$ 23. Sport
"Carl hat es herausgefunden?", fragt Katie schockiert nach und ich nicke.
"Wahrscheinlich hat er uns gehört, aber er weiß längst nicht alles. Allerdings weiß jetzt die Klasse zumindest über das Eine Bescheid."
Ich atme tief durch und Katie schaut mich mitleidig an.
"Und James weiß genau so viel wie du", füge ich hinzu und sie stutzt. Ich habe nicht vor ihr zu verraten dass ich ihn Jim nennen darf, dafür wirkte dieser zu ernst als er es mir erlaubt hat.
"Wieso denn das?", fragt Katie nach und ich beginne zu erzählen.
"Ich bin rausgerannt als es mir zu viel wurde und er kam mir hinterher. Er hat versucht mich zu beruhigen und ich... keine Ahnung, ich hatte das Gefühl... das Bedürfnis das richtig zu stellen. Damit er nicht falsch von mir denkt und so. Deswegen habe ich ihm auch von der Prügel erzählt."
"Oh Mel."
Katie nimmt mich in den Arm und ich reiße überrascht meine Augen auf.
"Mel?"
Sie lässt mich los und zuckt mit den Schultern.
"Ja, Kurzform von Melody. Ich könnte dich aber auch Melly nennen."
Sie grinst, doch ich verziehe das Gesicht.
"Ne, danke, Mel reicht."
Da lacht sie und ich lächle leicht.
Es ist der nächste Tag, der Tag nachdem das rausgekommen ist und Katie ist wieder gesund. Wir stehen vor der Schule und unterhalten uns bevor der Unterricht losgeht, so wie viele andere Schüler. Keiner möchte früher als nötig das Schulgebäude betreten.
Carl und seine Freunde stehen einige Meter weiter entfernt, aber keiner von ihnen beachtet uns, was ich ganz angenehm finde. Wer weiß ob er mich vielleicht tatsächlich in Ruhe lässt, jetzt wo er es weiß.
"Was ist eigentlich mit Carl?", fragt Katie und ich zucke unsicher mit den Schultern.
"Er war beim Rektor, mehr weiß ich aber nicht."
"Hat er sich entschuldigt?"
Ich schüttele als Antwort den Kopf und ihre Miene verfinstert sich, da klingelt es zum Schulbeginn. Langsam strömen die Schüler zum Eingang der Schule, und auch Katie und ich machen uns auf den Weg, als ich Jim entdecke. Er geht alleine durch das Schultor, seine Tasche auf dem Rücken, und wirkt noch verschlossener als sonst schon. Seine Bewegungen wirken langsam und irgendwie vorsichtig, so als würde jeder Schritt ihm Schmerzen bereiten. Da bemerke ich einen blau-roten Fleck direkt unter seinem rechten Auge und einen weiteren an seinem Kiefer. Hat er sich etwa geprügelt?
Sein Blick streift mich und ich hebe kurz eine Hand, doch er erwidert den Gruß nicht.
Mit ausdruckslosem Gesicht geht er weiter, und ich wende mich ab. Was ist denn los mit ihm?
"Ist was?", fragt Katie mich und ich beiße mir nachdenklich auf die Unterlippe.
"Es ist nichts", meine ich schließlich und wir folgen den anderen Schülern in die Schule.
Die ersten drei Stunden sagt Jim kein Wort, er sitzt nur still auf seinem Platz und meldet sich nicht einmal. Ich bin nicht die Einzige die seine blauen Flecken bemerkt hat, auch andere schauen sich zu ihm um und tuscheln dann aufgeregt mit ihren Nachbarn. Doch Jim bleibt stumm und schaut starr geradeaus, so als würde er niemanden wahrnehmen.
Auch in der Pause traue ich mich nicht ihn anzusprechen, obwohl ich das Gefühl habe dass er jemanden zum reden bräuchte. Seine Körpersprache spricht eine andere Sprache.
Mag sein dass ich ihn nicht anspreche, aber Carl scheint die Gelegenheit sofort zu nutzen, sobald unser Lehrer der ersten zwei Stunden den Raum verlassen hat, Jim zu ärgern.
