More Than Memories
Langsam begannen meine Glieder sich wieder zu regen. Ich war erschöpft vom tanzen, musste aber langsam nachhause. Seufzend erhob ich mich schließlich auf die Beine und fing an meine Sachen aufzusammeln und einzupacken. Meine Arme und Beine schmerzten bei jeder Bewegung. Die anderen waren schon längst aus dem Saal gegangen, hatten mich alleine zurückgelassen. Sie wussten eben das ich gerne noch eine Runde alleine tanzte, bevor ich nachhause ging.
Plötzlich legten sich jedoch die Arme von einem von ihnen um meinen Bauch, ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken und bekam eine Gänsehaut. "Endlich fertig Ji Hun?", fragte er mit ruhiger Stimme und ich lächelte direkt. Ich liebte seine Stimme. Sie versetzte meinem Heezen einen kleinen Sprung. Kein Wort kam über meine Lippen und ich nickte einfach nur kurz, bevor ich mich, jedoch eher unfreiwillig, von seiner Wärme verabschieden musste. Er setzte sich auf die Bank, auf der sich meine Sporttasche befand, in die ich nun alles hineinpfefferte. "Wir wollten noch zum 'Knock', hast du Lust mitzukommen?", zu seiner Frage kam noch sein unsagbar schönes Lächeln hin zu. Das 'Knock' war ein kleines, aber ziemlich gemütliches Lokal in das wir fast jede Woche mindestens einmal gingen. Wir alle liebten das Essen welches es dort gab und aßen uns meistens wirklich satt.
"Gerne Seung Jun", gab ich dann ebenfalls lächelnd zurück. Eigentlich hatte meine Mutter mich gebeten nicht wieder so lange wegzubleiben und auch mal Zuhause zu essen, wenn ich tanzen hatte. Aber wer hätte ihm schon absagen können? Er war ein wunderschöner Engel, der einen in seinen Bann zog, hin fort von allem anderen. Meine Liebe zu ihm wurde jeden Tag noch ein bisschen stärker und ich freute mich, dass ich meine Zeit mit ihm teilen konnte.
Nicht mal eine halbe Stunde später saßen wir zu fünft an einem Tisch im 'Knock'. Ich war müde und wollte eigentlich einfach nur noch schlafen, aber alleine die Tatsache das ich hier mit meinen besten Freunden, und vorallem Seung Jun, saß machte es mir leichter wach zu bleiben.
Wenn eines gab was mich wach hielt waren es diese Jungs. Meine Freunde.
Als ich plötzlich eine Hand an meinem Rücken spürte, die darüber rieb und derjenige mit seinen Fingernägeln kurz über meine Haut kratzte, seufzte ich zufrieden. Das beste daran war eigentlich das Seung Jun derjenige war, der es tat. Er wusste genau das ich das an meinem Rücken genoss. Meine Mutter hatte es als ich klein war immer gemacht und jetzt saß ich hier, der Junge den ich liebte tat es, brachte mich zur Verzweiflung.
Denn es war eine Herausforderung mich nicht zu ihm zu drehen, sein wunderschönes, schmales Gesicht zwischen meine Hände zu nehmen und ihn zu küssen. Seine weichen, leicht rosanen Lippen einfach nur auf meinen zu spüren. Dieses Verlangen danach wuchs in mir von Minute zu Minute immer mehr.
Als es immer später wurde verabschiedete ich mich als erster, auch Seung Jun erhob sich von seinem Platz. Er bot an mich zu begleiten und mal ganz ehrlich, wer würde nein sagen?
Und nicht mal zwei Minuten später liefen wir die dunkle, verlassene Straße entlang, um zu mir nachhhause zu gelangen. Er hatte seine schmalen, großen Hände in den Jackentaschen vergraben und seine wunderschönen, dunklen Augen auf den Weg vor uns gerichtet. Ein lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich blickte immer wieder kurz zu ihm. Jedes einzelne Detail das ihn ausmachte, merkte ich mir. Die nur angedeuteten Grübchen wenn er lachte, die strahlenden, dunklen Augen die einen zum schmelzen brachten, seine langen, schmalen Finger die einfach perfekt an ihm aussahen.
