7. Streit der I.

Nach dem Abendessen gehe ich duschen, denn davor waren Jim und ich noch laufen und haben unten im 'Keller' trainiert. Ich bin fix und fertig und meine Muskeln sehnen sich nach einer heißen Dusche.
Als ich wieder aus dem Bad komme und in die Küche gehe, sehe ich Jim dastehen, mit meinem Handy in der Hand.
"Was wird das?", frage ich ihn und er schaut auf.
"Oh, Mel, i-ich... e-es hat geklingelt und ich dachte es könnte vielleicht wichtig sein..."
Er kratzt sich unsicher am Hinterkopf und gibt mir mein Handy wieder. Ich nehme es mit hochgezogener Augenbraue und stecke es weg.
"Na gut, aber nicht dass das öfter vorkommt. Ich mag es nicht wenn man in meiner Privatsphäre rumwühlt."
Mit diesen Worten gehe ich nach oben und stecke mein Handy ans Ladekabel, um danach wieder nach unten in die Küche zu gehen. Jim ist mittlerweile duschen gegangen und ich bereite etwas zu essen vor, ohne weiter über das eben geschehene nachzudenken.

~~~

Nachdem wir gegessen haben sitzen wir beide noch oben, ich im Schlafzimmer und Jim in seinem Arbeitszimmer.
Auf dem Bett sitzend nehme ich mein Handy, entsperre es und will gerade schauen ob Katie mir geschrieben hat, da öffnet sich eine andere App und ich stutze. Meine Datenverwaltung ist geöffnet und anscheinend wurden mehrere Dokumente eingesehen. Misstrauisch schaue ich ob noch weitere Apps geöffnet wurden und lande im Download-Speicher. Eine neue Datei befindet sich dort, anscheinend eine mit der man dieses Handy jederzeit orten kann.
Perplex starre ich auf den Bildschirm meines Handys und meine Gedanken wandern zu Jim. Jetzt will ich aber eine verdammt gute Erklärung von ihm haben.
Kurzerhand stehe ich auf und gehe hinüber zu Jim ins Arbeitszimmer, das Handy in einer Tasche meiner Jogginghose.
"Jim?"
Mein Freund schaut von seinem Laptop auf und zu mir.
"Ja?"
"Wir müssen reden."
"Einen Moment noch."
Geduldig warte ich, doch plötzlich fällt mir etwas auf. Jim sitzt an meinem Laptop. Sofort spanne ich mich an und spüre wie ich sauer werde, aber ich lasse mir nichts anmerken.
"Was machst du da eigentlich?", frage ich möglichst gleichgültig und komme währenddessen auf ihn zu um ihm über die Schulter zu gucken. Und was ich sehe bringt das Fass zum Überlaufen.
"Du liest meine Emails an meinem Laptop?!", frage ich aufgebracht nach und er zuckt zusammen.
"Dein Passwort war nicht wirklich sicher", meint er nur und ich klappe wütend den Laptop zu.
"Das ist mir egal, du hast an meinen Sachen nichts verloren und meine Emails und Nachrichten gehen dich gar nichts an!"
Ich nehme den Laptop mit und laufe die Treppe nach unten. Jim kommt mir sofort hinterher.
"Honey, ich meine das doch nur gut-"
"Steck dir dein Honey sonst wohin Jim! Dass du mal eine Nachricht liest, okay, das geht noch. Aber in meinem Handy rumzuschnüffeln und sogar eine Datei runterladen damit du mich orten kannst, ist absolut daneben! Das selbe gilt für meinen Laptop."
"Das ist nur damit ich weiß dass du sicher bist."
"Damit ich sicher bin? Jim, ich bin nirgends sicher, egal was du mit meinem Handy anstellst! Ich glaube eher dass du mir nicht vertraust, beziehungsweise dass du die Kontrolle haben willst. Aber so funktioniert das nicht."
"Ich vertraue dir, aber ich will sichergehen dass dir nichts geschieht! Es kann jederzeit passieren dass dich jemand erpressen will, und wenn ich aber weiß wer dich anruft-"
"Warte, hörst du mein Handy etwa auch ab?!"
Nun schluckt Jim und wirkt sichtlich nervös.
"Ähm... nun ja..."
