{8.} Ophelia

Ich starrte Hyeon an und musste zugeben, sie war wirklich wunderschön. Fast perfekt.

An so einer würde ich nie ran kommen und....

Ich linste zu meinem besten Freund.

So wie ich seinem Blick deutete, schien sie ihm auch zu gefallen.

»Das sind die Vertragsbedingungen?« fragte ihr Manager mich. Ich sah von Mingyu zum Manager und bemerkte Hyeons Blick auf mir.

»Ja, genau. Sie können die Vertragsbedingung natürlich noch anpassen und Bedingungen hinzufügen. Sobald das getan ist, werde ich den Vertrag unserer Firma vorzeigen. Diese prüfen den Vertrag und stimmen zu oder lehnen ab. Das wichtigste ist, dass beide Parteien-« ich nickte zu Mingyu und Hyeon. »-hiermit bestätigen, dass kein tieferes Interesse besteht. Sie wissen ja, wie das ist. Keine Beziehungen.«

Hyeon sah zu Mingyu. »Ich freue mich auf die Zusammenarbeit Lee Mingyu Ssi.«

Selbst ihre Stimme war sanft und süß.

Er sah sie schmeichelnd an. »So wie ich mich auch. Sagen Sie, Hyeon Ssi, haben sie schon Vorstellungen des Songs wegen? Ideen?«

Während ihr Manager den Vertrag durchging und ich den Bericht schrieb, beobachtete ich die beiden.

Wieso fühlte es sich komisch an?

Gestern Abend ... da war es auch komisch. Er hatte mich massiert, mich berührt und zum ersten Mal, hatte ich diesen Moment auf einer ganz anderen Ebene genossen.

Allein der Gedanke, dass es schon wieder so anders zwischen uns war ... diese Spannung. Es nervte. Ich mochte es nicht und dennoch....
Ich sah meinen besten Freund an.

Nein. Er und ich. Nein.

Hyeon lächelte sanft und strich ihr gewelltes mittellanges braunes Haar beiseite. »Mir sind schon Ideen gekommen. Die Richtung: Erste große Liebe bis hin zum Herzschmerz, gefiel mir und würde mit Ihnen sehr gut funktionieren« erklärte sie sanftmütig und sah ihn intensiv an. »Haben Sie schon Ideen gehabt, Lee Mingyu Ssi?«

Mingyu nickte und rollte langsam die Ärmel seines schwarzen Hemdes hoch, sodass seine Unterarme zum Vorschein kamen. »Meine Ideen waren ähnlicher Natur. Es ist ohnehin Ihre Richtung der Musik, also wäre es das einfachste.«

Ein schiefes Lächeln seinerseits wurde breiter. »Haben sie Lust, ins Studio zu gehen und anzutasten, wie wir zusammen wirken würde? Stimmtechnich?«

Er sah kurz zu mir und ihrem Manager. »Wenn dafür Zeit ist, versteht sich.«

Ich stoppte mit dem tippen und versteifte mich. Wieso ... versteifte ich mich?

Meine Augen wanderten zu Yu und ich sah ihn kurz an, als würde mir das nicht gefallen.

Aber bevor jemand außer er das mitbekam, blinzelte ich und sah zurück auf mein Laptop. Ich schrieb den Satz zu Ende und fügte hinzu, dass sie einen kurzen Test machen möchten, ob es Stimmtechnich zwischen den passt. Fragend sah ich den Manager an, der vom Vertrag aufsah und nickte. »Eine halbe Stunde könnten wir dafür noch einplanen.«

Hyeon lächelte meinen besten Kumpel an. »Sehr gerne.«

Ich schluckte und klappte das MacBook zu. »Dann lasst uns gehen.«

Mingyu Stand auf und hob Hyeon und dem Manager, wie mir die Tür auf. Dann lief er an mir vorbei und schloss zu Hyeon auf. »Darf ich fragen, wie Sie gerade auf mir als musikalischen Partner gekommen sind? Ich meine, ich bin immerhin mehr Rapper als Sänger und ich kenne keinen Ihrer Songs, in dem gerappt wird.«

»Nun, da haben sie recht. Aber die Idee, auch in meinem Musikstil etwas zu verändern, hatte mich auf sie gebracht. Ich denke, unsere Musikrichtungen werden sehr gut harmonieren.«

Musikrichtungen? Sie meinte wohl eher was anderes.

Ich drückte mein MacBook an meinen Körper.

Was dachte ich hier nur?

Als der Manager sich an mich wendete, hörte ich endlich auf die beiden anzusehen.

»Der Vertrag sieht gut aus. Ich Denke, wir werden ein bis zwei Punkte noch hinzufügen. Dann sollte es passen.«

Ich nickte nachdenklich und sah wieder zu Mingyu. Die beiden sahen schon gut miteinander aus. Hyeon war größer als ich, knapp 175 cm und sie hatte lange schlanke Beine. Im Allgemeinen, war sie sehr schlank, zierlich und weiblich.
Sie war wirklich perfekt. Kein Wunder, dass sie so viele männliche Fans hatte.

