Epilog
Lee Mingyu
»Ich dachte, wir schaffen es.
Dachte, du und ich sein anders als der Mond und die Sonne.
Ist es uns bestimmt, ewig zu lieben und nie zu sein?
Ich sehe dich, mir gegenüberstehen. So nah und doch nicht erreichbar.
Ich strecke die Hand nach dir aus, doch ich komme nicht näher.
Waren wir überhaupt füreinander bestimmt?
Ich kenne dich schon, seit ich denken kann. Freundin, Retterin, Liebe.
Ich geh weiter, was auch immer kommt.
Werft Steine nach mir und stellt mir das Bein.
Ich geh weiter, was auch immer kommt.
Denn ich weiß, am Horizont und dem Ende des Regenbogens, wartest du auf mich.
Ich stehe auf einem Blumenfeld und erinnere mich nicht an meinen Namen. Doch dich sehe ich vor mir. Dich kenne ich.
Ich schäme mich nicht dafür, dich zu lieben. Trage mein Herz mit Stolz in den Händen.
Kaputt, gerissen, blutend.
Ich stehe auf meinem Grab und sehe zu, wie du gehst.
Und doch bin ich frei. Oder?
Oh, jeden Tag und jede Nacht leide ich und doch weiß ich, es ist die Zeit meines Lebens.
Alle Träume werden wahr, doch ich lache mit schmerzendem Herzen.
Wo bist du?
Wie geht es dir?
Denkst du an mich?
Liebst du mich?
Hast du mein Herz mitgenommen, und bewahrst es für mich auf? Bis an dem Tag, an dem ich es holen komme?
Ich geh weiter, was auch immer kommt.
Werft Steine nach mir und stellt mir das Bein.
Ich geh weiter, was auch immer kommt.
Denn ich weiß, am Horizont und dem Ende des Regenbogens, wartest du auf mich.
Sagt mir nicht, wer ich bin. Sagt mir nicht, was ich will.
Ich weiß es. Liebe es schon seit ich denken kann.
Ein Mensch.
Eine Liebe.
Wenn ich stolpere, lass mich fallen. Ich fliege hoch hinauf und sehe nicht hinab. Keine Angst hält mich auf. Keine Macht hält mich zurück.
Ich geh weiter, was auch immer kommt.
Werft Steine nach mir und stellt mir das Bein.
Ich geh weiter, was auch immer kommt.
Denn ich weiß, am Horizont und dem Ende des Regenbogens, wartest du auf mich.
Du, nur du.
Ich sehe dich, höre dich, überall. Du bist überall.
Denkst du, wir halten für immer?
Denn wenn ja, fang mich auf, wenn ich falle, sodass ich in deinen Armen lande.
Sieh nach oben, Liebe meines Lebens.
Sieh zu mir und warte.
Warte, bis ich zurückkomme und den Rest meines Lebens mit dir verbringe.
Denn eines Tages stehe ich vor dir.
Oh, eines Tages stehe ich endlich vor dir.«
Der Song, der von all meinen Hits den meisten Erfolg hatte, spielte im Radio des Taxis und ich sah aus dem Fenster. 9 Jahre war er alt. Ein Jahr veröffentlicht, nachdem Lia und ich uns getrennt hatten und sie alle Kontakte abgebrochen hatte.
Ich schluckte und sah dem Regen nach, der an der Scheibe hinab lief. In einem Anfall von Sentimentalität ließ ich die letzten 10 Jahre Review passieren.
Ich hatte Musik gemacht. Musik, wie ich sie liebte. Meine Texte, meine Beats, mein ganzes ›ich‹ hatte ich gegeben. Und scheiße, ich war so erfolgreich wie noch nie. Das Label hatte sich mehr als gefreut und ich auch. Die Klausel bezüglich Beziehungen wurde natürlich nicht verändert, aber das hielt mich nicht davon ab, eine knapp fünfjährige Beziehung mit Yun zu führen.
Nachdem das mit Lia passiert war, hatte ich Zeit gebraucht und sie war da, um mir zu helfen, über meinen Verlust hinwegzukommen.
Ich hatte Yun geliebt. Nie so wie Lia, doch was ich mit ihr hatte, war keine nichtssagende Nummer mehr gewesen, wie die Affäre damals. Letztlich ging aber auch das in die Brüche und mein Herz brach ein zweites Mal. Es verwundert mich immer wieder, wie ich denken konnte, dass es mit Yun eventuell doch besser laufen würde, weil sie auch ein Idol war.
Tja, ein Fehler.
Aber ich bereute ihn nicht und die 5 Jahre mit ihr waren schön gewesen. Anstrengend, aber schön.
