- vierzehn -
|Kapitel 14|
S O P H I A
Love lies - Khalid, Normani
„Whats meant to be will always find a way."
- Trisha Yearwood -
~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~
„Dir ist kalt." Der tiefe Bass seiner Stimme schien durch meinen gesamten Körper zu vibrieren.
Ich spürte seinen warmen Körper direkt hinter mir und auf einmal wurde mir warm.
„Danke Ramon.", sagte ich leise. Mir war wirklich kalt und ich hatte gerade irgendwie keine Energie die unantastbare Furie zu spielen, die ihm sein Jacket sofort wieder ins Gesicht geworfen hätte.
Er erwiderte nichts und als ich einen kurzen Blick über die Schulter warf konnte ich seine unglaublichen Augen auf dem Gemälde vor mir ruhen sehen.
„Du hast anscheinend das Lieblingsbild meines Vaters entdeckt. Ich muss zugeben, es ist wirklich faszinierend."
Er stand einfach nur da, die Hände in den Taschen der Anzughose vergraben, immer noch auf dieses Bild fixiert. Als er das sagte, wurde er mir plötzlich ein klitzekleines Bisschen sympathischer.
Langsam richtete ich meine Augen wieder aus das Kunstwerk vor mir.
„Dein Vater hat wirklich Geschmack. Das Bild ist wunderschön, doch leider kenne ich den Künstler nicht." Nachdenklich zog ich meine Augenbrauen zusammen.
„Angelina Perié, the inside. Du hast meine Rede verpasst.", erwiderte Ramon.
Überrascht drehte ich mich zu ihm um. Einen Moment lang stockte mein Atem, als ich realisierte wie nah wir aneinander standen. Für Außenstehende musste es aussehen als wären wir ein Paar.
Ja, es überraschte mich, dass Ramon etwas von Kunst, oder zumindest Künstlern, verstand. Noch mehr überraschte es mich jedoch, dass seine Stimme keineswegs verärgert klang.
„Tut mir Leid.", sagte ich immer noch leise, doch in dem leeren Korridor kam es mir vor, als würde ich schreien.
Ramon guckte mir tief in die Augen, so als suche er etwas und würde es nicht finden. Ich wusste, dass er indirekt danach gefragt hat, was mit mir los war, doch ich entschloss mich das zu ignorieren.
„Was war los?", fragte er weiter. Seine Augen schienen schon wieder nach etwas zu suchen, doch als meine Mutter in meinem Kopf auftauchte, senkte ich meinen Blick, bevor er den Schmerz hätte sehen können.
Nein, dass wollte ich nicht, also drehte ich mich erneut mit dem Gesicht dem Gemälde zu. Die Gefahr das meine verräterischen Tränendrüsen salziges Wasser produzieren würden war einfach viel zu groß.
Verdammte scheiße, wo war meine Professionalität? Oder meine Integrität? Weg. Einfach weg, spätestens, als Ramon von hinten meine Oberarme umfasste und sein Atem mein Ohr streifte.
Er spielte eindeutig mit unfairen Mitteln, aber ich war geistig zu ausgelaugt, als dass ich ihm das unter die Nase gerieben hätte. Außerdem kam, zusammen mit der Gänsehaut, auch ein Funke mit Vertrauen aus seiner Berührung. Und zwar ein so großer, dass sich die Wörter wie von selbst bildeten und der Rest um mich herum verschwamm.
„Ich dachte an meine Familie. Meinen Dad und meine..." Wie nannte man so einen Menschen? Ich sah sie nicht mehr als Mum an, denn das war sie nie gewesen.
„...seine Frau. Meine biologische Mutter."
Seine großen Hände umfassten sanft meine Oberarme, die bei dem Wort Mutter angefangen hatten zu zittern. Was war mit dem kühlen, distanzierten Ramon Hernández geschehen? Wie konnte seine kalte Art echt sein, wenn seine Hände so viel Wärme ausstrahlten? Das passte einfach nicht zusammen.
Ich wollte mehr über ihn erfahren, ich musste, aber ihn dafür mit meinen Mutter-Komplexen zu beladen wollte ich sicher nicht.
Eigentlich war es schon schlimm genug, dass er jetzt wusste, dass meine Eltern ein wunder Punkt waren.
Und trotzdem gaben mir die Hände auf meinen Armen irgendwie das Gefühl von Sicherheit.
„Was ist passiert?", fragte Ramon und sein Atem kitzelte wieder über meinen Nacken.
Wollte er das wirklich wissen und wollte ich wirklich, dass er es wusste? Auf der einen Seite schon, ja, doch auf der anderen Seite kannte ich ihn seit gerade mal zwei Tagen. Und anfangs mochte ich ihn noch nicht mal. Also sein eines Ich, das kalte Arschloch Ich, mochte ich immer noch nicht, doch mittlerweile war ich mir fast sicher, dass das nicht Er war.
„Naja, was soll schon passieren, wenn eine Frau, die immer nur auf das Äußere von Menschen geachtet hat und sich somit auch stets um ihr eigenes kümmerte rausfindet, dass ihre einzige Tochter neben ihres ach-so-tollen Studiums als Escort arbeitet?", erwiderte ich nach kurzer Stille mit einem sarkastischen Auflachen und einem bitteren Lächeln.
Sein Gesicht konnte ich leider nicht sehen, da er hinter mir stand, doch ich nahm an, dass der stärker werdende Druck um meine Arme ein relativ gutes Zeichen war.
Ich hatte trotzdem schon zu viel gesagt. Zu viel über mich und mein Leben preisgegeben und das einem Mann, den ich wahrscheinlich nach diesem Abend nie wieder sehen würde.
Plötzlich überkam mich ein Gefühl der Trauer, so als hätte ich etwas verloren. Etwas verloren, dass ich noch gar nicht besaß.
Das konnte ich mir nicht erlauben. Ich war die beste, das wollte ich immer sein und das war ich bis jetzt auch immer gewesen. Ein Mann durfte nichts daran ändern und schon gar nicht meine eigenen Gefühle. Wenn ich in meiner Wohnung war konnten meine Emotionen so lange und heftig raus wie sie wollten, aber nicht hier. Nicht während der Arbeit.
Ich straffte meine Schultern und hob mein Kinn.
Was hatte ich mir nur dabei gedacht mich so gehen zu lassen?
Ramon hinter mir hatte die Veränderung wohl bemerkt, denn er ließ von mir ab und trat einen Schritt nach hinten, bevor ich mich wieder zu ihm umdrehte.
Der Moment der Verbundenheit oder was auch immer das gerade gewissen war längst verflogen.
„Wir sollten zurück gehen, die Gäste warten sicher", sagte ich kühl in dem Wissen, dass niemand unsere Abwesenheit bemerkt hatte.
_________________
948 Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top