{22.} Ophelia

Er sah Yun als Affäre an und nicht mehr. War ich auch nur eine Affäre gewesen?

Ich schluckte die Chips runter und sah immer wieder von dem Fernseher zu Mingyu.

Wir hatten es uns, nachdem Yun verschwand, mit Chips und Getränken auf der Couch gemütlich gemacht. Einen Horrorfilm angemacht und waren bis dahin still gewesen. Da Mingyu nichts sagte, sondern einfach auf den Bildschirm starrte, entschied mich die Situation aufzulockern und auf Mission zu gehen. Also schob ich die Decke beiseite, erhob mich und bevor Yu reagieren konnte, rannte ich hoch in sein Zimmer. Vor seinem Schrank stehend, schnappte ich mir einen seiner coolen Hoodies und zog ihn drüber. Seine Hoodies dufteten immer nach ihm und waren so groß, dass selbst meine Hände zu kurz waren und ich die Ärmel hochkrempeln müsste, um sie zu sehen.

Mein Bauch kribbelte und meine Mitte reagierte auf seinen Duft.

Ich kam wieder runter und schmunzelte Yu an, als er noch auf der Couch saß, aber zu mir gedreht war und mich ansah.

»Was ist?« fragte ich und tat so, als wäre ich nicht gerade wie eine irre hochgerannt.

Er lachte leise, lies den Blick langsam über mich wandern und schluckte dann. »Nettes Outfit, L. Aber vergiss das Etikett diesmal nicht.«

Stimmt.

Ich grinste, lief in die Küche und nahm eine Schere aus der Schublade. Das Etikett schnitt ich ab und ging dann zurück zu Yu. Ich setzte mich direkt neben ihn hin, kuschelte mich in seinen Hoodie und atmete seinen Duft ein, ich sog es regelrecht ein und atmete laut und zufrieden aus.
»Ich liebe deinen Duft!« sagte ich laut und glücklich.

Ich blinzelte, sah Yu an und bekam leicht rote Wangen. »Ich meine, du riechst ganz in Ordnung.« nuschelte ich nun.

Er sah mich an und zwinkerte. »Armani. Schon vergessen?« Yu hob den Arm und sagte leise, aber auffordernd: »Komm.«

Mein Herz hüpfte wie verrückt. Wieder einmal bemerkte ich, wie wohl ich mich in seiner Nähe fühlte. Ich wünschte manchmal, es würde für immer so bleiben zwischen uns. Aber leider sah die Realität anders aus.

Ich nickte und rutschte noch näher zu ihm hin. Er legte seinen Arm um mich und ich kuschelte mich an meinen besten Freund ran.

Unwillkürlich musste ich an Siwon denken. Bevor ich mit ihm schlief, hatten wir auch ganz oft genau so zusammen einen Film geschaut. Aber es hatte sich niemals so gut angefühlt, wie mit Yu. Ich fragte mich dennoch, ob Siwon wirklich aktuell zu viel zu tun hatte, dass er keine Zeit für mich fand. Zumindest hoffte ich es.

»Ich hab dich vermisst.« sagte ich auf einmal, aber sah weiter auf den Fernseher. Ich wusste auch nicht warum, aber ich wollte, dass er das hörte. Wir hatten schon lange keine Intimitäten mehr miteinander geteilt. Ich glaube deswegen vermisste ich ihn auch. Nicht als Kumpel, sondern als das, was wir gerade waren. Zumindest fühlte es für mich gerade mehr an, als nur Freundschaft.

»Ich vermisse dich immer, wenn du nicht da bist.« Mit der Hand fuhr er meinen Arm entlang. Hinab und wieder hinauf. »Gehst dir denn gut? Wegen Siwon, meine ich.«

Er vermisste mich immer, wenn ich nicht da war?
Das war schon fast ekelhaft romantisch und trotzdem mochte ich.

»Ich weiß nicht. Ich denke, wenn ich mit ihm gesprochen habe, werde ich wohl wissen, was los ist und wissen, wie es mir damit geht. Gerade aber fühle ich mich nicht gut wegen ihm. Der Sex war jetzt auch nicht......Ähm....es war okay. Und wie läuft es bei dir und Yun? Sie scheint .....nett zu sein.«

Er legte das Kinn auf meinen Kopf. »Was soll den da laufen, Lia? Wir arbeiten zusammen und schlafen miteinander. Das ist keine Beziehung. Ich ... Keine Ahnung, der Sex ist so ... gestellt. Es ist, als würde sie ein Konzert geben und ständig in allem gut sein wollen. Um ehrlich zu sein, es ist okay, nervt aber etwas. Wir harmonieren nicht so wirklich außerhalb des Musikalischen.« Er lachte. »Ein Konzert auf meinem Schwanz. Poetisch.«

Ich lachte los und brauchte paar Sekunden, bis ich mich wieder im Griff hatte. »Also versucht sie, zu singen, während du ihr den Mund mit deinem guten Stück stopfen willst?« fragte ich und fügte hinzu: »Weißt du eigentlich, dass niemand meine Witze versteht? Ihr Koreaner seid so steif und ernst. Nur mit dir kann ich richtig lachen und einfach entspannen.«

»Keine Ahnung, ob sie versucht, zu singen. Yun ist etwas prüder, als mir lieb ist. Bis jetzt hatte ich noch nicht das Vergnügen eines Blowjobs.« Er lachte und zwickte mir dann in die Seite. »Wehe du hast jemals mit einem anderen so viel Spaß wie mit mir. Ich behalte mir das Recht vor, der Einzige zu sein, der meiner zukünftigen Ehefrau einen Lacher zu entlocken«, witzelte er und drückte mehrere Punkte, von denen er wusste, sie kitzelten mich.

