{26.} Ophelia

ICH: ›Wann wirst du die Beziehung offiziell auflösen? Ich will endlich deine Scheiß Nummer löschen können‹, schrieb ich Siwon und saß allein an einem Straßenstand, der richtig leckeres Schweinefleisch mit Soju anbot.

Ich trank schon meine dritte 0,5 Liter Flasche leer. Ich war wütend, frustriert und unendlich traurig.

Yu hatte mir seine Liebe gestanden. Mein bester Freund liebte mich und ich ... Gott, ich verletzte ihn nur, obwohl ich dasselbe empfand. Ich liebte ihn sogar, diesen Trottel. Nein ... ich war gerade der Trottel, der einfach Yu nicht die Wahrheit sagen konnte.

Was hätte er wohl gemacht, wenn ich ihm alles gesagt hätte? Hätten wir vielleicht eine gemeinsame Lösung gefunden? Oder hätte er sich da in etwas verrannt, was ihn am Ende nur geschadet hätte?

Ich war aber auch so bescheuert! Ich könnte mich Ohrfeigen dafür!

Wütend bestellte ich die vierte Flasche und sah wieder auf mein Handy.

Wieso hatte ich nicht besser aufgepasst? Ich hätte mein Handy niemals mit seinem koppeln sollen.
Ich hasste diesen Menschen gerade so.

SIWON: ›Du denkst zu weit im Voraus, Ophelia.‹

›Die Gala. Ich hole dich übermorgen um 17 Uhr ab.‹

›Wann genau ich es offiziell mache, muss ich strategisch noch überlegen. Bis dahin sollten wir uns übrigens noch ein paar Mal zeigen. Wenn du willst, gehen wir heute aus.‹

Der spinnt doch! Dieser Widerliche....

Im selben Moment kam meine Flasche. Ich bedankte mich und schenkte mir etwas ein. Den Kurzen nahm ich in die Hand und ließ das Getränk in meinen Mund fließen. Ich ließ das Glas etwas dolle auf den Tisch krachen, während mich der typische Straßenverkehr von Seoul einhüllte.

ICH: ›Auf irgendetwas muss ich mich ja freuen, wenn ich es weiter mit dir aushalten muss.‹

Ich war so wütend. Ich hasste gerade alles.

›Gala? Wieso sollte ich mit dir auf die Gala gehen? Geh doch mit deiner Agentin‹, motzte ich weiter und verzog das Gesicht.
›Ich bin schon mit mir selbst verabredet.‹ antwortete ich und trank den nächsten Kurzen.

Die Gala. Yu ging mit Yun.  Es nervte mich.

SIWON: ›Du kommst mit.‹

Eine Nachricht von Mingyu kam an.

YU: ›Ich brauch die Ausarbeitung des Interviews‹

ICH: ›Dann besorg mir zumindest ein Kleid.‹
Arschloch.‹ schrieb ich an Siwon.

Ich schenkte mir das dritte Glas ein und sah zurück zu Yus Nachricht.

Ich schickte ihm eine Sprachnachricht. »Sorry, bin nicht zu Hause..... Ich schick es dir später« lallte ich etwas und trank den Kurzen.

Seit Tagen trank ich jeden Abend alleine und fuhr betrunken nach Hause. Jeden verdammten Abend, seitdem ich es mit Yu beendet hatte. Selbst unsere Freundschaft war vorbei. Und ich wusste, dass er sehr viel Zeit mit Yun verbrachte.
Ich vermisste ihn.
Ich vermisste ihn so sehr.

SIWON: ›Dann lass uns shoppen. Bei der Gelegenheit sehen uns die Leute auch gleich.‹

›Ich hole dich morgen Mittag ab. 13 Uhr.‹

Mingyu: ›Wie mir scheint, ertränkst du dein Glück mit Siwon in Soju‹

»Ich hasse Männer!« schrie ich betrunken und wurde zum Glück nicht weiter beachtet. Ich schlug mit der Innenseite meiner Faust auf den Tisch.

ICH: ›Meinetwegen‹, schrieb ich Siwon nur zurück und änderte ihn in meinem Handy in Arschloch um.

Ab jetzt hieß er Arschloch.
Ich grinste.
Doch dieses Grinsen verschwand wieder, als ich Yus Nachricht las.

ICH: ›Ich vermisse dich.‹

Mein Daumen hing auf dem Versenden-Symbol. Aber statt diese Nachricht an Yu zu senden, löschte ich sie wieder.
Ich seufzte und rieb mir die Augen, weil sie schon brannten.

ICH: ›Ist doch egal. Wenigstens du bist ......‹
Ups. Ich hatte die Nachricht schon versendet, bevor ich sie zu Ende schreiben konnte.
›Sorry.‹

Eine Sprachnachricht war die Reaktion auf mein Versehen.

