13. Silvester

Es ist neben dem ersten Weihnachten natürlich auch das erste Silvester was Jim und ich zusammen feiern, allerdings weiß ich dass Jim bisher nur zugeschaut hat, wenn überhaupt. Seb ist natürlich mit von der Partie, obwohl wir nicht vorhaben groß irgendwo hinzugehen.
Am Abend vorher, also am 31. Dezember, sind wir alle drei bei Jim zu Hause und bereiten lachend alles vor dass wir warten können bis das neue Jahr beginnt. Ich konnte die beiden Jungs überreden dass wir ein paar Filme schauen und Seb scheint von meiner Auswahl sogar recht angetan zu sein. So kommt es das wir die restlichen fünf Stunden bis Mitternacht im Wohnzimmer sitzen und Filme gucken, ich neben Jim und Seb auf einem der Sessel.
Bereits eine Stunde vor Mitternacht ertönen draußen immer mal wieder Geräusche von Silvesterraketen und Chinaböllern. Aus dem Augenwinkel bemerke ich dass Seb ab und an zusammenzuckt wenn ein besonders lauter Knall zu hören ist. Jim hat ihm erlaubt dass er sich Bier mitbringt und er trinkt jetzt schon die zweite Flasche. Anscheinend ist Seb ein bisschen nervös.
Kurz bevor es Mitternacht ist machen wir den Fernseher aus und stehen auf. Jim nimmt meine Hand und ich verschränke unsere Finger ineinander.
"Geht schonmal vor, ich komme gleich nach", meint Sebastian auf einmal und ich schaue ihn an, dann nicke ich.
"Okay."
Jim schaut seinen Freund einen Moment fragend an, doch da geht Sebastian in Richtung Küche während Jim mit einer Hand die Glastür zur Terrasse öffnet. Kalte Luft strömt in den Raum und ich erschauere, folge meinem Freund aber nach draußen.
Wir sind so gut wie nie im Garten, wahrscheinlich wollte Jim nicht mal einen als er das Haus gekauft hat, aber jetzt stehen wir auf der Terrasse und schauen zum dunklen Himmel. Immer mal wieder steigen Raketen in die Luft, Funken und Lichter versprühend, dazu ertönt ein lauter Knall.
"Noch sechs Minuten", meint Jim leise und zieht mich sanft seitlich an seinen warmen Körper, während sein Atem kleine Wolken in der kalten Luft hinterlässt. Einen Moment lang zögere ich, doch dann lege ich meinen Kopf auf seine Schulter und lege meinerseits einen Arm um ihn. Es tut so gut bei ihm zu sein, zu wissen dass er mich liebt und mir das Gefühl von Geborgen- und Sicherheit gibt. Jim macht mich unendlich glücklich, so glücklich wie ich in meinem bisherigen Leben nur selten sein durfte. Jedes Mal wenn ich seinen vertrauten Geruch rieche, seine Wärme neben mir spüre, seine Stimme höre oder seine Hand mich sanft berührt kribbelt mein ganzer Körper vor Glück. Und wenn er mich ansieht und lächelt, seine schwarzen Haare leicht unordentlich und mit einem liebevollen Leuchten in den Augen, dann kann ich nicht anders als zurücklächeln. Ich habe unverschämtes Glück ihn zu haben.
Plötzlich ertönt ein lauter Knall ganz in der Nähe und ich zucke erschrocken zusammen, da lacht Jim leise.
"Kein Grund schreckhaft zu sein Honey. Uns passiert hier nichts."
Ich hebe den Kopf von seiner Schulter und schaue ihn an.
"Ich weiß."
Nach kurzem Zögern und mit einem Blick über die Schulter beginne ich weiterzusprechen.
"Was ist eigentlich mit Seb?"
"Er kommt bestimmt gleich. Wieso, was soll mit ihm sein?"
Jim erwidert meinen Blick aus seinen dunkelbraunen Augen und legt den Kopf leicht schief.
"Naja... er wirkte so unruhig und fast schon ängstlich..."
"Seb und ängstlich?", wiederholt Jim ungläubig und lacht daraufhin.
"Wovor denn?"
"Keine Ahnung", antworte ich mit einem Schulterzucken.
"Er war doch mal Soldat, oder?"
"Jap."
Mein Freund gibt mir einen Kuss auf die Wange und ich schaue ihn an.
"Wieso fragst du?", erkundigt er sich schließlich und ich löse mich sanft von ihm.
"Ich habe so eine Ahnung."
Ich gebe ihm ebenfalls einen Kuss auf die Wange und gehe zur Glastür wieder hinein. Mit Jims Blick auf mir gehe ich durch den warmen Wohnraum und in die Küche, wo Sebastian steht. Er nimmt gerade einen Schluck aus einer Bierflasche und stellt sie danach auf die Ablage.
"Hey", meine ich und Seb dreht den Kopf zu mir.
"Oh. Hey."
Er wirkt leicht verunsichert und kratzt sich am Hinterkopf.
"Wieso bist du nicht draußen?"
"Genau das könnte ich dich fragen."
