- achtzehn -
|Kapitel 18|
S O P H I A
Too much to ask - Niall Horan
"Happiness in intelligent people is the rarest thing I know."
Ernest Hemingway, the garden of Eden
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Drei Tage.
Drei Tage waren bereits vergangen, seit ich das letzte Mal von Ramon beehrt, oder genervt, wurde. Wie mans nimmt.
Ich dürfte mich theoretisch nicht beschweren, schließlich bekam ich Geld fürs nichts tun. Doch mir war so, so unendlich langweilig!
In den letzten drei Tagen war die einzige Strecke, die ich gegangen war die, von meinem Bett zum Kühlschrank, zum Klo und wieder ins Bett. Das wars.
Ich hatte sogar schon begonnen politische Nachrichten zu verfolgen, die mich für gewöhnlich so gar nicht interessierten... Natürlich war ich über die wichtigsten Ereignisse informiert, aber der Rest war mir sowas von Schnuppe.
Bis auf die paar mal, in denen ich mir als sechzehn jähriges Teenager-Computer Kind einen Spaß daraus gemacht hatte mich in das Wahlkampfsystem einiger potentieller Senatoren des Staates Illinois zu hacken und ihre Plakate und Reden etwas zu.... verschönern, hatte ich mich nicht ein einziges Mal mehr in politische Angelegenheiten gemischt.
Vielleicht trug die Tatsache, dass meine Eltern mich keine 24 Stunden später aus der Polizeiwache abholen durften und mir jeglichen Zugang zu elektronischen Geräten und Internet verwehrten, einen großen Teil dazu bei.
Allerdings hatte ich mich gestern tatsächlich dazu entschieden ein Bisschen rumzuschnüffeln und ein paar dreckige Geheimnisse über die Sternchen New-Yorks herauszufinden, denn langsam aber sicher wurde selbst Charlie Sheen langweilig. Und dass, obwohl two and a half man sonst immer ging.
Wenn bei meiner kleinen Recherche alles legal zugegangen wäre, dann wäre ich nicht ich und das war ich nun mal.
Aber heute morgen hat es mir gereicht.
Wenn Mr Sexy-Arschloch mich unbedingt für ganze drei beschissene Monate in Beschlag nahm, dann sollte er wenigstens auch mal irgendetwas tun!
Also hatte ich mich entschlossen ihm einen kleinen Besuch abzustatten und ich hatte komischerweise richtig Lust dazu ihn zu ärgern. Koste es was es wolle.
Nachdem ich mich auf Vordermann gebracht hatte, was duschen, rasieren und pflegen beinhaltete, sah ich wieder ganz annehmbar aus und stand in meinem Kleiderschrank.
Hmm... Ich wollte ihn so gern zur Weißglut Bringen....
Und dann fiel mir das perfekte Outfit ins Auge.
Meine beige, halb durchsichtige Chiffon Bluse von Stella McCartney, die nur an- und unterhalb meiner Brüste blickdicht war und am Hals eine Schleife aus dem gleichen Stoff hatte, die locker gebunden meinen langen Hals hervorhob.
Dazu entschied ich mich für meinen schwarzen, engen Bleistiftrock aus Leder, der zum Glück weder billig, noch zu aufreizend aussah, aber durch den engen Schnitt meinen Hintern mehr als gut betonte. Die Bluse würde ich in den Rock stecken, einfach, weil es besser aussah.
Meine beigen Loboutins, ebenfalls in Lederoptik, durften hierbei natürlich nicht fehlen.
Mit den passenden Accessoires wäre mein Outfit komplett.
Es war sexy, aber passend für Geschäftliches.
Perfekt.
Manchmal fragte ich mich warum ich nicht einfach Modeberaterin geworden war, aber den Gedanken verwarf ich sofort wieder. Meine freie Zeit war mir eben doch zu kostbar.
Ganze eineinhalb Stunden später verließ ich angezogen, geschminkt und frisiert mein Apartment, mit dem Ziel möglichst schnell ein Taxi zu bekommen.
U-Bahn fahren mochte ich irgendwie nicht. Zu viele Menschen an einem Fleck verursachten bei mir doch ein wenig Platzangst...
Routiniert stellte ich mich an den Straßenrand und streckte meinen Arm aus, um ein Taxi auf mich aufmerksam zu machen.
In einer Stadt wie New York City fuhren Tausende von Taxis durch die Gegend und man könnte meinen, dass dann auch immer eins für Jeden da war, aber da irrte man gewaltig.
Im Berufsverkehr, also wenn alle zur Arbeit mussten, bekam man nicht ein einziges, mickriges Taxi.
Aber zum Glück war es bereits elf Uhr und die Meisten saßen eingepfercht in ihren Großraumbüros und atmeten die Gleiche stickige Luft wie die 200 Anderen im selben Raum.
