Kapitel 8
Am nächsten Morgen wurde ich durch Sheriff Stilinski geweckt, der mit Schwung die Tür aufriss.
Müde schlug ich die Augen auf und sah ihn an.
,,Stiles, kannst-", er unterbrach sich selbst, als er mich neben seinem Sohn sah.
,,Morgen Sheriff.", murmelte ich.
,,Morgen Layla.", gab er verwirrt und mit gerunzelter Stirn von sich.
Dann sah ich zu Stiles, welcher mich eng an sich gedrückt hatte. Seine Haare waren verwuschelt, er trug noch immer seine Klamotten von gestern und sein Mund war leicht geöffnet. Süß.
Ich musste kichern, was ihn dazu brachte, zu grummeln.
,,Soll ich ihn aufwecken?", fragte ich den Sheriff, der immer noch verwirrt in der Tür stand.
,,Äh, nein, ist...nicht so wichtig.", sagte er und wunk ab. Dann ging er, immer noch mit gerunzelter Stirn, aus dem Zimmer.
,,Stiles?" Wieder grummelte er nur. Ich konnte nichtmal aufstehen, da er mich so fest umschlang, also beugte ich mich über ihn und versuchte, ihn wachzukriegen.
,,Stiles, komm schon, wach auf."
Er zog die Augenbrauen zusammen.
,,Stiles, Scott und Isaac sind hier."
Nun flatterten seine Wimpern und ehe ich mich versah, schlug er die Augen auf. Einen Moment lang sah er nur regungslos in meine Augen. Dann fasste er sich, grinste, und gab ein mehr oder weniger fröhliches "Guten Morgen" von sich.
,,Wie spät ist es?", fragte er mich und schloss die Augen wieder.
,,Ich hatte keine Chance nachzusehen, nachdem du mich fast erdrückst.", sagte ich schmunzelnd.
Stiles grummelte nur wieder vor sich hin. ,,Sagstest du nicht irgendwas von Scott?", murmelte er, wieder kurz vorm einschlafen.
,,Und Isaac."
Nun war er vollends wach. Er riss die Augen auf, ließ mich los und setzte sich auf. ,,Was? Was macht Isaac hier? Kontrolliert er jetzt ob du noch lebst oder ob ich dich schon getötet habe?"
,,Beruhig dich, er ist nicht hier. Ich wollte dich nur aufwecken, damit du mich loslässt."
Stiles rollte mit seinen braunen Augen. ,,Was machst du?", fragte er, als ich meine Klamotten nahm und ins Badezimmer ging.
,,Mich umziehen. Und danach sollte ich nach Hause gehen, erstens, um mich frisch zu machen und mir neue Klamotten zu besorgen, zweitens um meinen Eltern mal zu erklären, wo ich war, und drittens will ich dich nicht ständig um Unterkunft bitten."
,,Das macht mir nichts aus. Ehrlich, ich hab's lieber wenn du hier bist, anstatt zu Hause. Somit weiß ich, dass es dir gut geht."
Ich war froh, dass ich im Badezimmer war und Stiles somit mein riesiges Lächeln nicht sehen konnte.
,,Übrigens, im Schrank ist eine Gästezahnbürste!", rief Stiles.
,,Danke!", rief ich zurück und öffnete den Schrank.
Als ich in den Spiegel sah, war ich positiv überrascht. Auch, wenn meine Haare ihr Eigenleben führten, sah ich besser aus als gestern. Ich hatte wieder Farbe im Gesicht und meine Augenringe waren fast verschwunden.
,,Hey, Scott hat gerade angerufen. Isaac will dich sehen, wenn du Zeit hast. Ausserdem hat Lydia einen Filmemarathon vorgeschlagen, damit du uns alle besser kennenlernen kannst.", informierte Stiles mich, als ich aus dem Badezimmer trat und ihm seinen Pulli zurück gab.
,,Das ist süß von ihr. Natürlich, schick mir dann einfach Ort und Zeit. Und schick Isaac meine Nummer, dann kann er sich selbst melden. Nimm's mir nicht übel, aber ich will so schnell wie möglich nach Hause unter die Dusche."
,,Kein Problem. Wir äh, sehen uns dann nachher?", verlegen fuhr er sich über den Nacken.
