- elf -
|Kapitel 11|
S O P H I A
Numb - David Archuleta
„Isn't it pathetic how we waste so much time on people and in the end they prove that they weren't worth a second of it."
- Tessa May -
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Augenblicklich spürte ich die verräterische Hitze, die sich eben noch in ganz anderen Regionen befunden hatte, in mein Gesicht schießen und wusste, dass mein Gesicht grad mehr einer Tomate als einem Menschen glich.
Okay, ich gab zu, dass mich seine Küsse haben ein wenig rollig werden lassen. Na gut, ich war geil wie eine Kaninchen im Frühling.
Aber sowas sagte man einem doch nicht ins Gesicht. Vor allem nicht so direkt!
Oder vielleicht hatte ich doch ein Bisschen der Prüderie meiner Mutter geerbt.
Bei diesem Gedanken zog sich mein Magen zusammen und ich bekam nicht übel Lust meinen Mageninhalt in der nächsten Ecke zu entleeren.
Sofort straffte ich meine Schultern und erwiderte Ramon's stechenden Blick. Hoffentlich hatte er nichts mitbekommen. Ziemlich unwahrscheinlich, aber ich versuchte mir einfach diese Illusion aufrecht zu erhalten.
„Nein, ein Zeichen des Abscheus war es wohl nicht. Und ich muss zugeben, dass dein Körper etwas anziehend ist. Aber das ist jetzt auch egal, denn dein Charakter zerstört diese Anziehung auch wieder.", sagte ich mit überraschend fester Stimme.
Und Mr Sexy-Arschlochs Miene wurde wieder kalt und undurchdringlich. Mein Gott, der Mann änderte seine Launen öfter, als eine Frau in den Wechseljahren. Nicht, dass dieser Gesichtsausdruck großen unterschied zu dem davor hatte, aber das Funkeln in seinen dunklen Augen war, genau wie die anfängliche Belustigung, gänzlich verschwunden. Seine Gesichtsmuskeln hatten sich ebenfalls angespannt und seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Sofort hatte er seine großen, rauen Hände in die Taschen seiner maßgeschneiderten Hugo Boss Anzughose gesteckt, um eben diese Reaktion zu verbergen.
Tja Mr Hernandez, ich hatte es gesehen.
„Wie ich bereits sagte, mein Fahrer wartet unten. Wir sollten gehen." Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, wandte er sich von mir ab, ging mit großen Schritten aus der Tür und höchstwahrscheinlich auch aus der gesamten Wohnung.
Etwas perplex stand ich da und starrte auf den Punkt, an dem Ramon gerade noch stand. Er verwirrte mich. Er, seine Präsens zogen mich an, verursachten ein komisches Ziehen in meinem Magen und sorgten für heilloses durcheinander, sowohl in meinem Hormonhaushalt, als auch in meinem Kopf und meinem Herzen.
Was hatte Mr Sexy-Arschloch nur an sich, das mich so sehr aus der Fassung brachte?
-
Wir saßen seit gerade einmal fünf Minuten in der schwarzen Limousine, während sich Emmanuel, Ramon's persönlicher Chauffeur, geschickt durch den Abenderker New York Citys manövrierte. Diese mickrigen fünf Minuten fühlten sich an, wie ein ganzes Leben und zogen sich hin wie Kaugummi. Ramon und ich hatten kein einziges Wort miteinander gewechselt. Bis auf das eine Mal, an dem er fragte, ob ich denn auch alle Namen auf der Liste kannte. Und sein Charme kam erneut zum Vorschein.
Wir hatten noch mindestens zwanzig Minuten vor uns, wenn nicht noch mehr, und ich rutschte nervös auf dem kalten Ledersitz herum.
Zum Gluck war mein Kleid Boden lang, sonst würden auch noch meine Oberschenkel am Sitz kleben. Ekelig.
Das drückende Schweigen, dass den gesamten hinteren Teil der Limo beherrschte, war gar nicht mal so schlimm, denn so konnte Ramon auch nicht den Vorfall von vorhin ansprechen, der mir bei der Erinnerung immer noch die Röte ins Gesicht trieb. Allerdings war ich mir zu 99,9 Prozent sicher, dass er dieses Gespräch und die anderen...Dinge zwischen uns ebensowenig zur Sprache bringen wollte wie ich. Immerhin war mir sein ziemlich grottiger Themenwechsel nicht entgangen.
Aber, dass ihn meine Worte ernsthaft verletzt hatten, wagte ich zu bezweifeln. Er wurde schließlich nicht umsonst vom Netz als kaltherzig, pedantisch und unantastbar beschrieben.
