- zwanzig -


|Kapitel 20|
S O P H I A

5 O'Clock - T-Pain, Lilly Allen, Wiz Khalifa

"Yesterday is history, tomorrow is a mystery, today is a gift of God, which is why we call it the present."
- Bil Kean -

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„Entschuldigung! Das tut mir wirklich leid, wie unachtsam von mir! Schon das zweite Mal heute.", stammelte ich und drehte meinen Kopf zu der Person in die ich reingerannt war. Den letzten Teil murmelte ich eher zu mir selbst, als zu dem großen Mann im hell grauen Anzug.

Kurz stockte mein Atem. Er war wirklich attraktiv, aber nicht mir Ramon zu vergleichen.

Moment, wann hatte ich angefangen Männer mit Ramon zu vergleichen, beziehungsweise irgendwen mit irgendwem zu vergleichen?

„Ist doch nichts passiert. Geht es Ihnen gut?", fragte der schwarz haarige charmant lächelnd.

Doch irgendwie hatte er etwas an sich, dass mir Schauer über den Rücken jagte und das nicht unbedingt im positiven Sinne.

Ohne Frage, das Lächeln, das eine strahlend weiße Zahnreihe entblößte schien freundlich, aber ich konnte nicht umhin ihn mit einem Hai zu vergleichen.

In Stresssituationen begann ich oft Menschen mit Tieren zu vergleichen, einfach, weil auch wenn jemand noch so gut schauspielern konnte, wenn ich ihm ein Tier zugeordnet hatte, dann waren die Eigenschaften der Person meinst klar.
Ausnahmen bestätigten die Regel.

„Mit geht es gut, danke. Es tut mir wirklich leid, aber ich muss gleich weiter. Ich habe noch einen Termin..." Bemüht lächelnd strich ich mir eine verlorene Strähne aus dem Gesicht.

Bäh, Haare im Mund, jede Frau mit langer Mähne verstand mich.

Irgendwie hatte ich das Gefühl ihn loswerden zu müssen, doch woher dieser Gedanke kam wusste ich selbst nicht.

Gelassen schmunzelte er, sah kurz rüber zu Blondinchen und ihrer Kollegin, die sich immer noch das Maul über mich zerrissen und dann auf meinen Körper und meine Kleidung.

„Sie wollen nicht zufällig zu Mr Hernández junior oder?", fragte der Fremde mit seinem Haifisch-lächeln.

Verwundert über den abfälligen Ton und das Wort 'junior' zog ich meine Augenbrauen hoch.

An Ramon war garantiert nichts 'Junior', da war ich mir ziemlich sicher, also nickte ich nur langsam.

Aus dem Augenwinkel sah ich einen Aufzug, der gerade unten ankam, drei Menschen rausließ und mich förmlich zu rufen schien: Renn Soph, Renn solange du noch kannst und nicht in noch ein Gespräch verwickelt wirst!

„Ich versteh schon. Sie haben einen Termin und Mr Hernández sollte man wirklich nicht warten lassen. Richten sie ihm schöne Grüße aus und, dass ich einen Weg finden werde. Vielleicht sogar schon gefunden habe.", sagte er mit einem Blick auf den Aufzug. Ein letztes Mal musterte er mich eingehend, bis ich mich einfach umdrehte und schnellen Schrittes zwischen die sich schließenden Aufzugtüren huschte.

Sein stechender Blick brannte mir immer noch im Rücken, als ich mich erschöpft an die verspiegelte Wand lehnte.

Und ich hatte Ramon noch nicht mal getroffen.

Wer war dieser Kerl?

War er ein Angestellter? Unwahrscheinlich, dann hätte er sich nicht so... mächtig benommen. Besser konnte ich es nicht beschreiben.
Er strahlte etwas aus, dass einen automatisch Respekt haben ließ. Entweder war es sein selbstbewusstes Auftreten, also seine Sprache, Betonung, sein Gang und seine Gestik, oder aber es war einfach sein natürliches Wesen, das durch Ereignisse in seinem Leben immer weiter ausgeprägt wurde.

Meine Güte, der zweit Semester Schwachsinn hatte wirklich erhebliche Schäden hinterlassen. Was, wenn ich bei Menschen genauso wie in meinen Gedanken redete?

Ich ging mir ja schon selbst auf den Keks, was mussten andere dann denken?

Das Pling des Fährstuhls ließ mich aufschrecken.

Ich war in der obersten Etage angelangt.

Bei dem Gedanken daran Ramon zu sehen und an ihm meine ganze schlechte Laune auf Grund der vielen Langeweile auszulassen ließ mich diabolisch Grinsen und meine Schritte beschwingter werden.
Ich war aber auch wirklich böse.

Auf den aus schwarzen Mamor bestehenden Boden, die weißen Wände mit dunkel grauen Kontrastpunkten und den vielen abstrakten Gemälden die mit ihrer farblich fokussierten Geometrie dem Raum die nötigen Akzente schenkte, achtete ich kaum.

Ich wusste, dass Ramons Vater auf abstrakte Kunst stand und, dass Ramon gerne zeigte was er hatte. Und die beiden waren mit einander Verwandt, also war es nur logisch, dass Mr Hernández ungefähr die gleichen Eigenschaften aufwies, wie sein Sohn. Wenn auch nicht ganz so stark. Gott sei Dank.

Meine Loboutins klackerten laut und kündigte mein Kommen schon aus 100 Meter Entfernung an, sodass der junge Assistent erschrocken seinen Kopf hob.

Mir war aufgefallen, dass bei N.H.Corp beinahe nur junge Leute arbeiteten... Aber eigentlich interessierte mich diese Tatsache so ziemlich gar nicht.
Ich hatte es einfach festgestellt, genauso wie, dass besagte junge Leute meistens einen gewissen Grad an Attraktivität besaßen.

„Guten Tag, Miss. Es tut mir leid, doch Mr Hernández empfängt keinen unangekündigten Besuch. Ich befürchte, ich muss sie bitten zu gehen.", sagte der Assistent höflich und fuhr sich einmal durch die hell braunen Locken.

Der Blick auf meine Brüste war mir nicht entgangen.

Mit einem Seufzer und lautem Zähneknirschen schloss ich kurz die Augen.

Dieses Miststück von Unfähigkeit am Empfang hatte mich absichtlich nicht eingetragen. Schlampe.

Ich war genervt. Genervt bis zum geht nicht mehr und ich hatte mich so sehr darauf gefreut wenigstens Mr Sexy-Arschloch auf die Nerven zu gehen, dass ich all meine Höflichkeit verlor.

Den protestierenden Assistenten ignorierend, der wie ich feststellte eine viel zu enge Hose trug, marschierte ich einfach an seinem Büro vorbei, direkt auf die aus weißem Hochglanz Holz und Glas bestehende Doppeltür zu, hinter der ich Ramons Büro vermutete.

„Sie können da nicht rein! Halt!", rief der junge Mann und ich meinte eine Spur Verzweiflung heraushören zu können.

Sorry kleiner, aber davon wird mich wohl kaum jemand abhalten können.

Mit einem letzten Schritt war ich an der Tür angekommen und stieß sie mit einer fließenden Bewegung auf.

Der Spaß konnte endlich beginnen.
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940 Wörter

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