5. Valentinstag

"Was hältst du eigentlich vom Valentinstag?", fragt Jim mich eines Abends als wir schon im Bett liegen und ich gerade das Licht auf meinem Nachttisch ausmachen will. Verwundert drehe ich den Kopf zu ihm und lasse den Arm sinken, dann zucke ich mit den Schultern.
"Ehrlich gesagt weiß ich es nicht, ich habe das nur am Rande bei Katie mitbekommen. Wieso fragst du?"
"Ach, Seb hat das Thema angeschnitten nachdem ich ihn gefragt habe was diese ganzen Rabatte in den Schmuckgeschäften sollen. Anscheinend feiern Paare diesen Tag."
"Naja, nicht nur Paare, aber ja, das ist richtig. Allerdings finde ich dass man jeden Tag mit seinem Partner feiern sollte, und nicht nur diesen einen im Jahr."
Nachdenklich schaut Jim mich an und ich lege leicht den Kopf schief während ich mit einer Hand durch seine Haare streiche.
"Wenn du aber etwas machen willst werde ich dich nicht aufhalten. Ich mag es wenn du romantisch bist."
Grinsend schaue ich ihn an und er lächelt, dann gebe ich ihm einen Kuss auf den Mund.
"Naja, ich bin müde. Gute Nacht Jim."
Ich schalte das Nachttischlicht nun doch noch aus und kuschele mich neben meinen Freund ins Kissen. Er legt einen Arm um mich und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Gute Nacht Honey", flüstert er und ich lächle, dann wird es still im Raum.

***

Einige Tage später habe ich dieses abendliche Gespräch schon vergessen und verlasse gerade das Gebäude in dem ich arbeite, als mir eine schwarze Limousine ins Auge fällt. Der Chauffeur kommt mir bekannt vor und läuft auch sofort auf mich zu als ich die Treppen zur Straße heruntergehe.
"Miss Grand, wären Sie wohl so freundlich mir zu folgen?", fragt er höflich und ich mustere ihn prüfend.
"Hat Jim Sie geschickt?", frage ich, da vibriert mein Handy plötzlich und ich hole es aus der Tasche.

Jim: Du darfst gerne einsteigen Honey :)

