Kapitel 4
Nervös strich ich eine Haarsträhne hinter mein Ohr und blickte auf die vollen Straßen von San Francisco. Normalerweise verabscheute ich Hektik, da ich ein ruhigeres Leben von Iowa gewöhnt war, doch heute beruhigte es mich irgendwie. Es erinnerte mich an London, meine eigentliche Heimat, dort war es genauso gewesen wie hier, hektisch. Die verschiedensten Rassen konnte man dort auf den Straßen antreffen und jeder wurde akzeptiert. Leider hatte ich das Gespür für die Vielfalt der Galaxie in den letzten Monaten so ziemlich verloren, dank meiner Mutter war ich nie aus dem Haus gegangen, denn immer wieder hatte ich Angst, dass es ihr nicht passen würde, wenn ich jemanden mitbringen würde, nun ja es hätte ihr so oder so nicht gepasst, selbst wenn mein Traummann vom Himmel gefallen wäre. Einmal hatte ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und war in eine nahe gelegene Bar gefahren, in der ich einen jungen Mann, namens Simon, kennen gelernt habe und wir wollten uns sogar wiedersehen. Leider hatte ich diese Rechnung ohne meine Mutter gemacht, die den armen Kerl am Tag unseres Dates wie eine Furie von unserem Grundstück gejagt hatte, nur um mir anschließend eine zu scheuern, da sie dachte ich würde der Öffentlichkeit zeigen wollen, wie schlecht es ihr ging.
Das ganze schien mir jetzt schon eine Ewigkeit her, obwohl erst zwei Wochen vergangen waren, seitdem ich unser hübsches Haus verlassen hatte und mich fürs erste mit einem kleinen Apartment zufrieden gab, bis ich endlich in der Sternenflotten Akademie aufgenommen werden würde. Was hoffentlich heute geschehen würde, wenn ich den Mut aufbringen könnte und endlich dieses Café verlassen würde, in dem ich seit gefühlten Stunden saß und über alle möglichen Fälle nachdachte, die sich abspielen könnten, nachdem ich meine Bewerbung abgegeben hatte. Von „Sie sind unbrauchbar" bis „Kommen Sie doch in zwei Jahren wieder, wenn Sie etwas älter sind" war alles dabei und langsam aber sicher verließ mich mein Mut vollends. Andererseits konnte ich auch nicht wieder nach Hause zurück, schließlich würden dort nur Spott und Beleidigungen auf mich warten, zudem hatte ich das stetige Gefühl Jane und Kevin etwas schuldig zu sein, dafür, dass sie immer für mich da waren. Mit Kevin hatte ich erst vor zwei Tagen geredet, irgendwie musste ich einfach wissen, dass sie ohne mich klar kamen und was ich hörte hatte mich mehr als beruhigt, Mum ging es nicht schlechter, was nicht wirklich gut war, aber besser als wenn sie jeden Augenblick sterben könnte und Kevin hatte den Haushalt und die Finanzen vollkommen unter Kontrolle. Meinen Job in einem kleinen Imbiss hatte ich schon vor Monaten gekündigt, das Geld hatte niemandem geholfen und es hatte meine Seele auch nicht befriedigt, ganz im Gegenteil zu der Aufregung die sich jetzt in meinen Körper breit machte.
Und endlich hatte ich die Kraft, über diese Straße zu marschieren und hinein in das Hauptquartier der Sternenflotte. Schnell erhob ich mich von meinem mit schwarzem Leder überzogenen Barhocker, schnappte meine silberne Tasche und zog eine dunkelblaue Karte über einen Scanner, ehe ich mich in Richtung des Ausganges begab. Mit einem letzten Blick in eine spiegelnde Scheibe, öffnete ich die schwere Glastür und atmete erst einmal tief durch, als ich draußen in der Menge stand. Eine leichte Brise wehte, weswegen sich eine Gänsehaut auf meinen blassen Armen bildete, da ich nur einen Rock und ein weiße T-Shirt trug. Meine Schwester hatte mir einst erzählt, dass es sich gut machte, wenn man etwas Formelles anzog, wenn man sich bei der Sternenflotte bewerben wollte, sowie fast überall und diesen Ratschlag hatte ich somit befolgt, auch wenn ich mir etwas komisch vorkam, wie ich so über die belebten Straßen lief, meine Tasche eng an meinen Körper gepresst und meinen Blick starr nach vorne gerichtet, wie als ob ich Angst hatte, das Gebäude könnte Beine bekommen und davon laufen.
