# 1. Weihnachten

"Und wie ist das jetzt mit Weihnachten?"
Katie streicht sich ihr braunes Haar zurück und kaut auf ihrem Kaugummi herum während sie mich erwartungsvoll anschaut. Unsicher zucke ich mit den Schultern. Wir sind auf dem Weg von der Schule nach Hause, oder vielmehr gesagt zu mir nach Hause und es ist kühl.
"Keine Ahnung... ich muss noch schauen", antworte ich ausweichend und vergrabe meine Hände in meinen Jackentaschen.
"Komm schon Mel, Weihnachten ist das Fest der Liebe! Das müssen wir einfach zusammen verbringen!"
"Und was ist mit meiner Mutter?"
"Die kommt natürlich mit, Platz genug haben wir ja."
Ein Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen und ich schaue Katie an.
"Zehn Gründe."
Sei verdreht die Augen.
"Boah ey, das muss ich dir abgewöhnen."
Sie überlegt kurz, dann fängt sie an.
"Es gibt Essen, es ist warm, es gibt Geschenke, wir feiern zusammen, es wird super lustig, wir können so viel Schokolade essen wie wir wollen, du würdest endlich ein bisschen auftauen, und meine Eltern würden sich freuen", zählt sie auf und mein Schmunzeln verschwindet.
"Das waren acht. Außerdem... du weißt wie ich Männern gegenüberstehe", meine ich schließlich und wende den Blick von meiner Freundin ab.
"Hey, mein Dad ist nicht so ein Arsch!", protestiert Katie und stupst mich in die Seite. Ich weiche aus und seufze schließlich.
"Okay, aber erst muss ich meine Mutter fragen."
"Yes!"

***

Einige Tage später stehen meine Mutter und ich mit einem Rucksack vor der Haustür zu Katies großem Haus. Naja, es gehört ihren Eltern, aber ich nenne es trotzdem Katies Haus.
"Ich finde es lieb von deiner Freundin dass sie uns einlädt", meint meine Mutter und lächelt mich an. Sie hat ein schönes Lächeln, es ist freundlich und gibt einem das Gefühl von Wärme, sodass man sofort zurücklächelt. Ihre rotbraunen Haare sind zu einem Zopf geflochten und ihre blau-grauen Augen blitzen vor Freude. Ich sehe ihr nicht wirklich ähnlich und sie meint immer ich käme nach meinem Vater, den ich nie kennengelernt habe.
"Katie ist ganz aus dem Häuschen deswegen", erzähle ich lächelnd und klingele endlich, als auch schon die Tür geöffnet wird. Katies Mutter Clara steht vor uns und strahlt uns fröhlich an.
"Hallo! Kommt nur herein, raus aus der Kälte!", begrüßt sie uns herzlich und lässt uns herein.
"Schön dich zu sehen Melody. Und Sie müssen ihre Mutter sein?"
"Ich bin Rachel", stellt meine Mutter sich lächelnd vor und ich ziehe mir derweil meine Jacke aus.
"Ich bin Clara, Katies Mutter. Mein Mann Hamish wartet im Wohnzimmer."
Bei der Erwähnung von Katies Vater bekomme ich wieder ein ungutes Gefühl, weise mich aber innerlich zurecht. Hamish würde keiner Fliege was zuleide tun.
Während die beiden Mütter sich noch kurz unterhalten gehe ich die Treppe hoch ins obere Geschoss, in dem Katies Zimmer und das ihrer Eltern, sowie ein großes Bad, ein Gästezimmer und das Büro von Clara liegen. Ohne anzuklopfen betrete ich Katies Zimmer und meine Freundin springt auf als sie mich sieht.
