Aellas Therapiebuch

Einige Einträge aus Aellas Therapiebuch.

(–(Text)– Dieses Zeichen bedeutet, dass der Text von Aella durchgestrichen wurde. Wenn ich eine bessere Idee habt, es darzustellen, bitte her mit den Ideen)


1. Titel: Was für eine Scheiße?!

Habe ich schon erwähnt, dass das eine beschissene Idee ist?

Falls nicht, sage ich es hier nochmal.

Das ist eine verdammte Scheiße!

Steht übrigens auch im Titel, den ich immer angeben soll. Nur damit man es nicht übersehen kann.

Wer kommt eigentlich auf die Idee, ein solches Dreckstagebuch zu entwickeln?

Eine Person kenne ich. Na, Dr. Paisley, schönen Mist haben Sie mir eingebrockt.

Sie können diesen Dreck schön mit ihren Augen genießen. So wollten sie es doch. Also bitte...

Viel Vergnügen.


2. Eine weitere Chance

Ich sollte der grottigen Idee noch eine Chance geben. Gefühle sollten aufgeschrieben werden, um sie vor Augen zu führen.

Aber können Sie sie wirklich hier herauslesen?

Können Sie meinen Sarkasmus überhaupt erkennen? Wenn nicht, wird Ihnen ziemlich langweilig werden.

Ich bin wohl die geborene Komödianten des schwarzen Humors.

Feine Idee

Ganz fein.


3. Langeweile

Dass ich ausgerechnet aus Langeweile hier reinschreibe, soll nicht aussagen, dass dieses Buch brillant ist, auch wenn ich offiziell eine geniale Wahnsinnige in meiner Privatklapse bin.

Vincent van Gogh würde auf mich neidisch sein.

Keine Sorge, ich schneide mir nicht das Ohr ab.

Jetzt müssen sie bestimmt lachen. Ich auch.

Das, dass ich hier vor Langeweile reinschreibe, ist aber genauso ein lebensmüder Einfall wie das mit dem Ohr. Aber was sonst kann ich tun? Es gibt einfach nichts zu tun. Mir wurde alles weggenommen. Kein Handy, kein Internet, kein Fernseher... nur dieses Buch hier.

Alles andere ist für mich erledigt. Nur diese leeren Blätter hier sollen von mir gefüllt werden.

Das ist ziemlich viel, was von mir erwartet wird, vor allem wenn man bedenkt, dass ich keine Autorin bin und die Worte nicht so einfach aus mir heraussprudeln.

Aber egal, ich erschaffe etwas wie ein zweites Gehirn... ein Organ, das nicht eigenständig lebensfähig ist. Es bleibt nur am Leben, wenn ich darin schreibe. Ansonsten stirbt das Buch in sich zusammen.

Macht mich das zu einer Göttin, schließlich erschaffe ich hier etwas?

Sagen Sie jetzt bitte nicht, dass ich ein Narzisst bin, nur weil ich einen dummen Kommentar abgebe.

Aber was soll ich sagen, Sie wollen sich das volle Programm, Dr. Paisley. Und ich liefere es Ihnen, also schätzen sie sich glücklich, von meinen Worten beglückt zu werden. Aber bitte machen sie nichts unanständiges damit. Das wäre ekelhaft.

Vielleicht finden Sie durch mich einen tieferen Sinn im Leben, weil ich eine verdammt gute Inspirationsquelle bin.

Na ja, sie können sich die Predigt ›Alles hat irgendwo einen Anfang‹ jetzt sonst wohin stecken, denn die Wurst hat zwei.

Neuerdings habe ich Humor. Ich muss schließlich alle bei Laune halten.

Aber ja, scheiß auf Anfänge, warum fängt niemand am Ende an?

Ist das nicht genau der Sinn der Sache? Bin ich nicht am Ende?


4. Kalt

Und da bin ich, die heißgeliebte Kolumnistin der verdammten Seelen.

Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses Buch freiwillig in die Hand nehme.

Doch nun bin ich hier.

–Ich hätte besser etwas Sinnvolleres tun sollen. Schulaufgaben, Lerninhalte und meine geliebte Therapie.–

Ein fetter Applaus für Dr. Paisley, und besonders für mich, denn ich bin einfach unglaublich geil und phänomenal.

Ich stelle mich doch so gut darin an, mich wie eine Irre zu verhalten, die ihrem Therapieplan nachgeht.

Es regnet und die Welt vor mir verschwimmt hinter einer dicken Glasscheibe. Tropfen prasseln zwischen mir im Trockenen und Warmen und draußen im feuchten Nass.

Ich sollte glücklich darüber sein, dass ich geschützt bin, ein Dach über dem Kopf habe, mich in einen Sessel kauern kann und alles dabei beobachte, wie es an mir vorbeizieht.