Mit einem leichten Lächeln lege ich den Kopf schief, lehne mich in den Türrahmen und vergrabe meine Hände in meinen Hosentaschen.
"Aber ich glaube ich weiß warum du hier drin bist statt draußen, zusammen mit uns."
"Ach wirklich? Ahmst du jetzt etwa Jim nach und analysierst mich?"
"Nein, das nicht. Er kommt ohne meine Hilfe gar nicht darauf."
Ein kleines Lächeln huscht über das Gesicht des Bodyguards, aber dann schluckt er.
"Typisch Jim", meint er mit einem gezwungenen, lustigen Unterton und ich mustere ihn genau. Seine sonst gerade, starke Haltung ist leicht gebeugt, so als fürchte er dass etwas von oben auf ihn herabkommt, dazu bemerke ich das unterdrückte Zittern seiner Hände.
"Es ist okay, Seb", beruhige ich ihn sanft und er lacht erstickt.
"Nichts ist okay. Ein Bodyguard und ehemaliger Soldat wagt es nicht an Silvester das Haus zu verlassen? Sowas ist lächerlich."
"Aber du wirst an etwas schlimmes erinnert und hast deswegen Angst, und das ist okay. Ich habe auch Angst vor einigen Sachen, und Jim auch, wenn ich auch nicht genau weiß wovor."
"Okay, du solltest definitiv weniger Zeit mit Jim verbringen."
Lachend schüttle ich den Kopf und Seb muss auch grinsen.
"Danke. Kommst du mit raus? Dir wird nichts passieren."
"Vielleicht. Ich muss nochmal schauen", antwortet der Bodyguard ausweichend und ich atme tief durch. Wenigstens weiß ich dass ich recht hatte mit meiner Vermutung, dass Seb durch die explodierenden Raketen an seine Zeit als Soldat erinnert wird. Aber ich will ihn nicht zwingen seine Angst zu überwinden. Das muss er selbst schaffen.
"Na gut. Ich bin wieder bei Jim."
Mit diesen Worten verlasse ich die Küche und gehe durchs warme Wohnzimmer wieder auf die Terrasse. Jim dreht sich zu mir um als ich zu ihm trete und legt den Kopf fragend schief.
"Und?"
Doch ich zucke mit den Schultern, stelle mich neben ihm und lehne mein Kinn an seine Schulter. Er greift nach meiner Hand und hält sie fest, während noch mehr Silvesterraketen in die Luft steigen und knallend ihre bunt leuchtende Fracht loswerden. Es zischt, knallt und heult überall um uns herum und die Dunkelheit der Nacht ist erleuchtet von blauen, roten, grünen und gelben Lichtern, von Nebel und Rauch und dem Geruch nach Schießpulver. Immer mehr Raketen steigen in die Luft und in der Nachbarschaft sind laute Rufe zu hören. Wahrscheinlich hat gerade das neue Jahr begonnen.
"Frohes Neues", flüstere ich meinem Freund ins Ohr und er dreht den Kopf zu mir um mich anzusehen.
"Dir auch", antwortet er mit einem Lächeln und dreht nun auch seinen ganzen Körper zu mir. Sanft legt er eine Hand an meine Wange und küsst mich dann auf den Mund. Die Wärme seiner Haut und seines Körpers dringt zu mir und vertreibt ein wenig die Kälte. 
"Ist dir eigentlich nicht kalt?", frage ich ihn als wir uns wieder lösen und er mich sanft an sich zieht.
"Nein."
Da bemerke ich wie Seb durch die Glastür auf die Terrasse kommt und lächle ihn an.
"Hey Seb, frohes neues Jahr."
Er grinst leicht und kommt zu uns.
"Euch beiden auch."
Obwohl er angespannt wirkt und sich aufmerksam umschaut bleibt er neben mir stehen und schaut nach oben in den dunklen Himmel. Noch immer werden überall Raketen abgeschossen und das Knistern und Knallen hallt von den Häusern wider.
Jim und ich schauen wieder dem Spektakel zu, aber ich betrachte auch wie die Lichter auf sein Gesicht scheinen und sich in seinen Augen spiegeln. Ein neues Jahr steht an, ein Jahr in dem ich mit Jim zusammen bin und mein Leben lebe, aber auch mit Katie und Seb rede und Sachen mache. Ich freue mich darauf.
Unwillkürlich muss ich grinsen und drücke Jims Hand sanft vor Glück, da nehme ich auch die von Seb und er wirkt überrascht, lässt es aber geschehen. Wir sind Freunde und halten zusammen, egal ob es Streit oder Angst unter uns gibt. Und das hoffentlich für immer.

Yay! A new one!
Ich weiß, es ist schon etwas spät, aber die Idee kam mir erst an Silvester xD
Jedenfalls ist das ein Geburtstagsgeschenk für eine sehr gute Freundin die dieses Buch hier liest und mich antreibt schnell weitere OS zu schreiben :3 Als Rache sage ich auch wer es ist ^^ DerSchatten :D

Vielleicht kommen heute noch mehr, mal schauen ^^

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