Die Chroniken eines Mörders
Manchmal vermisse ich dich so sehr, dass ich wünschte ich könnte mich daran erinnern wo ich dich verscharrt habe.
Du warst die Erste, die einzig Wahre Liebe in meinem Leben. Unsere gemeinsame Zeit war besonders, ein einziger Sonnenschein in meinem Leben im Schatten. Du kamst zu mir, dem seltsamen Aussenseiter, vor dem sich alle fürchteten. Doch dir war das egal, dich interessierte meine Persönlichkeit. Du warst wirklich eine besondere Person.
Doch wie dumm und naiv ich doch war, erkannte es erst, als du von mir gingst.
Die Nacht in der du brutal aus dem Leben gerissen wurdest, war gleichzeitig die beste und schlimmste Nacht.
Wir stritten uns und deine lauten Rufe drohten die Nachbaren zu wecken. Ich wollte bloß, dass du still bist, doch als ich dir die Hand auf den Mund legte und spürte, wie du dagegen ankämpfst, konnte mich nichts mehr stoppen.
Die Aufregung und das Adrenalin, dass ich dabei spürte, war das beste Gefühl, dass ich mir je vorstellen konnte.
Doch so schnell es begann, so schnell verebbte es auch und dein schlanker, wunderschöner Körper erschlaffte in meinen Armen und traf mich wie ein Hammer auf den Hinterkopf, riss mich aus meiner Euphorie und zerschmetterte meine Welt. Aus Angst und Reue, trug ich dich irgendwo in den Wald, hinterließ tiefe Spuren in dem Schnee, die aber schnell wieder verdeckt wurden. Mit der Kraft der Verzweiflung trieb ich die Schaufel in den vereisten Waldboden. Als das Loch tief genug war, ließ ich dich hineinfallen und nach einem letzten Blick, warf ich die Erde zurück, biss nichts mehr davon zu sehen war.
Ich erinnere mich nicht, wo sich dein namenloses Grab befindet, auch wenn ich es mir wünschte. In all den Jahren seit dieser Nacht, habe ich versucht dich zu vergessen, versucht dich zu ersetzten, doch du warst einzigartig, dass weiß ich nun.
Es gibt keinen Ersatz und kein Vergessen, kein Entkommen vor der Erinnerung.
All die Frauen all die Jahre, Niemand kam dir gleich.
Nicht die junge und unschuldige Sarah, mit dem langen blonden Haar und den großen, braunen Augen. Sie war schwach gewesen, hatte sich kaum gewehrt. Es langweilte mich, wie sehr sie das Ende akzeptierte.
Nicht die exotische Natascha, mit den kurzen schwarzen Haaren und einem Körper wie ein Supermodel. Sie war gierig gewesen, versuchte mich zu verführen und ich ließ es geschehen, genoss den perfekten Körper, welcher beinahe genug war um mich von dir abzulenken.
Doch am Ende ist nichts wirklich genug.
Dann war da die bodenständige und offenherzige Martha, die Verkörperung der netten Nachbarin. Sie wehrte sich besonders stark, schrie mich an, warf Dinge nach mir, doch am Ende konnte sie mir nicht entkommen.
Niemand konnte mir entkommen.
So viele Frauen über so viele Jahre, doch dein engelsgleiches Gesicht, dein langes Haar und dein betörender Duft, vermischt mit der gelegentlichen Zigarette, konnte ich nicht aus meinem Kopf bannen. Selbst als du schlaff und kalt in meinen Armen lagst, kam ich nicht umhin deine Schönheit zu bewundern.
Ich bin einmal um die ganze Welt gereist, auf der Suche nach dir, doch ich konnte dich nicht finden, weil ich dich getötet hatte. Diese Gewissheit fand ich endlich und ich erkenne, dass es bloß einen Ausweg gibt, deiner betörenden Präsenz zu entfliehen.
Und nun sitze ich hier, in unserem Haus und schreibe dir diesen Brief, während die Polizei an die Tür hämmert. Mit jedem dumpfen Schlag hörte ich die Tür knarren und splittern, als sie sich gegen die Kraft der Polizisten aufbäumte.
Doch keine Sorge ich werde mich nicht kampflos ergeben. Ich habe meine Waffe bereits griffbereit und ich wünsche mir, dass wir uns nach meinem Tod wiedersehen werden.
Doch ich weiß es besser, deshalb lege ich all meine Wut über das Schicksal, meine Verzweiflung und meine Liebe zu dir in diese letzten Worte.
Möge Jeder und Jede, der diesen Brief, der bloß für deine Augen gedacht ist, liest für immer verflucht sein. Mein Geist, immer auf der Suche nach dem namenlosen Grab, wird ihn verfolgen, bis er den selben Schmerz fühlen möge, den ich in eben diesem Moment fühle.
Mit einem lauten Krachen zerbarst die dicke Eichentür und Polizisten stürmten schreiend und mit erhobenen Waffen in das Haus. Ich erhob mich langsam, froh darüber den Brief noch rechtzeitig beendet zu haben. «Ich komme meine Liebe», sprach ich leise und hob meine Pistole. Ich hörte Schreie und das Knallen von Schüssen, fühlte den Aufprall der Kugeln in meinem Körper. Mit einem Lächeln auf meinen Lippen fiel ich zurück auf den Sessel. Mit einem letzten Seufzer, wagte ich einen letzten Blick auf deinen Brief und spürte, wie die geschriebenen Worte, nach mir riefen, mich aus meinem Körper zogen. Dies war also mein Schicksal. Nach dem Tod noch immer verdammt zu der Suche ohne Hoffnung auf Erlösung.
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