Lächelnd stecke ich das Handy wieder weg und nicke dem Mann zu.
"Okay, ich komme mit."
Mit diesen Worten steige ich in das Auto, nachdem der Chauffeur mir meinen Rucksack abgenommen und in den Kofferraum gelegt hat.
Die Fahrt dauert nicht lange, und schon bald halten wir vor einem nobel aussehenden Restaurant. Neugierig schaue ich aus dem Fenster, da öffnet der Chauffeur die Autotür und ich steige aus.
"Mister Moriarty wartet auf Sie", informiert er mich und ich danke ihm, dann betrete ich das Restaurant durch den Haupteingang. Im Innern ist es warm und hell, das Licht ist gelb und es herrscht eine angenehme Atmosphäre. Leicht unsicher gehe ich weiter durch die Eingangshalle und versuche möglichst entspannt zu wirken. Da wird ein Smoking und schwarze Fliege tragender Mann auf mich aufmerksam und kommt auf mich zu.
"Miss Grand, folgen Sie mir bitte, es ist bereits ein Tisch für Sie reserviert."
"Ähm... natürlich."
Ein wenig verwirrt folge ich dem Mann, der offensichtlich ein Kellner ist, und werde mir bewusst, dass ich mit meiner Kleidung, die ich noch auf der Arbeit getragen habe, deutlich underdressed bin. Hier tragen die Herren teure Anzüge und die Damen ebenso teure Kleider und Schmuck.
Der Kellner führt mich weiter durch das Restaurant, über rote Teppiche, glänzende Holzböden und eine Treppe hinauf bis in einen großen Raum. Das besondere an diesem Raum ist, dass das Dach aus Glas besteht und nur ein einziger Tisch in der Mitte steht. In einer Vase befindet sich ein Strauß roter Rosen, und der Tisch ist gedeckt, außerdem ist der Raum nur durch Kerzen und gedimmtes Licht erhellt. Der Kellner geht zu dem Tisch und zieht meinen Stuhl zurück, damit ich mich hinsetzen kann. Neugierig schaue ich mich um und lasse mich währenddessen auf den Stuhl sinken. Der Kellner zündet noch die Kerzen auf dem Tisch an, dann verschwindet er ohne ein weiteres Wort und ich bleibe alleine hier sitzen. Jim ist noch nicht da und ich kann ihn auch nirgends entdecken, also bleibt mir nichts anderes übrig als zu warten.
Plötzlich höre ich Schritte hinter mir, da legen sich auch schon zwei Hände auf meine Schultern und ich rieche den vertrauten Geruch von Jim.
"Guten Abend Honey", sagt er leise an meinem Ohr und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
"Dir auch Jim", antworte ich lächelnd und schaue ihm zu wie er an mir vorbei zu dem Platz mir gegenüber geht. Er trägt wie immer einen Anzug, nur dieses Mal hat er die Krawatte bereits entfernt, was ihn lockerer wirken lässt. Liebevoll lächelt er mich an und setzt sich hin, dann stützt er seine Arme auf den Tisch.
"Also... wie war dein Tag?"
"Super, zumindest bis jetzt. Vielleicht wird er ja noch besser", antworte ich mit einem Lächeln und Jim senkt grinsend den Blick.
"Das will ich hoffen."
Da kommt ein Kellner und serviert uns einen Rotwein, danach flüstert er Jim etwas zu und geht wieder. Mein Freund nickt und schaut zu mir herüber. Auf einmal steht er auf, zieht sich sein Jackett glatt und kommt zu mir. Mit einer leichten Verbeugung bietet er mir seine Hand an und ich nehme sie mit einem Lachen an. Er führt mich sanft in die Mitte des Raums und schnippt, da ertönt von irgendwoher Musik.
"Darf ich zum Tanz bitten?", fragt er mich einem charmanten Grinsen und ich tue so als würde ich noch überlegen.
"Hmm, na gut."
Das bringt ihm zum lachen, dann beginnen wir zu tanzen. Wie jedes Mal wenn wir das machen fühle ich mich wohl und es macht mir Spaß, vorallem weil Jim einfach fantastisch führen kann. Aber dieses Mal ist es besonders schön, denn das gedimmte Licht und die langsam hereinbrechende Dunkelheit draußen vor den Fenstern macht die Situation wunderbar romantisch, ohne übertrieben zu wirken.
Anfangs tanzen wir noch ausgelassen und verspielt, doch irgendwann hören wir auf und gehen zu unserem Tisch zurück, wo bereits Essen angerichtet wurde. Dann essen wir, trinken Rotwein und unterhalten uns angeregt, wobei Jim mich oft zum Lachen bringt.
Schließlich ist es dunkel draußen und die Lichter von London sind zu sehen, zusammen mit ein paar Sternen am Nachthimmel. Wir sind mittlerweile fertig mit essen und die Stimmung ist ruhiger geworden, auch als Jim mich erneut zum tanzen auffordert. Dieses Mal tanzen wir langsam und er zieht mich sanft an sich, während sich unsere Nasen berühren. Behutsam verschränkt er unsere Finger miteinander und lässt unsere Arme sinken, sodass unsere ganze Haltung entspannter wird.
"Das ist wirklich ein wundervoller Abend Jim", sage ich leise und schaue ihn an.
"Finde ich auch. Genauso wäre unser erstes Date verlaufen wenn wir uns kennengelernt hätten und du nicht solche Angst vor Männern gehabt hättest. Ich hätte dich hierher ausgeführt und versucht dich zu beeindrucken."
Er lacht leise und ich falle ein.
"Das wäre ein sehr schönes erstes Date gewesen, auch wenn bisher etwas fehlt", murmele ich und Jim bleibt stehen.
"Ich weiß."
Er löst unsere Hände auseinander und streicht mir danach über die Wange, während er mich unverwandt ansieht. Dann kommt er mir langsam näher und neigt leicht den Kopf zur Seite, bis seine Lippen meine berühren. Ich schließe die Augen und erwidere den Kuss sanft während ich das aufregende Kribbeln meines Körpers genieße. Es fühlt sich wirklich an wie ein erster Kuss und für einen Moment vergesse ich dass Jim und ich schon länger zusammen sind.
Schließlich beenden wir den Kuss und ich schaue Jim in die Augen.
"Ich liebe dich", flüstere ich und er lächelt.
"Ich liebe dich auch, Honey."
Eine Weile lang schweigen wir, bis ich irgendwann ein Gähnen nicht mehr zurückhalten kann.
"Lass uns nach Hause fahren", meint Jim und nimmt meine Hand, dann verlassen wir gemeinsam das Restaurant. Der Kellner am Eingang nickt uns zum Abschied zu, und wir steigen vor dem Restaurant in die Limousine, mit der ich hergekommen bin. Während der Fahrt kuscheln wir ein bisschen und Jim hält meine Hand.
"Bleib für immer bei mir Melody", flüstert er und ich drücke sanft seine Hand.
"Das werde ich."
Ich lächle und gebe ihm einen Kuss. So einen schönen Abend habe ich nur selten gehabt.

Yay, ein neuer Oneshot ^^ Und heute kommen noch mehr, so als Sylvester-Special :D

Happy New Year!

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