- fünf -


|Kapitel 5|
S O P H I A

Follow your fire - Kodaline

"Imperfection is beauty, madness is genius and it's better to be absolutely ridiculous than absolutely boring."
- Marilyn Monroe -

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Seit geschlagenen zehn Minuten saß ich nun hier auf der weißen Ledercouch und fühlte mich mehr als nur unwohl dabei.

Was tat er da in der Küche? Backte er mir jetzt noch einen Kuchen oder was? Nicht, dass das Sofa nicht bequem gewesen wäre, aber die Erwartung des Kommenden machte alles kaputt.

Auch, wenn ich in einem  wunderschönen Penthouse, mit einem atemberaubenden Wohnzimmer und einem zum Sterben schönen Blick über mehr als Dreiviertel des Central Parks saß, knetete ich mir nervös die Hände und biss auf der Innenseite meiner Wange herum.

Aus der Küche war nichts zu hören, kein einziger Mucks und ich fing an mir ernsthafte Gedanken zu machen.

Was, wenn sich Mr Sexy beim Tee aufgießen verbrüht hat, und nun vor Schmerz ohnmächtig geworden ist?
Oder, wenn ihm beim Wasser einschenken ein Glas runtergefallen ist, er stolperte und mit der Halsschlagader in einer Scherbe gelandet war?

Beide Szenarien waren wohl mehr als unwahrscheinlich, das musste ich selbst zugeben.

Ich war gerade dabei zu überlegen, ob ich nicht nach Mr Sexy sehen sollte, ich wäre sowieso zu dem Schluss gekommen, dass es besser wäre einfach auf diesem wirklich bequemen Sofa, mit der wirklich schönen Aussicht auf ihn zu warten, als ich links von mir das Geräusch von Anzugschuhen beim Gehen hörte.

Sofort drehte ich meinen Kopf in Richtung des Geräuschs und konnte Mr Hernández alias Mr Sexy, der Name gefiel mir übrigens weitaus besser, dabei beobachten, wie er zwei Gläser Wasser, eins in jeder Hand, zum kleinen Glastisch vor den beiden Couches und dem Sessel stellte.

Also, wenn er fast eine Viertelstunde für zwei Gläser Wasser brauchte, wollte ich ihn nicht bei so etwas anspruchsvollem wie Cola oder sogar Wein erleben. Das würde in mit großer Wahrscheinlichkeit überfordern.

Als er die beiden Gläser abgesetzt hatte, fixierte er mich mit seinen dunklen Augen und ließ sich nach hinten auf den Sessel mir gegenüber fallen.

Ich zwang mich das nervöse Händekneten einzustellen und nahm stattdessen das Wasserglas vor mir in die Hand, um meine Hände irgendwie zu beschäftigen ohne, dass es unprofessionell oder unbeholfen rüber kam. Seltsamerweise war es mir wichtig, was dieser Mann von mir dachte.

Natürlich war es mir wichtig, schließlich bekam ich eine Menge Kohle von seinem alten Herrn.

„Nun...", fing ich an, doch anstatt zu antworten verzog sich sein Mund zu einem spöttischen Lächeln.

Und sofort wurde er mir unsympathischer.

Nicht sein Körper, Gott, ich bezweifelte, dass irgendetwas das bezwecken könnte, nein, eher sein Charakter.

Alle meine Muskeln waren angespannt, doch in meinem Gesicht spielte sich nichts ab. Auch, wenn ich gerade am liebsten einfach zu diesem goldenen Aufzug am Ende des Flurs gerannt wäre, um schnellst möglich wieder nach Hause zu kommen und mich mit meinem Computer unter meiner Bettdecke vor der ganzen Welt zu verstecken, war es nicht schwer meine Gefühle und Gedanken aus meiner Mimik rauszuhalten.

Doch Mr Sexy-Arschloch war anscheinend ein würdiger Gegner.

