- zwölf -


|Kapitel 12|
S O P H I A

Straightjacket - Quinn XCII

„Be yourself; everyone else is already taken." 
-Oscar Wild -
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Die Blitzlichter und das Klicken von auslösenden Kameras überwältigte mich gerade zu.

Ich war sowas zwar gewohnt, aber nicht in solch einer Ausmaße.

Meine Hand krallte sich förmlich in Ramons Arm, doch er verzog keine Miene, genauso wenig wie ich.
Der rote Teppich, der über eine Reihe von Stufen bis hin zu dem prächtig geschmückten Eingang des N.H.International Hauptgebäudes führte, war von Frauen und Männern in Abendgaderobe und Paparazzi mit großen Kameras und Mikrofonen gesäumt. Teure Autos fuhren dort, wo wir ebenfalls ausgestiegenen waren vor und aus deren Inneren kamen weitere Menschen. Meine Güte, wenn ich mich nicht täuschte, hatte ich sogar einen Aston Martin gesehen.

Mir fiel auf, wie ich etwas abgelenkt war und konzentrierte mich schnell wieder, bevor es jemand anderes bemerkte. Ich war zum Arbeiten hier und dazu gehörte ein gewisses Maß an Professionalität.

Ein Blick zu Mr Sexy-Arschloch verriet mir, dass er seine eiserne Miene bereits aufgesetzt hatte und neutral in die vielen Kameras guckte.

Dann musste ich wohl für zwei lächeln.

Und das tat ich auch. Ich setzte mein strahlendstes Lächeln auf und zeigte meine weißen Zähne. Wie erwartet wurde das Klicken lauter und ein Raunen ging durch die Menge. War es so komisch, dass die Frau an Ramon Henández Seite lächeln konnte? Anscheinend schon.

Plötzlich entzog mir Ramon seinen Arm und einen Moment lang bekam ich Panik, die ich jedoch in mir verschloss, damit sie nicht nach Außen drang. Dieser kurze Moment war zum Glück genauso schnell vorbei, wie er gekommen war, denn keine Sekunde später spürte ich seinen starken Arm, der sich um meine Taille schlang und auf meiner Hüfte schließlich liegen blieb.

„Hör auf zu lächeln. Das zieht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns, als sowieso schon.", hauchte er nahe meines Ohrs, sodass niemand sonst es mitbekam.

Wie auf Kommando taten meine Gesichtsmuskeln das genaue Gegenteil von dem was Ramon gesagt hatte und mein Lächeln wurde noch eine Spur breiter. Mit ihm auch die Klick-Geräusche der Kameras.

Unauffällig drehte ich mich zu ihm und schlang meine Arme um seinen Nacken. Einen Moment lang erwartete ich fast etwas wie Verunsicherung oder Ratlosigkeit in seinem Blick zu erkennen, doch dann erinnerte ich mich daran wer hier vor mir stand. Dieser unfassbar dreiste Mann legte mir doch tatsächlich auch noch seinen zweiten Arm um die Taille, seine Hand knapp über meinem Po.

Ich zog eine Augenbraue hoch und warf ihm einen ‚wenn-die-Hand-noch-weiter-runter-wandert-dann-gibts-Schläge'-Blick zu. Doch dabei lächelte ich.

„Aber Ramon, das ist doch der Plan.", kicherte ich gekünstelt, als hätte er etwas unfassbar witziges gesagt. Sein Blick wurde dunkler, doch ehe ich das genau inspizieren konnte, drehte ich mich auch schon wieder den Kameras zu und ging lächelnd weiter den Teppich entlang. Mr Sexy-Arschloch würde schon hinter mir herkommen.

„Das wirst du bereuen, Schönheit.", hauchte er mir ins Ohr, legte seinen Arm wieder um mich und dirigierte mich zum Eingang des Gebäudes in dem Reporter nicht erlaubt waren.

Was wollte er denn schon tun?

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Anscheinend würde sein ausgefuchster Masterplan nach hinten losgehen. Ich hatte wirklich Mühe mir das kichern zu verkneifen, denn Ramons siegessicherer Gesichtsausdruck war gleichermaßen amüsant, wie fehl am Platz.