Mit meiner Berufswahl war ich immer noch super zufrieden und würde nie wieder freiwillig einen Bürojob annehmen.
Und gerade war ich auf dem Weg zu einem Gebäude in denen es fast nichts anderes außer Bürojobs gab. Na Mahlzeit.
Mit quietschenden Reifen hielt ein gelbes Taxi neben mir. Ich stieg hinten ein und schmiss die Tür hinter mir zu, wobei mir sofort ein starker Geruch nach Lavendel und Marihuana entgegenschlug.
Es roch genauso, wie wenn jemand kifft und versucht genau das mit einem anderen Geruch zu überdecken, aber alles nur noch schlimmer macht, weil sich die beiden Gerüche einfach vermischen und noch intensiver werden.
Hoffentlich hatte der Taxifahrer nicht kurz hiervor noch gekifft.
Obwohl, so wie die hier fuhren konnte man fast schon annehmen, dass jeder Auto-, Bus- und Taxifahrer high war.
„Zum N.H.Corp Gebäude bitte."
Da es eins der größten Firmensitze in New York war nahm ich einfach mal stark an, dass der Fahrer wusste wo es lag. Denn die genaue Adresse wusste ich unglücklicherweise nicht.
Gesprächig war der junge Jamaikaner wohl auch nicht, denn das einzige Zeichen, das er mich verstanden hatte, war ein breites Grinsen in den Rückspiegel, die Einschaltung des Zählers und die durchdrehenden Reifen, als er das Gaspedal voll durchdrückte.
Eilig griff ich nach dem Gurt und schnallte mich an.
Das war immer wieder ein Erlebnis.
-
Wir fuhren bereits ein paar Minuten und mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass nicht nur der Afro-Amerikaner am Steuer, sondern auch ich high von den Dämpfen hier im Auto war. Komischerweise war es mir nämlich egal geworden wieviele rote Ampeln er überfuhr, wieviele Unfälle er fast verursachte oder wieviele Fußgänger er beinahe platt fuhr. Ich war einfach froh schneller als geplant bei Mr Sexy-Arschloch anzukommen und keiner der Passanten zu sein.
Der krasse Gras Geruch erinnerte mich an meine rebellische Zeit in der Highschool, in der ich zusammen mit meinen ach so bösen Freunden, die Bezeichnung meiner Mutter, ab und zu mal bekifft zum Unterricht gegangen war. Als eine meiner derzeitigen Freundinnen dann wegen irgendwas stärkerem, ich meine es war Speed oder Ecstasy, einen Horrortripp hatte und in die Geschlossene eingewiesen wurde, beschloss ich nie wieder Drogen auch nur mit dem kleinen Finger anzurühren. Und sie auch niemandem mehr illegal übers Darknet zu beschaffen, denn diese Scheiße wollte ich nicht noch mal miterleben, vor allem nicht, wenn ich quasi dran schuld war.
„Das macht dann 31 Dollar, Chica.", unterbrach mich der Fahrer beim denken. Und schon wieder hatte er dieses gruselige Grinsen im Gesicht.
„Stimmt so." Ich gab ihm 32 Doller aus meiner Tasche, stieg aus und knallte die Tür hinter mir zu.
„Bye!", schrie Bob Marley 2.0 durch das geöffnete Fenster und brauste wieder davon, um weitere seiner Mitmenschen zu gefährden. Die Reifen quietschten erneut.
Nicht mal für sichere Verkehrsmittel reichte das Geld der Stadt und trotzdem waren die Steuern und Mietpreise so hoch, wie sie nun mal waren.
Frechheit.
Kopfschüttelnd wandte ich mich dem großen Gebäude zu, das ich bereits von der Party kannte. Im Sonnenlicht sah es sogar noch beeindruckender aus, obwohl ich das gar nicht für möglich gehalten hätte.
Der Rote Teppich von neulich war verschwunden, doch die polierten Steine darunter sahen nicht weniger edel aus. Selbst die Menschen, die hier hin und her wuselten sahen nicht weniger elegant aus, als vor drei Tagen. Selbstverständlich trug hier niemand ein Abendkleid, doch die Anzüge der Herren und die Kostüme der Damen waren sicherlich genauso teuer gewesen. Dafür würde ich meinen Arsch verwetten.
Langsam ließ ich meinen Blick über das gesamte Gebäude streifen, bis mein Blick am Fenster der obersten Etage hängen blieb. Es sah aus als ob eine Person dort stehen würde und genau mich ansah, doch wegen der Entfernung und den etwas dunkleren Scheiben konnte ich mich auch geirrt haben. Ich sah zurück zum Hauptgang und richtete noch mal meine Bluse.
Auf gehts.
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1239 Wörter
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