Prolog
Das Fauchen und Gekreische der kämpfenden Katzen erfüllte hallend den gesamten Wald. Die Katzen schlugen sich gegenseitig die silbrig glänzenden Krallen in ihre Kehlen, sodass es nicht lange dauerte bis die eigentlich so friedliche Lichtung von tiefrotem, warmem Blut besudelt worden war. Kalte Körper von älteren und verletzten Katzen lagen verstreut auf dem Schlachtfeld. Junge wurden zertrampelt und ihre kleinen Knochen zerschmetterten unter den Pfoten ihrer vom Kampf besessenen Eltern.
Himmelsruf stand noch außer Atem neben ihrem Anführer. "Adlerstern? Was hast du nun v-". Langsam drehte sie ihren Kopf zu dem braunen Kater und verstummte, als sie den dunklen Ausdruck in seinen Augen bemerkte. Seine blauen Augen strahlten eine unheimliche Kampflust aus und im nächsten Moment war der WindClan Anführer auch schon nach vorne geschnellt, um seine Zähne in das warme Fleisch eines rotbraun getigerten Katers zu versenken. Der Kater stieß einen markerschütterten Schmerzensschrei aus und die weiße Kätzin starrte mit weitaufgerissenen Augen ihren heimlichen Gefährten an. "Rostschweif", hauchte sie, unfähig sich zu bewegen. Die Bernsteinfarbenen Augen des Katers verloren ihren leidenden Ausdruck und wurden schnell matt, ja gar leblos. War dies die Strafe des SternenClans? War er wütend auf sie und hatte ihr deshalb ihren Gefährten genommen? Ein quälender Laut verließ ihre Lippen und sie warf ihren Kopf in den Nacken. Sie hatte das Gefühl ihrem Gefährten zu ihren Ahnen folgen zu müssen und blendete all die Geräusche um sich herum aus.
Mondfeders silbern gestreifter Pelz war unter dem ganzen Blut, das diesen bedeckte, schwer zu erkennen. Zwischen den Zähnen der Kätzin knackste es verräterisch und der Körper der Katze, dessen Genick sie soeben mit Leichtigkeit gebrochen hatte, begann zu erschlaffen. Wieso geschah dies alles? Die wievielte Katze hatte sie nun schon getötet? Sie hatte keine Zeit um länger darüber nachzudenken, denn der nächste Krieger griff sie an. Die FlussClan Kätzin ließ den schlaffen Körper auf den Boden sinken, fuhr ihre Krallen aus und verpasste dem, der gerade mit seinen Krallen über ihr Ohr fahren wollte, einen gezielten Pfotenhieb auf die Nase. Das Blut der Wunde lief ihrer Angreiferin am Kinn entlang hinunter und tropfte dickflüssig auf den Boden. "Du Miststück", fauchte die Sandfarbene DonnerClan Kätzin. Die neue Wunde auf ihrer Nase war nicht ihre einzige, wie Mondfeder schnell bemerkte. Über ihr rechtes Hinterbein zog sich eine weitere tiefe, blutende Linie. "Hör auf zu kämpfen!", forderte Mondfeder sie mit angelegten Ohren auf. Die FlussClan Katze wollte ihre Pfoten nicht noch mehr in das Blut von Toten tauchen. Sie wusste gar nicht weshalb sie das alles überhaupt tat.
Sandnebels Lippen waren verächtlich nach hinten gezogen. Ihre Nase brannte höllisch und die Wunde an ihrem Hinterbein schien nicht aufhören wollen zu schmerzen "Hör auf zu kämpfen!", miaute die rote Kätzin vor ihr und die strahlend grünen Augen schienen eindringlich in die ihren zu sehen. Dem Geruch des Fisches nach zu urteilen, gehörte die Kätzin dem FlussClan an. Sandnebel wollte sich zurückziehen, bis ihr Blick auf den leblosen Körper neben der Kätzin fiel. Sie stürzte sich auf diesen und bemerkte sofort das blutende Genick der bereits toten Kriegerin. "Vogelgesang? Vogelgesang?", sprach sie ihre Clan Gefährtin ungläubig an, bis auch sie realisierte, dass sie tot war. "Nein... beim SternenClan, nein!", sie sprang auf und vergaß den Schmerz an ihrem Hinterbein. "Mörderin! Du Mörderin!", zischte sie Mondfeder an und stürzte sich auf sie. "Du hast meine Wurfschwester ermordet!", schrie sie und schmeckte befriedigend das Blut der anderen auf ihrer Zunge. Der Schrei von Mondfeder hörte sich in ihren Ohren wie das Vogelgezwitscher an, nachdem ihre Schwester benannt wurde. "Du hinterlistiger Fuchs. Wie konntest du meine Schwester nur töten?". Sandnebel hatte ihre Zähne aus dem Fleisch der Kätzin gezogen und fauchte sie mit zusammen gekniffenen, von Hass verdunkelten Augen an.