Wie oft hatte ich mir vorgestellt Hand in Hand mit ihm zu laufen? Seine unfassbar weiche Hand in meiner zu halten und einfach die Straße entlang zu gehen.
Mein Herz machte einen riesigen Satz, vor Schreck und vor Freude, als sich seine Arme um mich legten, kaum das wir vor meinem Haus standen. Ich musste automatisch lächeln und nahm nichts mehr außer ihm war. Seine Wärme umgab mich wie eine Wolke und ich drückte mich unbemerkt näher an ihn, legte auch meine Arme um ihn. Es fühlte sich so unfassbar gut an, ihn zu umarmen. Und irgendwas sagte mir, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war es ihm zu sagen. Was ich empfand, und vorallem das ich eben nicht auf Mädchen stand. In diesem Moment ging ich noch davon aus, er würde alles aktzeptieren. Wirklich alles. Doch auch in den dir liebsten Menschen, kannst du dich täuschen, was ich bitterer weise an diesem Tag feststellen musste.
"Bevor du gehst möchte ich dir noch etwas sagen Seung Jun", meinte ich, fast schon so leise das es nur geflüstert sein könnte. Wir hatten uns bereits aus der Umarmung gelöst und ich sah ihn einfach nur an. Er hatte meine Unsicherheit an, lächelte mich einfach nur an und nickte. Er würde mir zuhören.
"Wie soll ich beginnen?", murmelte ich und seufzte leicht. Mein Blick wandterte zu meinen Händen. Und schließlich setzten wir uns nebeneinander auf die kleinen Stufen vor das Haus, in dem ich wohnte. Unser Haus war wirklich gemütlich, nicht zu groß und nicht zu klein. Meine Gescheister und ich hatten alle drei ein eigenes Zimmer und es war modern, trotzdem einfach nur gemütlich, eingerichtet. Doch jetzt gerade umfing mich nur ein eisiger Schauer. Ich hatte Angst, Angst vor seiner Reaktion und das zurecht.
Ich begann zu zittern und biss mir auf die Unterlippe, mein Herz klopfte fest und wild gegen meine Brust, als würde es gleich aus mir herausplatzen.
Die Hand die ich wenig später an meinem Rücken spürte, die unter meinem Shirt meinen Rücken kraulte und leicht darüber kratzte, machte dieses unwohle Gefühl nur noch schlimmer. Das war das erste mal, dass ich mir wünschte er würde damit aufhören. Schließlich hielt ich seinen Arm fest und zog ihn leicht von mir weg: "Hör auf. Jetzt für den Moment...bitte."
Er nickte lediglich und wartete auf das was als nächstes aus meinem Mund kommen würde. Wenn er nur gewusst hätte wie schwer es mir gefallen war Worte für all das zu finden, diese halbe Rede zu beginnen. Wenn ich seine Reaktion hätte vorrausahnen können, hätte ich es ihm eomöglich nie gesagt. Aber letztendlich war es doch besser so.
"Ich...ich hab keine Ahnung wie ich anfangen soll okay?", murmelte ich dann. Er nickte wieder: "Am Ende sagst du einfach du bist schwul. Das wär seltsam!" Er fing an zu lachen, doch mir rutschte das Herz nur in die Hose, wenn nicht sogar noch tiefer. Ich starrte nun erst recht auf meine Hände und erst als er begriff, dass ich das ganze nicht so witzig fand wie er, stoppte sein Lachen. Irgendwie hatte ich da schon das Gefühl, es für eine lange Zeit zum letzten mal zu hören. "Du bist jetzt nicht im Ernst schwul oder?!", meinte er dann entsetzt und legte eine Hand an meine Schulter. Ich zuckte mit den Schultern: "Und wenn es so wäre?"
Einige Momente schwieg er mich lediglich an, verzog schließlich das Gesicht und schüttelte den Kopf. "Du bist ekelhaft", murmelte er dann. Mein Herz zog sich bei seinen Worten schmerzhaft zusammen. Es zersprang gefühlt in tausende kleiner Teilchen und bohrte sich in meinen ganzen Körper. Innerlich blutete ich, doch äußerlich blieb ich ruhig.