"Da seid ihr ja endlich!", ruft sie, nimmt mich in den Arm und zieht mich dann wieder aus ihrem Zimmer hinaus und die Treppe herunter. Eilig gehen wir ins Wohnzimmer, wo sich Clara und Rachel auf ein Sofa gesetzt haben und uns überrascht aber freundlich ansehen. Auf einem Sessel sitzt Hamish, mit einer Zeitung in der Hand und liest, oder tut zumindest so. Er macht es mir so leichter in seiner Nähe zu sein wenn ich nicht das Gefühl habe dass er mich beobachtet.
"Hallo Katie", begrüßt meine Mutter Katie und diese strahlt.
"Hey Rachel. Mum, kann ich mit Melody die Kerzen anzünden gehen?"
"In Ordnung, aber pass auf dass du mir nichts verbrennst!", ermahnt Clara ihre Tochter und ich grinse während Katie entnervt aufstöhnt.
"Mum, ich bin fast siebzehn!"
"Und verhältst dich wie vier", meldet sich Hamish nun lachend zu Wort und schaut mich freundlich an. Ich bemühe mich ruhig zu bleiben.
"Hi Hamish", meine ich ohne dass meine Stimme zittert und meine Mutter wirft mir einen besorgten Blick zu.
Da zieht Katie mich in den hinteren Teil des Wohnzimmers, der größer ist als der mit den Sitzgelegenheiten, und präsentiert mir stolz einen prächtigen Tannenbaum. Staunend betrachte ich das gold-silbern geschmückte Ungetüm mit dem Lametta, den Kugeln in verschiedenen Farben und dem gebastelten Weihnachtsschmuck und muss unwillkürlich grinsen.
"Der ist cool."
Da reicht mir Katie ein langes Streichholz und die Verpackung.
"Hier, mach alle Kerzen an die du finden kannst."
Sie selbst hat auch ein Streichholz und gemeinsam laufen wir um den Baum herum und klettern auf Stühle um die Kerzen anzuzünden.
"Wow, das sieht wunderschön aus", flüstere ich ehrfürchtig als wir fertig sind und der Tannenbaum in einem warmen, goldenen Licht erstrahlt. Wir hatten nie so einen Weihnachtsbaum.
"Das sieht es wirklich", meint meine Mutter, die zusammen mit Clara hinzugekommen ist und legt mir beide Hände auf die Schultern.
"Und wir haben nichts verbrannt!", verkündet Katie während sie die Streichhölzer wieder wegräumt und Clara lacht.
"Das sehe ich!"
Später sitzen wir alle gemeinsam an einem großen Tisch im Teil des Wohnzimmers mit dem Weihnachtsbaum und genießen ein riesiges Weihnachtsessen. Katies Familie hat eine Köchin namens Margret, und diese hat sich zusammen mit Clara ganz schön ins Zeug gelegt: gebratene Gans, Rotkohl, Kartoffelbrei, Salate, auch eine Suppe steht zur Verfügung und noch vieles mehr. Es ist leider zu viel und zu lecker um alles zu probieren, und so bin ich schon satt als der Nachtisch kommt. Aber den muss ich dann doch noch essen.
"Tiramisu!", erkenne ich den Nachtisch den Clara hereinbringt und sie lacht.
"Ja, wir wissen doch wie gerne du das magst."
Augenzwinkernd stellt sie die Form ab und gibt mir eine Portion. Ich liebe Tiramisu, aber Mousse au Chocolate ist fast noch besser. 
Schließlich sitze ich satt und zufrieden auf meinem Stuhl und auch Katie seufzt glücklich.
"Danke Mum, das war super lecker."
Sie grinst mir zu und ich lächle.
"Das war einsame Spitze", meine ich und meine Mutter nickt.
"Da kann ich mich nur anschließen."
Sie lächelt Clara an und diese wirkt nun ganz verlegen bei so vielen Komplimenten.
"Danke, aber das habe ich ja nicht alleine gemacht."