"Na, hast du wohl bekommen was du verdienst", spöttelt er und baut sich vor Jims Tisch auf, doch dieser schaut ihn nichtmal an.
"Hey, ich rede mit dir! Hat man dir etwa dein Hirn rausgeprügelt, du Freak?"
Noch immer keine Reaktion von Jim. Das ist wirklich untypisch für ihn, soweit ich das beurteilen kann, aber normalerweise würde er aufstehen und Carl Paroli bieten.
Dieser schnaubt nun verächtlich und geht von Jims Platz weg. Im Vorbeigehen versucht er meine Wasserflasche, die ich auf dem Tisch stehen habe, runterzuschmeißen, doch ich kann sie noch auffangen. Also hat sich nichts geändert. Katie will gerade etwas sagen, doch ich bedeute ihr still zu sein.
"Lass ihn, er wird es nie lernen."
Widerstrebend nickt sie, scheint aber überhaupt nicht damit einverstanden zu sein.
~~~
Später am Tag haben wir Sport, mal wieder, und ich sitze wie immer auf der Bank an der Seite. Unser Sportlehrer hat es längst aufgegeben mich zu fragen warum ich nicht mitmache. Mittlerweile sind meine Wunden und Blessuren zwar verheilt, aber ich traue es mir trotzdem nicht zu schon beim Schulsport mitzumachen. Immerhin kann Körperkontakt da nicht vermieden werden.
Katie winkt mir noch zu, bevor sie sich mit den anderen bei dem Sportlehrer versammelt.
Normalerweise sitze ich immer alleine hier und erledige irgendwelche Hausaufgaben, aber heute kommt Jim, nicht umgezogen, auch zur Bank, nachdem er ein paar Worte mit dem Sportlehrer gewechselt hat. Seine Bewegungen wirken noch immer teilweise schwerfällig und ich kann sehen dass er sich bemüht keine Gefühlsregung zu zeigen, was auf Schmerzen hindeutet.
Er setzt sich in einigem Abstand zu mir, mehr als für mich nötig wäre, und ich mustere ihn von der Seite, einen Collegeblock mit meinen Mathe-Hausaufgaben auf dem Schoß. An seinen Händen kann ich keine Verletzungen erkennen, also hat er sich nicht verteidigt. Aber was ist ihm passiert dass er solche Flecken im Gesicht hat und beim Sport nicht mitmachen kann?
Nachdem der Unterricht bereits begonnen und Jim sich noch kein einziges Mal bewegt hat, rücke ich vorsichtig näher zu ihm hin und versuche seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
"Jim?", frage ich ihn leise und er schließt die Augen, so als wolle er dass ich aufhöre und weggehe.
"Hallo?", versuche ich es erneut und er öffnet die Augen wieder. Endlich dreht er den Kopf und schaut mich an, allerdings sieht er abweisend aus.
"Was willst du?", will er kühl wissen und ich zucke innerlich zusammen.
"Ich möchte nur wissen wie es dir geht", antworte ich.
"Mir geht es gut."
Damit dreht er den Kopf wieder weg und ich sehe dass sein Kiefer sich anspannt.
"Und was ist passiert?"
"Vom Fahrrad gefallen", lautet die knappe Antwort und ich rücke wieder weg, um mich auf meine Hausaufgaben zu konzentrieren. Offensichtlich will Jim nicht reden, und ich habe nicht vor ihn dazu zu bringen.
Die Matheaufgaben sind nicht wirklich schwer, bis auf die letzte, und bei dieser komme ich irgendwann nicht mehr weiter. Mein Blatt ist bereits voll mit lauter Rechnungen und Zahlen, aber ein logisch nachvollziehbares Ergebnis bekomme ich nicht raus. Und zu allem Überfluss beginnt die Klasse jetzt auch noch Fußball zu spielen, was ich überhaupt nicht mag.
