- sechsundzwanzig -
|Kapitel 26|
S O P H I A
Wasted time - CLOVES
"You do not write your life with words...You write it with actions. What you think is not important. It is only important what you do."
― Patrick Ness ―
~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~
Als die große Tür von den beiden Angestellten geschlossen wurde, war es, als ob die Welt einfach ausgeschaltet wurde. Die plötzliche Ruhe war fast schon unheimlich.
Die vibrierenden Bilder an den Wänden und das leise Klirren des Kronenleuchters über der schmalen Treppe waren die einzigen Zeichen, die an den wummernden Bass erinnerten.
Was würde wohl jetzt mit Patrickson passieren, wo Ramon herausgefunden hatte, dass er ihn, anscheinend schon seit geraumer Zeit, verarschte?
Er hat wirklich sauer gewirkt.
Okay, ich an seiner Stelle wäre vermutlich auch ziemlich wütend gewesen, wenn mich jemand um mehrere tausend Dollar betrogen hätte, doch für Ramon waren das doch nur Peanuts.
Als ich den Eingangsbereich erreichte, machte sich sofort eine der Hostessen auf den Weg zu mir, doch ich winkte ab. Schließlich hatte ich keinen Mantel dabei gehabt, was bei einem Blick nach draußen keine so gute Idee gewesen war, denn es sah arschkalt aus. Jedenfalls war es ziemlich windig, da die Kronen der Bäume hin und her gerissen wurden und das, obwohl man sie nur schwer im dunklen erkennen konnte.
Die ganzen Menschen, die darauf warteten rein gelassen zu werden, schienen sich an der Kälte jedoch nicht zu stören. Zumindest sagten ihre kurzen Röcke und Shorts etwas anderes, besonders bei der weiblichen Fraktion. Die würden sich allesamt noch den Tod holen bei den Temperaturen. Die Schlange war übrigens nicht etwa kürzer geworden, sondern offenbar mindestens doppelt so lang, denn das Ende befand sich außerhalb meines Blickfelds.
Hoffentlich würde der Abriss den Patrickson von Ramon kassierte nicht allzu lange dauern.
Mit schnellen Schritten steuerte ich auf die nach außen verspiegelte Glastür zu, sodass der Klang meiner Absätze auf dem schwarzen Boden an den Wänden widerhallte.
Als ich näher kam richtete sich der Mann an der Tür zu voller Größe auf und öffnete mir professionell die große Tür.
Der Wind kühlte meine Haut und ich war versucht einen Moment die Augen zu schließen, doch die gaffenden Menschen hinter dem roten Absperrband hinderten mich daran. Warum mussten Menschen immer starren?
Genervt atmete ich aus und ging den beleuchteten Weg zum Parkplatz des Clubs, auf dem Emmanuel hoffentlich auf mich warten würde.
Je weiter ich den Weg entlang ging, desto leiser wurde das Gelächter und Getuschel der Menge und desto mehr begann ich zu frieren.
Mit einem Windstoß zog sich eine Gänsehaut über meine nackten Arme und Beine, woraufhin ich meine Arme verschränkte und darüber rieb, um sie wieder zu vertreiben.
Ich mochte es nicht Abends allein irgendwo lang zu gehen. Vor allem nicht in so einem Aufzug. Ich hatte dann immer das Gefühl, dass mich jemand beobachtete.
Normalerweise tat ich so las würde ich telefonieren, einfach weil es mir das Gefühl von Sicherheit gab und es beruhigte mich so gut wie immer. Doch bis zum Wagen waren es nur noch wenige Meter und ich kam mir irgendwie albern vor hier einen Vergewaltiger oder Dieb zu vermuten, also ließ ich mein Handy in meiner Clutch.
Ich beschleunigte meine Schritte und erreichte nach wenigen Sekunden den schwarzen Wagen.
Die angenehme Wärme innerhalb des Autos war nur willkommen und der weiche Ledersitz eben so.
Leise seufzte ich auf.
Highheels mochten ja schön anzusehen sein, jedoch waren sie sicher nicht für Spaziergänge geeignet.
