JellyBees Beerdigung


Gegenwart

Ich dachte immer, mein Bruder wäre nicht ganz richtig im Kopf, aber nachdem ich die Einladung zur Beerdigung eines Stofftiers erhalten hatte, wollte ich auch ihn in eine Einrichtung für zurückgebliebene Kindsköpfe einweisen.

Jake richtete sich neben mir genervt seinen schwarzen Blazer. Wir waren wie für eine richtige Beerdigung gekleidet und machten tatsächlich in diesem bescheuerten Theaterspiel mit. Für Blaze war es jedoch kein Spiel, und auch bei Breas bekümmertem Gesichtsausdruck nicht.

»Ich habe es so satt mit diesen Kindern«, brummte Jake, obwohl ich wusste, dass er alles, was sie insgeheim taten, unterhaltsam fand. »Sie sind eigentlich keine Kinder mehr«, flüsterte ich ihm zu.

Wir beide standen etwas abseits von allen, genauso wie Aella, die nur beleidigt den Mund verzog.

Treyton und Hayden trugen den kleinen selbstgebastelten Sarg an die geplante Stelle und setzten ihn ab.

Eins muss ich ihnen allen lassen, sie geben sich in ihren Aktionen immer Mühe.

»Noch schlimmer, Alyssia, jetzt haben sie sogar noch mehr Leute in ihren Blödsinn reingezogen«, bemerkte Jake mit einem Blick auf vier neue Gestalten. Auch mir waren ihre neuen Freunde aufgefallen. Einer war sogar aus Kanada eingeflogen, nur um bei dieser bescheuerten Sache dabei zu sein.

Hayden gesellte sich an Aellas Seite und flüsterte ihr etwas zu. Sie errötete kurz, sodass ich mich fragte, was er ihr gesagt hatte. Sie rammte ihm ihr Ellenbogen in die Seite, aber natürlich lachte der beste Freund meines trotteligen Bruders nur.

Blaze stellte sich nach vorne, neben ihm war ein Bild von JellyBee aufgestellt, das mit Blumen umrahmt war. Ich wollte nicht wissen, wie er all das zustande gebracht hatte, und dabei so ernst wirken konnte. Für mich war das einfach nur lustig.

Der Junge mit der Kamera stellte sich zu den anderen, die ich nicht richtig kannte. Zwei waren Mädchen, der andere war der attraktive junge Mann mit grünen Augen. Ich wusste, dass er derjenige aus Kanada war, weil Brea mir verraten hatte, dass er etwas von Aella wollte.

Brea wollte meine Unterstützung in dieser Angelegenheit, aber ich sah eine andere Gelegenheit woanders. Eine, die viel näher war.

Mein kleiner Bruder räusperte sich. Er hielt Kärtchen in den Händen, weil er eine Rede vorbereitet hatte.

Treyton legte einen Arm um Brea. Er schien die gesamte Aktion ebenfalls lächerlich zu finden, wollte aber seine zierliche Freundin unterstützen.

»Wir haben uns heute hier versammelt, weil wir das ableben von JellyBee betrauern«, begann Blaze und schien relativ gefasst.

»Ich hätte nicht gedacht, dass Brea mit Blaze eine kurze Pause in ihren Streitereien einlegt, nur um das hier auf die Beine zu stellen«, flüsterte Jake ungläubig. Ich stieß ihn an, um ihm den Mund zu stopfen. Ich wollte meinem Bruder zuhören, da er sich so viel Mühe gegeben hatte. Ich war stolz und beeindruckt von seiner Leistung.

»JellyBee hat uns zu früh verlassen. Er hat tapfer gedient und im ausgekotzten Regenbogenzimmer gelebt. Sein Leid war nicht umsonst. Du bist nun an einen besseren Ort«, fuhr Blaze fort. Brea schaute grimmig zu ihm, wollte aber während der Beerdigung nicht fluchen.

»Irgendwelche letzten Worte an JellyBee, bevor wir ihn beerdigen?«, fragte Blaze in die Runde. Aella hob zögerlich die Hand. »Nein, Ale, als Mörderin darfst du nicht sprechen. Deine Anwesenheit ist schon fatal für die Trauernden hier«, ärgerte Blaze sie.

Aellas Blick warf Blitze auf ihn und sie wurde ausschweifend. »Ach, halt die Klappe, Blaze«, fluchte sie. Ich musste meine Lippen zusammenpressen, um nicht laut zu lachen. Auch Jake musste belustigt husten.

»Zeigen Sie etwas Respekt, junge Dame. Wir sind bei einer Beerdigung. Hayden, sie soll leise sein«, befahl mein kleiner Bruder, um für Ruhe zu sorgen.