"Es tut mir leid...", flüsterte ich. "Ich hab mir das nicht ausgesucht." Er schüttelte nur wieder den Kopf und knurrte irgendwas vor sich hin.
Als das Gespräch für ihn beendet schien erhob er sich und lief einfach davon. Mein ganzer Körper erzitterte von den Schluchzern die mich nun heimsuchten. Die Tränen flossen nur in strömen über meine Wangen und ich schleppte mich irgendwie langsam nach drinnen.
Auf die Fragen, was ich habe, antwortete ich nicht. Viel zu sehr schmerzten mich seine Worte in diesem Moment. Seung Jun, der Junge den ich liebte und verehrte, hatte mivh mit wenigen Worten komplett zerstört.
~ Ein paar Monate später ~
Ich hatte oft geschwänzt in den letzten Monaten, hatte alle belogen, auch mich selbst. Hatte mir meine Gefühle verboten, versucht sie wegzusperren. Doch jedes mal wenn ich ihn sah, zog sich meine Brust schmerzhaft zusammen und ich brach fast wieder in Tränen aus. Jedes einzelne mal, wenn ich ihn sah, ihn und seinen angewiderten Blick.
Es schmerzte zu wissen wie sehr er mich verabscheute. Wie sehr er mich hasste. Wie gerne er mich loswäre. Und schließlich wagte ich etwas, das niemand von mir hätte erwarten können.
Ich versuchte mich umzubringen.
Eben das ging jedoch nach hinten los und nun saß ich in der Klapse. Lange. Monate. Fast zwei Jahre und es war schwer, aber ich schaffte es. Ich wurde wieder glücklicher, auch ohne ihn. Er war nicht das was mich am Leben hielt, es gab so viel mehr.
Die Blumen im Frühling, das Meer im Sommer, der Regen und das Laub im Herbst. Der Schnee im Winter. All diese Dinge, hatte ich nie zu schätzen gewusst.
Und nun saß ich hier, erst zwei Tage draußen, genoss jede freie Sekunde in der Natur. Das Wetter, egal welches es war.
Es war Ende Sommer, Anfang Herbst. Eine meiner liebsten Zeiten, eenn die Blätter langsam anfingen zu fallen und den Boden zu bedecken. Die Welt in Rot - und Brauntöne tauchten. Tief atmete ich durch. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Wie sehr ich es hier draußen doch liebte.
Einfach nur die Ruhe im Park genießen. Das Zwitschern der Vögel, plätschern des kleinen Brunnens der in meiner Nähe stand. Der Wind der einem durch die Haare strich und sie zerwuschelte, dir die Düfte der Gräser und Bäume herbeitrug. Ich lies meinen Blick schweifen, betrachtete einfach die herrlichen Farben der Blätter. Bis ein Tropfen auf meine Nase traf. Und noch einer auf meine Wange. Und urplötzlich wurden es immer mehr, bis es wirklich schüttete.
Nur langsam hatte ich mich von meinem Platz im Gras erhoben, hatte mich umgesehen und wählte den kürzesten Weg zum Parkausgang. Der Regen prasselte unaufhörlich auf mich nieder. Meine Kleidung hing schwer auf mir, zog mich samt der Nässe herunter.
Nasse Strähnen hingen mir in der Stirn und ich atmete erst einmal durch, atmete die feuchte Luft ein. Es war irgendwie ekelhaft und doch wunderschön zugleich. Ich liebte den Regen. Ich liebte ihn so sehr.
Erst recht als er aufhörte und ich ihn nur noch beobachten konnte. Doch mein Blick schwankte direkt zur Seite als ich verstand, dass Jemand seinen Schirm über mich hielt. Ich fühlte mich geborgen. Geborgener als jemals zuvor und kurz darauf begriff ich warum mir das keinesfalls unangenehm war, warum ich genau das Deo roch das auch er getragen hatte.
"Seung Jun..."
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