"Ich fass es nicht! Ich akzeptiere es dass du ein Psychopath bist, ja? Aber das hier geht zu weit! Du hast kein Recht meine Sachen zu durchwühlen!"
Da wird sein Gesichtsausdruck ernst und er wirkt vollkommen ruhig.
"Ich habe jedes Recht dazu. Du bist meine Freundin, wir leben in einer festen Beziehung und teilen quasi unser Leben miteinander. Da geht es mich etwas an wenn dich jemand anruft den ich nicht kenne."
Trotz seiner ernsten Haltung lasse ich mich nicht einschüchtern sondern werde sogar noch wütender.
"Beziehung ja, Recht nein! Eine Beziehung, besonders unsere Beziehung, basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Und wenn ich dir nicht mehr vertrauen kann, weil du mir nicht mehr vertraust, dann wird diese Beziehung zu Bruch gehen! Kapierst du das nicht? Oder ist dein ach so geniales Hirn zu fein dafür?"
Nun wirkt er wieder wie mein Jim und schüttelt den Kopf.
"Melody, das war nie meine Absicht. Ich will dich einfach nur beschützen."
"Hör auf mit diesen Ausreden! Du weißt dass das falsch ist, das weißt du ganz genau! Außerdem bringst du mir doch bei mich selbst zu schützen!"
"Aber nur gegen physische Gefahren, nicht gegen die des Internets. Das nämlich kann nur ich."
"Toll Jim, super! Sperr mich doch gleich ein und verbiete mir jeden Kontakt zur Außenwelt! Mir reichts, ich habe genug von deinen Lügen."
"Melody bitte!"
Während unseres Streits habe ich Jim unbewusst immer weiter zur Haustür gedrängt, doch nun nutze ich diese Tatsache. Ich packe ihn am Arm, öffne die Tür und schiebe ihn nach draußen, dann mache ich die Tür wieder zu.
Hätte Jim das eine Woche später gemacht, wäre meine Reaktion nicht ganz so extrem ausgefallen, aber momentan bringt mich sowas auf 180.

×××

Allwissender Erzähler

Wie gelähmt steht Jim draußen vor der Haustür und nur langsam realisiert er was gerade geschehen ist. Melody hat ihn rausgeworfen.
"Mel? Bitte, lass mich wieder rein!"
Er hasst es zu betteln, aber er hat keinen Schlüssel und steht nur in T-shirt und auf Socken draußen. Allerdings passiert nichts, nur das Licht über der Tür geht aus und lässt ihn im Dämmerlicht stehen.
Auf der einen Seite ist er wütend auf Melody weil sie so ausgerastet ist und ihn jetzt hier draußen stehen lässt, aber auf der anderen Seite weiß er, dass er einen Fehler gemacht hat, und diese Erkenntnis bringt ihn zum verzweifeln. Er vergräbt die Hände in den Haaren und lässt sich auf den Boden unter ihm sinken, ungeachtet der Kälte. Und zu allem Überfluss fängt es jetzt auch noch an zu regnen. Die Regentropfen mischen sich mit den leisen Tränen auf seinem Gesicht, waschen sie weg und lassen ihn wie einen begossenen Pudel dasitzen.
Plötzlich öffnet sich die Haustür, doch bevor Jim aufspringen und etwas sagen kann, wirft Melody ihm seinen Mantel und ein Paar Schuhe hin, dann ist die Tür wieder zu. Für einen Moment will er klingeln, doch dann nimmt er seine Schuhe und den Mantel, zieht alles über und geht dann vom Haus weg. Melody hat seine Schlüssel aus der Manteltasche genommen, und auch sein Handy, sodass Jim auf sich gestellt ist. Mit ausdruckslosem Gesicht geht er die Straße entlang, der Regen durchnässt seine Haare und tropft an seiner Nase nach unten, aber das ist ihm egal. Er muss nur eine Möglichkeit finden, dass Melody ihm wieder verzeiht.

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So, das war der erste Teil dieses Oneshots, der zweite kommt demnächst irgendwann ^^
Weswegen meint Melody wohl dass sie eine Woche später nicht ganz so ausgerastet wäre? Irgendwelche Ideen? XD
Naja, danke fürs Lesen und bis bald :P

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