Außer Überheblichkeit und Arroganz konnte ich keine einzige Gefühlsregung in seinem kantigen Gesicht erkennen. Und normalerweise war ich wirklich gut darin Leute einzuschätzen. Dafür war mein Orientierungssinn scheiße, aber das war gerade nicht von Belang.

Sein Gesicht gab nichts preis, also begann ich ihn zu Mustern.

Seine dunkelbraunen Haare waren, wie schon auf dem Foto, perfekt gestylt. Jede Strähne saß.
Seine rechte Augenbraue war leicht nach oben gezogen, was seinem Gesicht einen arroganten Zug gab. Die leicht gekräuselten Lippen trugen sicher auch ihren Teil dazu bei.
Ab und zu konnte ich seinen Kiefer mahlen sehen. Er kaute Kaugummi, aber so diskret, dass es kaum auffiel.
Sein muskulöser Körper steckte in einem teuer aussehendem Anzug, doch auf eine Krawatte hatte er verzichtet. Die zwei obersten Knöpfe seines steril-weißen Hemdes standen offen und verliehen seinem Auftreten etwas legeres, doch gleichzeitig noch irgendwie elegantes.
In seiner rechten Anzugtasche konnte ich einen Teil einer Nikotin-Kaugummiverpackung erkennen. Er war also Ex-Raucher. Interessant.

Das gesamte Auftreten von Mr Sexy-Arschloch schien perfekt und ich konnte wirklich nichts finden, woran ich etwas auszusetzen hätte. Seinen Gesichtsausdruck ließen wir jetzt mal außen vor.

Das schweigen wurde langsam peinlich. Und zwar wirklich peinlich, doch irgendwie schien nur ich so zu fühlen. Mr Sexy-Arschlochs Augen analysierten mein tun im Detail und mir war der zufriedene Ausdruck auf seinem Gesicht nicht entgangen, als er bemerkte, dass mein Blick ihn taxierte.

Bestimmt sah es so aus, als hätte ich ihn abgecheckt oder sowas ähnliches. Okay, eventuell hatte ich das auch, aber ich fand, dass beobachten und einschätzen besser klang.

Etwas zittrig schluckte ich, schlug ein Bein über das andere und trank dann einen kleinen Schluck des Wassers in meiner Hand. Ohne Zweifel war das kein Leitungswasser, sondern unfassbar teures Voss Wasser und sicher extra von den Fidschis importiert worden. Leitungswasser konnte man übrigens auch trinken.

Bei meiner kleinen Positionsänderung, hatte ich genau beobachten können, wie sein Mundwinkel noch weiter hoch wanderte und seine Augen triumphierend funkelten.

Ich hätte mir selbst in den Arsch beißen können! Noch offensichtlicher hätte ich wohl nicht zeigen können, wie unwohl ich mich in dieser Situation fühlte.

Das er bisher kein Wort mit mir gesprochen hatte, trug nicht gerade zu meinem Wohlsein bei.

War ich etwa zu hässlich? Oder zu fett?

Seine sonstigen Flammen waren immerhin Weltschönheiten. Ja, vielleicht hatte ich erst ihn und dann seine Begleitungen ein kleines bisschen gestalkt. Das Internet wusste eben alles und ich konnte doch nichts dafür, wenn mein Computer förmlich ‚Benutz mich Sophia! Mr Sexy ist es wert angeguckt und gestalkt zu werden!' schrie...

Aber die Möglichkeit, dass ich zu hässlich war, verwarf ich ganz schnell wieder.

Erstens, ich war eine Granate und zweitens sah der Blick eines Mannes, der einen hässlich fand, anders aus.

„Wisse-„, versuchte ich es erneut, doch er unterbrach mich. Ich wiederhole, Arschloch.

„Ich hätte nicht gedacht dich wiederzusehen.
Und jetzt guck mich nicht so verschreckt an, ich weiß, dass du dich an mich erinnern kannst."

Oh shit.

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1023 Wörter

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