Meiner Mutter von der Beschreibung her nicht ganz unähnlich und doch so anders.
Wenn man etwas tiefer grub, was ich natürlich nicht getan hatte, da dafür ernsthaftes Interesse von Nöten gewesen wäre, sondern es nur irgendwo zufällig sah, kam man immer und immer wieder zum selben Ergebnis.
Ramon Hernández war ein kleingeistiger Großkotz mit einem hübschen Gesicht, aber keinem Herz.
Das Problem war jedoch, dass ich jedes Mal, wenn ich ihn mir so vorstellen wollte, ein komisches Rebellieren in meinem Bauch spürte.
Unauffällig versuchte ich zu Ramon zu schielen, der mit gegenüber, gegen die Fahrrichtung saß und ein wahrscheinlich unglaublich wichtiges Gespräch führte. Blitzschnell flogen seine Finger über die kleine Tastatur auf seinem Handy, die dunklen Augenbrauen hatte er zusammengezogen, sodass eine kleine Falte dazwischen entstand, über die ich nur allzu gerne gestrichen hätte, um sie zu glätten. Ein nichtssagender und doch so ambivalenter Ausdruck in seinen fast schwarzen Augen wurde vom schwachen Licht seines Handys beleuchtet.
Auch, wenn sein ganzes Auftreten so schrecklich kontrolliert, seine Aura so unendlich dunkel und seine Ausstrahlung so erschreckend kalt waren, glaubte ich dem Ganzen einfach nicht.
Ich war schon immer ein Bauchmensch gewesen. Auf meinen Bauch konnte ich mich verlassen. Er hatte so gut wie immer recht. Und mein Bauch sagte mir, dass Ramon Hernández eine große, gut einstudiert und aufgeführte Show war.
Es war, wenn man meinem Bauch vertraute, schlicht und ergreifend nicht echt.
Ramon ging bei jedem auf Distanz, lächelte nicht ein einziges Mal und wenn, dann war es nur ein gekünstelt, ironisches oder ein spöttisches Grinsen. Niemand konnte nicht Lächeln. Sowas gab es nicht, außer bei todunglücklichen Seelen, die den Willen zu leben längst aufgegeben hatten, genau wie das Leben selbst.
Doch Ramon wirkte auf mich eher wie ein junger Mann, der sein Leben genießen wollte, es aber auf Grund der vielen Verpflichtungen und Verantwortungen einfach nicht konnte.
Durch seine Angst alles zu vermasseln entwickelte sich wahrscheinlich dieser grässliche Autoritarismus, der mich irgendwie anmachte, alles und jedem gegenüber und um sich selbst und der Welt zu beweisen, dass er auch anders konnte, wurde er sprunghaft, risikofreudig und rebellisch. Sein Liebesleben, oder eher Sexleben, gehörte mit dazu, genau wie sein privates und öffentliches. Das Rauchen und die vielen Frauen waren bestimmt ein Resultat dieser Entschlüsse.
Was von seinen momentanen Charaktereigenschaften echt war und was nicht, musste ich allerdings noch herausfinden. Und das an diesem einzigen Abend.
Nun ja, das war die Einschätzung einer waschechten Psychologiestudentin.
Die allerdings grottenschlecht war und ihre Kommilitonen und Professoren regelmäßig in den Wahnsinn trieb.
Ja, die guten, alten Tage...
Eine Hand, die vor meinem Gesicht rumschnipste riss mich aus meinen Theorien.
„Sophia, wir sind da!", sagte Ramon leicht genervt.
Ups, da hatte ich wohl einen gewissen Jemand warten lassen.
Einen Jemand, der eine gesamte Firma, ohne andere Aktienteilhaber, heute Nacht überschrieben bekommen würde.
Einen Jemand, der mich gerade intensiv musterte und der Grund für eine deutlich spürbare Gänsehaut war.
Tief atmete ich nochmal durch.
Es war nicht das erste Mal, dass ich sowas machen musste, also gab es doch eigentlich nichts vor dem ich mich fürchten müsste, oder?
Ein kurzer Blick zu Ramon und er verstand.
Ein letztes Mal richtete ich meine Haare und mein Kleid, wobei ich um den Reißverschluss einen großen Bogen machte, und überprüfte mein Make-up. Alles saß.
Meine Tür ging auf und eine Hand streckte sich mir entgegen, um mir rauszuhelfen.
Vorhang hoch.
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1185 Wörter
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