Er nickte und als wir am Studio angekommen waren, öffnete Mingyu auch hier die Tür, sodass wir in den Raum eintreten konnten, der mit einem großen Mischpult, der Aufnahmekabine und diversen Instrumenten wie Computern ausgestattet war.

Lächelnd nickte mein bester Freund Richtung Kabine, bevor er an das Pult ging und fachmännische ein paar Knöpfe drückte, Regler schob und den PC bediente. Er drehte sich herum und fragte: »Wollen wir? Ich bin ein ziemlicher Fan von Improvisationen und ziemlich gut darin. Hyeon Ssi, wie wäre es sie singen einfach einen Ihrer Songs und ich steige ein, wenn es sich richtig anfühlt?«

Sein Blick huschte kurz zu mir, doch er sah schnell weg.

Als Mingyu mich kurz ansah, schlug mein Herz schneller.

Ich glaube, ich werde krank.

Ich hoffe es zumindest.

Hyeon nickte. »Gerne.«

Beide gingen in die Kabine. Die Musik begann und dieses perfekte Girl begann zu singen. Ich kannte einige Songs von ihr und sie hatte wirklich eine unglaubliche Stimme. So hoch, sanft und manchmal auch hart. Doch meine Augen gingen zu Mingyu und ich starrte meinen besten Freund an.

Mingyu beobachtete Hyeon und rückte die Kopfhörer auf seinem Kopf zurecht. Als sie eine kleine Pause im Song machte, ein Lied über Verrat und Betrug, setzte er ein. Den Kopf zum Mikrofon gehoben, das auf seine Körpergröße eingestellt war, begann er, passend zum Thema, zu rappen.

»Ich hatte vertraut und gehofft. Geliebt und gegeben. Doch du hast alles genommen und zerstört. Warum diese Zweifel? Warum tust du mir das an? Geh und rede mit den Freunden, die dich so oft enttäuscht haben. Was vorher war, zählt nicht mehr, hm? Und was wir hatten, hast du einem anderen gegeben. Ich sah dich in der Nacht, als wir uns stritten. Sah dich in seinen Armen. Dachtest du daran, was du mir antust? Oder war ich dir schon egal? Seine Arme waren einst meine. Und das Herz, das jetzt für ihn schlägt, gehörte mir. Du willst ihn? Dann geh. Aber wenn du mich stehen siehst, am Rand dieser Brücke, erinnert dich dran, warum ich falle.«
Er beendete den gerade erdachten Teil und sah zurück zu Hyeon, die ihn beeindruckt anlächelte.

Ich sah zum Manager, der nebenbei den Vertrag ergänzte. Er hatte sogar so ein kleines Gerät dabei, mit dem man Dokumente scannen und ausdrucken konnte.

So etwas brauchte ich auch.

Wieder huschten meine Augen zu den beiden und.... Irgendetwas nervte mich, aber ich wollte das weder definieren, noch weiter darüber nachdenken.

Hyeon sah meinen besten Freund an. Und wenn sie sich bisher nicht in ihn verknallt hatte, dann auf jeden Fall jetzt.

»Wow. Du bist wirklich genauso talentiert, wie man sich sagt« sie nahm die Kopfhörer ab. »Und? Denkst du, das passt zwischen uns?« sprach sie zweideutig, oder hörte nur ich das so?

»So Vertrag fertig« holte mich der Manager aus meinem Starren. Er druckte das Papier und übergab es mir. Die zwei Klauseln las ich durch. Bei einer Klausel hob ich eine Braue. »Lee Mingyu und Hyeon, dürfen neben den Proben im Studio, sich für die Arbeit und ausschließlich für die Arbeit auch privat treffen, um an ihrem Song gemeinsam zu arbeiten?« las ich fragend vor und sah den Manager an.

»Damit die beiden auch gute Arbeit leisten können, sind wir der Meinung, dass das notwendig ist« erklärte er, aber ich war nicht so ganz sicher und ob dem, das Label überhaupt zustimmt.

Als Mingyu aus der Kabine trat, schmunzelte er ihr entgegen. »Ich denke, Hyeon Ssi, dass einer Zusammenarbeit, rein gar nichts im Weg steht.« Sich die Lippen befeuchtend, sah er zu mir. »Vertraglich alles so weit geklärt? Oder-«

Die Sängerin stolperte über die Teppichfalte und Mingyu fing Hyeon auf. Sie landete in seinen Armen und sah erschrocken zu ihm auf.

Er hingegen lachte leise, flirtend und dunkel. »Alles gut? Ich hab dem Team schon viel zu oft gesagt, dass sie das reparieren sollen.«

»Ja....alles gut.« lächelte Hyeon mit leicht rosa Wangen und ihre Hände legte sie auf seine Brust.

Zu nahe.

Ich verspannte mich und zerknüllte aus Versehen mit meinen beiden Händen den Vertrag.

»Gray Ophelia Ssi?« fragte er Manager verwirrt. Ich blinzelte, sah auf das zerknitterte Papier und bemerkte dann die Blicke der anderen auf mir.

