$ 12. Freaks

Noch Tage später ist Katie davon begeistert dass ich 'tatsächlich lächeln kann', was ich leicht übertrieben finde. Allerdings ist es echt süß wenn sie sich freut.
In Chemie sitze ich weiterhin neben James, aber das ist kein Problem, denn meistens lässt er mich in Ruhe. Er grüßt und verabschiedet mich, ab und zu reden wir auch kurz wenn wir wieder einen Versuch durchführen müssen. Insgesamt hilft mir das sehr im Umgang mit Jungs.
Aber mit Carl komme ich noch immer nicht klar. Seit Chemie kommen noch Beleidigungen wie "Streber" und "Schleimer" hinzu. Wobei ich bei der letzteren nicht nachvollziehen kann wie er darauf kommt. Seine Kumpel unterstützen ihn mittlerweile mehr und nun habe ich auch noch andere Leute die mich schief angucken. Keine Ahnung was Carl denen erzählt hat, aber nett war es bestimmt nicht.
Es ist die letzte Stunde vor der Mittagspause und wir haben Erdkunde bei Miss Hemingway, einer schlanken Frau mit schwarzen Haaren und einer Brille auf der Nase, die bisweilen recht streng ist.
"Ich habe mich entschieden euch in Partnerarbeit Referate zu verschiedenen Themen machen zu lassen. Da können einige ihre Note aufbessern, was bei manchen wirklich dringend nötig ist, und auch die stillen Schüler bekommen eine Chance. Jedes Referat soll 15 Minuten dauern und durch Anschauungsmaterial unterstützt werden. Ihr habt insgesamt sechs Wochen Zeit dafür, dann will ich gerne anfangen."
Ich schaue Katie an und sie lächelt. Hoffentlich kann ich mit ihr machen.
"Ach ja, ich habe bereits Paare gebildet, also braucht ihr gar nicht erst zu fragen ob ihr wählen dürft."
Autsch. Ängstlich schaue ich auf die Tafel, die Miss Hemingway nun aufklappt und so bereits angeschriebene Namen präsentiert. Schnell lasse ich meinen Blick über die Zeilen schweifen, da stupst Katie mich an.
"Ich muss mit Steward machen, und du?"
Da finde ich meinen Namen und atme erleichtert auf. Für einen Moment hatte ich befürchtet dass ich mit Carl oder einem seiner Freunde zusammenmachen muss, aber neben meinem steht ein andere Name: James.
"Mit James."
"Na, hast du aber Glück. Wenn du mit dem zusammenarbeitest hast du garantiert die Eins."
"Vielleicht. Außerdem ist er einer von zwei Jungs mit denen ich halbwegs gut reden kann", füge ich hinzu und Katie nickt zustimmend.
"Dann setzt euch bitte mit euren Partnern zusammen, damit ihr euch überlegen könnt welches der Themen ihr gerne machen würdet", weist Miss Hemingway uns an und ich schaue Katie an, die bereits aufsteht.
"So wie ich Steward kenne bewegt der sich kein Stück", erklärt sie und geht dann zu einem blonden Jungen hinüber, der gelangweilt dreinschaut.
"Hey."
Die Stimme von James lässt mich aufschrecken und ich schaue zu ihm auf. Er steht neben Katies Stuhl und sieht mich freundlich an.
"Hi", meine ich und er setzt sich neben mich, aber mit einem angemessenen Abstand.
"Welches Thema willst du machen?", kommt James ohne Umschweife zur Sache und schaut mich aufmerksam an. Ich lese an der Tafel die verfügbaren Themen und zucke mit den Schultern.
"Klingt ehrlich gesagt alles gleich langweilig", meine ich zögernd und er nickt.
"Finde ich auch. Ansonsten nehmen wir das was übrig bleibt."
"Gute Idee."
Da beginnt Miss Hemingway mit der Verteilung der Themen und wir hören auf zu reden.

~~~

In der Mittagspause sitze ich mit Katie zusammen und wir essen unser Mittagessen, beziehungsweise esse ich mein Brot von Zuhause. Katie erzählt mir dass Steward wohl einer derjenigen ist die ihre Note aufbessern müssen und sie jetzt schon keine Lust hat ihr Thema zu machen. Ich höre ihr zu und esse derweil mein Brot, danach stehe ich auf.
"Wo willst du denn hin?", erkundigt Katie sich überrascht und ich hänge mir meine Tasche über die Schulter.