Dämmerwolke ließ seine Muskeln unter seinem schwarzen Fell spielen. Er schaute sich aufmerksam um, als er einen Schrei hörte, der all die anderen um ein vielfaches übertönte. Niemand schien den Schrei zu bemerken, da alle in ihre Kämpfe verwickelt waren. Der Krieger sprang von seiner Neugier getrieben in die Richtung des vorherigen Schreies. Er erkannte den Anführer des WindClans über eine Leiche gebeugt und neben ihm eine weiße Kätzin, die ihren Kopf in den Nacken geworfen hatte. Es war einer seiner Clangefährten, der dort auf dem trocknen Boden lag. Er schlich sich neben Adlerstern, der seine Tat nicht zu begreifen schien und setzte sich ganz entspannt zu ihm. Andere Katzen hätten seine Gleichgültigkeit bestimmt als unheimlich empfunden, wenn sie nicht in ihre eigenen Kämpfe verstrickt gewesen wären. "Sei gegrüßt Adlerstern", miaute er weiterhin gelassen und der braune Kater sah ihn erschrocken an. "War ich das? H-habe ich ihn getötet?". Der schwarze SchattenClan Krieger nickte. "Ja. anscheinend hast du das". Er fand die Ungewissheit des ach so großen Anführers amüsant. "Du hast doch lange Beine, oder? Lauf weg. Überlass allen hier ihr Schicksal und überlebe". Dämmerwolke war kein bisschen überrascht als Adlerstern nickte und plötzlich wegrannte. "Was ein Angsthase.", murmelnd sah er zu der weißen Kätzin, deren Kopf immer noch in ihren Nacken geworfen war. "Ihr WindClan Katzen seit echt unglaublich dämlich".
Der geschockten Kätzin wurde kurz nach dem Anblick ihres toten Gefährten schwarz vor Augen. Als sie ihre Augen wieder öffnete befand sie sich auf derselben Lichtung, auf der eigentlich die ganzen Katzen gegeneinander kämpften. Doch das Einzige was ihr nun auffiel war kein Blut und auch nicht nur eine Leiche, nein; es waren die vielen verteilten, teilweise von der Erde bedeckten, Knochen. "Wo bin ich?". "Sei gegrüßt Himmelsruf. Erkennst du sie nicht? Die Lichtung der letzten Schlacht?". Die Kriegerin sprang zurück, als sie eine die ihr bekannte Stimme vernahm. "Rostschweif? Du lebst? Aber ich habe doch gerade- bin ich etwa auch im SternenClan?". "Ganz richtig. Ja", der rote Kater schnurrte und sah sie liebevoll an. "Aber du wirst gleich zurückmüssen. Hör mir gut zu. Du musst schnellstens hier weg, sonst wirst auch du dich ins Verderben stürzen. Nimm jede Katze mit die noch bei Sinnen ist. Ihr seid für größeres bestimmt. Bitte lauft und sucht euch weit entfernt von hier einen sicheren Ort. Schaut niemals zurück, denn es wird niemanden mehr geben, der hier auf euch wartet".
Mondfeder verstand den Schmerz der Kätzin vor ihr. Sie konnte verstehen, weshalb sie so wütend auf sie war. Was hätte sie denn auch erwarten sollen? Schließlich hatte sie anscheinend Sandnebels Wurfschwester umgebracht. Das Blut aus ihrer neuen Wunde verklebte ihren Pelz nur noch mehr. "Bitte töte mich, wenn dies deinen Hass bändigt. Ich habe heute schon zu vielen Katzen ihr Leben geraubt". Unterwürfig neigte sie ihren Kopf und merkte den brennenden Blick der DonnerClan Kätzin auf ihrem roten Pelz. Sandnebel trat mit geduckter Haltung ein paar Pfoten Schritte näher. Sie öffnete ihr Maul, wodurch ihre glänzenden Zähne sichtbar wurden und war drauf und dran sie in Mondfeders Kehle zu rammen. Mondfeder war bereit zu sterben. Sie hatte das Gefühl, dass sie es verdient hatte. Sie schloss ihre Augen, ignorierte ihr rasendes Herz und ergab sich nun endgültig ihrem Schicksal, als ein stechender Schmerz ihren Körper zum erzittern brachte.
