Schwarze Scherben

Bilbo rannte, wie er noch nie gerannt war. Seine Fußsohlen bluteten, seine Zehen waren taub. 

Obwohl er keine Kraft mehr in den Armen hatte, setzte er sich die mit Asche verschmierten Hände an die wunden Lippen. "Thorin!" Er hielt nicht inne, um auf eine Antwort zu warten, denn er wusste, er würde keine bekommen. "Thorin!"

Warum rief er seinen Namen? Thorin würde nicht antworten, niemand würde ihm antworten. Er hatte nicht gesehen, wie die anderen starben, doch ein Teil von ihm ahnte, was geschehen war, ein Teil von ihm wusste es bereits. Was sollte sonst aus ihnen geworden sein? Er hatte das Feuer gesehen, hatte ihre Schreie gehört, ihre grausamen, gepeinigten Laute, und danach - nichts als Stille. Tote, schwarze, verräterische Stille. 

In seiner Kehle sammelte sich Staub und er hustete. Sein Brustkorb brannte, seine Augen tränten. Er verlangsamte seine Schritte, doch seine Füße trugen ihn weiter, immer weiter, ohne ein Ziel zu kennen. 

Es dauerte keine Minute und ein Hindernis auf dem steinigen Boden brachte ihn zu Fall. Er strauchelte einige Sekunden, doch es brachte nichts und als er mit dem Kopf auf dem kalten, nassen Gestein aufschlug, unterließ er den Versuch, sich wieder aufzurichten. Ächzend und blutend blieb er liegen. Er schloss die Augen und verdrängte die Tränen. Es machte keinen Unterschied, ob er sie geschlossen hatte oder nicht, denn in der Halle war es finsterer als in der Nacht.

Vielleicht musste er sie ja nie wieder öffnen. Vielleicht konnte er für immer hier liegen bleiben, auf dem steinernen Boden der vergessenen Hallen.

Er spürte einen kalten, schneidenden Luftzug, der den Geruch von verbrannten Kleidern und Rauch zu ihm herüberbrachte. Als er begann, sich darüber zu wundern und die Augen zu öffnen, war es bereits zu spät.

Das Augenpaar, in das er sah, war zwar einige Meter entfernt, doch es leuchtete so brennend, dass er blinzeln und sich die Hand vor das Gesicht halten musste. Sie hatte ihn gesehen, daran bestand kein Zweifel, denn ihre Iriden waren so hell wie Laternen. Der Luftzug war kein Windstoß gewesen, sondern das Schlagen ihrer bleichen Flügel.

Als er das Gesicht von ihr abwandte und blinzelte, erschrak er. 

Dort, nur wenige Zentimeter neben ihm, sah er die Hand seines Freundes. Das Hindernis, über das er gestolpert war, war Thorin gewesen.

Den Drachen vergessend stützte sich Bilbo mit den aufgeschürften Händen auf dem Boden ab, kroch mit schweren, kratzenden Atemzügen zu ihm, bis er ihm in das Gesicht sehen konnte. Thorins Augen waren geschlossen. Eine lange, tiefe Furche grub sich durch den rechten Teil seines Gesichtes, sie war noch nicht vernäht. Aus seinem Mund floss ein rotes, dünnes Rinnsal.

"Thorin..." Als Bilbo seinen Namen flüsterte, verschwamm das Bild vor seinen Augen. Er kroch weiter, legte beide Hände auf Thorins kalte Wangen und sprach weiter, in leisen, bangenden, seufzenden Worten. "Ich hab dich gefunden... Du kannst jetzt aufwachen."

Er konnte dem Drang nicht länger widerstehen und schluchzte. "Wach auf. Bitte. Wach einfach auf." Er brauchte nicht über die Schulter zu sehen, um zu wissen, dass der Drache näher kam. Er konnte ihren Atem förmlich im Nacken spüren. Sein Tod war nur noch eine Frage von Sekunden.

Als er das erkannte, beugte er sich ein wenig weiter vor und küsste Thorins kalte Stirn. Seine Hände vergrub er in den dichten, schwarzen Locken. "Warte", hauchte er mit bebenden Lippen. "Ich bin gleich bei dir."

Er schloss die Augen, als er fühlte, wie die Luft schwerer und heißer wurde, presste die Lippen aufeinander, wartete auf den sicheren Schmerz, wartete darauf, in Feuer gehüllt zu werden.
Lange sollte es nicht dauern.