Und dennoch sitze ich hier nur... meinen Blick leer auf eine Welt gerichtet, die ich mir ersehne.

Meine Zeit im Freien wurde abgesagt.

–Ich möchte im Regen stehen. Alles um mich herum loslassen. Für einen Moment wäre meine Existenz vergessen.–

–Und ich sitze weiterhin hier, hinter einer klaren Wand, die mich schützen soll. Wovor? Vor meinem eigenen Spiegelbild?–

Was kann der Regen mir schon anhaben, –außer mir all die Jahre, Monate, Minuten und Sekunden vom Leib zu waschen...–

–Alles zu löschen.–

Ich sitze hier, eingehüllt in einer Wärme, die mich in ihren Zwängen erdrückt.

–Vielleicht könnte ich mich davonschleichen...–

–Die eine Stunde, die mir draußen erlaubt ist, stehle ich mir zurück. Eine Stunde. Meine Zeit zum Atmen.–

–Mehr wird mir nicht gewährt.–

–Doch stattdessen bin ich gefangen in einer leeren Hülle. Trocken und warm. Einsam.–

–Und dennoch ist mir kalt.–

Ich wünschte, es wäre anders.


5. Eine andere Stimme

Meine Stimme hallte durch die leeren Flure... und kehrte zu mir zurück.

Es wurde langweilig, es zu tun, weil die Stille unangenehm an mir klebte.

Ich warf den Wänden Worte zu, jedoch trugen sie sie zurück. Ich schwieg und es geschah...nichts.

Es half nichts, mir etwas vorzumachen, die Leere mit meinem Echo zu füllen.

Ist es seltsam, dass ich trotz dieses Wissens weitergemacht habe? In der Hoffnung, dass mir jemand irgendwann antworten würde.

Habt ihr gewusst, dass man sich einbildet, dass die eigene Stimme anders klingt... Ich nicht. Vielleicht verliere ich aber auch langsam wirklich den Verstand.


6. Es grenzt an ein Wunder...sie waren da 

Das meine Eltern an meiner Therapie teilnehmen sollten, erfuhr ich erst, als sie vor mir standen.

Eine Scheiß Idee, wenn ich mich mal einmischen darf.

Ich wurde einfach verraten. Dr. Paisley hat mich wie Brutus hintergangen. Sie sind eine miese Verräterin und hinterhältig. Respektlos. Und dann behaupten Sie von mir, ich sei ›grob‹ zu anderen. Wer ist es jetzt, hm?

Ich muss ernsthaft diesen kurzen Text verfassen, während ich meine —Zukunft— Eltern sehe. —Diesen Eisblock von Gefängnis...—


7.  Unklar

Ich bin im Krankenhaus aufgewacht. Mir war nicht klar, wie ich dort gelandet war.

Das war wohl mein bester Stunt von allen.

—Ich hätte die Chance zum Ausbüchsen nutzen sollen. Halb am Tropf hängend und mit einem Kittel, der mich halb verdeckt, flüchten.—

—Das hätte Schlagzeilen gemacht... Taysten Erbin wird wahnsinnig.—

Aber stattdessen war ich —erneut an etwas gebunden— ... an Kabeln dran.

Ich weiß immer noch nicht, wie ich im Krankenhaus gelandet bin. Mir wird nur ständig gesagt, dass ich atmen soll, meine Gefühle langsam bearbeite... und alles hier.

Ich fühle mich jedoch ausgelaugt. Leer. Es ist, als ob jemand die Taste ›Löschen‹ gedrückt hätte. Neustart.

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Bedeutet das, dass ich endgültig durchdrehe?

—Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, nur dass ich mich ausgefüllt fühle. Ich erkenne mich nicht mehr wieder.—

Ich hatte so etwas wie einen Anfall und konnte nicht mehr atmen. Ich glaube nicht, dass das der Sinn meiner Therapie war. Aber was weiß ich schon davon, ich bin doch nur die Patientin, —die zu dumm ist, um zu atmen.—


8. Ich wusste nicht, dass ich Kummer haben darf

Wenn einem sein ganzes bisheriges Leben lang eingetrichtert wird, dass es nicht in Ordnung ist, Schwäche in der Öffentlichkeit zu zeigen, lernt man schnell, alles davon zu verstecken.

Ich dachte immer, dass es deswegen besser wäre, es komplett aus meinem System zu radieren. Trauer, Schmerz, Leid, Fehler und was sonst noch.

Ich hatte all die Jahre versucht, sie aus mir herauszuschneiden, wie eine Chirurgin, die ein Geschwür entfernt. Nur waren sie nie verschwunden, sondern tief hinter verschlossenen Türen verborgen.

Ich dachte immer, alles läuft gut... dachte ich... Ich habe wohl falsch gedacht.