Hayden stellte sich grinsend hinter Aella. Mit einer Hand bedeckte er ihren Mund, während er den anderen Arm um ihre Schultern schlang, um sie daran zu hindern, weiter auszurasten. Natürlich wehrte sich Aella anfangs, aber mir fiel inmitten des Theater auf, dass sie sich aneinander lehnten.

Interessant.

»Denkst du, dass dein Bruder auch etwas zu essen organisiert hat?«, fragte Jake mich mit einem aufmunternden Lächeln. Ich wand meinen Blick von Aella und Hayden ab. »Mein Bruder wäre nicht mein Bruder, wenn er nicht als erstes an Essen denken würde.«

Mir machte es immer wieder Spaß, auf Blaze und seine Freunde aufzupassen.

»Leider ist die Leiche in keinem guten Zustand, daher muss der Sarg verschlossen bleiben«, erwähnte Blaze und wurde unterbrochen. »Im Ernst, verdammt, es ist nur ein Karton, der verziert wurde und mit Stoff und Watte gefüllt ist«, jaulte Treyton genervt.

Mein Bruder machte einen entsetzten Laut. »Schäm dich, Treyton. Für Gremlin war JellyBee mehr als das.«

Ich hörte von der Seite nur, wie Hayden kurz auflachte, was eher an etwas lag, was Aella getan hatte. Ihr Mund war frei, aber sie war weiterhin in seinen Armen.

Sehr interessant! Ich glaube, ich könnte doch noch gewinnen.

Mein Blick wanderte zu Jake, der ahnungslos schien, aber das war er schon immer gewesen.

Die letzten Worte wurden gesprochen und dann haben die vier jungen Männer JellyBee begraben. Sie hätten gerne ein Wikingerfeuer gemacht, aber das hätte wahrscheinlich in einer Katastrophe geendet. Ich wollte nicht für einen Großbrand verantwortlich sein.

Gerade als wir uns von dem Gelände entfernten und ich dachte, alles wäre vorbei, legten die Kinder noch einen drauf.

»Treyton, wir haben dein Lieblingsparfüm mit begraben. Das hast du für deinen Verrat, Blaze und mich bei unsere nGeschwistern zu verpetzen«, erwähnte Brea ganz beiläufig. »Hört, hört«, stimmte Blaze ein.

Treyton blieb stehen, stürzte jedoch gleich wieder in Richtung des Erdhaufens zurück.

»Willst du wirklich eine Leiche schänden?«, rief Aella ihm nach. Hayden lachte neben ihr und es klang so, als würde es tief aus seinem Herzen kommen. »Und das kommt ausgerechnet von der Mörderin.«

Amüsiert über ihre Reaktion auf seine Bemerkung, wich er ihren Händen aus und nahm sie stattdessen in seine eigenen.

Da will wohl jemand nur Händchen halten.

»Treyton, nein, leg die Schaufel weg. Willst du wirklich ein Grabschänder werden? Wie tief kannst du nur sinken...«, brüllte Blaze ihm zu. Treyton zuckte zusammen und sah sich um. Wir hatten Senioren als Zuschauer bekommen.

Brea und Blaze hatten es wohl so eingefädelt, damit Treyton vor Scham nichts dagegen tun konnte. Zumindest nicht, ohne wie ein Verrückter zu wirken. Sie klatschten beide ab, als ihr Freund fluchend die Schaufel fallen ließ und mit zornigem Blick zum Parkplatz stürmte.

»Komm nicht zu spät zum Trauerempfang, es gibt Essen und Zuckerwatte«, rief Blaze zu Treyton. Es bekam nur den Mittelfinger zurück, woraufhin ich Treyton ermahnte. Es würde so oder so zum Empfang zu uns stoßen.

»Ein netter Gedanke, Zuckerwatte sieht aus wie Watte. So wie die Innereien von JellyBee«, bemerkte ein Mädchen mit weißem Haaransatz. »Das ist echt makaber«, gluckste der grünäugige. Sein Blick war auf Aella gerichtet, die nicht von Haydens Seite wich, obwohl dieser sie immer noch provozierte.

Das ist... schön... für andere nicht.

Ich war mir wegen meiner Vermutung nicht sicher, aber meine Idee schien nicht zu weit hergeholt.

Doch was würden die anderen davon halten? Und was würdest du tun, wenn es so wäre, Blaze? Was würdest du tun, wenn mehr zwischen Aella und Hayden wäre?

Um ehrlich zu sein, bekam ich ein mulmiges Gefühl.


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