»Wenigstens bin ich WAS? Wirklich? Sätze anfangen und dann nicht beenden? Stilvoll, Lia.« Ich hörte Autos im Hintergrund. »Sieh einfach zu, dass ich die Unterlagen bekomme.«

ARSCHLOCH: ›Dann bis morgen, Ophelia.‹

Am liebsten würde ich mein Handy auf die Straße werfen.
Ich hasse dich Siwon!

Und Mingyu. Man wieso konnte er nicht einfach meine Gedanken lesen. Es wäre so einfach. Ich legte meinen Kopf auf den Tisch ab, spürte schon den Alkohol und machte ebenfalls eine Audioaufnahme: »Wenigstens bist du der tollste Mensch auf der Welt. Ich liebe dich sooooooo sehr. Du bist mein MingMing und MingMing bekommt seine Unterlagen, versprochen MingMing.«

Man hörte deutlich, wie betrunken ich schon wieder war. Aber ich musste zugeben, ich hatte es echt drauf, dennoch anständige Sätze rauszubekommen.
MingMing.
Ich kicherte wieder. So hatte ich ihn früher immer genannt, wenn ich mich entschuldigen musste, weil ich wieder etwas angestellt hatte.

Das Telefon klingelt und Mingyu rief an.
Ich drückte etwas umständlich auf den grünen Hörer und klemmte mein Telefon zwischen Tisch und Kopf.  »Hälllo?«

»Wo bist du?«

»Keine Ahnung.....warte mal.« nuschelte ich, hob den Kopf und winkte einen Mann zu mir, der hier arbeitete. »Tschuldigung, aber wo bin ich hier?«

Der Mann musterte mich, sah dann auf die Flaschen, die ich bereits geleert hatte, und seufzte dann. Er nannte die Straße und wie der Stand hieß, an dem ich saß und ging wieder. Ich zuckte mit den Schultern und legte mein Ohr wieder auf das Handy. »Hast du's gehört? Da bin ich.«

Kurz herrschte Stille. »Ruf deinen Freund an. Er soll dich abholen. Du bist betrunken.«

Ich schmollte. »Nöö, will ich nicht. Ich schaff alleine. Tschau Kakao.« Ich legte auf. Dann verdrehte ich..... Nein....ich versuchte, meine Augen zu verdrehen, aber es klappte irgendwie nicht.

Egal.

Ich kramte paar Scheine raus. Knallte diese laut auf den Tisch. »Dankööö der Servize war nice.« lobte ich die Leute und stand wacklig auf.

Umständlich packte ich Handy und Tasche und machte mich auf den Weg. Ich lief durch die Menge und stieß ausversehen immer mal wieder an jemanden ran. »Tachuldigang.« nuschelte ich dann immer und verbeugte mich.

Erneut klingelte das Telefon. Diesmal stand ›Arschloch‹ da.

Ich dachte, es sei Mingyu wieder, also ging ich ran. »Was?«

»Ich wusste ja nicht, dass dich das mit mir so belastet, Ophelia. Dein Kumpel/Lover/bester Freund hat gerade angerufen und gesagt, ich solle mich um meine Freundin kümmern, die betrunken durch die Gegend eiert. Also, wo bist du?«

Mingyu?

Ich hielt mich an irgendeiner Wand fest und lehnte mich an diese ran. »Er ist nicht mehr mein Lover.....mein bester Freund auch nicht mehr.« stieß ich aus und biss mir hart auf die Lippe. »Ich fahr mit Taxi....ich komm schon klar.«

»Oh, sieh an. Doch nicht so sonnig im Paradies? Komm schon, stell dich nicht dumm. Was macht das für einen Eindruck, wenn du, die du ja meine Freundin bist und zudem noch die Managerin von Lee Mingyu besoffen in Seoul herumrennt? Gute Presse sähe anders aus. Sag mir, wo du bist. Ich hole dich ab. Spiele den fürsorglichen Mann.«

»You miserable bum« beleidigte ich ihn auf Englisch, mit der Hoffnung, dass er es eh nicht verstand. Ich rutschte die Steinwand hinab.

Er lachte. »Komm, spuck es aus. Ich will dir nicht drohen müssen.«

Ich legte auf und schickte ihm einfach den Standort. Dann rief ich von meinen Emotionen geleitet Yu an.
»Was ist?«

»Willst du mich verarschen?! Wieso rufst du Siwon an! Hab ich dich darum gebeten. Du bist wirklich so ein Idiot, Yu.« schluchzte ich ins Telefon. Zitternd fuhr ich fort: »Mach so was nie wieder, hast du mich verstanden?«

»Wo ist dein Problem? Er ist dein Freund, er soll sich um dich kümmern.«

Ich lachte, aber es klang kein bisschen lustig. »Lass es einfach. Ruf ihn nie wieder an, wenn es mich betrifft. NIE WIEDER!« sagte ich aufgebracht und legte auch hier einfach auf. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und atmete tief ein. Ich wollte einfach nicht, dass mein bester Freund mit diesem Haufen Scheiß wegen mir in Kontakt trat. Er soll sich von ihm fernhalten.

