Mörderische Rache
«Ich töte dich!»
«Schätzchen, ich bin doch schon tot.»
Sein Blut gefror in seinen Adern. Beinahe hätte er den Telefonhörer fallen gelassen.
«Was soll das heissen?»
In wenigen Sekunden hatte sich das Gespräch gewendet.
Ein weiteres Flüstern erklang an seinem Ohr.
«Ich bin schon tot. Ein anderer ist dir zuvorgekommen.»
Ihm lief kalter Schweiss den Rücken hinunter.
Wie konnte es jemand wagen ihm seine Beute zu stehlen?
Er hatte einen Monat damit verbracht, Elaine zu beobachten, hatte ihren Tagesablauf auswendig gelernt, sich ihre Vorlieben verinnerlicht, ja sogar ihr Umfeld kennengelernt. Es wäre alles so perfekt gewesen, so perfekt wie es nur einmal hätte sein können und das war nun fort.
Schnell tippte er Elaines Namen in seinen Computer und fand mehrere Artikel, die ihn bestätigten.
Elaine war bereits tot. Hass stieg in ihm auf. Nicht nur hatte ihm jemand seine Beute gestohlen, nun gab sich auch noch jemand als ihren Geist aus.
«Weshalb erzählst du mir das? Wer bist du?»
«Ach Schätzchen, ich bin es Elaine. Ich habe lange auf dich gewartet, doch du bist nie gekommen. Stattdessen kam er und versuchte es dir gleich zu tun. Doch er hat einfach nicht deine Gabe mein Lieber.»
Er glaubte ihr nicht, dass sie wirklich die verstorbene Elaine sein sollte, doch irgendjemand hatte Elaine getötet und er musste erfahren, wer es war.
«Weisst du wer dich getötet hat?»
Dieses Mal liess sie sich Zeit mit der Antwort, als ob sie sich darauf konzentrieren musste, nicht etwas Falsches zu Sagen.
«Aber sicher weiss ich das. Greg Tuller ist sein Name.»
Greg Tuller also war der Name des unverschämten Menschen, der ihm Elaine geraubt hatte.
Sie wäre seine fünfte gewesen. Vier Frauen, waren vor Elaine gekommen, doch sie sollte etwas Spezielles werden. Es sollte alles perfekt ablaufen.
Greg würde dafür büssen, was er ihm angetan hatte.
«Und wer bist du wirklich?», fragte er die leise Stimme am anderen Ende der Leitung erneut.
«Ich sagte es dir doch bereits, ich bin es Elaine. Die Elaine, die du einen Monat lang beobachtet hast.
Die Elaine, der du Tag für Tag in dasselbe Café gefolgt bist und denselben Kaffe bestellt hast.
Die Elaine, der du am Ende eines jeden Tages nach Hause folgen wolltest, um sie dein zu machen.»
Kalter Schweiss lief ihm nun auch die Stirn hinunter und tropfte seinen Schreibtisch. Wie konnte sie all dies Wissen, wenn sie nicht der Geist Elaines war?
«Dann bist du es also wirklich? Es tut mir so leid Elaine, ich wünschte ich wäre viel früher zu dir gekommen, doch ich konnte den Mut nicht aufbringen. Du warst so hübsch, so perfekt, alles sollte perfekt ablaufen. Doch glaube mir dieses, ich werde dich rächen, werde ihn leiden lassen, für die schönen Stunden, die er uns geraubt hat!»
«Ich danke dir», erklang es vom anderen Ende, dann ertönte bloss noch Rauschen.
Er legte den Hörer auf und machte sich sofort daran die Adresse Greg Tullers in Erfahrung zu bringen.
Bereits zwei Tage später, stand er spät in der Nacht vor dessen Haustür und sammelte all seinen Mut.
Laut klopfte er gegen die Haustür. «Greg Tuller, öffnen Polizei!»
Kurze Zeit später wurde die Haustür ein Spalt weit geöffnet. Greg blickte ihm müde entgegen.
«Was zur Hölle, du bist doch nicht von der Polizei.»
«Nein bin ich nicht», erwiderte er und warf sich gegen die Tür.
Greg wurde nach hinten geworfen und die Tür schmetterte laut gegen die Wand.
«Doch wir haben noch etwas zu besprechen.»
Rückwärts versuchte Greg vor ihm weg zu Robben. «Was soll der Scheiss?! Sofort raus aus meinem Haus oder ich rufe die Polizei!»
«Nein das wirst du nicht tun», ruhig schloss er die Haustür, «denn so lange wirst du gar nicht mehr leben.» Er zückte ein Messer vom Gürtel und begann langsam auf Greg zu zugehen.
Auf Gregs Gesicht breitete sich Entsetzten aus und er floh in das Wohnzimmer.
«Bitte nicht, weshalb tust du das? Was habe ich dir denn getan?»
«Was du getan hast?!» Seine Wut brodelte flammte erneut auf und er begann zu schreien. «Was du getan hast?! Du weisst ganz genau, was du getan hast! Du hast sie mir genommen, meine wunderschöne Elaine getötet!»
Zu Gregs Entsetzen mischte sich nun auch noch Verwirrung. «Wovon sprichst du? Ich habe niemanden getötet! Ich bin unschuldig, bitte verschone mich!»
Doch er hörte nicht auf Gregs Ausreden und Flehen. Er wusste es besser, Elaines Geist höchstpersönlich hatte es ihm gesagt. Greg Tuller hat Elaine getötet.
Er zwang Greg auf den Bauch und trat über ihn, hielt ihm den kalten Stahl an die Kehle und bückte sich über ihn.
«Gestehe!», flüsterte er Greg ins Ohr, «gestehe und vielleicht hat wenigsten Gott Gnade mit dir.»
Doch Greg flehte weiter, weinte und bestand darauf, dass er unschuldig war.
Mit einem schnellen Schnitt beendete er Gregs jämmerliches Leben.
Ihm war egal, ob Greg gestand oder nicht, denn er wusste es besser und nun hatte er seine Aufgabe erfüllt. Erleichtert erhob er sich und erschrak.
Vor ihm, beim Eingang des Wohnzimmers stand Elaine! Sie war gekleidet in ein weisses Nachthemd und ihre toten Augen waren direkt auf ihn gerichtet.
«Elaine! Was tust du hier? Bist du gekommen um zu sehen, wie ich dich räche? Wie ich unsere Rache vollbringe?»
Elaine lächelte, erst unschuldig, dann verwandelte sich das Lächeln in ein hämisches Grinsen. Dem Grinsen folgte ein teuflisches Lachen.
«Ich habe gelogen.»
Im nächsten Moment stürmten schwer bewaffnete Polizisten das Haus, rannten glatt durch Elaines Erscheinung hindurch und verwandelten sie in eine Wolke weisser Rauch, der sich langsam auflöste, biss nichts mehr von ihr übrig war.
Das einzige das zurückblieb, war das diabolische Lachen, das in seinem Kopf wiederhallte.
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