Er hatte wohl vorgehabt mich etwas zu blamieren, indem er mit mir auf Senator Price zuging, in der Erwartung ich würde ihn nicht kennen und mich ins kalte Wasser stoßen.
Tatsächlich konnte ich mich nicht daran erinnern Senator Price' Namen, oder den seiner Frau Kate auf der Liste, die Ramon mir gegeben hatte, gesehen zu haben. Zu meinem Glück war der Senator jedoch einer meiner ersten langzeit-Kunden gewesen. Natürlich bevor er seine Frau kennenlernte und mit ihr einen wundervollen Sohn bekam.

Nun, wir gingen geradewegs durch den riesigen, festlich, aber dezent und angemessen dekorierten Saal, auf die Beiden zu. Ramon mit diesem teuflischen Ausdruck im Gesicht und ich mit einem unterdrückten Grinsen.

Die Beiden standen sich gerade lächelnd und plaudernd gegenüber, sie mit einem zauberhaften Kleid in einem warmen grün-Ton, das perfekt mit ihren kurzen, roten Haaren harmonierte, er in einem schwarzen Nadelstreifen-Anzug und einem ebenso grünen Anstecktuch, als wir bei ihnen ankamen.

Elegant streckte Ramon einen Arm aus, um William Price sacht auf sich aufmerksam zu machen.

Überrascht drehte dieser sich zu uns beiden um und sofort, als er mich erkannte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und er stupste seine Frau an, um ihre Aufmerksamkeit ebenfalls auf uns zu lenken.

Mr sexy-Arschloch, vielleicht würde sich bald noch ein Arrogant zwischen das sexy und das Arschloch quetschen, dachte vermutlich er wäre mit dieser herzlichen Begrüßung gemeint, denn er setzte gerade an etwas zu sagen, als Kate sich auch schon in meine Arme stürzte.

Mit ihren 39 Jahren hatte sie sich wirklich mehr als gut gehalten. Sie sah wie höchstens 32 aus und war auch im Herzen noch in ihren Zwanzigern hängen geblieben.

„Sophia! Dich hab ich ja ewig nicht gesehen! Wie lang ist es her? Vier oder Fünf Jahre? Wie geht es deinen Eltern?", sprudelte es aus ihr heraus und automatisch musste ich auflachen, auch wenn sie meine Eltern erwähnte, die mittlerweile wirklich zu meinen top-Tabuthemen gehörten.

Natürlich erwiderte ich ihre stürmische Begrüßung, schob sie aber dann wieder etwas von mir weg, da ich kaum noch Luft bekam.

William hatte Kate vor ungefähr vier-einhalb Jahren auf einer Party des Bürgermeisters, bei der ich übrigens seine eigentliche Begleitung war, kennengelernt. Als zu der Zeit schon gute Freundin, habe ich mich natürlich zurückgezogen, da man die Funken, die zwischen Kate und William hin und her flogen, fast schon sehen konnte.

Das waren die letzten Wochen in denen ich noch Kontakt zu meinen Eltern hatte. Von daher nahm ich Kate ihren Tritt ins Fettnäpfchen nicht übel, schließlich konnte sie es nicht wissen und trotzdem antwortete ich bewusst nicht auf ihre Frage zu meinen Erzeugern.

„Es müssten etwas mehr als vier Jahre sein. Schön dich zu sehen Kate.", lächelte ich sie an.

„Hallo William, wie geht es dir? Und wie geht's meinem kleinen Luke? Er müsste doch vor kurzem drei geworden sein, richtig?" Immer noch lächelnd Umarmte ich auch ihn.

„Mir geht's gut und Luke auch. Ja, schön, dass du dir das gemerkt hast.", sagte William mit funkelnden Augen.

Flüchtig guckte ich zu Ramon, nur um festzustellen, dass er ziemlich verwirrt schien, es aber zu verstecken versuchte. Tja, damit hatte er wohl nicht gerechnet.

Die Rädchen in seinem Kopf arbeiteten wahrscheinlich schon auf Hochtouren, doch er schien zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen, den zusammengezogenen Augenbrauen zufolge.

Kate quatschte und quatschte, auch wenn ich gar nicht zuhörte. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt Ramon zu beobachten, bis seine tiefe, raue Stimme sie unterbrach.

„Mein Name ist nebenbei Ramon Hernández. Sehr erfreut."

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1112 Wörter

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