,,Ja klar. Danke für alles." Lächelnd nahm ich meine Tasche und ging zur Tür.
,,Lays? Pass auf dich auf, okay?"
Immer noch lächelnd drehte ich mich um. ,,Mach ich." Dann ging ich durch den Flur nach draußen, vorbei an Sheriff Stilinski, der mich mit einem weiteren Stirnrunzeln verabschiedete.
Er dachte wahrscheinlich, ich hätte weiß Gott was mit Stiles getrieben.
Sein Sohn war jetzt sicher in Erklärungsnot.
Beschwingt schlug ich den Weg nach Hause ein. Fünfzehn Minuten später bog ich zu einem grauen Haus mit einer geräumigen Terrasse ab.
Mein kleiner Bruder Alec saß auf den Stufen und sah still auf seine Hände. Als er mich erblickte, lächelte er breit und sprang auf, um mich fast umzurennen.
,,Layla! Wo warst du?"
Ich kniete mich zu ihm. ,,Mir ging es nicht gut, also habe ich bei meiner Freundin übernachtet."
Misstrauisch sah er mich an. ,,Bei Erica? Da habe ich angerufen, aber niemand geht ran!", sagte er anklagend. Ich sollte echt anfangen, die Kurzwahltasten unseres Telefons zu löschen. Wäre wirklich besser für alle Beteiligten.
,,Nein, nicht bei Erica. Das weisst du doch. Ich war bei Lydia, sie ist eine neue Freundin."
Alec schien mir noch nicht ganz zu glauben. Immer noch misstrauisch strich er sich eine schwarze Strähne, die ihm gerade vor die Augen gerutscht war, hinters Ohr.
,,Du warst bei Ryan.", stellte er fest und verschränkte die Arme.
Ich seufzte und verfluchte Alec's Hartnäckigkeit und Neugier. Dafür, dass er kurz vor seinem achten Geburtstag stand, war er schon unglaublich klug- und hartnäckig.
Langsam setzte mich auf die Stufe neben ihn. ,,Nein. Ryan hat mich auf der Party alleine gelassen. Er... ich will ihn nicht wiedersehen."
Alec's blaue Augen suchten meine. ,,Hat er ein anderes Mädchen geküsst?"
,,Ja."
,,Dann ist er richtig blöd. Ryan findet kein so tolles Mädchen wie dich."
Die Worte meines kleinen Bruders brachten mich fast zum weinen. Ehe er sich versah, hatte ich ihn schon an mich gedrückt. ,,Danke.", flüsterte ich.
Alec löste sich und grinste. ,,Kein Problem. Ähm...Holly hatte schon wieder Streit mit Dad."
Ich verzog das Gesicht und stand auf. ,,Das musste ja so kommen. Na los, komm mit."
Wir fanden Holly, unsere Stiefmutter, in der Küche, wo sie gerade dabei war, ihre fantastische Schokocreme- Torte in den Ofen zu schieben.
Als sie uns sah lächelte sie und wischte sich schnell die Hände an der Schürze ab. ,,Layla! Ich hab dich über zwanzig Mal angerufen! Wo warst du denn? Ich war krank vor Sorge."
Holly war eine tolle Mum. Sie war mir eine bessere Mutter, als meine leibliche Mutter es mir jemals sein würde. Vorausgesetzt, dass ich jemals mit ihr sprechen würde.
,,Ich war bei einer Freundin. Tut mir echt leid, mir gings nicht gut, dann war mein Akku leer und ich wollte meine Ruhe vor Dad."
,,Erzähls mir später, ohne den Kleinen.", murmelte sie.
Die Blondine Anfang dreißig nahm die Schürze ab und sah zu Alec. ,,Wenn ich mich nicht täusche, läuft jetzt eine deiner Serien. Sollen wir mal gucken Schätzchen?"
Mein kleiner Bruder nickte eifrig und ging ins Wohnzimmer, wo er sofort den Fernseher in Beschlag nahm.
,,Ich geh duschen.", setzte ich Holly in Erkenntnis.
Diese nickte. ,,Mach das. Du siehst schlimm aus. Ziemlich schlimm.", lachte sie und versuchte, meine Haare in Ordnung zu bringen.