Ein Donnern erklang.
Und mit dem Donner endete es.

~~~

Die Winde waren kalt und ungewöhnlich für diese Zeit des Jahres. Aber was konnte man an diesem Ort schon gewöhnlich nennen? Seit Thorins Krankheit zurückgekehrt war, schien sich die Bedeutung dieses Wortes geändert zu haben, zumindest hier, in diesem Berg, in diesem Sturm, in dieser Nacht. Irgendwo hinter dieser wirbelnden grauen Wand aus Donner, Wolken und Regen bedeutete "gewöhnlich" noch immer das alte. Das Normale. Das Vertraute. Doch hier galten andere Gesetze, die Bofur nicht verstehen konnte, alles was er wusste war, dass sie ihm missfielen. Jedem, der auch nur einen Anflug von Verstand besitzt, hätten sie missfallen.

Er seufzte, als er darüber nachsann, schlug den Schal, den er in weiser Voraussicht mitgenommen hatte, über die Schulter und rieb sich mit hastigen Bewegungen die Arme, damit ihm warm wurde. Es brachte nicht viel.

Er musste gähnen, doch der Wind schlug ihm dicke, schwere Regentropfen ins Gesicht und er schloss den Mund wieder, schluckte und räusperte sich. Seine Glieder waren müde, seine Lider schwer, seine Sicht benebelt und verschwommen. Aber er würde nicht schlafen gehen. Bemüht, sich auf die kleinen, rötlichen Lichter in der fernen Dunkelheit zu konzentrieren, blinzelte er, doch der Wind trieb ihm Regen und Tränen in die Augen, wodurch er gezwungen war, sich von Thal abzuwenden.

Er spürte, dass er husten musste, versuchte, den Reiz zu unterdrücken, und scheiterte. Benommen schüttelte der Zwerg den Kopf, als er erkannte, dass es nichts brachte. Durch den Sturm taumelnd steuerte er auf die Felswand zu. Er konnte nur raten, wo sich die Tür befand, denn die Fackel, die er mitgenommen hatte, war sofort erloschen, kaum, dass er sie hinter sich geschlossen hatte. Er atmete erleichtert auf, als seine vor Kälte tauben Finger die grobe, kalte Klinke ertasteten. Als er sie hinunterdrücken wollte, rutschte er ab, denn sie war nass und glitschig. Erst der dritte Versuch erwies sich als erfolgreich.

Die Tür schwang auf, Bofur trat über die Schwelle und kaum, dass seine Hände von der Klinke abließen, stieß der Wind sie mit einem Krachen und einem Schnappen zu. Erschrocken blickte er um sich und stellte das Atmen ein. Hatte er jemanden durch den Knall geweckt? Die Schlafräume befanden sich schließlich nur zwei Gänge weiter.

Er lauschte in die Dunkelheit. Nichts rührte sich, nur das leise Rauschen des tobenden Sturms und das ferne Schnarchen von Bombur waren zu hören. Tonlos stieß Bofur Luft aus, und fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um es zu trocknen, doch seine Kleider waren so von Regen getränkt, dass es nicht viel brachte. Murrend griff er nach der Fackel, die neben ihm in einer Halterung hing und schlurfte nass und triefend den Gang entlang, weg von der Tür, die ihn zuvor zum Aussichtspunkt geführt hatte.

Die Wärme des Feuers in seinen Händen besänftigte seine trübe Laune nur schwach, aber es war ein Anfang, und er ließ das Grummeln, während er weiterging. Er würde die übliche Runde gehen; die, die er auch sonst gegangen war, wenn er Nachtwache hatte halten müssen. Er wusste, es würde nichts geschehen - wie all die anderen Male auch - aber er fühlte sich besser bei dem Gedanken, jemand würde aufpassen, während der Rest des Berges schlief. Denn die anderen würden schlafen, und das tief und fest, denn nach den vergangenen Stunden und Tagen und Wochen hatten sie es nötig, mehr noch; sie hatten es sich verdient. Seine Nachtwache würde zu keinen Resultaten führen, und das wusste er, aber er wusste auch, dass ihm die anderen dankbar sein würden, falls er etwas zu melden hatte, und sei es nur, dass alles seinen gewohnten Gang ging, dass nichts geschehen war; dass es trotz des Sturms eine ereignislose und ruhige Nacht gewesen war. Das wäre der beste Bericht, den es geben konnte, und genau der Bericht, den er den anderen morgen vorlegen würde.

Das war der eine Grund, aus dem er wach war. Der andere war schlichtweg die Lautstärke von Bomburs Schnarchen. Selbst wenn er gewollt hätte, Bofur hätte neben ihm keinen Schlaf gefunden.

Kurz spielte er mit dem Gedanken, von seinem üblichen Kurs abzuweichen, und nachzusehen, ob es Thorin in irgendeiner Weise besser ging als vorhin, doch er verwarf den Gedanken. Bis zum Morgen würde es nicht mehr lange dauern und er wollte ihn nicht vor der Zeit wecken, er brauchte seinen Schlaf.

Das Licht sammelte sich in blau und grünlich schimmernden Tönen, je näher er dem Thronsaal kam, dennoch war es so finster, dass er seine Schritte nur vorsichtig und bedacht setzen konnte. 

Ihm wurde mit einem Mal mulmig und er summte eine kleine Melodie, die er sonst immer heiter gefunden hatte - nur in diesem Moment zeigte sie keine Wirkung, und sie klang seltsam fremd, wirr und ungewohnt bedrückend. Seine Lippen bebten.
Er summte sie ein wenig lauter, doch die hohen Wände antworteten mit einem Widerhall, der ihn erschaudern ließ, und er verschluckte den letzten Ton mit aufeinandergepressten Lippen.

Ein fernes, metallisches Klirren erklang. Bofur fuhr alarmiert herum und hielt die Fackel mit ausgestrecktem Arm in die Richtung, aus der er das Geräusch vernommen hatte, sein Brustkorb hob und senkte sich in schnellen, angespannten Atemzügen. Er wartete.

Nichts.

Stumm ließ er den Arm wieder sinken. Falscher Alarm. Sie waren noch nicht so weit gekommen, den Schatz, den sie seit Smaugs Ableben wieder einigermaßen geordnet hatten, in die entsprechenden Hallen zu verteilen, und er lag noch immer in hohen Bergen aus Münzen, Kelchen, Waffen und Edelsteinen dort. Es kam öfter vor, dass sich ein Goldstück selbstständig machte und andere Kostbarkeiten es ihm gleichtaten. Das war nichts neues. Bofur schüttelte den Kopf, wollte sich schelten für seine Schreckhaftigkeit, doch er kam nicht dazu.

Wieder ein Klirren. Lauter. 
Näher.

Langsam drehte der Zwerg den Kopf in die Richtung des Thronsaals.

