$ 18. Ein Treffen zu Hause

Noch ein paar Mal treffen Jim und ich uns in der Bibliothek um für unser Thema zu recherchieren, aber manchmal bin ich auch alleine dort und leihe mir andere Bücher aus. Nach meiner letzten Reaktion geht James wieder vorsichtiger mit mir um und stellt mir kaum Fragen die mir unangenehm sind. Allerdings nähern wir uns bei unserer Präsentation einem Punkt an dem wir nur durch Recherche nicht mehr weiterkommen und wofür wir in der Bibliothek keinen Raum haben: das Anschauungsmaterial. Bei unserem Thema bietet es sich an ein Modell zu bauen, allerdings müssten wir das dann gemeinsam machen.
"Du solltest versuchen dich mit ihm zu treffen, und wenn es nur eine Stunde ist. Seit ich dich kenne hast du schon Fortschritte wegen Jungs gemacht, ich glaube du bist allmählich soweit", rät Katie mir in der großen Pause und ich schaue sie skeptisch an.
"Und was ist wenn ich es nicht schaffe? Wenn ich eine Panikattacke bekomme?"
"Trefft euch einfach nachmittags bei dir zu Hause, dann ist deine Mutter da und es ist eine dir vertraute Umgebung", schlägt sie zuversichtlich vor und ich lege nachdenklich den Kopf schief.
"Das ist eine gute Idee", gebe ich schließlich zu und Katie beginnt zu grinsen.
"Ich weiß."
Mit einem Augenrollen stupse ich sie in die Seite und sie lacht, wodurch ich auch grinsen muss.
"Also schön, dann sage ich James Bescheid, aber erstmal meiner Mutter. Nicht dass die sich noch mehr Sorgen um mich macht."
"Du hast mir noch immer nicht erzählt wieso du solche Angst hast und deine Mutter sich so um dich sorgt", bemerkt Katie und ich schaue sie ernst an.
"Aber ich habe dir erzählt dass du es nicht wissen willst, und dabei bleibt es erst mal. Tut mir leid, aber damit muss ich... muss ich erstmal selbst irgendwie klarkommen bevor ich mich anderen öffne."
"Okay."
Damit hört Katie auf zu fragen, allerdings spüre ich ihren Blick auf mir während wir langsam über den Schulhof gehen.
In einer Ecke stehen Carl und ein paar seiner Freunde, aber wir ignorieren sie und gehen weiter.
"Naja, ich sage dir Bescheid wenn ich mit meiner Mutter geredet habe."
Ich lächle Katie an, da klingelt es zum Pausenende.

~~~

"Mum?", rufe ich als ich nach Hause komme und meine Mutter kommt in den Flur.
"Melody, da bist du ja endlich. Wie war die Schule?", erkundigt sie sich fröhlich und lächelt, womit sie mich sofort ansteckt.
"Ganz gut, bis auf die Tatsache dass wir heute einen Chemietest geschrieben haben. Aber ich habe ein gutes Gefühl."
"Na das ist doch schon mal was! Hast du Hunger? Ich habe uns etwas zu Essen gemacht."
"Klar, und wie!"
Wenig später sitzen wir beim Essen, ich erzähle meiner Mutter von meinem Tag in der Schule und sie mir von ihrem Tag auf der Arbeit.
"Du, Mum?", frage ich schließlich ein wenig unsicher und meine Mutter schaut mich an.
"Ja?"
"James und ich sind ja momentan dabei unser Referat für Erdkunde zu machen, aber jetzt müssten wir ein Modell zusammen bauen. Und dafür müsste er hier her kommen."
Rachel legt ihr Besteck hin und sieht ein wenig besorgt aus.
"Denkst du denn dass du das schaffst?"
Ich zucke mit den Schultern.
"Keine Ahnung, Katie meint, wenn ich es hier mache während du auch noch in der Wohnung bist, dann ja. Ich glaube auch dass das die beste Lösung ist."
Nachdenklich nickt sie.
"Mhm, hört sich gut an. Diesen Samstag habe ich nichts vor, da könnte er meinetwegen kommen. Allerdings hängt alles von dir ab, Melody."
Ich nicke, dann beenden wir unser Essen.

~~~

Am Tag darauf gehe ich vor Unterrichtsbeginn zu James hin und er schaut mich überrascht an.
"Hallo", begrüße ich ihn und er lächelt leicht.
