- prolog -
|Prolog|
River- Bishop Briggs
"I was quite, but
I was not blind."
- Jane Austin -
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Der große Saal war festlich geschmückt, klassische Musik wurde in angenehmer Lautstärke von einem Pianisten gespielt und die leisen Gespräche überall legten sich über die Anwesenden wie eine dumpfe Decke.
Jeder einzelne, auf der diesjährigen Wohltätigkeitsgala des New York Presbyterian Hospitals, schien sich bestens zurecht zu finden und fühlte sich sichtlich wohl in seiner Umgebung.
Jeder, bis auf eine Frau in einem leuchtend roten, ungewöhnlich geschnittenem Kleid, die von Anfang an sowohl die Aufmerksamkeit der männlichen Gäste, als auch die der weiblichen auf sich gezogen hatte.
Sie störten die verstohlenen Blicke der Anwesenden nicht, sie war sie gewohnt. Es war jedes Mal das selbe und langsam war es vorhersehbar geworden. Das Getuschel der neidischen Frauen hinter vorgehaltener Hand und die anzüglichen Blicke und Kommentare der Männer, waren einfach nur ermüdend geworden. Wie die Beute im Käfig, die Räuber ringsherum.
Ja, sie war ein gebranntes Kind.
An diesem Abend stand sie an der Seite des millionenschweren Investmentbankers John Francis Williams. Manche würden sagen, dass es eine Ehre sei, einen so bekannten Mann, auf eine solche Veranstaltung begleiten zu dürfen, doch sie verspürte weder Dankbarkeit, noch fühlte sie sich in irgendeiner Weise geehrt.
Eher wurde ihre Gefühlswelt von unterdrücktem Ekel und Widerwillen beherrscht. Wenn sie jedoch am Ende dieses Abends ihr Geld haben wollte, musste sie diese eiserne Maske aus schönen Worten und breitem Lächeln aufrechterhalten.
Meistens empfand sie ihren Job zwar als weniger schlimm, oft sogar als recht angenehm, doch wenn sie solch einen schmierigen Kunden hatte, der dazu noch auf die einhundert zu ging und seine Hände nur schwer bei sich behalten konnte, bereute sie ihre Berufswahl schon fast.
Andererseits waren Leute, um genau zu sein Männer, wie er, der Grund, weshalb sie sich ihr Apartment mit einer atemberaubenden Aussicht auf ganz New York City leisten konnte.
Das Gespräch Ihres Kunden mit dem New Yorker Senator langweilte sie zu Tode.
Wen, außer ihren Mann, interessierte es schon, ob die Frau des Metropolitan Commercial Bankdirektors eine Affäre hatte oder nicht?
Stumm seufzend, aber ihre perfekt beherrschten Gesichtsmuskeln kontrollierend, die ihr professionelles Lächeln aufrecht erhielten, blickte sie sich einmal im Saal um. Den scheinbar immer schwerer wiegenden Arm Ihres Kunden um ihre Taille, verdrängte sie dabei gekonnt.
Ihr Blick schweifte über die anwesenden Gäste und innerlich lachte sie über sie.
Es war erstaunlich, wie diese Menschen die wirklich wichtigen Dinge von sich schoben und sich über das nächste Football-Spiel oder eine neue Boutique unterhalten konnten, während ihnen durchaus bewusst war, wie es um die Arbeitslosen- und Obdachlosenzahl stand. Oberflächlichkeiten hielten die Gesellschaft aufrecht und in Takt und sie konnte sich keineswegs von eben diesen absprechen, aber früher, in alten Zeiten, hatte sie fest daran geglaubt, dass solche Leute, wie sie hier versammelt waren, die Welt veränderten. Die Enttäuschung schmeckte anfangs bitter, als sie bemerkte wie unwichtig ihnen diese Stadt zu sein schien.
Und sie sollten die Oberschicht New Yorks sein. Wenn man es so bedachte, war es traurig.
Sie ließ ihren Blick weiter wandern, über die nach Aufmerksamkeit schreienden Kleider der Frauen und die maßgeschneiderten Anzüge der Herren. Ihre Gesichter beachtete sie gar nicht, bis auf eines, das ihre Aufmerksamkeit, wie ein Magnet auf sich zog.
Ein Mann, im Gegensatz zu den anderen ein Riese, hatte seinen Blick starr auf sie gerichtet und guckte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich, kein einziges Gefühl konnte man seinem Blick entnehmen.
Sie wollte wegschauen, doch dieser Blick hielt sie gefangen.
Die junge Frau wusste nicht, wer dieser Mann war, oder, dass sie in nicht all zu ferner Zukunft bereits seinen Namen und vieles mehr von ihm kennenlernen würde, doch eins wusste sie.
Diese dunklen Augen könnten ihr verderben sein und sie sollte Recht behalten.
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629 Wörter
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