Ich zuckte zurück und lachte wieder los. »Hör auf.....Yu!« schrie ich schon fast und versuchte, seine Hände wegzuschlagen. Aber immer wieder wich er aus und griff mir wieder in die Seiten. Mir kamen vom Lachen schon die Tränen, als er endlich aufhörte und ich seine Worte realisierte.

Was....

Zukünftige....

Ich wischte mir die Lachtränen aus den Augen und sah ihn an.

»Meinst du das ernst?« fragte ich auf einmal.
Mein Herz schlug wieder doppelt so schnell.

Seine Augen huschten zwischen meinen Hin und Her. »Wir haben es uns versprochen, oder? Im Kindergarten. Ein Jahr, nachdem wir Freunde wurden.« Er hob die Hand und wackelte mit dem kleinen Finger. Dann wanderte seine Hand höher und er legte sie an meine Wange. Mingyu strich mit dem Daumen darüber, verfolgte mit den Augen die eigenen Bewegungen und ließ die Hand an meinen Hals gleiten. Legte sie sacht um meine Kehle und bewegte den Daumen wieder, bevor er mir in die Augen sah.

Ich schluckte so, dass er es mit seiner Hand an meinem Hals bemerkte.

Er hatte recht. Wir hatten uns im Kindergarten versprochen, dass wir irgendwann, wenn wir Erwachsen waren, heiraten würden. »Du meinst, als du mir den Lolli Diamant Ring geschenkt hast, ich den sofort angefangen habe zu lutschen und du daraufhin sauer auf mich wurdest?« fragte ich und meine Mundwinkel hoben sich.

Er grinste, seine Hand noch an meinem Hals. »Wer isst denn auch bitte seinen Verlobungsring auf. Komm schon, L. Das war gemein und ich hab geweint wie ein Baby.«

Ich lächelte. »Ja, das war süß.« sagte ich und langsam entstand wieder diese Spannung zwischen uns. »Vielleicht hatte ich ja damals schon eine Schwäche fürs Lutschen.« flüsterte ich belustigt und mit einem Hauch von Erregung.

Sein Lächeln kippte, der Griff wurde unweigerlich fester. »Ist das so, ja?«

»Ja.« erwiderte ich und auch mein Lächeln verschwand langsam.

»Mhm«, schnurrte er heißer und kam unbewusst näher. »Lia.«

»Ja, Verlobter?« fragte ich verspielt und beobachtete ihn genau. Er sah so gut aus. Roch so gut und mein Körper wollte ihn.

Der Sex mit Siwon war auch bereits mehrere Tage her und um ehrlich zu sein nicht der Rede wert.

»Was ist das zwischen uns?«, fragte er leise und kam noch näher, während er mich an meiner Kehle etwas zu sich zog. »Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Du steckst in einer Beziehung und ich weiß, es ist falsch, aber ich würde jetzt nichts lieber tun, als dich um deinen Verstand zu vögeln.«

Steckte ich noch in einer Beziehung? Ich wusste es selbst nicht genau. Wie nannte man das denn, wenn der angebliche Freund sich seit mehreren Tagen nicht mehr meldete? War man dann wirklich noch zusammen?

»Wir sind beste Freunde.« antwortete ich und sagte dann: »Und ich würde nichts lieber tun, als dir einen Blowjob zu geben.«

Ich leckte mir über die Lippen. Selbst der Blowjob bei Siwon war nicht gut. Sein kleiner Freund war ganz in Ordnung. Aber es hat mich nicht wirklich erregt. Doch bei Mingyu....wieder leckte ich mir die Lippen.

Bei Gott, ich wollte ihn.

Seine Hand begann zu zittern, als ich das sagte und er sah prompt auf meinen Mund. Mingyu haderte mit sich, dachte nach und sagte dann heißer: »Ssibal, ich kann nicht, L. Du solltest das mit Siwon klären und ich ... lass mir sicher nicht von dir den Schwanz lutschen, wenn ich heute, vor ein paar Stunden, noch Yun gefickt habe.«

Ich hob eine Braue. »Also nicht eingetütet, oder was?« fragte ich scharf. Doch bevor er antworten konnte, entfernte ich seinen Griff und nahm Abstand. »Ich liebe dich Mingyu. Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Aber deine brave Art geht mir manchmal echt auf die Nerven. Und du weißt, nicht erst seit gestern. Schon als wir klein waren, habe ich die Augen gerollt, wenn du wieder auf artig getan hast.« zickte ich ihn an.