Nach Yun gab es nur noch Sex. Affären und One-Night-Stands. Nie was Ernstes. Ich konnte es einfach nicht mehr. Konnte meine Gefühle nicht mehr loslassen und die Gefahr eingehen, dass ich vielleicht daran zerbrach.
Ich sah in den grauen Himmel und dachte an Lia. Wie war es ihr in den 10 Jahren ergangen? Ging es ihr gut? Was tat sie? Wer war an ihrer Seite?
Ich rieb mir über das Gesicht.
Die Nachrichten, die ich ihr in den ersten Monaten nach der Trennung geschrieben hatte, kamen alle bei ihr an, blieben aber unbeantwortet.
Ich nahm mein Handy und sah sie mir an, las sie durch. 10 Jahre lang hatte ich diesen Chat nicht gelöscht. 10 Jahre hing ich daran, ab und an nachzusehen und zu lesen, was wir geschrieben hatten und am Ende dem, was ich geschrieben hatte.
›Bitte verzeih mir‹
›Ich liebe dich. Ich vermisse dich.‹
›Was kann ich tun, um meine beste Freundin wieder zurückzubekommen?‹
›Lia, bitte. BITTE antworte.‹
›Meine Eomma lässt dich grüßen und fragt, wie es dir geht.‹
›Guten Morgen. Ich hoffe, du hast einen schönen Tag.‹
›Schalf gut, L.‹
›Ich vermisse dich.‹
›Hast du meinen Auftritt gesehen? Wie fandest du ihn‹
›Lia.‹
›Ich liebe dich.‹
Es gab noch viele mehr letztlich, da ich monatelang jeden Tag mindestens einmal geschrieben hatte. Und dann gab es da diese eine letzte Nachricht.
›Ich verstehe es. Wirklich, ich verstehe dich. Das wird meine letzte Nachricht an dich, L. Ich verspreche es. Ich werde dich nicht weiter belästigen. Nur lass mich dir sagen, dass ich dir danke, Lia. Ich danke dir, dass du in mein Leben gestolpert bist. Du bist die Einzige, mit der ich es nie leid bin, zu reden. Die Einzige, die konstant und jeden Tag in meinem Kopf war und ist. Die Einzige, die mich zum Lachen bringen konnte, wenn die Welt um mich herum beschissen war. Die Einzige, die mich aufrecht gehalten hat, wenn alles zu viel wurde. Die Einzige. Ich kann nicht in Worte fassen, wie verdammt wichtig du mir bist. Ein ›ich liebe dich‹ reicht nicht, um dir zu sagen, was ich fühle. Du bedeutest mir alles. Und weil das so ist, wünsche ich dir nur das Beste, L.
Mein Herz gehört dir. Für immer.‹
Ich starrte die Nachricht an und als das Taxi anhielt, starrte ich noch weiter darauf.
Vor einer Woche war mein Vertrag mit dem Label ausgelaufen und ich hatte den Anschlussvertrag abgelehnt. Hatte einfach ›Nein‹ gesagt, obwohl ich das gar nicht gewollt hatte. Wir waren alle so perplex gewesen, dass keiner wusste, wie er reagieren sollte – inklusive mir selbst. Aber als ich es ausgesprochen hatte ... ich wusste, dass es richtig war.
Wusste, dass ich jetzt etwas ändern musste.
Ich war so viele Jahre ein Star gewesen. Ein Idol.
Nun war ich 31 Jahre alt – es reichte.
Ich war durch damit. War es so unendlich leid, nach Regeln zu handeln, die mich auf einer Ebene zwar glücklich machten, auf der anderen aber zerstörten.
Dem Taxifahrer das Geld gebend, stieg ich aus, zog die Kapuze über und steckte die Hände in Taschen meines Hoodies.
Eine Woche, von diesem Ereignis bis hierhin. Eine verdammte Woche. Noch nie waren mir 8 Tage so lange vorgekommen. Obwohl ich vieles geklärt, Dinge erledigt und Vorkehrungen getroffen hatte, war die Zeit wie in Slowmotion vergangen.
Mein Herz raste.
Tat ich das Richtige? Was, wenn es ein Fehler war in den Flieger zu steigen und herzukommen? Was, wenn alles, was ich mir vorstellte, verpuffte und es anders käme?
Ich riskierte mit dieser Aktion viel.
Nein, ich setzte alles aufs Spiel. Alles!
Dennoch ging ich weiter. Und weiter. Mein Herz schlug wie verrückt, als spüre es, dass jetzt, in diesem Moment, alles von dieser einen Sekunde abhing.
Und dann sah ich sie und hielt den Atem an, während der Regen meine Kleidung unaufhörlich einweichte.