Es war merkwürdig keine schiefen Blicke für meine leuchtenden Augen zu bekommen, aber vermutlich waren die Leute hier Seltsameres gewohnt und dachten einfach nur, ich würde von einem anderen Planten stammen. Vielmehr schenkten sie den Offizieren der Sternenflotte bewundernde Blicke, die hier vermehrt umher liefen und sich über ihre neusten Missionen unterhielten. „ Hatte sich so auch Jane gefühlt?", schoss es mir in den Kopf, während ich neugierig auf die Abzeichen der Mitglieder der Sternenflotte schaute. Doch nun schob sich eine weitere Frage in den Vordergrund meiner Gedanken, würde ich eines Tages genauso umher laufen und mich über interessante Entdeckungen im Weltall unterhalten, während die goldenen Streifen auf meinen Schultern im Sonnenlicht glänzten?
Vertieft in meine Gedanken bemerkte ich gar nicht wie die riesigen Türen, des großen Gebäudes, immer näher kamen, mittlerweile bewegten sich kaum noch normale Passanten auf den gepflasterten Wegen, was mir ein wenig Unwohlsein bereitete. Ich hasste es anders zu sein, das hatte ich schon in der Schule, obwohl ich es dort eher wegen meiner ausgezeichneten Noten war, anstatt wegen meines Aussehens. Doch hier gehörte ich eindeutig nicht her und das fing schon bei meiner Kleidung an und reichte über Einstellungen und Lebenswerte, meine Mutter hatte es also geschafft, sie hatte mich zu einem Niemand gemacht, zu einer jungen Frau, die sich nicht einmal mehr traute ihrem Traum zu folgen, da sie kein Vertrauen in sich selbst hatte. Trauer machte sich in mir breit, als ich vor der offen stehenden Tür stehen blieb und in die schöne Halle starrte, in der es unzählige Abzweigungen, in andere Gänge gab, Aufzüge aus denen Personen mit den verschiedensten Diensträngen liefen und Schalter, die Besuchern, den richtigen Weg zeigten, da man sich in diesem Labyrinth aus Treppen und Fluren sicherlich verlaufen konnte. Auch ich hätte mich nun an einen solchen Schalter begeben sollen, doch stattdessen schloss ich verzweifelt meine Augen und senkte meinen Kopf. „Jane hatte hierher gehört, aber ich nicht", wisperte ich resignierend vor mich hin, ehe ich mich umdrehte, meine Augen wieder öffnete und auf die Wolkenkratzer dieser Stadt schaute. Ich hatte keine Ahnung, was ich nun mit meinem Leben anfangen würde, vielleicht kellnern und eines Tages eine Universität besuchen, aber das Weltall und die Sternenflotte würden für mich immer unerreichbar bleiben. Mit einem letzten verzweifelten Blick in den blaue Himmel, in dem sich ein paar Wolken immer wieder verformten lief ich ein paar Schritte weg von der Tür. Mittlerweile hatte ich ein wenig Aufmerksamkeit auf mich gezogen mit meinem melancholischen Abschied von meinem Lebenstraum, weswegen ich mich beeilte von diesem Vorplatz zu kommen. Keinen von ihnen würde ich jemals wieder sehen.
Meine Beine liefen ganz automatisch auf die Treppe zu, die eine deutliche Abgrenzung zwischen dem großen Gebäude hinter mir und der „normalen Welt" bildete, während sich mein Kopf immer noch von dem schönen Gedanken verabschiedete eines Tages in einem Raumschiff zu arbeiten. Doch kurz bevor ich die erste Treppenstufe erreicht hatte, hörte ich plötzlich eine freundliche Stimme hinter mir meinen Namen rufen, weswegen ich mich vollkommen perplex wieder umdrehte.
Hallo, so heute melde ih mich mal, Thackera, da ladyciriloki leider unterwegs ist. Hab das Kapitel auch allein geschrieben, natürlich mit ihr abgesprochen und hoffe natürlich, dass es euch gefällt. Auch ich wollte mich für eure ganz lieben Kommis bedanken, die uns so sehr motivieren :D Und eine kleine Frage, was glaubt ihr wer dieser Fremde ist, der Alice am Ende anspricht?
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