"Hi. Ist was?"
"Ja, ich wollte dir nur sagen dass wir uns wegen des Modells am Samstag bei mir treffen könnten, falls du da Zeit hast."
Nun wirkt James sehr überrascht und starrt mich ungläubig an.
"Ähm, ich denke schon...", meint er schließlich zögernd und ich lächle, erleichtert über seine Reaktion.
"Okay, ich sage dir dann morgen Bescheid wann du vorbeikommen kannst."
Bevor er etwas erwidern kann drehe ich mich um und gehe zu meinem Platz zurück, denn Miss Rufus ist bereits hier und will den Unterricht beginnen. 

~~~

Am Samstag sitze ich gerade in meinem Zimmer als es an der Tür klingelt. Mit einem schnellen Blick auf die Uhr stehe ich auf und gehe durch den Flur um zu öffnen. Meine Mutter kommt ebenfalls hinzu und ich lächle sie kurz an um sie zu beruhigen. Aber in Wahrheit bin ich unglaublich nervös und habe irgendwie Angst, denn ich lasse das, was meine Angst verursacht, in mein Zuhause, meinen sicheren Hafen, den einzigen Ort an dem ich mich komplett wohl und sicher fühle. Wenn heute etwas passiert wird mich das nie loslassen.
Ich öffne die Wohnungstür und höre auf die Schritte im Treppenhaus. James ist anders. Vor ihm habe ich am wenigsten Angst, denn er hat eine Art Gespür für die Menschen. Er ist aufmerksam und weiß wie er sich verhalten muss um die Reaktionen seines Gegenübers zu beeinflussen. Einerseits angenehm, aber andererseits auch gruselig.
Da kommt er die letzte Treppe herauf und ich lächle leicht zur Begrüßung. Immer wenn wir uns außerhalb der Schule treffen trägt James normale Klamotten und nicht ein Hemd oder so.
"Hallo", begrüßt er mich freundlich und ich nicke ihm zu, dann trete ich auf Seite um ihn herein zu lassen. Dort trifft er sofort auf meine Mutter und ich schließe die Wohnungstür hinter ihm.
"Guten Tag, Mi-"
"Nenn mich doch Rachel. Du bist James, richtig?"
"Ähm, ja, der bin ich...", antwortet James ein wenig verunsichert durch die sofortige Offenheit meiner Mutter. Er schaut zu mir und ich bedeute ihm seine Jacke auszuziehen.
Jetzt ist meine Nervosität deutlich zu spüren und ich vergabe meine Finger im Saum meiner Ärmel.
"Wir sind dann in meinem Zimmer Mum", meine ich zu Rachel und sie lächelt.
"Alles klar. Sagt Bescheid wenn ihr etwas braucht."
Ich nicke und gehe durch den Flur zu meinem Zimmer. James folgt mir und wir bleiben einen Moment lang vor meiner Tür stehen.
"Schöne Wohnung habt ihr hier", bemerkt James während er sich kurz umschaut und ich nicke während ich mir ein Lächeln abringe.
"Danke. Wir sind erst seit ein paar Monaten hier."
Dann stehe ich zögernd vor meiner Zimmertür, die nur leicht angelehnt ist. Niemand außer meiner Mutter und mir hat dieses Zimmer bisher betreten, und es kostet mich Überwindung nun James hinein zu lassen.
Doch da schüttele ich leicht den Kopf und betrete energisch mein Zimmer. Falls es James gewundert hat, sagt er nichts dazu.
Er sieht sich erstmal flüchtig um, bevor er seine Tasche, die er die ganze Zeit schon dabeihat, auf den Boden legt. Mein Zimmer ist hell und für mich angenehm, auch wenn ich kaum persönliche Gegenstände herumstehen habe. In der rechten Ecke, gegenüber der Tür steht am Fenster mein Schreibtisch. Auf der anderen Seite stehen mein Schrank und mein Bett, sowie ein Nachttisch.
"Ach ja, danke dass du gekommen bist", sage ich zu ihm während ich mich auf mein Bett setze und die Beine anziehe. James lächelt nur und setzt sich auf den Boden vor meinem Bett.
Danach beginnen wir mit unserer Arbeit.

×~×~×~

Allwissender Erzähler

Stunden später verlässt James für kurze Zeit Melody's Zimmer um das Bad aufzusuchen, während sie selbst müde auf ihrem Bett sitzt. Die beiden haben schon einiges geschafft, aber nun ist das Mädchen erschöpft.