Frustriert lasse ich den Collegeblock neben mich fallen und schaue missmutig dem Spiel zu, in dem Katie irgendwo in der Abwehr ihres Teams herumlungert, zusammen mit Natascha.
Plötzlich bemerke ich wie Jim sich meinen Collegeblock schnappt und drehe den Kopf. Mit leicht gerunzelter Stirn studiert er das Blatt, dann nimmt er meinen Stift und korrigiert irgendetwas, außerdem schreibt er etwas auf. Er tut dies ohne ein Wort zu sagen und legt den Block danach wieder hin, sodass ich ihn mir nehmen kann.
Er hat einen Rechenfehler meinerseits bemerkt und mir die richtige Rechnung aufgeschrieben, sowie das Ergebnis. Ans Ende des Blattes hat er noch etwas geschrieben:
Tut mir leid.
Mit einem leichten Lächeln lese ich das und mache meinen Block zu, nachdem ich Jims Lösung nachvollzogen habe. Irgendwie niedlich dass man ihn mit Mathe quasi anlocken kann.
"Ist schon in Ordnung. Danke für die Hilfe", antworte ich ihm und meine die Spur eines Lächelns auf seinen Lippen zu erkennen, während er weiterhin dem Spiel mehr oder weniger interessiert zuschaut.
Nur kurze Zeit später wird die Partie abgepfiffen und Katie kommt schwer atmend zu mir auf die Bank.
"Meine Güte, die Jungs waren heute aber mal besonders freundlich", kommentiert sie die Tatsache dass sie dreimal mit einem beinahe unmöglich zu kriegendem Pass bedacht wurde und keine Chance hatte sonst an den Ball zu kommen.
"Und, wie weit bist du mit Mathe?", erkundigt sie sich und ich lächle triumphierend.
"Ich bin fertig."
"Sogar mit der letzten Aufgabe?"
"Sogar mit der letzten Aufgabe. Aber mit der Hilfe von James."
"Oh, cool."
Schon geht das Spiel weiter und Katie verzieht das Gesicht als sie wieder aufs Spielfeld muss. Mit einem Schmunzeln beobachte ich wie sie missmutig dem Ball hinterherrennt und so von einer Seite zur anderen geschickt wird. Ein Glück dass ich nicht mitspielen muss.
"Ich hasse Fußball", klagt Katie später in der Umkleidekabine während ich auf sie warte und ich grinse. Mit Jim habe ich nicht nochmal gesprochen, aber ich habe das Gefühl dass er mir gegenüber etwas freundlicher eingestellt ist als noch vor ein paar Stunden.
"Vorallem wenn Tobias entscheidet den Ball in der Luft zu treffen und ihn dir fast gegen den Kopf schießt", füge ich hinzu und Katie zieht mit einem Ruck ihren Turnbeutel zu.
"Exakt. Komm, ich hab Hunger."
So verlassen wir die Kabine und draußen steht zu meiner Überraschung Jim, der anscheinend auf uns wartet.
"Kann ich dir helfen?", frage ich und er zuckt leicht mit den Schultern.
"Ich wollte nur fragen ob ich mich zu euch setzen darf, in der Kantine."
Ich schaue Katie an und diese nickt.
"Klar", antworte ich mit einem leichten Lächeln und Jim wirkt irgendwie erleichtert. Zu dritt gehen wir zur Kantine, vorbei an Carl und seinen Kumpels, die noch auf den letzten von ihnen warten.
"Bist du nicht viel zu gut für die, Katie?", fragt David, einer der Jungs hämisch, doch Katie antwortet ohne sich umzudrehen:
"Klappe Idiot."
Hach, ich mag Katie.
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Klein-Jedi will Keks, denn Klein-Jedi hat einen neuen OS geschrieben ^^
Kay, ich werfe die 'Reihenfolge' mal wieder durcheinander :D Teen!Jamody für euch!
Ach ja, vielen Dank dass Moriarty In Love schon fast 8K reads hat und seit einiger Zeit auf Platz 748 bei Fanfictions ist ♥
Hope you like it as mich as I do :3
Krieg ich einen Keks?
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