Ich fing an, auf meine Nägel zu kauen und kämpfte mit Vorwürfen. Bis Siwon vor meiner Nase auftauchte und auf mich herabsah.

Ich erwiderte seinen Blick genervt. »I hate you.«

»Dir ist schon klar, dass ich fließend Englisch spreche, oder?« Er beugte sich zu mir hinab und kniete vor mir. Kopfschüttelnd aber mit einem milden Lächeln im Gesicht, sagte Siwon leise: »Steh auf und lächle hübsch. Mir sind Paparazzi gefolgt und die machen ohne Unterlass Fotos.«

»Ich hatte gehofft, du wärst zu dumm dafür.« murmelte ich, wischte mir mehrmals übers Gesicht und setzte dann ein Lächeln auf. »So in etwa?« fragte ich sarkastisch und stand auf.

Ich tat das alles nur für Yu. Nur für ihn.

Er lächelte breiter und beugte sich vor. Legte seine Lippen sacht auf meine. »Schon mal an eine Karriere als Schauspielerin gedacht?« Er verflocht unsere Finger und hob diese dann, um mir einen Kuss auf den Handrücken zu geben. Dann schlenderte er los und zog mich mit sich. »Wenn wir schon mal hier sind, wieso kaufen wir das Kleid nicht gleich? Ich glaube, hier ist ein Laden von Yves Saint Laurent. Da finden wir sicher was für die Gala.«

»Ich steh nicht gern in der Öffentlichkeit.« erklärte ich und lief neben ihm her. »Ja klar, wieso auch nicht. Vielleicht haben die auch einen Eimer, in dem ich mich während der Anprobe kurz übergeben kann.« zog ich jedes Wort von ihm ins Lächerliche. Als ich von weiter weg, Leute beobachtete, die Bilder von uns machten. Hob ich meine Hand und verdeckte mein Gesicht.

»Wer wird denn schüchtern sein?« Um mich zu ärgern, wirbelte er mich herum, als würde er mit mir mitten auf der Straße tanzen und zog mich dann in meine Arme. Der nächste Kuss war intensiver und ich hörte, dass einige Leute ihn erkannten und raunten, wie süß er doch sei.

Ich biss ihm in die Unterlippe. Für Außenstehende mag es sexy gewirkt haben, aber Siwon verstand anhand meines Blickes, dass ich ihn damit warnen wollte. ›übertreib es nicht.‹ war in meinen Augen zu lesen.

Er Lachte leise und drückte meine Hand. »Vorsicht, Ophelia. Aktuell habe ich alle Karten in der Hand. Karten, die wirklich schnell Mingyus Karriere beenden könnten. Spiel mit. Sei brav.«

Ich versteifte mich.
Die Mingyus Karriere beenden könnten.....
Ich schluckte und setzte dann mein schönstes Lächeln auf. »Verzeihung, du elender Scheißhaufen« flüsterte ich so, dass nur er das hören konnte.

Ich beugte mich zu ihm hoch und küsste ihn zurück. Ich zog ihn regelrecht in einen intensiven Kuss und lächelte dann gespielt und gezwungen die Leute um uns herum an.

Das Arschloch lachte laut, als er und ich den Laden betraten, den wir nach einem 15-minütigen Fußmarsch erreichten. Siwon erklärte dem Verkäufer, der sehr erfreut über sein Erscheinen war, was wir brauchten, und ließ mich dann in die Hände des Verkäufers, während er sich mit dem Handy beschäftigte.

Ich probierte mehrere Kleider an, starrte jedes Mal in den Spiegel und damit in mein lächelndes Gesicht. Dieses Lächeln war so Fake. Aber nur Yu wusste, wann mein Lächeln echt war. Alle anderen würden auf diese Lüge: wir wären ein glückliches Paar, hereinfallen.

Nach 2 Stunden fanden wir endlich ein Kleid, das Siwon gefiel. Es war sehr eng geschnitten und hatte einen hohen Schlitz auf der rechten Seite. Das Kleid war trägerlos und machte ein schönes Dekolleté. Eine silberne Kette mit einem Diamanten hing an meinem Hals und auch die Ohrringe waren Silber und mit jeweils einem Diamanten. Das Kleid bestand komplett aus Satin und schmeichelte jede Kurve meines Körpers. Das dunkelgrau schmeichelten meinen Haaren und meinen Augen. Die Schuhe hatten einen 8 cm Absatz und waren ebenfalls dunkelgrau. Ich musste zugeben, es sah gut aus. Ich war sexy, elegant und schön.

Doch, ob es Siwon gefiel Interessierte mich einen Scheiß.

Mich interessierte nur ein Mann. Und das war Mingyu.

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