~~~

"Wohin gehst du? Ist es schon Morgen?"

Bilbo, der gerade im Begriff gewesen war, über die Türschwelle zu treten, blickte ertappt über die Schulter. "Verzeih, war ich zu laut? Ich wollte dich nicht wecken..." flüsterte er, als er in die halb offenen Augen des Schwarzhaarigen sah. Kurz und hastig ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, bis er an dem Becher neben Thorins Bett hängen blieb, schob die Tür vorsichtig zu, sodass sie fast geräuschlos ins Schloss fiel und eilte auf Zehenspitzen auf den Nachttisch zu, wo er schließlich nach dem besagten Becher griff. "Ich... wollte nur noch ein wenig Wasser holen. Bin gleich zurück. Schlaf ruhig weiter."

Ein Blick in seine Augen verriet ihm, dass Thorin sich am nächsten Morgen nicht an dieses kleine Gespräch erinnern würde, so schlaftrunken wie er war. Der Zwerg nickte nur schwach und als seine Lider ihm wieder schwer zu werden schienen, schloss er sie. Bilbo musste lächeln, und trat einen Schritt näher, um ihm die Decke zurechtzurücken. Als er es getan hatte, drehte er sich um und verließ das Zimmer, ohne noch einmal zurückzusehen.

Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, betrachtete er den Becher in seiner Hand. Er war halbvoll. Und mehr noch; er war nicht der Grund, aus dem Bilbo das Zimmer hatte verlassen wollen. 

Sein Blick war leer, als er einen Fuß vor den anderen setzte. Sein Kopf war schwer, sein Atem kalt, seine Gedanken voll von Schwaden wirrer Erinnerungen und Bildern aus der vergangenen Nacht. 

Es war nur ein Traum, sagte er sich mit einer Stimme, die ihm fremd war und der er nicht traute. Es war nur ein Traum. 