Ich fragte mich was Ramon gerade tat. Patrickson konnte einem wirklich nur leid tun. Nicht nur, dass er Ramon körperlich weit unterlegen war, er war geistig ebenso wesentlich, sagen wir, langsamer. Ramon würde ihn auseinander nehmen. Hoffentlich nur verbal.
„Guten Abend, Miss. Wo ist Mister Hernández, wenn Sie mir die Frage gestatten?", fragte Emmanuel.
Ich schüttelte leicht den Kopf, um aus meinen Gedanken zu kommen und setzte für den höflichen Mann ein kleines, aber freundliches Lächeln auf.
„Guten Abend. Ramon ist noch... beschäftigt, aber ich bin mir sicher er wird nicht lange auf sich warten lassen. Zumindest hoffe ich das, denn der Witzbold hat mir gesagt, dass wir essen gehen würden. Dementsprechend verhungere ich gerade ein wenig, um ehrlich zu sein.", sagte ich mit einem leisen Lachen.
Emmanuel erwiderte es und sah mich durch den Rückspiegel lachend an.
„Das sieht ihm ähnlich. Er ist ein guter Junge, Miss. Passen Sie auf ihn auf."
Oh, auf Ramon musste man nicht aufpassen, aber dennoch dachte ich über Emmanuel Worte einen Moment lang nach.
„Ich weiß."
Es war nicht meine Absicht unhöflich zu sein, jedoch wusste ich gerade einfach keine passende Antwort, also wandte ich den Kopf mit nachdenklicher Miene zum Fenster und beendete das kurze Gespräch.
Passen sie auf ihn auf.
Ein Knall riss mich aus meiner Grübelei und bescherte mir einen halben Herzkasper.
„Geht das auch irgendwie sanfter? Das arme Auto kann nichts für deine Launen." Mit einer Hand auf der Brust, ich musste sicher gehen, dass mein Herz normal weiter schlug, verdrehte ich die Augen und sah Ramon an.
„Es ist mein Auto also hat es so viele Gefühle wie ich es gerade möchte.", grummelte er.
Beleidigt zog ich einen Flunsch und betrachtete eingehend. Er wirkte irgendwie zufrieden mit sich, trotz seines Kommentars das Auto betreffend. Ein bisschen Misstrauen war doch wohl Angeracht in Anbetracht der vorherigen Situation mit Patrickson.
„Was ist passiert?" Misstrauisch wie ich war versuchte ich irgendwelche weitern Details herauszubekommen, nur indem ich ihn mit Blicken durchlöcherte. Leider verriet Ramon nichts weiter. Seelenruhig holte er eine seiner Kaugummi Packungen aus seiner Hosentasche und steckte sich ruhig eins davon in den Mund.
Unwillkürlich musste ich an unser erstes, richtiges Aufeinandertreffen erinnern, an dem er mit seinem starken Kiefer das Kaugummi in seinem Mund zu Brei gemahlen hat. Doch ich musste mich gerade auf die Gegenwart konzentrieren. Mein Blick glitt wieder zu Ramons ebenmäßigen Gesicht.
„Du kannst los fahren Emmanuel. Du weißt wohin."
Langsam wurde ich wirklich ungeduldig.
„Du weichst mir aus Ramon.", sagte ich mit fester Stimme und richtete mich auf.
„Das tue ich. Es geht dich nichts an was mit Pete passiert ist."
So. Ein. Arsch.
Hatte ich mich gerade verhört? Ich war doch erst der Grund, dass Petes kleiner Versuch aufgeflogen ist und das sollte mich nichts angehen? Gerade ich hatte ein Recht darauf es zu erfahren doch ich bildete mir ein Mr. sexy-Arschloch mittlerweile gut genug zu kennen, um zu wissen, dass ich auf weitere Fragen keine Antwort kriegen würde. Doch auch gut. Dann konnte der feine Herr eben mit sich selbst ein Gespräch führen.
Mister Es-geht-dich-nichts-an würde schön Ignoriert werden und im richtigen Moment würde die Folter das richtige Instrument sein. Natürlich nicht wörtlich.
Ramon Hernández musste einmal in seine Schranken gewissen werden und er würde wohl auf die harte Tour lernen müssen, dass mit einer Collister nur nach ihren Regeln gespielt wurde.
Ich hatte das Gefühl, dass der Abend noch sehr lang werden würde.
__________________
1205 Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top