Getrennte Schmerzen

Hongjoong wachte auf, als er spürte, dass etwas nicht stimmte. Seine Augen öffneten sich nur langsam, und sein Blick blieb an der Gestalt eines fremden Mannes hängen, der sich über ihn beugte. Das war nicht der Arzt vom letzten Abend. Dieser Mann war größer, kräftiger gebaut, und sein Geruch war aggressiver – er roch nach Metall und Schweiß, nicht nach den beruhigenden Kräutern, die Yeosang mit sich trug.

„Was..." Hongjoong brachte kein Wort heraus, als der Fremde ihn aufhob, ohne eine Erklärung zu geben.

Er versuchte, sich zu wehren, doch sein geschwächter Körper reagierte kaum. Der Mann trug ihn von dem Bett weg, in dem er mit Wooyoung geschlafen hatte, und legte ihn auf eine kühle Liege. Hongjoong fühlte sofort, wie die Schmerzen in seiner Brust sich verstärkten. Es war, als ob tausend Nadeln gleichzeitig in sein Herz stachen.

„Wooyoung..." flüsterte er schwach, seine Stimme kaum hörbar.

Doch der Mann, der sich als Chris vorstellte, ignorierte ihn. „Du bist zu dünn. Wir müssen sehen, wie viel Schaden dein Körper genommen hat," sagte Chris, während er begann, Hongjoongs kleinen Körper abzutasten.

Mit jedem Moment, der verging, fühlte Hongjoong, wie die Schmerzen in seinem Inneren größer wurden. Er spürte Blut in seiner Kehle, und bevor er es zurückhalten konnte, spuckte er es aus. Rote Tropfen landeten auf seiner Kleidung und der Liege, doch Chris schien das nicht zu kümmern.

„Du wirst das überleben," murmelte Chris, als ob das irgendeinen Trost spenden sollte.

Hongjoong war jedoch nicht mehr in der Lage, zu antworten. Sein Atem ging stoßweise, und Tränen liefen über seine Wangen. Die Schmerzen waren unerträglich, sein Kopf drehte sich, und er spürte, wie etwas in ihm nachgab.

Wooyoung. Ich... ich schaffe das nicht ohne dich.

Plötzlich öffnete sich die Tür, und der vertraute Geruch von Kräutern und Heilmitteln erfüllte den Raum. Yeosang stürmte herein, sein Gesicht war eine Mischung aus Wut und Panik.

„Was, zum Teufel, machst du da?" schrie er Chris an, während er sich auf die Liege zubewegte.

„Ich mache meinen Job," erwiderte Chris kühl. „Die Kinder sind krank, und ich brauche klare Werte, um sie zu behandeln. Das hier ist notwendig."

„Das ist Wahnsinn!" Yeosangs Stimme zitterte vor Zorn. „Hast du sie getrennt? Weißt du, was das mit ihnen macht?"

„Sie sind nur Kinder, keine Wunderwesen. Diese Verbindung, von der du sprichst, ist lächerlich." Chris winkte Yeosang ab und machte Anstalten, seine Arbeit fortzusetzen.

Doch Yeosang ließ das nicht zu. Mit einem kraftvollen Ruck zog er Hongjoong aus Chris' Griff und hielt ihn vorsichtig, aber fest in seinen Armen. Der kleine Junge zitterte wie ein Blatt, und das Blut hörte nicht auf, aus seiner Nase zu fließen.

„Du bist ein verdammter Idiot," zischte Yeosang und eilte zurück zu Wooyoung, der leblos auf dem Bett lag.

Hongjoong's Herz setzte einen Schlag aus, als er seinen Bruder sah. Wooyoung's Gesicht war blass, seine Lippen blau, und sein kleiner Körper war schlaff. Sein Herzschlag war kaum wahrnehmbar.

„Wooyoung!" Hongjoong streckte verzweifelt die Arme nach seinem Bruder aus, und Yeosang legte ihn sanft neben ihn.

Kaum hatten sich ihre Körper berührt, schmiegte sich Hongjoong an Wooyoung, sein eigenes Herz klopfend vor Angst und Schmerz. Er fühlte, wie das Leben langsam in seinen Bruder zurückkehrte. Der Herzschlag, der fast zum Stillstand gekommen war, wurde wieder regelmäßiger, wenn auch schwach.

„Bleib bei mir, Woo," flüsterte Hongjoong leise, während seine Tränen auf Wooyoung's Wange tropften.

Wooyoung's Augenlider zuckten, und ein leises Stöhnen entwich seinen Lippen. Es war genug, um Hongjoong zu beruhigen – zumindest für den Moment.

Yeosang stand neben dem Bett und beobachtete die beiden, sein Gesicht voller Sorge. Als er sicher war, dass Wooyoung stabil war, wandte er sich mit glühender Wut an Chris.

„Das war das Letzte, was du getan hast," sagte Yeosang mit eisiger Stimme. „Wenn du die beiden noch einmal anfasst oder trennst, werde ich persönlich dafür sorgen, dass du dieses Schloss verlässt – und zwar lebend oder tot, das ist mir egal."

Chris öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch Yeosang's Blick brachte ihn zum Schweigen. Schließlich wandte sich der Mann um und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.

Yeosang seufzte tief und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett der beiden Welpen. Er beobachtete, wie Hongjoong sich noch fester an Wooyoung schmiegte, und fühlte, wie sein Herz sich zusammenzog.

„Ihr seid stärker, als ihr ausseht," murmelte er leise, bevor er wieder seine Notizen hervorzog. „Aber das hier darf nie wieder passieren."

In der Stille des Raumes, unterbrochen nur vom leisen Atmen der Brüder, dachte Yeosang nach. Es war klar, dass die Verbindung zwischen den beiden mehr war als nur Geschwisterliebe. Es war ein übernatürliches Band, ein Rätsel, das er lösen musste – bevor es zu spät war.

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