Ein Traum, aus dem ihn ein Donner gerissen hatte. In den ersten Sekunden nach dem Erwachen scheint das Geträumte realer als die Wirklichkeit. Alles ist präsent, alles ergibt noch einen Sinn, und nichts bedarf einer Erklärung. Man spürt noch das Feuer, das einem im Schlaf verfolgte und spürt noch den Schmerz, der einen im Traum zum Weinen brachte. Und man weint und weint und weint, bis man sich fragt, weshalb. Und man erinnert sich nicht, weshalb man es tut oder hat es schon zu einem großen Teil vergessen.

Das war das schlimme an Bilbos Traum. Er vergaß ihn nicht.

Die Tränen, die er um Thorins Tod vergossen hatte, befanden sich noch immer auf seinen Wangen. 
Wach auf. Bitte. Wach einfach auf.

Thorin war nicht aufgewacht. Nicht in diesem Traum. Gerade in seine offenen Augen gesehen zu haben, war das erleichterndste, das Bilbo jemals getan und gespürt hatte. Er fuhr sich über das Gesicht, doch ein Teil der Tränen blieb. Der Körper der Drachenmutter lag noch immer dort unten in ihrem kostbaren Grab, in den vergessenen Hallen und Silber und Stein. Im Traum war es auch Thorins Grab und das der anderen und auch das seine. Der Gedanke erschrak ihn, denn genau so hätte es enden können.

Es war eine schlaflose Nacht, und in schlaflosen Nächten versank Bilbo gerne in Gedanken, nur dieses Mal tat er es nicht, weil er es wollte, sondern weil er spürte, dass er es musste. Dieser Traum war zu real, zu schmerzhaft und fühlte sich zu... wichtig an. Er konnte jetzt nicht still neben Thorins Bett sitzen, er musste hinaus, irgendwohin, wo seine Gedanken wieder frei sein konnten und keine Mauer ihnen den Weg versperren würde.

Als er weiterging, ignorierte er, wie kalt es auf dem Gang war. Nachdenklich lauschte er dem reißenden Sturm und dem peitschenden Regen, der seinen Gedanken eine würdige Kulisse gab. Seine Füße trugen ihn weiter, Schritt für Schritt. Langsam. Vorsichtig.

Er wusste nicht, wie lang er schon gelaufen war, als ihm mit einem Mal mulmig zumute wurde und seine Sicht begann, klarer zu werden. Er hatte keine Fackel mitgenommen, und so langsam verfluchte er sich dafür, denn trotz des nahenden Morgens waren die Gänge, in die es ihn verschlagen hatte, fast zur Gänze schwarz. Er konnte nicht einmal sagen, ob er schon einmal an diesem Ort gewesen war, denn es war einer der kleineren Gänge, die es hundertfach in diesem Berg gab und die alle nahezu gleich aussahen. 

Er entschied, dass es Zeit war, wieder umzukehren, doch als er sich umdrehte und die ersten Schritte machte, hielt er inne und lauschte, denn er hörte etwas, das ihm nicht gefiel.

War das ein Echo? Ein Widerhall seiner eigenen Schritte? Sein Atem stockte.
Wurde ein Echo im Normalfall nicht leiser und nicht lauter? Nein, diese Klänge rührten von anderen Schritten. Schritten, die sich ziemlich genau in die Richtung seines Ganges bahnten, stellte er fest, und schluckte. Wurde er gesucht?

Ehe er dem sich nähernden Unbekannten etwas zurufen konnte, vernahm er dessen Stimme. Sein Herz schlug ein wenig ruhiger, als er erkannte, dass es die Stimme von Bofur war, doch seine Brust begann erneut zu schmerzen, als ihm bewusst wurde, wie aufgebracht sie klang. Wie panisch. Wie... verängstigt.

"Ich weiß, dass ihr hier seid, ich... ich hab euch gehört!" 

Ihr? Bilbo räusperte sich. "Verzeih, wenn ich dich enttäusche, aber ich bin allein."

Die Schritte hörten auf.
Es entstand eine merkwürdige kleine Pause, in der keiner von beiden etwas sagte.

"Bilbo?" hörte der Halbling nach einer Zeitspanne von mehreren Sekunden.

"Nun... Ja", murmelte er. Wer auch sonst? Er dachte nicht lange darüber nach und ging auf die Stimme zu, denn er war dem Zwerg unbeschreiblich dankbar, dass er gekommen war, auch wenn irgendetwas nicht zu stimmen schien.

"W-wo bist du? Ich kann dich nirgendwo sehen..." hörte er, während er lief, untermalt von einem dumpfen, steinernen Widerhall und dem unverkennbaren Geräusch einer brennenden Fackel, die man in schnellen Zügen durch die Luft bewegt.