Ja, vielleicht war ich egoistisch. Ich wollte mit ihm meinen Spaß haben, um Siwon zu vergessen. Und irgendwie war ich verdammt eifersüchtig auf Yun. Ich stieß Luft aus und stand auf.

Er sah mich etwas fragend an.

»Entschuldige, bitte was?!«, zischte er dann.
»Also erst mal, fuck, natürlich hab ich ein Gummi benutzt. Und zweitens, wirfst du mir echt vor, dass ich nicht will, dass DU deinen Lover mit MIR betrügst? Dir ist schon klar, dass mir das scheißegal sein könnte und ich mich für dich zurückhalte. Und was soll das bitte heißen, wenn ich auf artig getan habe?«

Ich lief weg und hob meine Arme. »Ja! Das halte ich dir vor.« fuhr ich ihn an. »Und wieso musst du das tun? Wenn es dir auch egal sein könnte, dann bitte SCHEIẞ DRAUF!« sagte ich laut und genervt, dabei ließ ich frustriert meine Arme fallen, die an meine Seiten krachten. »Es nervt mich. Du tust immer auf artig, um irgendeinen Schein aufrecht zu erhalten. Aber Yu-« begann ich und sah ihn intensiv an. »Ich kenn dich seit 19 Jahren, ich weiß, dass du nicht so bist und dir eigentlich denkst, dass du mich hier und jetzt verdammt noch mal vögeln willst! Also fuck auf deine Fassade!« schrie ich ihn wütend an.

Es war doch alles zum verrückt werden. Ich war unglücklich mit Siwon und hatte mir diese Beziehung eigentlich nur aufgezwungen, um Yu zu vergessen. Aber es brachte nichts, ich hatte Gefühle für ihn und das war nicht mehr zu ändern.

Er Stand ebenfalls auf und stellte sich vor mich. »Ist es denn noch eine verfickte Fassade, wenn ich mein Leben, seit ich 16 bin, so leben muss! NEIN! Ich bin so! Und ich hab keine Ahnung, was zum Geier gerade los ist. Eben bist du noch total entspannt und jetzt wirfst du mir vor, dass ich dich nicht ficke?! Merkst du eigentlich, wie bescheuerte das ist? Ja! Ssibal, ja, ich will dich vögeln. So dringend, dass es schon fast peinlich ist, aber wir sagten, wir seien wieder NUR FREUNDE!«, brüllte er und schrie dann, dicht an meinem Gesicht: »UND ICH LIEBE DICH AUCH! Und jetzt gib mir meinen bescheuerten Pulli zurück! Denn sicher behältst du durchgeknallte Kuh den nicht!«

Ich öffnete meinen Mund.
Wie bitte?!

»Hast du Affe mich gerade durchgeknallte Kuh genannt?'« fragte ich und packte ihm am Kragen. Damals, als wir noch Kinder waren und ich noch größer war, als er, hatte ich das auch ganz oft gemacht, wenn er mich wütend gemacht hatte.

Ich zog ihn zu mir runter und sah ihn an. »Deine Fassade, die du für deine Fans aufgebaut hast, kannst du dir in deinen Arsch schieben, wenn wir unter uns sind. Du verblödeter Reiskorn!«

Er packte mein Handgelenk, grinste, wirbelte mich herum und verdrehte mir den Arm auf dem Rücken.

»Verblödeter Reiskorn? Denkst du echt, ich lass mich noch von dir niederringen? Lia, ich bin einen Kopf größer als du und wieg das Dreifache.« Er drückte den Arm höher. »Zieh meinen Pullover aus«, knurrte er. »Und ja, gerade verhältst du dich eben, wie eine dumme, durchgeknallte, irre Kuh.« Bei jedem Wort verdrehte er meinen Arm mehr.

Ich war kurz überfordert. Ja, er war größer, breiter und wog mehr. Aber es noch einmal so vor Augen geführt zu bekommen, dass es bereits so einen großen Unterschied zwischen uns gab, war hart.

»Du tust mir weh, du Arsch.« sagte ich genervt, biss die Zähne zusammen und fügte dann hinzu: »Okay, lass mich los, ich zieh diesen dummen Pullover aus.« gab ich nach.

Er schnaufte angesäuert und trat zurück. »Endlich, du Irre«, sagte er und sah mit gehobener Braue und verschränkten armen zu mir.

Irre?

Ich drehte mich herum, zog seinen dummen Hoodie aus und schmiss ihn diesen hart ins Gesicht. »Erstick an deinem Pullover, du Superstar.« Ich ging an ihm vorbei, packte meine Tasche, nahm dabei mein volles Glas und als Mingyu seinen Hoodie schon total gereizt vom Gesicht nahm, bekam er das Wasser in Gesicht geschmissen. Ich legte das Glas zurück auf den Tisch und ging wieder an ihm vorbei Richtung Haustür.

Scheiß Koreaner!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top