Nach dem Essen sitzen Katie und ich vor dem Weihnachtsbaum und spielen Karten, während die Erwachsenen wieder auf dem Sofa und dem Sessel sitzen und sich unterhalten. Ab und zu hört man Lachen, und die Atmosphäre in diesem Raum ist wundervoll: goldenes Licht von den Kerzen am Tannenbaum erhellt den Raum, draußen ist es schon dunkel und es riecht nach Tannennadeln und Kerzenwachs. Mit Katie Karten zu spielen macht Spaß und ich fühle mich so wohl wie schon lange nicht mehr, sogar mit einem Mann in meiner Nähe.
"MauMau!", ruft Katie plötzlich und reißt mich aus meinen Gedanken.
"Ich dachte wir spielen Doppelkopf", meine ich, da sehe ich das Grinsen meiner Freundin und verdrehe die Augen.
"Vielen Dank."
"Tja, wenn du so in Gedanken bist muss ich dich doch irgendwie wieder herholen."
Ich lächle und wir spielen weiter, bis unsere Eltern uns fast schon wegscheuchen.
"Ihr zwei geht jetzt Zähneputzen und ins Bett, es ist schon elf Uhr!", meint Clara und wir gehen, nicht ohne zu protestieren, die Treppe hoch in Katies Zimmer, wo ich den Rucksack gelassen habe. Da drin sind Sachen für meine Mutter und mich damit wir übernachten können.
Auch als wir schon wieder in Katies Zimmer sind, mein Bett vorbereitet haben und eigentlich schlafen sollen, reden wir weiter bis irgendwann meine Mutter bei uns reinschaut. Katie und ich liegen in unseren Betten, wobei meins aus mehreren Matratzen besteht.
"Hey Mum", meine ich und sie kommt zu mir um mir eine gute Nacht zu wünschen.
"Gute Nacht meine Kleine."
Sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ich bin nicht mehr so klein."
"Das weiß ich doch."
Sie lächelt, aber ihre Augen sehen traurig aus. Ich spüre dass sie an das denken muss was mir passiert ist und nehme sanft ihre Hand.
"Gute Nacht", wünsche ich ihr und sie lächelt, dann geht sie wieder. Katie gähnt und ich muss schmunzeln.
"Lass uns wirklich schlafen gehen", schlage ich vor und sie nickt, dann löscht sie das Licht.
"Schlaf gut", murmelt sie und ich kuschele mich in mein Kissen.
"Du auch."

~~~

"Mel, aufwachen!"
Energisch rüttelt Katie mich an der Schulter und ich öffne verschlafen die Augen.
"Was is'n?", murmele ich und strecke mich einmal.
"Es ist WEIHNACHTEN! Komm schon, oder willst du keine Geschenke?"
Sofort bin ich wach, stehe auf und folge meiner Freundin nach unten ins Wohnzimmer. Unsere Eltern sind schon dort und warten auf uns, darunter auch meine Mutter. Sie lächelt als sie mich sieht und ich nehme sie kurz in den Arm.
"Guten Morgen und frohe Weihnachten", wünsche ich ihr.
"Dir auch", antwortet sie, dann gehen wir in den Raum mit dem Weihnachtsbaum. Die Kerzen brennen schon und unter dem Baum liegen jede Menge Päckchen und Pakete. Staunend bleibe ich stehen während Katie sich sofort hinsetzt und beginnt das erste Geschenk auszupacken. Man merkt gar nicht dass sie schon fast siebzehn ist, so niedlich wie sie sich verhält wenn sie sich freut.
Langsam setze ich mich dazu und greife nach dem nächsten Geschenk. Auf dem goldenen Kärtchen steht doch tatsächlich mein Name.
"Da sind auch Sachen für mich?"
"Klar, was wäre das denn sonst für ein Weihnachten!"
Katie wirkt richtig erstaunt und öffnet währenddessen ihr Geschenk. Ich zucke mit den Schultern und reiße vorsichtig das Papier auf. Darunter kommt die Verpackung eines neuen Kopfhörers zum Vorschein und ich mache große Augen.
"Wow", flüstere ich und hole die Kopfhörer aus ihrer Verpackung, dann hänge ich sie mir um den Hals.