»Entschuldigen sie, könnten sie den Vertrag noch einmal ausdrucken. Ich werde diesen dann dem Label vorlegen und mich bei ihnen melden.« lächelte ich und setzte eine Maske auf.

Er runzelte die Stirn, entschuldigte sich bei Hyeon, stellte sie auf die Füße und lief zu mir. Mingyu beugte sich zu mir und stützte sich mit einem Arm an der Stuhllehne ab. »Alles okay? Ist der Vertrag so weit okay?«

Ich starrte Hyeon an, die mein Blick erwiderte. Auf einmal hob sie eine Braue und unser Blickduell ging weiter. Mein Verdacht, dass sie nicht nur einen Song mit Yu produzieren wollte, wurde immer stärker. Die Klausel im Vertrag war auch nicht normal, doch das war nicht meine Aufgabe, da zu beurteilen.

Ich sah Mingyu absichtlich nicht an und sah auf das Papier, dass ich noch in den Händen hielt.
»Vertrag ist soweit in Ordnung. Wir lassen das Label entscheiden« erklärte ich ruhig.

Nun hob er eine Braue. Dann richtete Mingyu sich aber auf und wandet sich höflich an die beiden Gäste der anderen Company. »Wenn dann alles geklärt wäre, würden meine Assistentin und ich den Vertrag dem Chef zukommen lassen und uns so schnell es geht melden.« Er verbeugte sich lächelnd und deutete auf die Tür. »Wir bringen sie noch zum Aufgang.«

Sie nickten und zusammen begaben wir uns auf den Weg. Als die Türen des Aufzugs zu gingen und Mingyu Hyeon ein letztes, sexy Lächeln zuwarf, wandte er sich danach an mich. »WOW. Mal ehrlich, sie ist irre. Als Gott den Menschen schuf, hat er ihre wohl eine Extraportion alles gegeben. Aussehen, Talent, Sexiness.« Er pfiff leise und lachte. »Heiß.«

»Ja...« sagte ich leise. »Oder der liebe Doktor hat ihr die Hälfte davon gegeben« fügte ich hinzu und wandte mich ab. Ich lief den Gang entlang und wartete nicht auf ihn.

Mingyu jogge mir nach. Mit gehobener Braue fuhr er sich durchs Haar. »Okay, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Ist mit dem Vertrag wirklich alles okay?« Dann schmunzelte er. »Komm schon, L. Wer hat in unserem Geschäft nicht das eine oder andere machen lassen?«

Ich blieb abrupt stehen, sah ihn aufgelöst an. Doch statt das zu sagen, was ich sagen wollte, wandte ich mich wieder ab und ging weiter. »Mit dem Vertrag ist alles supi, bis auf diese eine Klausel. Es soll vertraglich geregelt werden, dass ihr euch für die Arbeit auch privat treffen dürft und euch somit nicht nur im Studio sehen könnt« erklärte ich etwas angespannt und schulterte wieder meine Tasche. »Das ein oder andere, aber nicht alles« meinte ich halb nuschelnd. Niemand kann so perfekt aussehen.

Niemand!

»Lia«, setzte er an und packte mich am Arm. Er sah mich zweifelnd an. »Sicher, dass alles okay ist?«

»Ja, natürlich. Ich.... Ich glaube, ich werde nur krank.« log ich ihn an. Aber es war besser so. Denn so lange ich selbst nicht wusste, was auf einmal mit mir los war, würde ich nichts sagen.

Ich setzte ein Lächeln auf. »Sag mal, wirst du was mit ihr haben? So ... inoffiziell?« fragte ich und tat so, als wäre alles okay.

Etwas besorgt beobachtete er mich, dann grinste er und legte eine Hand auf meine Stirn, wie ich es bei ihm getan hatte. »Bekommst du etwas Fieber?«, machte er mich amüsiert nach und zuckte dann mit der Schulter. »Ich wäre schön dumm, wenn ich es nicht versuchen würde. Denk doch an die ganzen Fans, die sich dieses Shipping so brennend wünschen.« Mingyu brummte tief. »Mir fielen ein paar sehr spannenden inoffizielle Dinge ein, die ich gerne mit ihr machen würde. Wie gesagt, L, sieh sie dir an.«

Die Stelle, die er berührte, begann zu kribbeln. Mein Herz klopfte wieder schneller und zum ersten Mal, seitdem wir befreundet waren, merkte ich so richtig, wie gut mein bester Kumpel aussah.

Ich hasste dieses Gefühl, dass ich empfand. Ich hasste es so sehr. Ich wollte ihn wieder als dummen trottel sehen. Als mein Freund. Einfach nur mein Freund. Nicht mehr, nicht weniger.
»Ja....ich hab sie gesehen, Oppa« flüsterte ich und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
»Ich bin mir sicher, dass auch dieser Song ein voller Erfolg sein wird. Ich....bin stolz auf dich« sagte ich, aber war mit meinen Gedanken schon bei diesen ganzen inoffiziellen Dingen, die er mit ihr anstellen würde.

Meine Augen wanderten zu seinen Lippen.

Was würde er wohl ... mit mir anstellen?

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