"Bleib einfach wo du bist, ich komme schon", gab er zur Antwort. Und Bofur tat, wie ihm geheißen. Es dauerte nicht lange, und der Halbling konnte den rötlichen Schein seiner Fackel hinter der Kreuzung zweier Gänge erkennen, und als er sein Ziel vor Augen hatte, begann er, schneller zu werden. Als er ihn erreicht hatte, waren nur wenige Sekunden verstrichen.

Bofur, der ihn schon hatte kommen hören, hielt ihm die Fackel in seiner Hand entgegen, und Bilbo musste sich die Hände vor das Gesicht halten, da der rote Schein in seinen Augen brannte. "Hast du sie auch gehört?"

"Gehört? Wen soll ich denn gehört haben?" Er blinzelte und kniff die Lider sofort wieder zusammen. "Und nimm mir einmal bitte deine Fackel aus dem Gesicht."

"En-entschuldige", stammelte der Zwerg verwirrt und ließ das Feuer sinken. Als sich Bilbo mehr oder weniger an das Licht gewöhnt hatte und ihm in die Augen sehen konnte, sah er etwas in seinem Blick, das ihn beunruhigte.

"Bofur, was ist geschehen?" flüsterte er, und seine Brauen wölbten sich vor Sorge. "Was ist los mit dir? Ist alles in Ordnung?"

Der Zwerg atmete dreimal tief ein und wieder aus, ehe er eine Antwort gab. Seine Mundwinkel zuckten, doch er lächelte nicht. "Ob alles in Ordnung ist?" Tonlos stieß er Luft aus und senkte den Blick. "Ganz und gar nicht, fürchte ich."

Bilbo legte den Kopf schief. "Bitte?" 

Bofur sah wieder auf, blickte ihm in die Augen, öffnete den Mund. Er war kurz davor, etwas zu sagen, doch im letzten Moment entschied er sich dagegen, schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander. Stumm hob er seine linke Hand und ließ sie in die Innentasche seines Mantels gleiten. Sie zitterte nicht, als er es tat, doch sein Widerwille ließ ihn zögern.

Was er aus der Tasche zog, wirkte schwarz im schummrigen Licht des Fackelfeuers. Es war lang. Ungleichmäßig geformt, wie eine Scherbe aus dunklem Fensterglas, und schien so rau wie nackter Fels, doch nur auf den ersten Blick. Es war ihm auf seltsame Art und Weise vertraut. Als Bofur den fragwürdigen Gegenstand näher an die Flamme hielt, erkannte Bilbo, dass er nicht schwarz, sondern grau wie Asche war, seine Oberfläche zeugte durch ihren matten Glanz von Glätte, und doch war sie ungewöhnlich uneben und gewölbt. Seine dunkle Farbe schien von einem Netz aus kaum erkennbaren, tiefroten Linien durchzogen zu sein, so fein geschwungen wie die Adern eines Blattes. Es erinnerte an glühendes, rotes Magma unter einer Schicht aus brüchigem, schwarzen Gestein.
Doch es war kein Gestein.

Als Bilbo erkannte, womit er es zu tun hatte, wich er einen Schritt zurück.
"Bitte sag mir, dass das nicht..." Er beendete den Satz nicht und sah ihm in die Augen. "Das ist doch nicht-"

"Doch. Genau das ist es. Ich hab dieses Bruchstück im Thronsaal aufgelesen. Wie es scheint, haben wir uns geirrt." Bofur sah wieder auf die dunkle Scherbe in seiner Hand und ließ die Schultern sinken. Auf seinen Lippen zeichnete sich ein blasses Lächeln ab. Unehrlich. Müde. Verzweifelt. 
"Smaugs Kinder leben noch."





----------------------------------------------------

Nun ja, wenn ich schonmal die Chance habe, Drachenbabys mit einzubauen, dann werde ich diese Chance auch nutzen.

Ugh.
Nächste Woche wieder Schule, und meine Hand bekommt jetzt schon einen Schreibkrampf wenn ich nur an all die kommenden Klausuren denke. Aber genug davon.

Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich gefreut hab, als dieses Buch 10K Reads erreicht hat.
Vielen vielen vielen Dank an alle, die diese Fanfiction lesen, ihr rettet mir wirklich den Tag, jedes verdammte Mal. <3
Merci beaucoup.
Muchas gracias.
And so on.
:)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top