***
Ophelia
Seufzend sah ich auf mein Handy. Die Kopfhörer in meinen Ohren hörte ich Mingyus Song. Den Song, den er vor 9 Jahren für mich geschrieben hatte. Mir war sofort klar, dass dieser Song um uns ging. Ich hatte ihn nicht nur als Klingelton, sondern auch auf meiner Playlist.
Und obwohl ich in den letzten 10 Jahren 3 verschiedene Beziehung hatte, spürte ich jedes Mal, wenn ich diesen Song hörte, dass ich nie über Mingyu hinweggekommen war. Selbst, als ich nach London zurückgezogen war, dachte ich an meinen ehemaligen besten Freund und festen Freund.
Ich umklammerte meinen Schirm und starrte über die Themse zum London Eye. Die Wolken bedeckten den Himmel und genauso, wie das Wetter war, so sah es selbst nach diesen 10 Jahren immer noch in meinem Herzen aus. Keine Beziehung hatte gehalten. Jedes Mal ging alles in die Brüche.
Hätte ich mich damals anders entscheiden sollen? Hätte ich einfach an Mingyus Seite bleiben sollen? Was, wenn er der ›eine‹ war?
Ich schloss meine Augen, unterdrückten die Tränen, die fließen wollten, wie der Regen.
Mingyu, dachte ich.
»Lia«, hörte ich plötzlich eine leise Stimme meinen Namen sagen.
Erschrocken öffnete ich meine Augen und in dem Moment, in dem ich mich zu ihm herumdrehte, starrte ich Mingyu an, während im selben Augenblick der beste Teil seines Songs lief.
»..... Alle Träume werden wahr, doch ich lache mit schmerzendem Herzen. Wo bist du? Wie geht es dir? Denkst du an mich? Liebst du mich? Hast du mein Herz mitgenommen, und bewahrst es für mich auf? Bis an dem Tag, an dem ich es holen komme ...«
Mein bester Freund sah mich an und versuchte sich an einem Lächeln.
»Hey«, fing er an und sagte dann genau das, was er mir mal als Nachricht geschrieben hatte, als seine Welttour zu Ende war. »Rate, wer wieder da ist. Ich gebe dir einen Tipp: hübsch. Sexy. Bezaubernd. Muskulös. Talentiert. Du kennst ihn schon seit dem Kindergarten. Hast ihm sogar versprochen, dass du ihn mal heiratest. Mit kleinem Fingerschwur. Hast ihm den Verlust deines Jobs zu verdanken. Klingelt da was?«
Ich starrte ihn weiter an. Er stand wirklich vor mir. Das war kein Traum.
Während ich die Kopfhörer aus meinen Ohren nahm, rollten mir die Tränen über meine geröteten Wangen. Der Regen hüllte uns ein und auch so bekam ich nichts mehr mit, was außerhalb von uns beiden passierte. Ich sah nur noch ihn. »Mingyu« schluchzte ich und meine Unterlippe zitterte. »Bist du hier, um dein Herz zurückzuholen?«, versuchte ich zu scherzen und lachte weinend.
Sein Lächeln wurde milde und er trat näher an mich heran, sodass er jetzt etwas auf mich herabsehen musste. Seine Hände noch immer im Hoodie vergraben. »Du hast also verstanden, dass es um dich ging?«
Ich hob den Schirm etwas an, damit ich auch ihn ein wenig vom Regen schützen konnte.
Er sah so anders aus, älter und dennoch klopfte mein Herz und ich spürte, dass ich ihn immer noch attraktiv fand. Er sah selbst mit seinen 31 Jahren noch unglaublich gut aus.
»Natürlich habe ich es verstanden. Ich...« peinlich berührt sah ich zu Boden. »...habe den Song sogar in meiner Playlist und als Klingelton.« Ich blinzelte und sah wieder auf.
Mingyu entkam ein kleines Lachen, doch es verschwand sehr schnell wieder, als er sich jedes bisschen meines Gesichtes ansah. Jede Kontur, jede Veränderung und alles, was noch gleichgeblieben ist. Dann zog er mich in eine Umarmung und legte dabei seinen Kopf auf meinen Kopf.
»Bitte sag mir, dass zu Hause niemand auf dich wartet. Kein Freund, kein Verlobter, kein Mann. Bitte, sag mir, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für uns ist. Ich ... mein Vertrag ist ausgelaufen und ich habe einen Neuen abgelehnt, L.« Er zog mich enger an sich und atmete meinen Duft ein. »Ich bin kein Idol mehr. Alles, was ich jetzt noch für das Label tue, ist Songs schreiben. Nur das. Keine Touren, Konzerte, Shows, Interviews und Shootings. Ich kann arbeiten, von wo auch immer aus ich will. Ich ...« Er stoppte und schluckte spürbar. »Ich habe dich jeden verdammten Tag vermisst. Ich habe meine beste Freundin vermisst. Und nein, ich bin nicht hier, um mein Herz zu holen, L. Es gehört sowieso nicht mir, sondern dir. Das hat es 10 Jahre lang.« Wieder zog er mich enger.