Dämmerwolke wollte gerade schon wieder seines Weges gehen. Er streckte sich ein letztes mal genüsslich, als die weiße Kätzin neben ihm nach Luft schnappte und ihre Augen öffnete. "Ich muss hier verschwinden... Nein ich kann dich doch nicht hier alleine lassen", murmelte sie und der schwarze Kater merkte schnell, dass sie ihn noch gar nicht bemerkt hatte. "Hallo dämliches Mäusehirn. Hast du wirklich geschlafen? Dein Anführer ist gerade weggelaufen, vielleicht solltest du ihm hinterher", schlug er argwöhnisch vor. Seine orangenen Augen musterten sie eingehend. "Hat er dich gemeint?", sie sah zu dem SchattenClan Krieger. Ihre Augen strahlten Unentschlossenheit aus. "Oh SternenClan was soll ich nur tuen?". Wie konnte sie jetzt noch Rat bei dem SternenClan suchen? Wie konnte sie ihm noch vertrauen? Der SternenClan war schließlich diese Schlacht schuld und empfing fröhlich eine neue Seele nach der anderen. Seine Schnurrhaare bebten als er seinen Kopf schüttelte. "Zweifelst du etwa nicht an dem SternenClan? Dies alles hier haben seine beschmutzten Pfoten zu verantworten".
Betroffen senkte Himmelsruf ihren Kopf. "Bitte, lass uns gehen. Wenn du nicht mit willst werde ich alleine los ziehen. Aber er hat gesagt, dass ich jede Katze die noch bei Sinnen ist mit mir nehmen soll". Der muskulöse Kater vor ihr schmunzelte. "Bei Sinnen? Wer hat dir denn den Floh ins Hirn gesetzt? Aber gut, ich weiß zwar nicht was du meinst aber vielleicht ist es ja amüsant". Die Kriegerin erhob sich von ihrer sitzenden Position. Erst jetzt vernahm sie wieder die vielen Geräusche der kämpfenden Katzen und ihr war als hätte sie eine verdorbene Maus zu sich genommen. Sie war alleine. Sie hatte niemanden mehr und ihr toter Gefährte wollte indirekt, dass sie mit einem fremden Kater weg ging. Sie deutete mit einem schwachem Kopfnicken Richtung Wald, sodass der Kater wusste wohin sie wollte. Er nickte knapp und lief dann an ihrer Seite los, weg von dem Schlachtfeld.
Verärgert blickte Sandnebel auf den grauen Kater, der Mondfeder zur Seite gestoßen hatte. "Was fällt dir ein Kriegerfuß? Sie verdient den Tod!", fauchte sie aufgebracht und bemerkte gar nicht wie versessen sie war. Der Kater mit den langen Beinen, die es ihm ermöglicht hatten schnell genug da zu sein schüttelte sich. "Wieso seit ihr alle so besessen? Was hat das zu bedeuten? Jede Katze hier lässt sich töten oder tötet selber". Trauer lag in seinen grünen Augen.
Mondfeder dachte erst sie wäre gestorben, verstand aber dann, dass der Stoß des Katers ihr lediglich die Luft geraubt hatte. Erleichtert atmete sie aus. Auch wenn sie bis vor wenigen Herzschlägen noch ihren eigenen Tod akzeptiert hätte, war sie nun doch froh darüber, dass sie noch lebte. Sie sah wie zwei Katzen weiter entfernt Richtung Wald rannten. Der Kontrast der beiden Felle faszinierte sie. Die eine war eine zierliche, Schneeweiße Katze und die andere eine muskulöse, pechschwarze. Die Worte des grauen Katers ließ ihre Faszinierung wieder etwas abklingen. Er hatte recht. Jedes einzelne seiner Worte entsprach der Wahrheit. Ihr Blick wanderte zu den ganzen anderen Katzen um sie herum. Viele sahen traurig aus, kämpften aber, als wäre es ihre unausweichliche Aufgabe. Ja, sie alle waren besessen von dem Kampf.
Die DonnerClan Kätzin sah abermals zu dem Leichnam ihrer Schwester, welcher sich plötzlich bewegte. Geschockt sträubte sich Sandnebels Pelz, als Vogelgesang aufstand, sich über ihr Brustfell leckte und sie ruhig ansah. In der Spiegelung ihrer Augen erkannte sie ihr eigenes erschrockenes Auftreten. "Beruhige dich Sandnebel", sprach sie sanft mit ihrer wunderschönen Stimme, um die Sandnebel sie schon immer beneidet hatte. "Zieh hier weg und gründe mit den drei anderen Katzen die dich begleiten werden neue Clans. Diese hier sind verloren". In dem Fell ihrer Schwester schimmerten kleine Sternenartige Lichtpartikel. "Kriegerfuß? Siehst du sie?", hauchte Sandnebel und deutete mit ihrer Schweifspitze auf ihre Schwester. Sie hatte Angst, dass sie nur eine Einbildung war. Der junge Krieger folgte irritiert ihrer Deutung und legte ihr dann seinen Schweif auf die Schulter. "Es muss ein Schock für dich sein, sie dort so liegen zu sehen". Nickte er. "Nur du kannst mich sehen Sandnebel. Ich darf eigentlich gar nicht hier sein. Nun geh mit Mondfeder. Sie trägt keine Schuld an meinem Tod". "Aber wer dann? Wer hat dir das angetan?", verzweifelt bildeten sich Tränen in den Augen der noch lebenden. "Ich selber trage die Schuld dafür", offenbarte Vogelgesang ihr und verblasste.
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