Ich packe noch weitere Geschenke aus, darunter auch welche von meiner Mutter, und gebe auch Päckchen an meine Mutter oder Clara weiter. Katie hat uns beiden den gleichen Pulli gekauft, auf dem steht "Best Friends in Heart ♥" und wir ziehen die auch gleich über. Clara hat mir einen selbstgestrickten Schal geschenkt und meine Mutter hat einige Armbänder für mich und sie gemacht, aus Lederstreifen und mit schönen Verzierungen. Sogar Hamish hat mir etwas geschenkt, und zwar ein Deluxe-Album meiner Lieblingsband, und das obwohl ich nichtmal mit ihm sprechen kann. Meine Mum hat es sogar irgendwie geschafft unsere Geschenke für Katie und ihre Eltern unter den Baum zu legen.
Irgendwann sind wir fertig mit dem Auspacken und ich lese mir den Klappentext meines neuen Buches von Mum durch, als Katie mich anspricht.
"Hey Mel, kannst du mal schauen was da neben dir noch unter dem Baum liegt?"
Ich schaue auf und greife unter den Baum, wo ich ein weiteres Päckchen zu fassen bekomme. Kurz schaue ich auf das Kärtchen. Es ist von meiner Mutter und mir.
"Es ist für Hamish."
"Oh, dann gebe ich es ihm", meint meine Freundin und streckt schon die Hand danach aus, doch ich schüttele den Kopf.
"Nö", antworte ich und stehe auf, dann gehe ich zu meiner Mum, Clara und Hamish, die sich gerade unterhalten. Als sie mich bemerken unterbrechen sie ihr Gespräch und schauen mich erstaunt an als ich auf Hamish zugehe. 
"Das ist für dich."
Ich reiche ihm das Päckchen und er schaut mich überrascht und ein bisschen überrumpelt an.
"Oh... Danke Melody."
Er lächelt freundlich und ich erwidere das Lächeln, zum ersten Mal ohne Angst zu haben. Ich bin einfach erfüllt von diesem schönen Weihnachtsgefühl.
Aus dem Augenwinkel sehe ich dass meine Mutter mich stolz lächelnd anschaut und schmunzele als sie Clara etwas zuflüstert.
Als ich zurück zu Katie gehe schaut sie mich mit vor Staunen geöffneten Mund an und ich setze mich zu ihr.
"Hast du... hast du gerade wirklich... mit meinem Vater geredet?", fragt sie mich und ich muss wieder schmunzeln.
"Ja, ich dachte mir das wäre mal angebracht. Die Panikattacke kommt bestimmt gleich."
Ich zwinkere ihr zu und sie stupst mich in die Seite.
"Bist du wirklich Melody Grand?"
Lachend wehre ich ihre Hand ab, doch sie stupst mich weiter und beginnt mich plötzlich zu kitzeln.
Wir rollen uns kichernd über den Teppich und müssen dabei dem ganzen Geschenkpapier ausweichen, bis wir irgendwann nach Luft schnappend liegenbleiben.
"Ja, bin ich", meine ich lachend und rappele mich auf. Einen Moment lang schaue ich Katie nur an und genieße die schöne Stimmung von Weihnachten.
"Danke Katie", meine ich schließlich und nehme sie fest in den Arm. Das hier ist das beste Weihnachten was ich jemals erlebt habe.

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So, das hier war der erste OS dieses Buches, und ich persönlich mag die Idee sehr :3
Ich hoffe euch gefällt sie auch, lasst doch mal eure Meinung da ^^

In den nächsten OS werde ich jede meiner Konstellationen einmal in einem OS vorstellen, damit ihr eine Vorstellung bekommt, danach dürft ihr entscheiden welche OS als nächstes kommen sollen ^^ Ich hoffe das ist ein schönes Weihnachtsgeschenk von mir an euch ♥

Frohe Weihnachten! ♡

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