Kapitel 67

Was auch immer los war, Scarlett verfolgte mich, egal ob ich ihr gesagt hatte, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Sie bildete sich nach zwei Treffen mehr ein, was wahrscheinlich auch daran lag, dass sie bei jeder Veranstaltung war, wo ich war. Ich vermutete, dass meine Mutter sie damit beauftragt hatte, um mich zu bestrafen. Um ihr zu entkommen, blieb mir nichts anderes übrig, als mich zu verstecken. Und das ging nur in meinem Zimmer. Sobald ich den Raum verließ, lauerte die Blondine auf mich.

Kurz zuvor konnte ich noch entspannt in der Natur spazieren gehen, aber das gehört jetzt der Vergangenheit an.

Ich hatte das Gefühl, Aellas Lage in der Isolationshaft mehr als nachvollziehen zu können.

Das letzte Gespräch zwischen Aella und mir spielte in meinem Kopf ab. Ich suchte nach einer Lücke, einem Fehler, etwas, was ich hätte anders machen können.

Ich fühlte mich so verzweifelt.

Nichts davon hatte einen Abschluss, egal wie oft ich darüber nachdachte. Weder hatte ich eine Absage noch eine Zusage erhalten. Das ständige Unwissen. In diesem Moment hätte ich mir eine der beiden gewünscht. Und genau das verunsicherte mich, ließ mich hoffen und an allem festhalten.

Hoffnung war ein Arschloch. Hoffnung hat mich zerstört.

Ich fuhr mir über das Gesicht und fühlte mich müde. Mein Körper fühlte sich schlapp an.

Werde ich bald krank?

Die Tür ging auf und Treyton kam hinein. Blaze war nicht da, weil er seit Aellas Rückkehr an ihrer Seite klebte. Er hatte sogar mehrmals versucht, bei ihr im Zimmer zu schlafen und seine Bettwäsche rübergezogen. Er kam nur schmollend zurück, weil seine vermeintliche Schwester ihn rausgeworfen hatte.

»Hayden, wir müssen reden«, teilte Treyton mir seinen Beweggrund für sein Kommen mit und schloss die Tür hinter sich Unsicher was er von mir wollte, stand ich von meinem Schreibtisch auf. »Worüber?«

Er schmiss einen Stapel Bilder auf mein Bett und zeigte dann mit dem Finger darauf.

»Darüber«, klärte mein Freund mich auf. Ich schielte auf die Aufnahmen. Es waren Fotos von der historischen Veranstaltung. »Was soll mit denen sein?«

Will er, dass ich welche aussuche?

Ich drehte mich zu den Bildern um und betrachtete sie genauer. Ich wollte eines auswählen. Ich entschied mich für das Bild, auf dem Aella lächelte. Ihre Augen kniffen sich zusammen. Es wirkte nicht aufgesetzt, aber auch nicht überglücklich. Ich musste schmunzeln.

Ihr Lächeln hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich strich mit dem Finger über ihr Gesicht auf dem Bild.

Jimson kann wirklich gute Momente einfangen.

»Was mit ihnen ist? Hayden, du hast ein Problem. Falls es dir nicht aufgefallen ist, starrst du auf jedem Bild Aella an. Ich weiß nicht, was für einen Konflikt ihr miteinander habt, aber ihr könnt nicht ewig so weitermachen. Klär das mit Aella.« Treyton hielt inne, um mich weiter anzufahren. »Und verdammt nochmal, klär auch, was mit Scarlett ist. Ist sie deine Freundin oder nicht? Es kann nicht angehen, dass sie aufwacht, wann sie will.«

Sie ist nicht meine Freundin. Ich habe sie nur getroffen, um meine Gefühle für Aella zu verneinen.

Ich ließ mich auf mein Bett sinken und nahm die anderen Bilder in die Hand.

»Ich habe schon mehrmals gesagt, dass sie nicht meine Freundin ist«, murmelte ich leise und blätterte die Fotos nacheinander durch. Bei einem blieb ich hängen. Es wurde beim Tee gemacht, Aella machte eine Grimasse.

Kann ich einige Bilder behalten? Wäre es seltsam, wenn ich danach frage?

»Ich weiß, dass du das klargestellt hast. Aber du solltest wirklich mehr mit uns reden, Hayden, auch über deine Probleme. Mit irgendjemandem musst du doch reden.«

Ja, ich weiß. Ich habe immer mit meinem Wirbelwind geredet, aber dieser Teil meines Lebens wurde mir entrissen, oder besser gesagt, ich habe dafür gesorgt.

»Wieso antwortest du mir nicht, Hayden? Was ist nur mit dir? Ich habe genug geschwiegen. Ich habe den anderen nicht einmal gesagt, dass du das letzte Schuljahr die ganze Zeit über in Aellas Zimmer verbracht hast. Das kann nicht so weitergehen. Wenn du es nicht selbst mit ihr klären willst, dann sperre ich euch beide in ein Zimmer ein«, drohte Treyton mir.

Was willst du von mir hören?! So einfach ist das nicht. Du würdest es nicht verstehen, genauso wenig wie meine Gefühle für Aella. Wir haben uns vor einer Ewigkeit alle geschworen, die Grenzen der Freundschaft nicht zu überschreiten. Doch jetzt stecke ich in meiner persönlichen Hölle.

»Ich werde mit ihr sprechen, wenn es soweit ist«, tröstete ich ihn. Treyton schnaubte ungläubig. »Soll ich dir das abkaufen?!« Er hob eine Augenbraue. »Du musst mir glauben, oder nicht?«

Wenn alles so einfach wäre.

»Das ist doch unglaublich. Versuche es einfach zu klären, denn was immer euch beschäftigt... DAS ist... das kann nicht so weitergehen«, motzte mein sonst so ruhiger Freund mich an und knallte die Tür hinter sich zu.

Er hat die Bilder vergessen...

...Ich kann alles behalten. Ich kann dich behalten.

Das eine Bild, das ich gefunden habe, zeigt Aella, wie sie mich ansah. Es war wohl einer der wenigen Momente, in denen ich weniger auffällig sein wollte. Scheinbar hatte das nicht so gut geklappt.

Ist es dumm von mir zu denken, dass das etwas bedeuten könnte?

Ich faltete das Bild und schob es zwischen mein Handy und die Hülle.

Vielleicht stehe ich nicht alleine mit diesem Durcheinander da. Wäre es so verkehrt, das zu glauben?

Wäre es ein Traum?

... Du und ich...

... Ja, vielleicht wenn ich davon träume.


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