- drei -


|Kapitel 3|
S O P H I A

To good to be true - Rhys

"If it doesn't burn a little then what's the point of playing with fire?"
- Bridgett Devoue -

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Es war Freitag und ich stand vor einer unlösbaren Aufgabe.

Was zur Hölle sollte ich zu dem Treffen mit Lucio und Ramon Hernández anziehen?

Den Namen des Mannes mit dem Aussehen eines Gottes hatte ich gestern noch in Erfahrung gebracht. Das war auch das einzig Produktive, was ich an diesem Tag zustande gebracht hatte.

Und nun stand ich vor meinem überfüllten Kleiderschrank und nichts schien passend zu sein.

Ganz ehrlich, wenn das so weiter ging, würde ich einfach nackt zu dem Treffen gehen.

Bei dem Gedanken, dass Ramon Hernández mich nackt sehen könnte, schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht, das ich sofort wieder unterdrückte, als ich es bemerkte.

Aber was sollte ich dazu schon sagen? Ich war eben auch nur einen Frau mit zu vielen Hormonen und zwei gesunden Augen im Kopf...

Dieses Wunschdenken von Mr Sexy und mir konnte ich mir gleich abschminken, wenn ich nicht bald irgendwelche blöden Klamotten fand!

Frustriert atmete ich aus und legte meinen Kopf in den Nacken.

Okay, Konzentration. Es waren Klamotten, eines meiner Spezialgebiete.

Wollte ich süß und freundlich, sexy und elegant oder professionell und engagiert rüberkommen?

Verdammt! Ich wollte süß, freundlich, sexy, elegant, engagiert und professionell zu gleich rüberkommen! Warum war das Leben so schwer?

Das war doch zum Kotzen!

Ein perfektes Outfit würde ich innerhalb einer absehbaren Zeit wohl nicht mehr finden, also nahm ich mir einfach eines meiner Lieblinge, wenn ich irgendetwas Offizielles regeln musste.

Eine lange, nach unten weiter geschnittene, schwarz-weiß längst gestreifte Stoffhose, die ohne Highheels definitiv zu lang war, ein enges, schwarzes, hochgeschlossenes Top, meine schwarzen Highheels, die an den Zehen offen waren und meine ebenfalls schwarze Umhängetasche.

Wie schon gedacht war dieses Outfit nicht perfekt, aber ich fühlte mich wohl und, ohne überheblich oder selbstverliebt zu klingen, ziemlich hübsch und elegant.

Schnell legte ich mir noch ein paar goldene Armbänder um, setzte mir meine Sonnenbrille auf den Kopf und sah dann zu meiner schwarzen Uhr, die ich mir kurz vorher auch ums Handgelenk gelegt hatte.

03:10 pm.

Bis nach Manhatten, wo ich hin musste, waren es gut dreißig Minuten bei normalem Verkehr.

Hektisch schnappte ich mir alles, was ich brauchte und rannte dann schon fast aus meiner Wohnung, runter auf die belebte Straße.

Ein paar Schritte ging ich weiter und streckte dann eine Hand aus, als ich ein Taxi sah.

Es wurde langsamer und hielt dann neben mir am Bordstein, damit ich hinten einsteigen konnte. Zum Glück war die Rushhour bereits vorbei, sonst hätte ich wohl stundenlang auf das Taxi warten können.

„Wo soll's hingehen, Ma'am?", fragte der Taxifahrer höflich und blickte mich durch den Rückspiegel an.

„212 Fifth Avenue, bitte." Stumm nickte der Fahrer und fuhr dann los.

Der Verkehr war normal und das Taxi schlängelte sich geschickt durch die anderen Autos, Touristenbusse und Jeeps. Das stetige Brummen des Motors beruhigte mich irgendwie, doch vor Nervosität hätte ich mir trotzdem noch am liebsten die Fingernägel abgekaut. Zum Glück konnte ich mich zusammenreißen.

Abgekaute Fingernägel waren nie schön. Und auch wenn ich wusste, dass es meinen Nägeln nicht unbedingt gut tat, konnte ich mir diese nervige Angewohnheit einfach nicht abgewöhnen.

Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht bemerkte wie der Wagen vor einem modernen Hochhaus hielt und der Fahrer sich umdrehte.

„Das macht dann einunddreißig Dollar vierzig, Ma'am."

„Ja, sofort.", antwortete ich kurz angebunden.

Mit einer fließenden Bewegung zog ich mein Portemonnaie aus meiner Tasche, gab dem Taxifahrer fünfunddreißig Dollar und stieg dann aus dem gelben Gefährt.

Sobald ich die Tür zugeschlagen hatte, brauste er auch schon wieder davon.

Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich tatsächlich noch sieben Minuten hatte.

In sieben Minuten wurde ich im Penthouse, wie sollte es auch anders sein, erwartet.

Langsam sah ich nach oben und musterte das Gebäude, als ob es mir irgendwas über seine Bewohner preisgeben könnte. Natürlich konnte es das nicht, schließlich war es ein Gebäude...

Noch einmal tief durchatmend, trugen mich meine Beine über den gepflegten Asphalt am Portier und dann über polierten Mamor am Rezeptionisten vorbei, beide beäugten mich etwas misstrauisch, sagten aber nichts weiter, zu den fünf goldenen Aufzügen, welche sich hinter den gefühlt tausend glänzenden Postfächern befanden.

Gerade wartete glücklicherweise niemand auf einen Aufzug und in dem Moment, als ich auf den Anholer drücken wollte, öffneten sich die Türen von dem vor mir und ein gut gekleideter Mann eilte hektisch an mir vorbei aus dem Gebäude.

Hibbelig huschte ich ins Innere des Aufzugs und drückte auf den obersten Knopf. 65.

Wie auch in unserem ‚Bürogebäude' erklang leise Klaviermusik. Ich hatte zum Glück keine Platzangst oder Ähnliches, jedoch wurde mir bei der Anfahrt, wenn es so komisch ruckelte, immer etwas flau im Magen.

Fünfter Stock.
Ich war mir sicher, dass selbst ein Blinder meine Nervosität hätte bemerken müssen, so unsäglich lagen meine Nerven blank. Leider hatte ich die unangenehme Angewohnheit, den starken Drang pinkeln zu müssen, zu entwickeln, wenn ich nervös war. Und das ausnahmslos jedes Mal.

Mittlerweile war ich bereits im 59. Stock angekommen.
Im großen Spiegel, gegenüber der Tür, checkte ich nochmal mein Aussehen und richtete meine Haare so, dass sie etwas mehr Volumen bekamen.

63. Stock.
Mit dem Lippenstift aus meiner Tasche fuhr ich nochmal meine rot geschminkten Lippen nach und überprüfte, ob auch ja kein Bisschen davon auf meinen Zähnen war.
Kein Lippenstift auf den Zähnen.

64. Stock.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Meine Nervosität war unbegründet und völlig fehl am Platz! Doch ich konnte nichts gegen dieses Gefühl tun, also setzte ich mein Ich-bin-professionell-Gesicht auf, sodass, hoffentlich, niemand sah, was wirklich in mir vorging.

65. Stock.
Das Lächeln in meinem Gesicht war wie festgeklebt, als sich die Aufzugtüren mit einem weiteren 'Pling' öffneten.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

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1001 Wörter

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