"Ich wollte in die Bibliothek, schonmal ein Buch über unser Thema raussuchen. Du kannst ja nachkommen wenn du willst."
"Vielleicht, ich weiß noch nicht", antwortet Katie schulterzuckend und winkt als ich die Kantine verlasse. Erleichtert atme ich auf.
Endlich kann ich all die Schüler hinter mir lassen und mit ihnen auch den Lärm. Außerdem haben Carl und seine Freunde mich heute bisher in Ruhe gelassen.
Gerade biege ich um eine Ecke, da laufe ich voll in jemanden rein und erstarre. Carl baut sich bedrohlich vor mir auf und ich weiche erschrocken zurück als ich sein Grinsen sehe. Doch hinter mir sind zwei seiner Freunde aufgetaucht und die drei kreisen mich ein.
"So, du Freak. Jetzt kannst du nicht weg, he?"
Vor Angst kann ich mich nicht rühren und umklammere den Tragegurt meiner Tasche mit einer Hand. Wie gelähmt schaue ich Carl zu wie er eine Hand nach mir ausstreckt und mich an der Schulter berührt. Sofort zucke ich zusammen und kann ein Wimmern gerade noch unterdrücken. Doch da schubst mich einer von Carls Freunden und ich stolpere. Augenblicklich erinnere ich mich an die dunkle Gasse, an die Männer und die Angst.
Plötzlich werde ich erneut geschubst und beginne zu weinen während meine Panik immer weiter zunimmt.
"Bitte, lasst mich!", bitte ich, doch die drei Jungs lachen nur. Einer packt mich an beiden Schultern, sodass ich stocksteif werde vor Angst, da schreitet jemand ein.
"Hört auf!"
Überrascht sehe ich James Carl am T-shirt packen und von mir wegziehen. Der schwarzhaarige Junge wirkt vollkommen außer sich, doch nun liegt die Aufmerksamkeit der anderen Jungs auf ihm.
"Was ist, he? Tut ihr zwei Streber euch etwa zusammen?", fragt Carl und lacht daraufhin.
Grob schubst er James gegen die Wand und ich beobachte wie erstarrt die Szene, die sich so plötzlich gewandelt hat.
"Du Freak, hältst dich wohl für was besonderes? Du bist nur ein minderwertiges Stück Dreck was nur noch nicht beseitigt wurde!"
Da schnellt James' Faust urplötzlich nach vorne und Carl schreit auf während er nach hinten taumelt und sich die Nase hält.
"Du Schweinehund!", ruft er und einer seiner Freunde schlägt James in den Magen, sodass dieser sich mit einem Ächzen zusammenkrümmt. Der andere trifft ihn mit dem Knie im Gesicht und er fällt zu Boden.
"Lasst ihn, wir knöpfen ihn uns später vor. Und dich auch!", ruft Carl in meine Richtung und ich zucke zusammen. Die drei Jungs laufen den Gang entlang und verschwinden um die nächste Ecke.
Die Tränen laufen langsam über mein Gesicht und versiegen allmählich während ich zögernd auf James zugehe. Er liegt noch immer auf dem Boden und rappelt sich vorsichtig auf. Ich bemerke dass er aus seiner Nase blutet und hole ein Taschentuch aus meiner Jackentasche.
"Hier", sage ich leise und reiche es ihm. Er wirkt ein wenig überrascht, nimmt das Taschentuch aber an und beginnt das Blut wegzuwischen.
"Danke", meine ich nach einer Weile und schniefe kurz, da schaut James mich an.
"Keine Ursache. Ich weiß wie das ist, wenn man Angst hat und wie gelähmt ist."
Er zieht sich sein Hemd glatt und prüft kurz ob er noch blutet, dann geht er einfach den Gang entlang und verschwindet aus meinem Blickfeld, ohne noch etwas zu sagen. Eine Weile lang bleibe ich noch hier stehen und versuche mich zu beruhigen, denn die Angst sitzt mir noch im Nacken.
Da klingelt es zum Ende der Mittagspause und ich höre wie die Schüler aus der Kantine strömen und durch die Gänge laufen. Ich atme tief durch, dann gehe ich zu dem Raum in dem wir als nächstes Geschichte haben.

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Yay, another Teen!Jamody-OS!
Ich mag ihn persönlich jetzt nicht so sehr, denn es ist verdammt schwer Melodys Charakter zum Ausdruck zu bringen ohne es bescheuert wirken zu lassen. Und ich muss mich mit Jamody zurückhalten XD

Aber ich hoffe er gefällt euch und bis bald!

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