Als James wieder ins Zimmer kommt, liegt Melody seitlich auf ihrem Bett, die Augen geschlossen und atmet langsam und leise. Erschrocken schaut er auf das nun noch verletzlicher wirkende Mädchen und bleibt im Türrahmen stehen.
Ihre braunen Haare fallen ihr übers Gesicht und sie hat sich ein wenig zusammengerollt, so als wolle sie sich schützen. Aber trotzdem sieht sie friedlicher und ruhiger aus als wenn sie wach ist. Für einen Moment überlegt James ob er sie wecken soll, doch da kommt Rachel hinter ihm durch den Flur.
"Ist alles in Ordnung bei euch?", fragt sie besorgt nach als sie den Gesichtsausdruck des Jungen sieht und er dreht sich zu ihr um.
"Keine Ahnung, sie ist einfach eingeschlafen... ich war nur kurz weg..."
Da wirkt Rachel erleichtert.
"Ach, das ist schon in Ordnung, immerhin hat sie die Nacht kaum geschlafen. Du solltest sie nur nicht wecken, das wäre ungünstig."
Mit einem Nicken signalisiert er ihr dass er verstanden hat und folgt Rachel ins Wohnzimmer. Dort setzt sich die Mutter auf das Sofa und James lässt sich nach kurzem Zögern auf einen Sessel sinken.
"Ist das... normal dass sie ab und zu einschläft?", fragt er nach einer Weile nach und Rachel schüttelt lachend den Kopf.
"Nein, das passiert nur sehr selten, aber dann auch nur wenn sie sich wohlfühlt. Allerdings ist sie schon bald wieder wach, keine Sorge."
Sie zwinkert ihm grinsend zu und nimmt dann ein Strickstück zur Hand, was davor auf dem Sofa neben ihr gelegen hat. James schaut ihr eine Weile zu wie sie strickt und ihm fällt auf dass sie und Melody recht verschieden sind. Rachel scheint das an jugendlicher Energie und Begeisterung zu haben, was bei Melody aus irgendeinem Grund verschwunden zu sein scheint. Und dennoch mag er Melody, wenn er auch noch nicht genau weiß inwiefern.
Nur kurze Zeit später hören beide Schritte im Flur und dann kommt Melody ins Wohnzimmer. Sie sieht ein wenig peinlich berührt aus und beißt sich nervös auf die Unterlippe, aber ansonsten ist ihr nichts anzumerken.
"Ah Schatz, da bist du ja", begrüßt Rachel ihre Tochter liebevoll und Melody lächelt leicht, mit einem nervösen Seitenblick auf James, der sich nun zu ihr umdreht.
"Hey. Alles in Ordnung?", fragt er und für einen Augenblick scheint Melody überrumpelt zu sein.
"Ähm... ja, ich glaube schon", antwortet sie zögernd und setzt sich dann zu ihrer Mutter aufs Sofa. Sie lehnt sich zu ihr herüber und flüstert leise etwas, woraufhin Rachel nickt und etwas erwidert.
"James, da ihr zwei ja schon ziemlich weit seid und es bald Abendessen gibt wollte ich dich fragen wann du denn nach Hause musst?", fragt die Mutter schließlich und James versteht sofort.
"Das stimmt, wir müssen nur noch ein bisschen was machen. Aber ich sollte mich aufmachen, bei uns dürfte es auch bald Essen geben."
Er steht auf und Melody folgt ihm in ihr Zimmer als er seine Sachen holen will.
"Ich fands irgendwie schön dass du da warst", murmelt sie schüchtern und James schaut sie mit einem leichten Lächeln an.
"Es hat Spaß gemacht. Vielleicht können wir das ja nochmal machen."
Melody zuckt unsicher mit den Schultern und begleitet ihren Kameraden dann zur Tür.
"Bis Montag."
"Bis Montag."
Er winkt kurz, dann verschwindet er im Treppenhaus und Melody schließt die Tür.

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So, das war 'demnächst', ich hoffe er hat euch gefallen :3 Aber ich möchte jetzt wissen ob ihr eventuell einen OS-Wunsch habt, also ein bestimmtes Thema oder so. Fänd ich cool wenn ihr euch mal melden würdet, immerhin ist dieses Buch für euch ^^

Ach ja, der nächste OS wird... interessant ^^'

Bye :D

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