Die Tür ist explodiert.

Ich musste mit all dem Kummer beginnen, den ich weggesperrt hatte. Ich hatte mich immer so sehr ignoriert, dass ich nichts davon gespürt hatte.

Doch nun musste ich feststellen, dass ich zu ungeschickt im Umgang mit Emotionen bin und sie nicht richtig verstehe. Das führte dazu, dass ich die Kontrolle über mich verlor.

Im Grunde bedeutete das für mich, dass ich genauso wie ein Kleinkind war.

Niveaumäßig bin ich also sehr gesunken.

—Scheint so, als ob ich jetzt Micky Maus Wunderhaus schauen darf, ohne dafür kritisiert zu werden.—


9. Sei nicht so hart mit dir

Ich denke, der Titel sagt bereits alles aus.


10. Sei nicht so hart mit dir Teil II

Der Titel verrät nicht alles. Ich muss genauer formulieren, was ich damit meine.

Also, ich finde es schwer, mich damit auseinanderzusetzen. Was soll man Großes dazu erklären?

Ich muss immer mit meinen Fehlern auseinandersetzen. Der Nebeneffekt davon ist, dass ich mich deswegen wirklich scheiße fühle. Ist das besser, Dr. Paisley?

Ich dachte, ich würde mich schützen, indem ich alles von mir stoße. Ich muss zugeben, ich bin nicht stolz auf alles, was ich getan habe.

—Aber ich habe das Recht, mich zu schützen.—

Nun soll ich reflektieren, wie ich mich verhalte, da einige meiner Handlungen nicht ganz richtig gewesen seien. —Wer entscheidet darüber?—

Ich muss jetzt atmen, zählen und was auch immer nötig ist. Das alles muss ich tun, um ein normales Leben führen zu können.

—Aber was ist schon normal? Ich dachte immer, ich wäre es. Wie man sich nur täuschen kann.—

Ich habe das Gefühl, als ob ein Teil von mir verschwinden würde. Ich weiß nicht, ob ich mich damit anfreunden kann. Nicht wirklich.

Aber ich werde es versuchen. —Es bleibt ein Versuch.—

War ich schon immer so streng zu mir selbst gewesen?


11. Es wird besser

Ich darf bald wieder zur Schule gehen.

Ich sollte dafür so etwas wie eine Schultüte bekommen, für die Tatsache, dass ich so lange durchgehalten habe.

Danke, Dr. Paisley, wirklich vielen Dank für die Schultüte von Ihnen. Die Schokolade, Stifte und das Notizbuch für meinen gottlosen Exorzismus, alias Therapie, waren bestimmt ein lustiges Geschenk von Ihnen.

Nicht cool. Nein, echt nicht.

Alles getrennt...nett, aber alles zusammen und mit einem betonten Sinn... echt niederschmetternd.

Nur mal so, ich werde ganz sicher nicht mit diesem Buch herumlaufen. Ich werde es irgendwo einsperren, damit niemand dieses peinliche Buchcover sieht. Fremdschämen - das ist alles, was ich sage.

Wer kommt auf die Idee, ein Buch mit Pailletten zu bekleben? Und dann noch schlimmer, wenn man darüber streicht, dann tauchen die Worte ›Sonnenschein‹ auf. Sie haben das gemacht, obwohl sie wissen, dass das nicht auf mich zutrifft. Echt witzig. Zum Brüllen.

Ich habe versucht, die Paletten zu entfernen, aber als der Flur nach verbranntem Plastik gerochen hat, wurde mir das Feuerzeug weggenommen.

Sie sollten besser nicht rauchen, Dr. Paisley, das ist selbstzerstörerisch. Und ganz besonders sollten Sie Ihr Feuerzeug nicht auf der Veranda liegen lassen. Und dann halten Sie mir eine Predigt über Gesundheit.

Keine Sorge, ich werde mir nicht schaden. Es ist nur das Buchcover meines neuen Notizbuches leicht beschädigt. Vielleicht passt es jetzt besser zu mir, oder nicht? Leicht lädiert.


12. Eine Aufgabe, die mir nicht leicht fällt

Ich soll in wenigen Tagen wieder normal leben. —Irgendwie erscheint mir das schon seltsam. Fremd.—

Aber bevor das passiert, soll ich Briefe schreiben. Briefe an Personen, die ich —im Stich gelassen und— wortlos verlassen musste, —weil ich einfach ein Wrack war.—

Also —musste— habe ich mich damit auseinandergesetzt.

Es hat mich viel Energie gekostet, die Briefe zu schreiben. Eigentlich sollte ich sie danach entsorgen, aber ich fand es nicht fair... weder den Personen gegenüber, an die sie gerichtet waren, noch mir.

Also werde ich die Briefe an die vier Adressaten überreichen.


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