sebastian, der vor dem Zimmer Stellung bezogen hat. Überrascht mustert er mich, kaum dass ich die Tür hinter mir geschlossen habe.
"So schlimm?", erkundigt er sich mit hochgezogener Augenbraue und ich bedenke ihn mit einem missmutigen Blick.
"Was meinst du denn wie es mit der ist? Demnächst erwürge ich sie noch mit meinen eigenen Händen, ohne Skrupel zu haben."
Obwohl meine Stimme wütend klingt, kann ich einen Anflug von Traurigkeit nicht verhindern. Wer weiß was Adler und Jim jetzt gerade in diesem Raum sagen oder machen während ich weg bin.
"Keine Sorge, wenn du Hilfe brauchst, kannst du jeder Zeit zu mir kommen", antwortet Seb darauf mit einem Lächeln und zwinkert mir zu. Er schafft es sogar mir ein kleines Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
"Danke. Jetzt sollte ich aber wirklich auf Toilette gehen, sonst dauert das zu lang."
"Alles klar, bis gleich. Du musst hier vorne nur um die Ecke gehen."
Er deutet nach rechts und ich folge seiner Anweisung.
Nachdem ich fertig bin, wasche ich mir die Hände, als mir mein Spiegelbild auffällt. Meine Wangen sind leicht gerötet und ich mache überhaupt nicht den Eindruck den ich gerne machen würde. Statt ruhig und gefasst sehe ich aus wie ein aufgeschrecktes kleines Reh.
Mit einem Seufzen trockne ich mir die Hände, während ich mir innig wünsche, meinen Rucksack hier zu haben. Denn irgendwo in dessen Tiefen befindet sich eine Packung Kopfschmerztabletten.
Da ich momentan aber nichts gegen meine pochenden Schläfen unternehmen kann, verlasse ich das kleine Bad ohne einen zweiten Blick auf den Spiegel zu werfen.
Sebastian steht noch immer auf seinem Posten bei der Tür, doch als er mich sieht, schmunzelt er.
"Besser?"
"Nicht wirklich. Ich hoffe nur, dass diese Besprechung nicht mehr lange dauert", antworte ich und verdrehe die Augen.
"So wie ich Jim kenne, werdet ihr schon bald hier wieder rauskommen", meint Seb mit einem Grinsen, bevor er auf Seite tritt um mich durchzulassen. Ich wiederstehe der Versuchung den Sniper in den Arm zu nehmen, sondern lächle ihn nur an.
"Ja hoffentlich hast du Recht."
Mit diesen Worten öffne ich die Tür und betrete den Besprechungsraum wieder.
Es ist fast als wäre ich nie weggewesen, außer dass Irene Adler sich auf meinen Platz auf dem Sofa gesetzt hat. Kaum bemerken mich beide, stehen sie auf und Jim gibt Adler die Hand.
"Es war mir eine Ehre mit Ihnen zu arbeiten, Miss Adler", sagt er mit einem Grinsen, das genauso gefährlich wie einschüchternd ist. Irgendetwas ist hier vorgefallen.
"Ich danke Ihnen dass Sie mir so großzügig weitergeholfen haben, Mister Moriarty", antwortet sie und wendet sich dann an mich. Sie klingt sehr viel förmlicher als vorher.
"Und Ihnen auch vielen Dank dass Sie ebenfalls gekommen sind. Vielleicht trifft man sich nochmal."
Nun zwinkert sie mir doch zu, obwohl sie vorher so seltsam zu sein schien. Verwirrt runzele ich die Stirn, fange mich dann aber wieder.
"Hat mich gefreut", erwidere ich einfach nur und reiche ihr auch die Hand, dabei werfe ich Jim einen kurzen Blick zu. Er steht, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, da und beobachtet seine Klientin genau.
"Auf Wiedersehen", verabschiedet er sich, dann verlässt Irene Adler den Besprechungsraum, während wir zurückbleiben.
Ich verstehe nichts mehr.
Ich auch nicht. Es tut mir furchtbar leid dass ich euch mehr als zwei Monate hab warten lassen...
Allerdings haben mich eine Schreibblockade und dann die Schule am weiterschreiben gehindert (außerdem war diese Szene hier doof)
Aber ich hoffe dass ich demnächst wieder richtig updaten kann. Der nächste Part ist schon in Arbeit :)
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