Ich schloss meine Augen, atmete seinen vertrauten Duft ein und noch mehr Tränen rollten meine Wange hinab. Ich konnte es nicht glauben, er stand wirklich vor mir und umarmte mich. Meine Hände wanderten an seinem Rücken hinauf und ich krallte meine Finger in seinen Hoodie. Er war wirklich hier. Bei mir.
Ich krümmte mich etwas und weinte stärker. »Mingyu...« begann ich und atmete zitternd ein. »Mingyu.... Oppa ....du bist hier.« Ich öffnete meine Augen, blickte zu ihm hinauf und obwohl ich heulte wie ein Schlosshund, hoben sich meine Mundwinkel und ich lächelte ihn an. »Ich habe niemanden, der auf mich zu Hause wartet.« Und um ehrlich zu sein, habe ich eigentlich schon immer auf DICH gewartet. Aber diese Worte sagte ich nicht laut.
Er legte seine Hände auf meine Wangen und strich mit beiden Daumen meine Tränen weg. Dann sah er mir tief in die Augen und beugte sich vor, um seine Lippen auf meine zu legen. Nur einmal sanft, bevor Mingyu sagte: »Keine Tabus mehr. Keine Verbote. Wenn du es willst, dann gibt es nur noch dich und mich, L. Ohne Versteckspiel.« Er lächelte an meinen Lippen. »Eventuell mit ein paar Paparazzi, aber die ignorieren wir.«
Ich sah ihn einen Moment lang einfach nur an. Er meinte es ernst?
Als ich vor 10 Jahren mit ihm unsere versteckte Beziehung beendet hatte, hätte ich niemals gedacht, dass wir irgendwann wieder zueinanderfinden würden. Ich hatte es mir gewünscht, ja, aber niemals erwartet, dass wir noch einmal eine Chance hätten. Aber Yu war wirklich den ganzen Weg aus Korea hierhergereist und mich das zu fragen? Ob ich es noch wollte? Was für eine bescheuerte Frage.
»Natürlich will ich das.« Ich sprang ihm regelrecht in die Arme und lachte. Hatte ich dieses Glück wirklich verdient? Nachdem ich ihn wegen seiner Entscheidung verurteilt hatte? Obwohl ich selbst egoistisch genug war, von ihm zu verlangen seine Musik Karriere für mich aufzugeben, war ich wütend, als er selbst entschied, dies nicht zu tun. Es war dumm von mir gewesen, das hatte ich nach all den Jahren verstanden gehabt.
Aber ich denke, es war in Ordnung, wenn ich diesmal dieses Glück annahm. »Ich glaube, ich muss mich erst daran gewöhnen, mit dir ganz normal rausgehen zu können«, scherzte ich und nahm etwas Abstand, um zu ihm hochzusehen. »Aber ich würde mir nichts Sehnlicheres wünschen.«
Yu lachte und küsste mich innig, bevor er mich angrinste und wieder ernster wurde. »Lia, ich weiß, es ist komisch, weil wir uns so lange nicht gesehen haben, aber ... du warst immer ein Teil von mir und ich habe dich immer geliebt. Als beste Freundin wie als meine Freundin. Ich ...«, sein Blick wurde noch ernster und er atmete einmal tief ein. »L, willst du meine Frau werden? Lass uns heiraten. Wann du willst, wie du willst, wo du willst. Nur verlass mich nie wieder, ja?«
Mein Mund öffnete sich und meine Augen weiteten sich. Das ... kam jetzt wirklich überraschend. Aber es fühlte sich kein bisschen komisch an. Wir hatten uns 10 Jahr nicht gesehen und dennoch fühlte es sich an, als hätte ich ihn nie missen müssen, als wäre er immer in meinem Herzen gewesen. Ich wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. Der Regen hatte langsam nachgelassen und als ich zum Sprechen ansetzte, schoben sich einzelne Wolken beiseite und machten den Weg für die Sonne frei, die uns mit warmen Sonnenstrahlen begrüßte. »Ja, ich will deine Frau werden, Mingyu.«
Nun liefen auch ihm ein paar Tränen die Wange hinab und er sah mich glücklich an. »Ich liebe dich.«
Ich musste schmunzeln. Er sah schon immer niedlich aus, wenn er weinte, auch damals als Kind. Ich wischte ihm die einzelnen Tränen aus dem Gesicht und küsste ihn wieder.
Seine Lippen waren so unendlich weich und vertraut. Gott, ich war so glücklich. Danke, dass du zurückgekehrt bist, Yu.
»Ich liebe dich auch, Oppa.«
Ende
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