,,Oh, wie nett. Danke.", gab ich auch lachend und augenrollend zurück.
,,Was ist mit Ryan?", fragte sie so urplötzlich, dass ich ganz überrumpelt war.
Schulterzuckend antwortete ich:,,Hab' ihn mit einer anderen erwischt."
,,Seine Mutter lade ich definitiv vom Tee aus.", schnaubte sie und ich kicherte.
Holly machte sich oft darüber lustig, wie schnöselig Ryan's Eltern waren. Ich hatte die Vermutung, dass seine Mutter sogar mit ihren Perlen schlief, denn man sah sie niemals ohne.
,,Er ist ein hirnloser Idiot Layla. Wenn er sowas abzieht hat er dich nicht verdient. Wie kann man so ein Arsch sein? Ich hoffe, du hast ihm eine Ohrfeige gegeben."
Bevor Holly sich richtig in Rage reden konnte, unterbrach ich sie schnell mit einer Antwort.
,,Das mach ich am Montag, vor der ganzen Schule. Ich will, dass er so gedemütigt wird wie ich.", damit ging ich zügig die Treppe hoch in mein Zimmer.
Aus meinem riesigen Wandschrank suchte ich mir andere Klamotten und legte sie auf mein weißes Boxspringbett. Dann ging ich samt Ladekabel und Handy ins Badezimmer.
Vierzig Minuten später fühlte ich mich nicht nur besser, ich sah auch wieder menschlich aus.
Schnell zog ich meine olive grüne Jeans und ein schwarzes Cold-Shoulder Top an und rannte nach unten.
Leider genau in dem Moment, in dem mein Vater ins Wohnzimmer kam.
Einige Sekunden sahen wir uns nur finster in die Augen, dann nickt er harsch zur Begrüssung. Etwas herzlicheres konnte man von ihm nicht erwarten.
Um einem weiteren Streit zu entfliehen ging ich in Windeseile wieder rauf und nahm mir eine kleine Tasche für mein Handy, Geld und den Schlüssel.
Just als ich mein Handy einpacken wollte, leuchtete es auf und zeigte mir eine neue Mitteilung.
》Redebedarf. Derek's Loft. Isaac《
Sind wir jetzt in James Bond?
Augenrollend tippte ich 》Mach's nicht so geheimnissvoll. Man kann auch mehr als drei Wörter schreiben, das kostet nicht extra oder so. Wo und wie soll ich sein Loft bitte finden?《 zurück.
Sekunden später kam eine neue SMS. 》Ich bin dort und ich bin dein Alpha, du wirst mich immer finden. Folg deinem Bauchgefühl und deinem Geruchssinn.《
Lief das jetzt immer so ab?
Augenrollend packte ich das Handy ein und ging wieder nach unten. Dad war glücklicherweise nicht da, also konnte ich ohne Probleme ins Wohnzimmer gehen.
,,Holly, ich habe heute ziemlich viel vor. Ich hoffe, euch beide stört das nicht."
Meine Stiefmum sah meinen Bruder an. Der überlegte kurz und nickte dann. ,,Okay, Alec hat auch nichts dagegen.", lächelte sie. ,,Aber ruf an, falls du nicht zu Hause schläfst."
,,Ja klar, mach ich. Bis später!"
Holly hob ihre Hand und wunk mir nach. Ihre weiß lackierten Nägel blitzten im Licht auf.
Sie war eine tolle Frau und ich hatte sie von Anfang an gemocht, genau wie Alec. Mit ihren blonden Haaren, den blauen Augen und der zierlichen Figur war sie eine Augenweide. Mit ihr konnte man über alles reden. Holly war ein Multitasking Talent und dachte immer zuerst an uns. Alles in allem war sie das beste, was uns Hanson-Geschwistern psssieren konnte. Und Dad und sie liebten sich wirklich sehr.
Mein Geruchssinn führte mich geradewegs zu der Tür eines Lofts ausserhalb der Stadt. Ich war etwas überrascht, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich meine Wolfskräfte so bald einsetzen konnte. Vielleicht klappte das nur bei Isaac.
Mühsam schob ich die Tür auf und trat ein.
[1666 Wörter]
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